Kapitel 2: Blau wie Saphire
Am nächsten Morgen holte er schnell noch die Vorräte, die für seine Reise vorbereitet wurden und ging dann direkt zum Stall. Er sattelte sein Pferd und ritt schließlich durch die Gassen der Stadt zu den großen Toren. Bis Ithilien waren es einige Wegstunden, aber bis zum Nachmittag, wie er es Legolas versprochen hatte, würde er dort sein.
~*~
Die Sonne stand schon hoch am Himmel und näherte sich langsam dem Horizont, während Aragorn die Waldgrenze erreichte. Er ritt ein Stück in den Wald hinein, bis er von weitem schon den Elben erkannte, wie er an den Stamm eines Baumes gelehnt neben seinem weißen Hengst stand.
Als Legolas den Mann auf sich zu galoppieren sah, bildete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht. Er löste sich aus seiner Position am Stamm des Baumes und lief ihm ein Stück entgegen.
Nachdem Aragorn bei ihm angekommen war, zögerte er keine Sekunde von seinem Pferd zu springen und den Elben in eine enge Umarmung zu hüllen, auf die Legolas mit gleicher Stärke antwortete.
„Ich bin geritten so schnell ich konnte, aber dennoch scheint es fast Sonnenuntergang zu sein", flüsterte er beinahe atemlos von dem schnellen Ritt hierher.
„Bis Sonnenuntergang sind es noch ein paar Stunden, Aragorn, du bist genau dann angekommen, wann du es gesagt hast", antwortete der Elb und zog ihn in einen liebevollen Kuss.
Eine von Aragorns Händen vergrub sich im blonden Haar des Elben, um ihn weiter an seine Lippen zu halten. „Irgendwie fühlte ich mich jetzt schon frei... der Ritt bis hierher, die Bäume um mich herum und du bei mir... Wenn ich daran denke, dass es irgendwann in gar nicht so ferner Zukunft meine Aufgabe sein wird Gondor zu regieren und damit fast immer in diesen Mauern eingesperrt zu sein, weiß ich nicht, wie ich das schaffen soll..."
„Aragorn, dann wird sich vielleicht einiges ändern, aber nicht alles. Ich werde an deiner Seite bleiben, auch wenn du König bist, und dich mit all meiner Kraft unterstützen. Und auch als König kann man reisen und auch unbeschwert die wunderschönen Wälder genießen, es bedeutet nicht, dass man bis in die Ewigkeit in diesen Mauern eingeschlossen ist. Es ist egal, wie dich dein Vater jetzt darauf vorbereitet, denn er scheint offensichtlich nicht zu wissen, was dieser endlose, kahle Stein bedeutet und wie er auf einen wirkt, mit dem zusätzlichen Gewicht des Regierens auf den Schultern, aber ich weiß es, Aragorn. Du hast genau wie ich auch Elbenblut in deinen Adern, dein Vater besitzt es nicht, deshalb braucht er nicht diese Freiheit und Natur, wie wir. Und ich weiß, wie schwer es für dich sein muss, weil ich es jeden Tag in deinen Augen sehe. Doch erinnere dich immer daran: Du bist niemals allein, selbst wenn sich alle anderen abwenden, dann wirst du immer noch mich haben, denn ich werde niemals von deiner Seite weichen", antwortete Legolas und lächelte warm, während seine Finger über die Schläfe des Mannes streichelten.
Aragorn legte seine Stirn gegen die des Elben, die eben gesagten Worte zogen sich immer noch wie ein warmer Schauer durch seinen Körper. „Ich fürchte, ich finde nicht die Worte, die einer guten Antwort mächtig genug wären... Legolas, ich kann dir nur sagen, danke... Le i velethron e-guil nîn. (Du bist die Liebe meines Lebens.)"
„Ni melathog n'uir (Ich liebe dich für die Ewigkeit)", gab der Elb leise zurück und seine Lippen wurden sofort in einem leidenschaftlichen Kuss gefangen und sie verloren sich völlig in diesem Moment in ihrer eigenen Welt. Aber als Legolas seine Augen einige Zeit später wieder öffnete und aufblickte, erstarrte er.
Aragorn runzelte die Stirn über Legolas' plötzliche Reaktion, doch als er sich umdrehte, sah er den Grund. Die Lichtung, auf der sie standen, war umzingelt von Rittern Gondors, die sie wahrscheinlich nicht kommen gehört hatten, weil sie so ineinander vertieft waren. Alle hielten ihre Schwerter so, dass die beiden keine Chance hätten zu fliehen und ehe Aragorn die Ritter um ihr Anliegen fragen konnte, traten zwei der Männer in Rüstung kurz zur Seite und Arathorn kam mit seinem mächtigen Ross auf sie zugeritten.
„Mein Sohn, du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich allein, einfach so, für mehrere Monate durch Mittelerde reisen lassen hätte, oder? Mir war bewusst, dass etwas dahintersteckt, aber dass es so etwas ist, hätte ich mir selbst in meinen dunkelsten Träumen nicht gedacht!", sprach er mit kräftiger, fast einschüchternder Stimme und beobachtete, wie der Elb sich an der Seite seines Sohnes festhielt und beinahe ängstlich über die ganzen Ritter und schließlich den König Gondors blickte.
„Legolas, bleib nah bei mir, dann werden sie dir nichts tun", flüsterte Aragorn und legte seinen Arm schützend um seinen Geliebten, der in diesem Moment nicht wusste, was er tun sollte.
Der König blieb vor seinem Sohn und dem Elben stehen und blickte von seinem mächtigen Ross erhaben herab. „Ich frage mich gerade ernsthaft, ob alles, was ich dir jemals beigebracht habe, überhaupt von dir aufgenommen wurde oder ob du es scheinbar für richtiger gehalten hast, alles einfach schamlos zu ignorieren... Also Aragorn, wie kannst du so etwas nur im Entferntesten wagen?", fuhr Arathorn fort, mit dem Blick scharf auf seinen Sohn gerichtet, doch als dieser gerade antworten wollte, sprach er weiter.
„Weißt du, mir ist bewusst, dass die Schönheit der Elben weit über die der Menschen hinaus geht, ich weiß es selbst, schließlich hatte ich eine dieser wunderbaren Kreaturen als Frau, aber du... Hast dich von seiner Schönheit verführen lassen und er hat dir offensichtlich jeden Funken deines Verstandes geraubt!", schrie er nun aufgebracht und ehe seine Antwort wieder nicht zugelassen wird, erwiderte Aragorn.
„Richte das Wort nicht gegen ihn! Vater, ich will eines wissen, was, was ist für dich an dieser Form der Liebe so falsch? Was unterscheidet sie von der Liebe zwischen einem Mann und einer Frau?"
Arathorn unterbrach die Worte seines Sohnes schnell und harsch. „Schweig! Hast du schonmal daran gedacht, dass das abartig und abscheulich ist? Dies kann niemals Liebe sein, denn Liebe zwischen Männern existiert nicht! Ich habe wirklich keine Ahnung, wie oft ich es dir gesagt habe, doch augenscheinlich hast du nicht genug Verstand, um das zu begreifen! Mein ganzes Leben dachte ich, ich hätte einen wirklich würdigen Erben, einen, der ein guter Nachfolger sein wird, doch offenbar irrte ich mich. Wenn du die Wahrheit hinter meinen Worten wenigstens noch ein bisschen verstehst, dann geh jetzt sofort von ihm weg!", sagte der König mit erhobener, erzürnter Stimme, während Aragorn keine Anstalten machte, sich von dem Elben wegzubewegen, stattdessen zog er seine Arme um ihn fester.
„Ich werde mich nicht von ihm entfernen! Die Wahrheit hinter deinen Worten kann ich nicht erkennen, weil es dort keine Wahrheit gibt! Du bist derjenige, der nichts von Liebe versteht! Du bist erfüllt von deiner vernebelten Vorstellung davon und dem Anschein nach hast du auch den Tod von Mutter nach allen Jahren immer noch nicht überwunden!"
„Sprich nicht von ihr, erlaube es dir nicht, sie zu erwähnen!", gab Arathorn empört dazwischen, den die Erwähnung seiner toten Frau sichtlich schockierte, aber mit seinem zornig funkelnden Blick konnte er dies perfekt verschleiern. Die Worte seines Sohnes wurden ihm gegenüber aber immer ungehaltener, als er versuchte den Elben und sich so gut er konnte zu verteidigen.
„Oh doch, Vater, ich werde es mir erlauben, weil sie mehr Verständnis hatte als du! Sie wusste was Liebe ist und das sie weit darüber hinausgeht nur zusammen zu sein, um einen Erben zu zeugen! Sie wusste, dass es einem Herzen egal ist, wer derjenige ist, dem seine zweite Hälfe gehört und sie war sich auch bewusst, dass so eine Verbindung unheimlich stark ist!", fuhr er fort und starrte seinen Vater mit unbändiger Empörung an, weil es für ihn einfach nur unverständlich war, wie fest er auf seiner eigenen Meinung beharrte, und Aragorn wusste, dass er ihn davon nicht abbringen würde, aber dennoch redete er weiter, mit der Hoffnung, diese Situation würde doch noch ein gutes Ende nehmen.
Doch diese Hoffnung wurde mit der nächsten Aussage seines Vaters zerstört.
„Es reicht! Es ist wirklich unglaublich, wie du es dir anmaßt, so von ihr zu sprechen! Und ich schätze du willst mir erzählen, die Verbindung, die du zu dieser Kreatur hegst, eine von solcher Stärke sei? Lügen kannst du woanders, mein Sohn, und ich sage dir, wage es nie wieder so das Wort gegen mich zu erheben! Und wenn du nicht von ihm weggehst, wird er dir eben entrissen", sprach der König wütend und deutete einigen Rittern einen stummen Befehl mit einer bloßen Geste, die sofort auf die beiden zugingen.
„Nein! Geht sofort weg! Ihr werdet ihn nicht berühren!", schrie Aragorn und funkelte die Ritter an, während er Legolas nah an sich zog. „Ich werde nicht von dir weggehen...", hauchte er in das Ohr des Elben und spürte, wie der Elb seinen Kopf schüttelte.
„Wir haben keine Wahl, Aragorn... wir haben keine Wahl..."
Legolas wusste in dieser Situation nicht, was er tun sollte, obwohl er ein Krieger war und oft einer Vielzahl von Feinden gegenüberstand, war er sich auch bewusst, wenn es keine Chance mehr gab zu entkommen. Sie waren umzingelt von einem Dutzend Rittern und er begriff, dass Arathorn seinem Sohn niemals nachgeben würde, egal welche Worte er verwendet hätte.
Er wusste, dass es kein Entkommen gab und das wurde ihm im nächsten Moment klar, als vier Ritter auf sie zukamen, zwei Aragorn packten und die anderen beiden Legolas von ihm wegzogen. Der Prinz Gondors wurde auf seinen Bauch hart auf den Boden gedrückt, während man seine Arme schmerzhaft verdreht auf den Rücken hielt, damit er nicht wegkonnte.
Legolas versuchte gar nicht erst sich zu wehren, denn es würde keinen Zweck haben. Tränen liefen ihm über seine Wangen, als er Aragorns verzweifelte Rufe hörte, der sah, wie der Elb an Händen und Füßen gefesselt und dann über den Rücken seines eigenen Pferdes geworfen wurde.
„Bitte tut ihm nichts, ich flehe euch an, tut ihm nichts! Bitte...", rief Aragorn und auch er konnte die Tränen nicht aufhalten, die nun sein Gesicht benetzten. Sein Kopf sank auf den Erdboden, und er sah, durch Tränen verschwommen, wie sein Vater mit Legolas wegritt und all seine Versuche, aus dem Griff der Ritter zu entkommen und ihm zu folgen, schlugen fehl. Er konnte nichts tun, außer auf dem Boden liegend zuzuschauen, wie sich sein Geliebter immer weiter von ihm entfernte, bis er schließlich nur noch ein kleiner Punkt am Horizont war, der dann auch verschwand.
All seine verzweifelten Bitten an die Ritter, ihn loszulassen hatten keinen Effekt, er konnte sich nicht bewegen. Aragorn wusste nicht, wie lang er so gehalten wurde – für ihn waren es Stunden, und so schien er mittlerweile das Gefühl in seinen Armen verloren zu haben. Doch an dem Punkt, an dem er sich sicher war, er würde hier und jetzt bewusstlos werden, kam seine Bitte endlich an und er wurde losgelassen.
Tränen rannen über seine Wangen, als er versuchte auf die Beine zu kommen und auf sein Pferd zu zustolpern – es war scheinbar seine letzte Kraft, mit der er sich letztendlich in den Sattel hob und seinen Hengst antrieb, denn kurz darauf verlor er das Bewusstsein.
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Arathorn ist hier ein sehr liebenswerter, verständnisvoller Vater, wie man merkt...
HUST 😶😂
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