The Edge of Sanity pt.4 (chanmin)

Seungmin saß zitternd am Rand des alten, wackeligen Tisches, seine Finger krallten sich unbewusst in das raue Holz, als könnte er sich so an der Realität festhalten. Doch seine Welt fühlte sich in diesem Moment verzerrt an – verlangsamt und doch viel zu schnell. Sein Blick war starr auf das Messer gerichtet, das Chan zwischen seinen Fingern drehte. Die Klinge fing das spärliche Licht des Raumes ein und reflektierte es mit einem gefährlichen Glanz. Jede Bewegung, jedes langsame Drehen, jedes scheinbar beiläufige Spiel mit der Waffe wirkte berechnend – als würde Chan ohne Worte eine tiefere Botschaft übermitteln. 

„Weißt du, was mir an dir gefällt, Seungmin?" 

Chans Stimme war sanft, fast verführerisch, aber darunter lag etwas Dunkles, etwas Beunruhigendes. Seungmins Herz pochte hart gegen seine Rippen, und ein eisiger Schauer kroch seine Wirbelsäule hinauf. 

Chan setzte sich langsam in Bewegung. Schritt für Schritt kam er ihm näher, mit einer unerschütterlichen Ruhe, die Seungmin umso nervöser machte. Er konnte seine eigene Atmung hören – flach, zittrig –, während Chan sich schließlich vor ihm niederkniete. Die Klinge in seiner Hand ruhte federleicht auf Seungmins Knie, eine Berührung, die kaum spürbar war und doch eine lähmende Wirkung auf ihn hatte. 

„Du bist so... formbar."

Seungmin schluckte schwer, sein Hals fühlte sich trocken an. 

„Aber du verstehst das nicht, oder?" Chan lehnte sich vor, langsam, bis ihre Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Der dunkle Blick, den er auf Seungmin richtete, ließ ihn nicht los, zog ihn fast in einen Strudel aus Angst, Faszination und etwas, das er nicht benennen konnte. 

„Noch nicht." 

Seungmin spürte Chans warme Atemzüge gegen seine Haut, sein eigener Atem ging unregelmäßig. 

„Warum machst du das?" Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, brüchig vor Unsicherheit. 

Chan lächelte – ein Lächeln, das keine Wärme besaß, nur Schatten und Rätsel. Langsam hob er das Messer und zog die kühle Klinge über Seungmins Schlüsselbein. Nicht tief, nicht bedrohlich – nur eine sanfte Spur aus kaltem Metall, die seine Nerven zum Brennen brachte. 

„Keine Angst", murmelte Chan. „Ich will dich nicht verletzen. Jedenfalls nicht wirklich." 

Seungmin sollte sich erleichtert fühlen, doch die Art, wie Chan es sagte, ließ es mehr wie eine Drohung klingen als eine Beruhigung. 

Dann geschah es. 

Chan kam ihm näher. 

Seungmins Augen weiteten sich, als Chans Blick für einen Moment von seinen Augen hinunter zu seinen Lippen glitt. Ein kleiner, kaum wahrnehmbarer Moment – doch er fühlte sich an wie eine Ewigkeit. Seungmin wusste, dass das hier falsch war. Alles in ihm schrie danach, sich zu wehren, doch sein Körper fühlte sich an wie erstarrt. 

Chans Finger glitten langsam in Seungmins Haare, streichelten sanft über seinen Nacken – eine Berührung, die zu vertraut war, zu intensiv. Dann verstärkte sich sein Griff, zog ihn näher, fester, bis keine Distanz mehr zwischen ihnen blieb. 

Und dann spürte Seungmin Chans Lippen auf seinen. 

Es war kein sanfter Kuss, sondern einer, der Besitz ergriff, der keine Wahl ließ. Chans Lippen bewegten sich fordernd gegen seine, forschend, prüfend. Seungmin riss die Augen auf, sein ganzer Körper versteifte sich unter der unerwarteten Berührung. Sein Herz hämmerte unkontrolliert gegen seine Brust, während er zitternd seine Hände hob, sie langsam gegen Chans Brust drückte. Er wollte ihn wegstoßen – oder vielleicht wollte er nur Abstand, um wieder atmen zu können. 

Doch Chan bemerkte seine Absicht. 

Plötzlich verstärkte sich der Druck der kalten Klinge gegen seine Haut – nicht genug, um ihn zu verletzen, aber genug, um ihn in seinen Bewegungen innehalten zu lassen. Ein warnender Druck, eine unausgesprochene Drohung. 

Seungmins Finger zitterten, bevor er sie langsam von Chans Brust löste. Er zeigte ihm damit, dass er keinen Widerstand leisten würde. Dass er verstand. 

Chan zog sich schließlich zurück, sein Blick blieb jedoch intensiv, dunkel, forschend. Es lag etwas Befriedigendes darin, als hätte er gerade bewiesen, dass er immer die Kontrolle behielt. 

Dann brachte er Abstand zwischen sie, stand langsam auf und sah auf Seungmin herab, als würde er ihn erneut mustern – als würde er ihn neu formen wollen. 

„Nimm es." 

Seungmin blinzelte verwirrt. 

Chans Stimme war leise, aber der Befehl dahinter war unüberhörbar. Dann spürte er es – das Messer, das in seine Handfläche gedrückt wurde. Seine Finger zitterten, doch Chan umschloss sie mit seinen eigenen und führte die Klinge. 

„Berühr mich." 

Chans Stimme war ein Flüstern, eine Versuchung. 

Seungmin konnte den Widerspruch kaum ertragen – das kalte Metall in seiner Hand, Chans warme Haut darunter. Es war eine absurde, verstörende Nähe, die ihn überwältigte. 

Er keuchte erschrocken, sein Körper reagierte, bevor sein Verstand es konnte. Das Messer glitt ihm aus der Hand, fiel zu Boden und hallte laut durch den Raum. 

Chan lachte leise. Ein dunkler, amüsierter Klang, der Seungmin erschauern ließ. 

„Du bist so naiv." 

Chans Finger strichen langsam über Seungmins Gesicht, hinterließen eine Spur aus Feuer auf seiner Haut. 

„Es wäre so einfach, dich zu brechen." 

Seungmin sah mit weit aufgerissenen, ängstlichen Augen zu ihm auf. 

„Chan..." 

Ein Finger auf seinen Lippen ließ ihn verstummen. 

Chan bückte sich, hob das Messer wieder auf und ließ es spielerisch zwischen ihren Gesichtern in seinen Fingern tanzen. 

„Siehst du, wie schön es ist?" 

Dann senkte er das Messer, während seine andere Hand sich wieder Seungmin widmete. Seine Finger glitten über seinen Hals, tiefer zu seiner Brust, weiter hinunter zu seiner Taille. 

„Lass dich einfach fallen." 

Seine Stimme war hypnotisierend. 

Seungmins Atem stockte, als Chan plötzlich mit einer schnellen Bewegung nach dem Saum seines Hemdes griff. 

Ein leises Keuchen entwich ihm, sein Herz setzte für einen Moment aus – und dann hörte er es. 

Das Geräusch von Stoff, der zerrissen wurde. 

Chan hatte sein Hemd aufgeschlitzt. 

Die Klinge hatte seine Haut nicht berührt, doch es fühlte sich an, als hätte sie es. Die Luft war kalt gegen seine plötzlich entblößte Haut, und Chans Blick brannte sich in ihn hinein. 

„Siehst du, wie perfekt du für mich bist?" 

Seungmin konnte nichts erwidern, konnte nur den brennenden Blick spüren, der ihn durchbohrte. 

Dann spürte er Chans Hand an seinem Arm, ein fester Griff, der keine Widerrede duldete. Er wurde hochgezogen, durch den Raum gezerrt, bis sie vor einem alten, verstaubten Spiegel zum Stehen kamen. 

Chan stand direkt hinter ihm, seine Hände ruhten schwer auf seinen Schultern, während er Seungmins zitternden Körper im Spiegel betrachtete. 

„Schau dich an." 

Seungmins Blick blieb an seinem eigenen Spiegelbild haften. Die roten Flecken auf seiner Haut, die verwischten Spuren von Chans Berührung. 

„Niemand wird dich jemals so wollen wie ich." 

Tränen brannten in seinen Augen. 

„Sag es." 

Seungmins Lippen bebten. 

„Ich... ich bin nicht wie du." 

Chan lachte leise. 

„Oh, aber das bist du." 

Dann legte er die kalte Klinge sanft an seine Hüfte. 

„Sag mir, dass du mich willst, selbst wenn ich dich zerstöre." 

Seungmin sollte schreien, wollte sich wehren, doch sein Körper gehorchte nicht. 

„Ich..."

Chans Lippen fanden Seungmins Hals, raubten ihm den Atem, als seine Zähne sich tief in die weiche Haut gruben. Er biss nicht fest genug, um echte Schmerzen zu verursachen, aber intensiv genug, um eine brennende Spur zu hinterlassen – ein dunkles, markantes Mal, das sich mit Sicherheit am nächsten Tag noch auf Seungmins Haut abzeichnen würde. Ein Besitzanspruch, tief in die blasse Haut geschrieben.

Ein unkontrolliertes Zittern durchlief Seungmins Körper. Seine Augen flatterten für einen Moment geschlossen, während er sich dem Gefühl hingab – einer Hitze, die ihn völlig zu verschlingen drohte. Das war neu. Unbekannt. Beängstigend. Und doch ... berauschend.

Chan ließ von seinem Hals ab, seine Lippen jedoch nicht. Sie zogen eine heiße Spur an der Seite seines Halses entlang, zungenfeucht und drängend, bis hinauf zu seinem Ohr. Dort hielt er inne, ließ seinen Atem warm über Seungmins Haut streichen, ehe er in tiefer, rauer Stimme flüsterte:

„Sag es."

Seungmin riss die Augen auf. Im Spiegel konnte er sehen, wie Chan ihn ansah – dieses unnachgiebige, durchdringende Funkeln in seinen Augen. Seine Hände waren fest auf Seungmins Hüften gepresst, hielten ihn in Position, während er ihn von hinten umschloss, ihre Körper fast nahtlos aneinandergedrängt.

Seungmin wollte sich losreißen, wollte nicht nachgeben – doch sein Körper verriet ihn. Seine Lippen öffneten sich, und seine Stimme kam als bloßes, gehauchtes Geständnis.

„Ich ... ich will nur dich."

Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, drückte Chan seine Hüften fordernd nach vorne, rieb sich an ihm, ließ ihn die Härte seiner Berührung spüren. Ein leises, kehliges Knurren entkam seiner Kehle – ein unmissverständliches Zeichen seines Verlangens. Und Seungmin ...

Seungmin konnte sich nicht mehr zurückhalten. Seine Finger krallten sich unbewusst in die Tischkante, während sein Körper sich automatisch an Chans Bewegungen anpasste. Er stöhnte leise, ein Geräusch, das aus tiefster Brust kam und ihm selbst fremd vorkam.

Chans Hände wurden fester, seine Finger zeichneten raue Muster auf Seungmins erhitzter Haut, glitten über seine Arme, seinen Brustkorb, hinab zu seiner Taille. Die Art, wie er ihn berührte – besitzergreifend, fast fordernd – ließ Seungmins Gedanken in tausend Richtungen abdriften.

Plötzlich fuhr Chan mit den Fingern über seinen Brustkorb und strich über seine empfindlichen Brustwarzen. Doch anstatt sanft zu sein, griff er plötzlich fester zu und kniff zu.

Seungmin keuchte laut auf, sein Körper zuckte instinktiv zusammen, während sich ein roter Hauch auf seinen Wangen ausbreitete. Ein Schwall Hitze raste durch seine Glieder, ließ ihn gegen Chan zurückweichen. Doch die plötzliche Bewegung führte nur dazu, dass ihre Körper sich noch intensiver aneinanderpressten.

Chan lachte leise, tief, schickte einen Schauer über Seungmins Rücken.

„Du kannst versuchen zu fliehen, aber wir wissen beide, dass du es nicht willst", murmelte er an seinem Ohr, ehe er ihn mit einer ruckartigen Bewegung umdrehte.

Seungmin hatte keine Zeit, zu protestieren, keine Möglichkeit, zu entkommen. Ehe er sich versah, hatte Chan ihn fest in seinen Armen, seine Lippen wieder auf Seungmins Haut, diesmal an seinem Schlüsselbein.

Seine Zunge hinterließ feuchte, warme Spuren, während seine Hände Seungmins Rücken entlangfuhren, seine Fingernägel leicht in die Haut grabend. Es war eine Mischung aus Schmerz und Verlangen, eine berauschende Kombination, die Seungmins Herz rasen ließ.

Doch dann ... dann ließ Chan ihn los. Langsam, mit einem gefährlichen Glitzern in den Augen, trat er einen Schritt zurück, griff nach dem Messer, das auf der alten Kommode lag.

Seungmins Atem stockte.

Chan hielt ihm die Klinge hin, präsentierte sie ihm, als wäre es ein Geschenk.

„Nimm es", sagte er ruhig.

Seungmin zögerte, seine Finger zitterten, als er die kühle Metalloberfläche umfasste. Die Klinge war leicht, fast zu leicht, und doch fühlte sie sich in seiner Hand beängstigend richtig an.

Chan beobachtete ihn mit funkelnden Augen. „Los, Seungmin. Zeig mir, wer du wirklich bist."

Seungmins Griff um das Messer wurde fester. Er hob es, richtete es auf Chan – und hielt inne.

Er konnte es nicht.

Aber Chan ...

Chan nahm seine Hand, führte sie sanft, ließ die Klinge über seine eigene Brust gleiten.

„Du willst es doch", hauchte er, während sich das kalte Metall langsam über seine Haut bewegte. „Ich wusste es."

Seungmins Herzschlag raste. Er konnte nicht sagen, ob es Angst war, die ihn erfasste, oder etwas anderes – etwas Dunkleres, etwas, das in den tiefsten Winkeln seines Verstandes lauerte.

Sein Blick hing an der Klinge, beobachtete, wie sie langsam über Chans makellose Haut glitt. Ein tiefer, schmerzlicher Wunsch breitete sich in ihm aus.

Mehr.

Er wollte mehr.

Seungmin verstärkte den Druck, nur ein wenig, nur so viel, dass es fast eine Spur hinterlassen würde.

Doch dann nahm Chan das Messer aus seiner Hand, führte ihn mit sich, langsam, bedächtig, als wäre Seungmin eine wertvolle Beute.

Er griff nach dem alten Hemd, das Seungmin noch bei sich getragen hatte, als er diesen Raum betreten hatte – ein Kleidungsstück, das jetzt fast bedeutungslos war.

Chan lächelte. Es war ein langsames, gefährliches Lächeln, als er Seungmins Handgelenke mit dem Stoff umschlang.

„Ich könnte alles mit dir tun", flüsterte er, während er den Knoten fester zog. „Und du würdest mich trotzdem nicht aufhalten, oder?"

Seungmin zitterte. Er wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Sein Körper fühlte sich an, als würde er in Flammen stehen, doch sein Geist ... sein Geist war von einer tiefen, dunklen Ungewissheit durchzogen.

„Ich ... würde ..." Er versuchte zu sprechen, doch Chans kalte Finger ließen ihn verstummen.

Chan schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Nein, das würdest du nicht."

Seungmin stand da, bewegungslos, seine Atmung flach, sein Puls hämmernd.

Chan führte die Klinge langsam über Seungmins Haut, ließ ihn jede einzelne Berührung spüren – nicht genug, um ihn zu verletzen, aber mehr als genug, um ihn zittern zu lassen.

Seungmin wollte wegsehen.

Doch Chan ließ es nicht zu.

„Schau mich an", befahl er mit ruhiger Stimme.

Zitternd hob Seungmin den Blick, traf Chans Augen im Spiegel.

Chan neigte den Kopf leicht zur Seite, betrachtete ihn mit etwas, das Seungmin nicht deuten konnte.

„Denkst du wirklich, ich würde dich brechen?"

Seungmin biss sich fest auf die Lippe, versuchte verzweifelt, die aufkommenden Tränen zurückzuhalten. Doch Chan ließ nicht nach. Seine dunklen Augen fixierten ihn, durchdrangen ihn mit einer Intensität, die ihn an den Rand der Verzweiflung trieb.

„Es wäre so einfach", flüsterte Chan, seine Stimme weich, doch triefend vor süßer Grausamkeit. „Du bist so ... naiv."

Bevor Seungmin darauf reagieren konnte, spürte er bereits Chans Hände an seinem Gesicht – warm, fordernd, unnachgiebig. Dann spürte er Chans Lippen auf seinen. Hart, besitzergreifend. Der Kuss war keine Bitte, kein sanftes Herantasten, sondern eine unausweichliche Forderung.

Seungmin zitterte, sein Körper sträubte sich, doch seine Lippen gehorchten ihm nicht. Sein Widerstand schwand, bis er schließlich zögerlich erwiderte. Chan nutzte diesen winzigen Moment der Unsicherheit sofort aus, drängte sich gegen ihn, presste seinen Körper an den Seungmins, bis zwischen ihnen kein Raum mehr blieb.

Eine raue Hand glitt an Seungmins Nacken, während Chans Zunge sich in seinen Mund schob – forschend, herausfordernd, ein stiller Kampf um Dominanz. Seungmin spürte, wie sich Hitze in seinem Inneren ausbreitete, wie seine Glieder nachgaben, als hätte sein Körper längst entschieden, während sein Verstand noch kämpfte.

Chans Bewegungen wurden drängender. Seine Hüften bewegten sich fast wellenartig gegen Seungmins Körper, schufen eine Reibung, die Seungmin kaum ertragen konnte. Ihm entkam ein leises, kehliges Geräusch – ein Laut, der ihn selbst erschreckte. Es war die letzte Warnung seines Verstandes, bevor sein Körper die Kontrolle übernahm.

Er bewegte sich. Erst vorsichtig, dann fast verzweifelt, als würde ihn eine unsichtbare Kraft dazu treiben. Seine gefesselten Hände behinderten ihn, aber das hielt ihn nicht auf. Er wollte mehr. Musste mehr fühlen.

Chan löste sich schließlich mit einem Lächeln von ihm. Kein sanftes, liebevolles Lächeln, sondern eines, das ihm klarmachte, dass er diesen Kampf schon lange verloren hatte.

„Siehst du, wie perfekt du für mich bist?" murmelte Chan, seine Stimme samtig, als wäre dies keine Manipulation, sondern ein Geschenk.

Seungmin schluckte schwer. Seine Brust hob und senkte sich schnell, sein Kopf war benebelt. „Warum tust du das? Warum ich?"

Chan strich ihm eine verschwitzte Haarsträhne aus der Stirn, betrachtete ihn mit einer Mischung aus Belustigung und etwas, das fast wie Besessenheit wirkte. „Weil niemand dich so will wie ich. Und das weißt du auch."

Ein einzelner Tropfen – warm, salzig – glitt über Seungmins Wange. Chan folgte ihm mit seinem Blick, beobachtete, wie er auf den Boden fiel. Dann hob er Seungmins Kinn an, wischte die nächste Träne mit dem Daumen fort.

„Shhh ..."

Seungmin blinzelte. Sein Herz raste. Und dann tat er es – er hob seinen Kopf, drängte seine Lippen auf Chans.

Diesmal war es Seungmin, der ihn küsste. Wild. Unkontrolliert. Tränen liefen immer noch über sein Gesicht, doch es spielte keine Rolle mehr. Es gab keine Grenze mehr zwischen Widerstand und Hingabe.

Chan ließ ihn gewähren, ließ ihn in diesem Taumel versinken, bis er seine Hände an Seungmins Körper spürte. Trotz der Fesseln glitten Seungmins Finger ungeduldig an ihm entlang.

Chan löste sich von ihm, sein Blick funkelte amüsiert. „Du lernst schnell."

Er griff nach dem Messer, das Seungmin benutzt hatte, um sich zu befreien. Seine Finger umschlossen den Griff mit einer Leichtigkeit, als hätte er nie etwas anderes getan. Dann führte er es langsam an Seungmins Hals entlang.

Seungmin erstarrte.

Chans Griff war sanft, fast zärtlich, als er die kalte Klinge an seiner Haut entlangführte. Ein Schauer lief Seungmin über den Rücken – nicht nur aus Angst, sondern auch aus etwas anderem. Etwas, das ihn erschaudern ließ.

Chan beugte sich vor, seine Lippen nur Millimeter von Seungmins Ohr entfernt. „Sag es", hauchte er. „Sag mir, dass du mir gehörst."

Seungmin rang mit sich. Sein Stolz kämpfte, doch sein Verstand war längst an einem Punkt angekommen, an dem es keine Flucht mehr gab.

„Ich ..." Seine Stimme brach.

Chan verstärkte seinen Griff um seine Handgelenke, sein Tonfall wurde kühler. „Sag es, oder ich höre auf."

Seungmin schloss die Augen, sein Körper bebte. Dann, leise, kaum mehr als ein Hauch: „Ich gehöre dir."

Chan lächelte. Ein dunkles, zufriedenes Lächeln.

„Guter Junge."

Dann fiel alles. Kleidung. Zurückhaltung. Zweifel.

Seungmin fühlte sich, als würde er in eine bodenlose Tiefe gezogen werden. Alles an Chan war überwältigend – sein Geruch, seine Berührungen, seine Worte, die ihn auf eine Weise in den Abgrund lockten, wie er es sich nie hätte vorstellen können.

Chan ließ seine Finger über Seungmins Wange gleiten, dann über seine Lippen. „Berühr mich", forderte er, seine Stimme sanft, doch voller unausweichlicher Erwartung.

Seungmins Finger zitterten, als er es tat. Als er Chans Gesicht berührte, dessen Haut unter seinen Fingerspitzen warm war.

Chan schloss die Augen, ließ es geschehen. Doch dann öffnete er sie wieder – und sein Blick war noch intensiver als zuvor.

„Ich passe auf dich auf", sagte er leise, während seine Daumen über Seungmins Wangenknochen strichen. „Niemand wird dir je wehtun – außer mir."

Die Worte hingen in der Luft, fielen schwer auf Seungmins Brust.

Er hob den Blick, suchte nach etwas, das er nicht benennen konnte.

„Was ... wenn ich dir wehtue?" flüsterte er.

Chan grinste, legte eine Hand um seinen Hals – nicht fest, nicht grob, sondern mit genau dem Maß an Druck, das Seungmin den Atem raubte, ohne ihn zu nehmen.

„Du wirst es genießen, bevor es vorbei ist."

Seungmins Herz setzte aus.

Chan drehte ihn um. Sein Oberkörper lag nun auf dem alten Holz, während Chan sich über ihn beugte und sich langsam in ihn schob.

Ein Schrei, der irgendwo zwischen Schmerz und Lust lag, entfloh Seungmins Lippen.

Chan wartete. Wartete, bis sich Seungmins Körper an ihn gewöhnt hatte, bis der Widerstand in seinen Gliedern nachließ.

Dann beugte er sich über ihn, leckte sanft über seinen Hals, ließ Seungmin zittern.

Immer wieder stieß Chan heftig in den Jüngeren unter ihm, genoss dabei die sündhaften Geräusche die der Therapeut von sich gab.

„Du wirst mir gehorchen", sagte er ruhig, während er ihn mit einem Blick fixierte, der keine Widersprüche duldete. „Sag mir, dass du mir vertraust."

Seungmins Atem war schwer. Sein Körper bebte.

Doch seine Antwort kam – leise, aber klar.

„Ich ... vertraue dir."

Seungmins Atem ging unregelmäßig, seine Brust hob und senkte sich hektisch, während er gegen die Wellen aus Angst, Erregung und innerer Zerrissenheit ankämpfte. Seine Finger krallten sich in das raue Holz unter ihm, suchten nach Halt in einem Moment, in dem alles in ihm zu zerfallen schien. Chans Blick hielt ihn gefangen – dunkel, fordernd, durchdringend. Es war kein Blick, der nach Zustimmung fragte. Es war ein Blick, der nahm, was er wollte.

Seungmin wusste nicht, wann er aufgehört hatte zu kämpfen. Vielleicht in dem Moment, als er Chans Atem an seinem Hals gespürt hatte, warm und bedrohlich, oder vielleicht, als die tiefe Stimme des Älteren durch die Dunkelheit schnitt wie eine leise gesprochene Prophezeiung. Sein Körper zitterte, als er endlich den Kopf senkte, die letzten Überreste seines Widerstandes wie Staub in der Luft.

„Ich vertraue dir", flüsterte er, und doch klang seine Stimme zerbrechlich, fast gebrochen.

Chan lächelte. Es war kein freundliches Lächeln – es war das Lächeln eines Mannes, der gewonnen hatte. Langsam richtete er sich auf, ließ die Kontrolle in seinen Bewegungen spüren. Mit jeder Bewegung machte er es Seungmin unmöglich, zu vergessen, wem er gehörte. Der Raum war erfüllt von den Geräuschen ihrer Verbindung – schweres Atmen, unterdrückte Laute, das leise Knarren des Holzes unter ihnen. Seungmins Finger glitten an Chans Rücken entlang, unbewusst suchend, flehend, doch er wusste nicht, ob er nach Halt suchte oder nach Erlösung.

Chans Stimme war nicht mehr als ein Hauchen gegen seine Haut, doch ihre Wirkung war so stark, dass ein Schauer über Seungmins Rücken jagte.

„Niemand wird dich je so lieben wie ich", murmelte Chan, und seine Worte legten sich wie ein Fluch über Seungmins Seele.

Er wusste nicht, ob es Liebe war. Vielleicht war es nie Liebe gewesen. Vielleicht war es nur Besessenheit, ein Feuer, das nicht gelöscht werden konnte. Seungmins Brust hob sich schwer, als er sich Chan immer weiter entgegenstreckte, seinem eigenen Verlangen ausgeliefert, aber auch der Dunkelheit, die in dem Mann über ihm loderte.

„Du bist so ... perfekt für mich", flüsterte Chan, und in seiner Stimme lag sowohl ein Versprechen als auch eine Drohung.

Die Worte ließen Seungmin erbeben, während sich Tränen in seinen Augen sammelten. Sie brannten wie Eis, doch er hielt sie nicht zurück. Seine Welt schrumpfte zusammen, wurde nur noch zu diesem Moment, zu diesem Mann, der ihn festhielt und nie wieder loslassen würde. Mit jedem Atemzug verlor er sich mehr in der tiefen Dunkelheit, die Chan ausstrahlte, bis er nichts anderes mehr fühlte als ihn.

Er war so laut, sein Körper bebte, seine Hände fanden keinen Halt, bis schließlich alles in ihm zerbrach. Ein Laut, irgendwo zwischen einem Schluchzen und einem Stöhnen, entfloh seinen Lippen, als er sich unter Chan aufbäumte, sein Körper am Rand des Aushaltbaren. Und dann ... war da nur noch Stille.

Chan grinste zufrieden. Es war nicht nur ein Sieg – es war die absolute Bestätigung dessen, was er von Anfang an gewusst hatte. Seungmin gehörte ihm. Er hatte es in seinen Augen gesehen, in der Art, wie er sich an ihn geklammert hatte, in dem zittrigen Atem, der gegen seine Haut gebrannt hatte.

Er beugte sich vor, seine Lippen streiften Seungmins Ohr, sein Atem heiß, als er mit tiefer, dunkler Stimme raunte:

„Du gehörst mir."

Ein letzter, harter Stoß, ein leises Knurren – dann verkrampfte sich Chans Körper, und seine Zähne schlossen sich in Seungmins Schulter. Ein scharfer Schmerz mischte sich mit dem Nachbeben der Erschöpfung, doch Seungmin konnte nichts mehr spüren außer die überwältigende Macht, die Chan über ihn hatte.

Er lag da, seine Brust hob und senkte sich heftig, während sich eine tiefe, schwere Stille über den Raum legte. Doch in dieser Stille war etwas Gefährliches. Etwas, das ihm die Luft abschnürte.

Seungmin fühlte sich, als würde er in einen Strudel gezogen werden. Chans Kontrolle, seine unaufhaltsame Präsenz, seine erdrückende Nähe – all das zerriss ihn von innen. Er wusste nicht mehr, was er fühlen sollte. Angst? Hingabe? Oder beides?

Chan beobachtete ihn, seine dunklen Augen glitzerten im schummrigen Licht. Dann lächelte er – sanft, fast liebevoll – und half Seungmin hoch, zog ihn auf den Tisch und setzte ihn vorsichtig ab.

„Du bist nicht allein", flüsterte Chan und legte eine Hand an Seungmins Wange. Seine Berührung war warm, fast tröstlich, doch in seinen Augen lauerte etwas Kaltes. Etwas, das kein Entkommen erlaubte.

Ein leises Keuchen entwich Seungmin, als seine Augen sich vor Schock weiteten.

Ein Schimmer der Erkenntnis funkelte in seinen dunklen Augen, doch es war zu spät. Die Klinge glitt tiefer in seine Seite, langsam, fast zärtlich, während Chan leise sprach:

„Es ist in Ordnung, Seungmin."

Sein Tonfall war beruhigend, fast liebevoll. Wie ein sanftes Flüstern in der Nacht.

Seungmins Atem wurde flacher, Panik flackerte in seinen Augen, während Tränen sich in seinen Wimpern sammelten. Er wollte nach Chans Gesicht greifen, nach seinen Händen – nach irgendetwas, das ihn hielt, ihn zurückholte. Doch seine Finger fanden nichts als die Kälte des Raumes.

„Shhh", machte Chan leise, während er die Klinge tiefer schob, eine tröstende Geste, als wäre dies nichts weiter als ein letzter Tanz, ein leiser Abschied.

Seungmin versuchte, Chans Augen zu finden. In ihnen suchte er nach einer Antwort. Nach einer Erklärung. Doch alles, was er sah, war die Dunkelheit.

Chan beugte sich vor, seine Lippen legten sich sanft auf Seungmins bebende. Ein letzter Kuss, sanft und doch vergiftet mit dem Geschmack des Abschieds.

„Jetzt wirst du für immer mir gehören, mein Engel.", flüsterte Chan leise.

Dann zog er das Messer zurück, langsam, bedacht. Ein dumpfes Geräusch hallte durch den Raum, als die blutige Klinge auf den staubigen Holztisch fiel.

Chan betrachtete Seungmins Gesicht, seine Wimpern, die sich zitternd senkten, den Ausdruck von Verrat, der sich in seinen letzten Momenten zeigte. Doch er kämpfte nicht mehr. Seine Hände sanken kraftlos herab, sein Körper verlor an Spannung, bis nichts mehr von ihm übrig war als die stille, perfekte Ruhe.

Sanft hob Chan ihn hoch, als wäre er zerbrechlich, als wäre er das Wertvollste, das er jemals besessen hatte. Vorsichtig legte er ihn auf den Boden, positionierte ihn mit einer beinahe zärtlichen Sorgfalt. Seungmin lag auf der Seite, die Wunde nach unten, seine Hände unter seinem Gesicht, als würde er schlafen.

„Du bist so wunderschön", flüsterte Chan, während sein Blick über die blassen Linien von Seungmins Körper glitt, über die Spuren, die er hinterlassen hatte.

Er setzte sich neben ihn, betrachtete ihn lange. Strich ihm sanft die dunklen Haare aus der Stirn, ließ seine Finger über die reglosen Lippen gleiten. Dann hauchte er einen letzten Kuss darauf.

„Schlaf schön", sagte er leise.

Dann erhob er sich, ohne Eile. Seine Schritte waren ruhig, als er zur Tür ging.

Eine einzelne Träne rollte über sein Gesicht.

Dann wurde sein Blick schwarz.

___

THE END

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