Leseprobe
Hello! Schön, dass du hier bist :) Ich kann es noch gar nicht glauben, dass "Bursting Darkness" jetzt endlich verfügbar ist!
10 lange Jahre hat es gedauert, bis ich das Buch mal fertig geschrieben habe haha. :D
Falls du das Wattpad-Buch noch kennst – i love you. Wenn du das Wattpad-Buch nicht kennst und hier bist – i love you.
Ich freu mich sehr über euer Feedback! Aber hier kommt jetzt erstmal eine Leseprobe. :)
*
Eine Träne der Wut lief über Rosies Wange. Verdammt, sie hatte nicht weinen wollen! Sie hasste es, dass ihr Gemüt zu sanft für Konfrontationen jeglicher Art war.
„Du hast mir überhaupt nichts zu sagen!", schleuderte sie ihm entgegen. Ihre Stimme überschlug sich am Ende ihrer trotzigen Aussage.
„Du bleibst hier."
„Ich will aber nicht hierbleiben!", gab Rosie beinahe schon verzweifelt zurück. „Du machst doch–"
„Das ist mir egal, ob du das willst oder nicht. Er hat zu mir gesagt, dass du hierbleiben sollst, also tust du das bitte."
„Du hast mir gar nichts zu sagen!"
Das sah ihr Bruder eindeutig anders. Eine seiner Augenbrauen wanderte nach oben.
„Du wohnst bei mir, du isst das Essen aus meinem Kühlschrank, du bist achtzehn, du bleibst bitte hier. Ganz einfach."
Die Stimme ihres Bruders war ruhig. Erschreckend und angsteinflößend ruhig. Und die Höflichkeit, die er seiner Schwester immer noch entgegenbrachte, jagte Rosie einen Schauer den Rücken hinunter.
Seine dunklen Augen hatten die seiner Schwester fixiert, doch das schüchterte Rosie weder ein noch änderte sich etwas an ihrem Vorhaben. Und erst recht nichts an ihrer Wut und Verzweiflung.
„Dann ziehe ich eben aus!", gab sie jammernd zurück. „Dann suche ich mir eben ein Hotelzimmer oder eine Wohnung und fertig!"
Er schnaubte kaum hörbar.
„Genau. Das möchte ich sehen, wie du fähig bist, allein zu leben, Rosalie."
Sie ignorierte seinen Seitenhieb.
„Oder noch besser, ich ziehe direkt bei Bryan ein!"
Ein Muskel an seinem Kiefer zuckte gefährlich.
„Setz dich bitte hin und halt bitte die Klappe."
Es war nur noch ein Wispern.
Damit gab er Rosie den Rest.
„Ich muss da heute aber hin! Du verstehst das nicht!", schniefte sie, riss die Tür auf und verließ die Wohnung ihres Bruders über den Fahrstuhl, der direkt bis zur Tür der Penthouse-Wohnung fuhr.
Schwer atmend lehnte sie sich gegen die Wand des Fahrstuhls und betrachtete sich selbst im Spiegel gegenüber. Sie schluckte schwer bei ihrem aufgewühlten Anblick und versuchte, ihre langen braunen Locken mit den Fingern zu kämmen und zu ordnen, während der Fahrstuhl sie 17 Stockwerke nach unten ins Erdgeschoss fuhr.
So lange hatte sie außerdem Zeit, ihren Puls wieder zu beruhigen. Unten wartete Bryan im Taxi auf sie.
Rosies Blick verfinsterte sich noch einmal, als ihre Gedanken wieder zu ihrem Bruder zurückwanderten. Er hatte ihr nichts zu sagen. Absolut nicht. Es war ihr Leben. Und da hatte er keine Entscheidungen zu treffen.
Genau genommen kam die Anweisung ja nicht von ihm, doch Rosie versuchte krampfhaft, daran nicht zu denken. Es war einfacher, ihre Wut auf ihren Bruder zu projizieren, als sich mit ihrer Angst, erwischt zu werden und den Ärger ihres Lebens zu bekommen, zu befassen.
Wenn er rauskriegen würde, dass sie heute Nacht in einen Club mit einem gefälschten Ausweis gehen würde, da sie ja noch keine 21 war, würde er ihr den Kopf abreißen.
Mit ihm meinte sie nicht nur ihren Bruder. An ihren Dad wollte Rosie überhaupt nicht denken.
Doch Rosie würde sich mit ihrem schlechten Gewissen und der besagten Angst morgen befassen.
*
Genervt öffnete Ria die Augen einen Spalt breit, als sie jemand grob mit dem Schuh in die Seite stupste.
„Ria, jetzt komm endlich!"
„Mein Gott", schnaubte sie grummelnd.
Für einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, Khadijas Fuß festzuhalten und sie zum Fall zu bringen, doch sie ließ es.
Ria rollte sich herum und blinzelte in das helle Licht einer Taschenlampe, die ihr gnadenlos ins Gesicht gehalten wurde. Bevor Ria Khadija anfahren konnte, dass sie ihre Scheiß Lampe woanders hinhalten sollte, war das Licht schon verschwunden. Khadija hatte ihr den Rücken zugedreht und war davongegangen.
Vielleicht hätte ich doch ihren Fuß festhalten sollen.
Dank des Lichts sah Ria jetzt nur noch helle Punkte in der Dunkelheit und konnte nicht erkennen, wo Khadija war, aber das brauchte sie auch nicht, denn sie konnte die Schritte ihrer Stiefel, die sich immer weiter entfernten, noch hören.
Ria erhob sich von der dünnen, schmutzigen Matratze, die in der leer stehenden, widerlichen Lagerhalle auf dem Boden lag.
Coco, die sich an sie geschmiegt hatte wie ein kleines Kätzchen, schlief schon fast. Sie hatte sich bewegt, als der Körperkontakt zwischen ihnen abgebrochen war.
Ria wollte sie nicht aus ihrem Halbschlaf aufschrecken, also gab sie ihrer kleinen Schwester nur einen Kuss auf die Wange und murmelte: „Gute Nacht, Darling" und drehte ihr den Rücken zu, gedanklich schon beim Vorhaben der bevorstehenden Nacht.
„Ria?" Cocos verschlafenes Stimmchen erklang hinter Ria.
Ein Schauer fuhr ihr über den Rücken. So müssen Engel klingen.
„Ja?", fragte Ria und drehte sich zu ihrer kleinen Schwester um.
Sie zwang sich ein halbes Lächeln ins Gesicht und kniete sich auf die Matratze neben Coco. Sanft fuhr sie ihr über die kurzen schwarzen Haaren.
„Was macht ihr heute?", fragte Coco leise und sah sie mit ihren großen Augen mühsam blinzelnd an.
Ria zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Wenn du aufwachst, bin ich wieder da", versprach sie ihr.
„Geht Khadija auch mit?", fragte Coco weiter.
Die Kleine machte Anstalten, sich aufzurichten, weswegen Ria ihr schnell noch einen Kuss auf die Stirn drückte.
„Ja. Die Zwillinge sind vorne, wenn etwas ist."
„Bleiben sie hier?"
„Ja. Nayeli und Essie bleiben hier. Du bist niemals allein, mein Schatz. Schlaf gut."
Ria stand schnell wieder auf und verließ den kleinen, mit Pappwänden improvisierten Raum, bevor ihre kleine Schwester noch einmal etwas fragen und ihr noch ein schlechteres Gewissen machen konnte.
Hinter der Pappwand blieb Ria für einen Moment stehen. Das ist kein Umstand. Wir können hier nicht bleiben. Scheiße. Sie ließ den Blick durch die versiffte Lagerhalle wandern. Maya hat recht. Zum Teil.
Mit finsterem Blick schob sie den Gedanken an Mayas besorgtes Gesicht beiseite und verließ die Lagerhalle über die Betontreppe nach unten. Sie ließ die schwere Eisentür hinter sich zufallen.
„Na, geht doch!"
Khadija lehnte neben der Tür an der Wand der Lagerhalle und betrachtete Ria von der Seite. Sie stieß sich von der Wand ab und schob sich die wasserstoffblond gebleichten Haare über die Schulter auf den Rücken.
„Ich dachte schon, du bewegst deinen Knackarsch nie hier runter."
Genervt sah Ria in Khadijas grinsendes Gesicht und verdrehte die Augen.
„Jetzt komm, sonst macht Taro uns das Leben zur Hölle!"
Das macht er sowieso.
Khadija zog am Ärmel von Rias zerschlissener Jeansjacke und sie folgte ihr unfreiwillig durch die abendliche Dunkelheit der Großstadt.
Als Khadija Taros Namen erwähnte, zog sich Rias Magen schmerzhaft zusammen und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie fühlte sich, als würde sie sich jeden Augenblick übergeben müssen.
Verdammt, Khadija hat recht, er wird heute wieder da sein... Shit.
Shit, sie hatte es noch nicht herausgefunden. Taro wird mir die Hölle heiß machen...
„Bist du eigentlich schon an Infos rangekommen?", fragte Khadija, als hätte sie Rias Gedanken gehört, und hakte sich bei ihr ein, während sie durch die dunklen, abgefuckten Gassen zur Subway-Station liefen.
„Nein", gab Ria tonlos zurück und starrte durch die Dunkelheit.
„Fuck", kam es leise von Khadija zurück, „er hat das doch schon letzte Woche zu dir gesagt!?"
Ria verzog keine Miene. Ja, Taro hatte sie letzte Woche schon darauf angesetzt, an diese Infos zu kommen, da hatte Khadija recht.
„Ich kriege das schon hin", sagte Ria zuversichtlich und kurz angebunden und meinte das auch so.
Sie hatte ihre Mittel und Wege, und bisher hatte sie alles hingekriegt, was der Psycho von ihr verlangt hatte. Vielleicht würde es jetzt erst einmal unangenehm werden, aber Taro würde sich schon wieder einkriegen. Nachdem er sie verprügelt hatte oder er ihr die Haare abgeschnitten hatte oder ihr ein Brandzeichen auf den Arm gebrannt hatte oder welche durchgeknallte Scheiße er eben diesmal bringen würde.
Ria schluckte schwer, als sie an den kahlrasierten Typen mit den Tattoos am ganzen Körper inklusive Gesicht dachte.
Es war seine Gang, in der sie Mitglieder waren. Eine Straßengang in den Tiefen New Yorks.
Golddevil.
Weil er sich für den König der New Yorker Unterwelt hielt.
Damals, als Ria mit Coco aus dem Waisenhaus abgehauen war, hatten sie erst ein paar Tage unter einer Brücke geschlafen, bis Khadija sie in einem Shop beim Klauen aufgegabelt hatte.
Bis Taro sie in die Gang aufgenommen hatte.
Sie war ihm damals einfach nur verzweifelt und deswegen dankbar gewesen, dass er ihnen Hilfe angeboten hatte, weswegen sie sofort, ohne auch nur einen weiteren Gedanken zu verschwenden, bei ihm in die Golddevil-Gang eingestiegen war.
Was einem allerdings niemand als Waisenkind, das gerade aus einem Waisenhaus abgehauen war, beibrachte: Steig in eine Straßengang ein und du kommst dort nicht mehr raus. Du verkaufst deine Seele oder das, was davon noch übrig war, an diese Gang. Sie war dein Ein oder Alles.
Hätte sie das gewusst, hätte sie vielleicht anders entschieden.
Die New Yorker Unterwelt war grausam.
*
... ich hoffe, euch gefällt das Buch! :) Es ist auf Amazon als Taschenbuch und Hardcover erhältlich! <3
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