Kapitel 3

Ich habe mich noch nie bei meiner bequemen Leinenhose bedankt. Aber wenn wir zurückkommen, wird das auf jeden Fall das Erste sein, was ich tun werde. Eins muss man Angelina wirklich lassen - nähen kann sie.

Diese kurze Hose aus der Stadt, welche wir angezogen haben, damit wir nicht auffallen, ist zwar nicht unbequem, aber da ist so ein dummes Schild drin, welches juckt und das T-Shirt klebt nass an meiner Haut. Die Kleidung von mir Zuhause hat sich nie so unangenehm angefühlt, selbst an den heißesten Tagen nicht. Das liegt wahrscheinlich an dem unterschiedlichem Material, aber wenn ich ehrlich bin, habe ich nie das Bedürfnis gehabt, mich mit der Kleidung aus der Stadt zu beschäftigen.

Bei fünfunddreißig Grad und wolkenlosem Himmel über eine Müllhalde zu laufen ist genauso spaßig, wie die Toilette zu leeren. Diese stinkt wahrscheinlich ähnlich schlimm wie ich, dank des Schweißes und des Mülls zusammen. Ich hatte diesen Monat bis jetzt jedoch Glück gehabt und musste den Kasten nicht ausleeren. Oma hat mir früher immer davon erzählt, dass die Toiletten ihrer Jugend das genaue Gegenteil von nachhaltig gewesen sind. Denn anstatt die Ausscheidereste nach Urin und Verdautem zu trennen, wurde alles zusammen mit Trinkwasser runtergespült.

Wir benutzen mittlerweile ein System, das kein Wasser braucht - der Urin wird getrennt getrocknet und dann weggeworfen, der Rest wird als Dünger oder Humuserde genutzt.

Allein bei dem Gedanken daran verfliegt jeglicher Hunger, den ich gerade eben noch gehabt habe.

»Und was genau machen wir hier jetzt?«, frage ich. »Denn wenn wir uns Müll ansehen wollten, hätten wir auch die Sammlung von Tante Josetta anschauen können.«

»Sei doch nicht so gemein zu Josetta. Sie experimentiert eben gerne mit Resten und versucht diese wiederzuverwenden.«

Auch wieder wahr. Manches ist und bleibt Müll, aber meine Oma hat mir erzählt, dass sogar unser eigenes Haus aus Müll und Resten gebaut wurde. Und so, wie sie dabei geschwärmt hat, wird schon etwas dabei sein. *

Meine Mutter stapft weiter über die Halde und sagt dann zu mir: »Kommen wir zu dem Punkt, weshalb wir hier sind.

Das hier ist eine Müllhalde unserer heutigen Gesellschaft. Des Regimes. Siehst du diesen ganzen Müll? Die verschwendeten, noch funktionierenden Sachen? Die einfach weggeworfen wurden?«

Mein Blick bleibt an den ganzen technischen Geräten hängen, die es bei uns nicht gibt und von deren Existenz ich bis jetzt auch nichts gewusst habe.

»Hier ist das, was die Gesellschaft hinterlässt«, fährt meine Mutter fort. Sie ist mal wieder total in ihrem Element und ich versuche erst gar nicht, ihren Redeschwall zu unterbrechen.

»Vor vielleicht fünfzig Jahren, so sagte deine Großmutter immer, gab es tatsächlich einen Rückgang des menschlichen Konsums. Menschen haben angefangen, Sachen wiederzuverwenden, Altflaschen zu sammeln und auf Sachen zu verzichten. Das aber nur, weil es nicht anders ging. Und dann kamen die Katastrophenwellen, kurzum die Auswirkungen des Klimawandels. Die Auswirkungen, die sowieso auch schon länger sich angekündigt haben, die nur niemand so wirklich wahrhaben wollte. Mit den schnellen Veränderungen kam das Klima, wie wir es heute kennen. Das Klima, wie es sich jetzt immer noch ändert. Es ist ein dauerhafter Prozess. Dürren, Überschwemmungen, Unwetter, Krankheiten. Und das hat...«

»Ja ich weiß«, unterbreche ich Mama. »Ich habe im Geschichtsunterricht aufgepasst. Das hat Flüchtlingsströme ausgelöst, weil Menschen nicht mehr da leben konnten, wo sie wollten und es gab ein weltweiten Bevölkerungsrückgang, weil es zu wenig Essen gab und manche den Bedingungen nicht gewachsen waren, wobei es mehr die ärmeren Menschen getroffen hat.«

»Sehr gut. Ich sehe, du hast aufgepasst. Und du weißt auch, was durch den Bevölkerungsrückgang ausgelöst wurde?«

»Dass man wieder Sachen im Überfluss hatte?«, frage ich.

»Genau. Man konnte es sich wieder leisten, alles zu haben, was man haben wollte, man konnte sich wieder leisten, ohne Gedanken an die Umwelt zu leben, auch weil wir hier noch ein bisschen vom Wandel verschont sind, Australien zum Beispiel ist fast überall unbewohnbar, wie du weißt. Deswegen konnte man vergessen.«

»Also schließen wir daraus, dass wir nichts gelernt haben.«

»Genau. Vor allen Dingen, weil der Klimawandel nicht vorbei ist und mit diesem Konsum nur noch beschleunigt wird, wenn auch jetzt nicht mehr ganz so stark, weil es nicht mehr so viele Menschen gibt. Aber wer weiß, welche unvorhersehbaren Veränderungen noch kommen könnten? Der Golfstrom, die Gewalt der Natur, die Tiere, die Krankheiten, alles.«

»Okay, gut, aber können wir zum Punkt kommen. Was machen wir jetzt hier?«

»Wir suchen uns jetzt ein Fahrrad aus und fahren weiter zur Stadt«, sagt Mama.

»Was? Einfach so? Umsonst?«, frage ich.

»Genau. Denn diese werden sonst sowieso einfach so weggeworfen, dabei sind sie teilweise brandneu. Los gehts, mein Gürkchen.«

Geschlagene sechs Fahrräder, einen Kühlschrank und drei Handys später haben wir ein Fahrrad gefunden, worauf ich gut fahren kann. Den meisten Kram hätte ich am liebsten mitgenommen.

»Haben wir hier auch unsere Waschmaschine her?«, frage ich. Denn tatsächlich haben wir eine, was nicht bei allen im Dorf der Fall ist.

»Ja, die haben wir uns hier geholt, auch wenn wir Glück hatten. Aber jetzt lass uns losfahren, wir werden sowieso noch lang genug brauchen.«

Also beginnen wir nach dem einstündigen Marsch hierher mit unserer Fahrradtour. Wenn das noch lange so weiter geht, werde ich durch und durch fertig sein. Fertig für vor allen Dingen eine Sache: Ein bequemes, kuscheliges Bett...

Stadtessen fahren wir durch das Abgefahrenste, was ich je gesehen habe. Habe ich mir aufgrund alter Filme meiner Großeltern schon so einiges unter der Stadt vorgestellt, so wird diese Vorstellung von der Realität dreifach übertrumpft. Die Häuser, die Ampeln, die vielen Menschen, die unterschiedlichen Gerüche ... Nein, das ist eher der kritische Punkt. Die Gerüche sind ungewohnt. Zwar riecht es irgendwie gut nach Essen, aber gleichzeitig fehlt etwas.

Es riecht nicht nach frischen Pflanzen, nicht nach frisch gemähten Rasen, nicht nach Rosen oder Lavendel. Stattdessen nach etwas, was ich nicht ganz einordnen kann. Die Hitze flimmert über dem schwarzen Asphalt der Straße, sodass es mich nicht gewundert hätte, wenn ich hier drauf ein Spiegelei braten hätte können.

Ich habe mich schon über die Hitze im Dorf beschwert, aber hier ist es noch viel schlimmer. Wahrscheinlich liegt das eben vor allem an dem Asphalt und dem Beton, sodass die Hitze nicht wirklich weg kann.

Aber meine kleinen Beschwerden über die Hitze werden sofort wieder von den vielen Eindrücken und Menschen abgelenkt. Die Häuser, das Leben. Aber dennoch stört mich etwas. Dann sehe ich es.

Weiter weg, an der Straßenkreuzung sehe ich, wie ein junger Mann lautstark auf einen Polizisten einredet, welcher ein kleines Gerät in der Hand hält. Mit zusammengekniffenen Augen beobachte ich die Szene. Verstehen kann ich aufgrund des Lärmes um mich herum natürlich nichts. Eine Frau, die mir davor nicht aufgefallen ist, schlägt weinend auf den Polizisten ein. Dieser fährt herum und stellt sie mit dem Gerät in der Hand ruhig. Bei dem Anblick des Schmerzes in ihrem Gesicht verkrampft sich mein Herz. Sie sinkt augenblicklich zusammen und der Polizist legt ihr Handschellen an. Der andere Mann ist nun sichtlich aufgebracht. Geschriehene Wörter übertönen die anderen Geräusche nun doch und entfachen wie die Funken eines Feuers bei den Umstehenden einen Tumult.

»... NIEMALS mit ... davon ... ! NIEMALS! WIR MÖCHTEN FREIHEIT!« Der Satz hebt sich von allen anderen ab, denn die Tränen, und das Kratzen der überstrapazierten Stimmbänder geben ihm Verzweiflung und Entschlossenheit in einem.

Mehr bekomme ich leider nicht mit, denn wir fahren weiter, bis wir diese Straßenkreuzung lange hinter uns gelassen haben. Was hat der Mann gewollt? Warum hat der Polizist die Beiden verhaftet? Worum ging es? Sind sie vielleicht Teil der Rebellion? Oder einfache Passanten, die sich nach Meinung des Regimes etwas zuschulden haben kommen lassen?

In meinem Bauch staut sich eine unglaubliche Wut an. Wie kann man nur so grausam sein? Wie können so wenige Menschen, die von dem Regime profetieren, dafür sorgen, dass allen anderen das Wertvollste - die Freiheit - fehlt? Warum hat der Polizist kein Mitgefühl? In meinem Kopf formt sich immer mehr der Entschluss, gegen das Regime irgendwas zu bewirken, mag es kosten, was es wolle. Wenn ich denn überhaupt die Chance dafür bekommen würde.

So in meinen Gedanken versunken, werde ich plötzlich von einer verärgerten Stimme aus den Gedanken gerissen.

»Hey, pass doch auf! Hier ist ein Zebrastreifen, du Touristin!«

»Sorry ...«, murmele ich, während ich noch mehr Wut in meinem Bauch sich zusammbrauen spüre. Pass doch selber auf ...

Meine Mutter fährt neben mich und sagt: »Da musst du immer anhalten und die Fußgänger, die rüber wollen, vorlassen.«

Plötzlich ertönt ein lautes Hupen hinter uns und ich wäre vor Schreck fast vom Fahrrad gefallen.

»Scheiß Frauen, könnt ihr nicht hintereinander fahren?«, brüllt uns der Autofahrer entgegen und überholt dann schwungvoll.

»Scheiß Autofahrer! Kannst du uns nicht vorwarnen, bevor du hupst! Pass besser auf, bevor du ein Unfall baust - dein protziges, stinkendes Auto könnte ja kaputt gehen!«, brülle ich zurück und lasse mein angestautes Temperament an ihm aus. Das Auto legt vor uns eine Vollbremsung hin und der Autofahrer steigt aus. Oh oh ...

»Ihr behinderten Nutten! Ihr habt nichts auf den Straßen verloren. Geht nach Hause an den Herd, wo ihr hingehört!«, krakelt der Typ selbstgefällig und bebt vor Wut am ganzen Körper. Ich sehe das schmerzverzogene Gesicht der Frau, die von dem Polizisten verhaftet wurde vor mir und meine Sicherungen brennen durch.

»Wo wir hingehören? Sag mal gehts noch?!«

Wahrscheinlich ist mein Kopf knallrot und ich spüre, wie ich in meinem Element bin. Der Typ hat es darauf angelegt, mich zu provozieren, dieser frauenverachtende Schweinehund. So treu dem Regime unterworfen und fühlt sich deswegen im Recht, Frauen anzuschnauzen. Dabei ist zumindest die Gleichberechtigung fortgeschritten. Wie schön, dass alle Menschen den gleichen Scheiß durchgehen müssen. Während Mama hinter mir stehen bleibt, kommt der Typ langsam auf uns zu.

»Wag das nicht! Ihr Frauen seid doch erst dran Schuld, dass wir hier sind, wo wir sind! Eure Dummheit verpestet die Luft!«

Aus dem Augenwinkel kann ich erkennen, dass sich ein kleiner Kreis aus Schaulustigen um uns bildet. Der Autofahrer hat es nicht anders gewollt. Er muss wohl damit auskommen, dass ich ein richtiges Wortgefecht führen werde. Und da verliere ich selten und ungerne.

»Aha? Unsere Dummheit? Bis jetzt war mir nicht klar, dass Dummheit die Luft verschmutzt, aber doch, jetzt wo du es sagst, damit könntest du Recht haben. Ich habe ja direkt vor mir ein Beispiel.» Ich werfe einen Blick auf sein Auto. Mit etwas Glück habe ich Recht, dass es ein Verbrennungsmotor ist. Denn das Modell kommt mir bekannt vor, was wiederum bedeutet, dass es schon länger existieren muss. »Du bist dumm genug, um nicht zu wissen, dass du gerade mit deinem immer noch laufenden, veralteten Dieselotor ekelhaft viel Schmutz in die Luft pustest«, rufe ich und die Zuschauermenge stimmt mir murmelnd zu. Ich fühle die Genugtuung, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege. Der Gestank spricht allerdings auch für sich. Zum Glück hat mir Mama mal erzählt, dass im Regime größtenteils keine Verbrennungsmotoren mehr genutzt werden, sondern auf Wasserstoff zurückgegriffen wird. Elektromobilität hat sich nicht durchgesetzt, aufgrund der teuren und knapp vorhandenen Ressourcen für die Batterie.

»Veralteter Motor, veraltetes Auto, veraltete Denkweise«, bringe ich alles auf einen Punkt und setze mein siegessicheres Lächeln auf. Meine Wut, mein Bedürfnis, es rauszulassen, hat sich gelegt und ich spüre nur noch den Adrenalin-Kick, den ich jedes Mal nach einem gelungenen Wortgefecht bekomme.

Die Augen von dem Frauenfeind huschen von mir zu den Zuschauern, die ihn belustigt anschauen. Jetzt, so purpurrot und schnaubend, könnte er einem fast leidtun. Mit einem letzten »Schlampe« dreht er sich um und verschwindet in seinem Auto.

»Lavita!«, zischt mir meine Mutter zu, als ich immer noch keine Anstalten mache, zu gehen. »Komm jetzt, du hast schon genügend Aufmerksamkeit auf dich gezogen!«

Mit einem Schlag wird mir klar, dass es vielleicht nicht die klügste Idee gewesen ist, den Autofahrer fertig zu machen. Nicht, dass er es nicht verdient hatte, aber unbemerkt war es definitiv nicht geblieben. Da kann ich nur hoffen, dass so eine Stadt genügend Inhalte liefert, dass die Leute nicht immer über das Gleiche reden wie bei uns im Dorf.

Nur hat diese Unterdrückung und der Schrei nach Freiheit, der sich in meinem Kopf festgesetzt hat, so eine Verabscheuung des in mir Regimes verursacht, dass ich nicht anders konnte, als sie an ihm auszulassen.

Doch jetzt mache ich mich umso mehr auf meinem Fahrrad klein und versuche nicht aufzufallen. Durchschnittlich zu sein. Mich anzupassen.

Die Häuser sind mittlerweile schon so groß, dass ich mich sowieso immer kleiner fühle. Zwar habe ich aus Filmen schon sehr viel höhere Hochhäuser gesehen, aber diese Höhe hier reicht schon, um mich zum Staunen zu bringen. Die Imposanz von Penthesilea beeindruckt eben vor allem jemanden wie mich, der aus einem Dorf am Arsch der Welt stammt.

Als wir in eine kleine, unauffällige Seitenstraße biegen, begrüße ich den Schatten, der gleichzeitig angenehme Kühle mit sich bringt. Vor einem Hauseingang bleiben wir endlich stehen.

»Was jetzt?«, frage ich.

»Wir klingeln - was sonst?«, fragt meine Mutter zurück und drückt - bitte dramatische Musik vorstellen - den Klingelknopf. Ganze dreißig Sekunden spielt sich in meinem Kopf das Intro von Fluch der Karibik ab, als ich vor Spannung den Atem anhalte. Dann, endlich, ertönt eine Stimme aus der Anlage und ich kann zu der Hauptmelodie übergehen.

»Hallo?«, fragt eine Frauenstimme.

Mama antwortet knapp mit: »Wir kommen für die gelben, blauen Socken.«

»Okay, kommt rein«, sagt die Unbekannte und noch kühlere, erfrischende Luft schlägt uns entgegen. Die Fahrräder nehmen wir mit rein und stellen sie in den Hausflur.

»Was hat es mit den gelben, blauen Socken auf sich?«, frage ich.

»Das ist unser Code, so wissen sie, dass wir es sind«, erwidert meine Mutter.

Junge, Junge, das sind Treppen. Ich dachte, ich würde erleichtert über das kühle Innere sein, aber ich habe nicht erwartet, ganze elf Stockwerke nach oben laufen zu müssen. Elf ist zwar eine schöne Schnapszahl, aber für mich hätten zehn weniger auch gereicht.

Oben öffnet uns eine hübsche, junge Frau.

»Kommt rein! Du bist also Lavita«, sagt sie zu mir und meint dann: »Ich bin Quentine, freut mich, dich auch endlich kennenzulernen!«

»Okay...?«, erwidere ich und meine dann: »Schön auch dich kennenzulernen, Quentine.«

Ich verkneife mir zu erwähnen, dass ich keine Ahnung habe, wer sie ist. Mich beschleicht das Gefühl, dass meine Eltern vergessen haben, mir von ihr zu erzählen, aber ihr viel über mich erzählt haben. Aber ich halte meine große Klappe, ich will mich nicht gleich am Anfang unbeliebt machen. Dafür würde ich sicher später noch die Gelegenheit bekommen.

»Wow«, ist alles, was ich rausbekomme. Diese Wohnung ist wie... Diese ganzen Luxuswohnungen aus Filmen. Dass die aber in echt existieren, hätte ich nie gedacht. Da ist eine Bar mit diesen schicken Stühlen, ein fettes Sofa mit... einem großen Flachbildschirm und dann noch dieser flauschige Teppich! Von der Decke hängt eine wahrscheinlich selbstgebaute Lampe, die Sitzecke am Rand ist aus Paletten, auf denen Felle ausgebreitet sind. Okay, vielleicht stehen Paletten und Luxus ein bisschen im Gegensatz, aber es sieht einfach total schick aus. Und die Fenster, wow, dieser Ausblick! Hier aus dem oberen Stockwerk kann man wunderbar über die Stadt schauen, zumindest soweit, wie es das andere Hochhaus zulässt. Und es ist angenehm kühl hier drin. Ich komme gar nicht mehr aus dem Staunen raus. Schnell mache ich ein Foto, bevor es mir jemand verbieten kann.

»Tut mir leid, dass unsere Wohnung so altmodisch ist. Aber wir mögen die neuen Einrichtungen alle nicht so«, erklärt Quentine, als sie meinen Blick bemerkt.

»Was? Ich liebe es! Wirklich!«, rufe ich und deute dann auf ein Ding, was an der einen Wand steht. Es hat komische Schnüre, ein komisches spitzes Ding und erinnert mich ein bisschen an eine Foltermaschine. »Und was ist das?«

»Das ist ein Gesundheitsstand-Messer«, mischt sich ein Mädchen, was gerade eben aus einem anderen Zimmer herausgetreten ist, ein.

»Hey! Ich bin Lavita«, stelle ich mich vor und halte ihr meine Hand hin. Meine Laune steigt um einiges bei dem Gedanken daran, dass ich nicht nur mit zwei erwachsenen Frauen in der Stadt chillen werde.

»Zoey, Quentine ist meine Mutter«, erwidert sie und schüttelt meine Hand. »Willst du es mal ausprobieren?«

»Ähm was genau?«, frage ich etwas verwirrt.

Sie zieht mich zu der Gesundheits-Dingsda-Maschine. »Na, den Gesundheitsstandmesser.«

»Wehe ich werde am Ende gefoltert, damit mein Freund Luke in deine Falle tritt und du ihn für deine Pläne gewinnen kannst!«, warne ich lachend.

»Wer ist Luke?«, fragt Zoey, während sie mir eine Schlaufe um mein Handgelenk macht.

»Na, Luke Skywalker!« Als ich ihren fragenden Blick sehe, ergänze ich: »Star Wars?«

»Ach dieser alte Schinken!«, ruft sie lachend. »Das schaut doch kein Mensch mehr!«

»Was? Das glaube ich dir nicht! Wie kann man kein Star Wars geschaut haben?!«, rufe ich empört und will mit meinem Arm fuchteln, stelle aber fest, dass der schon an einer Schnur ist. »Nein! Lando, du hast mich verraten!«, rufe ich und will mich befreien.

»Wer ist jetzt schon wieder Lando?«, fragt Zoey. Ich schüttle den Kopf. »Egal, mach weiter.«

»Okay, du musst jetzt ganz still dastehen und dich nicht bewegen«, sagt sie, während sie ein Ding an meinen Kopf bringt. Dann drückt sie auf einen Knopf. Das Ding fährt um meinen Schädel herum, während an meinem Handgelenk etwas drückt.

»Gib mir deinen Finger«, befiehlt Darth Vader a.k.a. Zoey und nimmt sich meinen Finger, um ihn auf ein weiches Pult zu drücken. Widerstandslos ergebe ich mich dem Würgegriff von Vader und bleibe still stehen. Plötzlich pikst mich etwas Spitzes in meinen Finger. »Autsch!«, stoße ich aus und will meinen Finger wegziehen, aber die Macht ist nicht auf meiner Seite. Dann, nach ein paar weiteren Sekunden im Würgegriff, werde ich endlich befreit und stolpere aus der Foltermaschine.

Ergebnis der ganzen Operation: Meine Werte sind überdurchschnittlich gut. Kein Eisenmangel, kein Vitaminmangel, kein was-weiß-ich-noch-Mangel. Nur mein Puls ist ein bisschen zu schnell gewesen. Leider zeigt das Ding keinen Midichlorianerwert an.

»Dass mein Puls erhöht war, lag daran, dass ich gerade erfahren habe, dass du noch nie Star Wars geschaut hast!«, sage ich und Zoey lacht.

»Vielleicht werde ich das noch nachholen. Mein Bruder will mich sowieso schon länger dazu bringen.« Sie setzt sich neben mich auf die Paletten-Sitzecke.

»Du hast einen Bruder?«, frage ich verwirrt und sie antwortet: »Ja, Lewis. Er ist ... nett ... manchmal« Ich lache und sie fällt ein. »Wie Brüder nunmal sind«, erwidere ich und denke an den kleinen Emil, der mich auch so manchmal schon genervt hat.


*Wissenskapitel unter „Häuser aus Müll" (noch in Arbeit)

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