The Edge of Sanity pt.3 (chanmin)
Die Luft war schwer und feucht, fast erstickend, als Seungmin durch die kargen, verlassenen Korridore der Klinik schritt. Das gedämpfte, flackernde Licht der Deckenlampen warf unheimliche Schatten an die Wände, die wie gespenstische Gestalten zu tanzen schienen. Das leise Knarren des Holzfußbodens unter seinen Schritten hallte in der beklemmenden Stille wider, ein unangenehmes Echo, das ihn immer wieder zusammenzucken ließ.
Es war spät in der Nacht, und die Klinik war fast menschenleer. Nur das entfernte Summen der alten Klimaanlage und das gelegentliche Klirren eines losen Fensterschlosses störten die trügerische Ruhe. Seungmin hielt eine zerknitterte Notiz in seiner Hand, ihre Worte brannten sich in sein Bewusstsein.
"Treffen heute Nacht, im verlassenen Flügel. Es ist wichtig."
Chan hatte sie ihm wortlos zugesteckt, mit einem Blick, der keine Diskussion zuließ. Seungmin hatte versucht, das mulmige Gefühl zu ignorieren, das ihn ergriff, doch die Neugier und etwas, das sich wie eine dunkle Vorahnung anfühlte, trieben ihn schließlich doch aus seinem Bett.
Die Tür zum verlassenen Flügel knarrte laut, als Seungmin sie langsam öffnete. Der Geruch von abgestandenem Staub und feuchtem Holz schlug ihm entgegen. Das fahle Mondlicht fiel durch gesprungene Fenster und tauchte den Raum in ein kaltes, gespenstisches Licht. Alles wirkte, als wäre es seit Jahrzehnten unberührt geblieben. Es war totenstill, abgesehen von dem unregelmäßigen Rascheln des Windes, der durch die undichten Fenster zog.
In der Mitte des Raumes stand Chan. Sein Rücken lehnte lässig gegen die Wand, seine Arme verschränkt, während er Seungmin mit einem kalten Lächeln musterte. Seine Augen, die sonst so undurchdringlich waren, blitzten heute mit einer Intensität, die Seungmin den Atem raubte.
„Du bist wirklich gekommen", sagte Chan ruhig, fast beiläufig. Seine Stimme war tief und hatte einen seltsamen Unterton, der etwas in Seungmin zum Schaudern brachte – eine Mischung aus Spott und Neugier. „Ich hatte schon fast gedacht, du traust dich nicht."
Seungmin blieb in sicherer Entfernung stehen, sein Blick fest auf Chans Gesicht gerichtet. Er zwang sich, die Nervosität zu unterdrücken, die sich in seinem Inneren ausbreitete. „Warum bin ich hier, Chan? Was soll das?"
Chan lachte leise, ein Klang, der irgendwie sowohl amüsiert als auch gefährlich klang. „Immer so direkt, hm? Keine Begrüßung, kein 'Wie geht's?'" Er schüttelte leicht den Kopf, als würde er Seungmin tadeln, aber seine Augen funkelten vor Vergnügen.
„Ich habe keine Zeit für deine Spielchen." Seungmin biss die Worte fast heraus, doch seine Stimme zitterte leicht, verriet mehr, als er wollte. Er hasste es, wie Chan immer diese Macht über ihn hatte, wie er ihn mit ein paar Worten aus dem Gleichgewicht bringen konnte.
Chan trat einen Schritt nach vorne, die Bewegung geschmeidig und dennoch bedrückend dominant. „Spielchen? Oh, Seungmin, das hier ist kein Spiel. Wenn es eins wäre, würdest du längst verlieren."
Seungmins Atem stockte, doch er ließ sich nicht einschüchtern. „Was willst du von mir, Chan?" Seine Stimme war fester, entschlossener, auch wenn sein Herz wie wild gegen seine Rippen schlug.
Chan lächelte erneut, dieses Mal dunkler, bedrohlicher. Er griff nach einem Messer, das neben ihm auf einem alten Tisch lag. Das Metall reflektierte das Mondlicht und schien für einen Moment zu glühen, während Chan es in seinen Händen drehte.
„Hast du Angst?" Seine Worte waren leise, fast ein Flüstern, das jedoch den Raum auszufüllen schien.
Seungmin zwang sich, den Blick nicht abzuwenden. Er wusste, dass Chan nur darauf wartete, dass er eine Schwäche zeigte. „Nein", antwortete er knapp, obwohl sein Körper ihn verriet – die feine Anspannung in seinen Schultern, die leichte Kälte, die sich an seinem Nacken hinabzog.
„Lügner", murmelte Chan, während er das Messer spielerisch durch die Finger gleiten ließ. Sein Blick fixierte Seungmin, durchdringend und beunruhigend. „Aber ich mag das an dir. Du spielst immer den Mutigen, selbst wenn du innerlich vor Angst zerbrichst."
Seungmin spürte, wie Wut in ihm aufstieg, eine glühende Hitze, die die Kälte in seinem Inneren verdrängte. „Ich bin nicht hier, um mit dir über mich zu reden", sagte er, seine Stimme schärfer als zuvor. „Was willst du wirklich?"
Chan hob eine Augenbraue, seine Lippen zu einem herausfordernden Lächeln verzogen. „Was ich will? Das ist die falsche Frage." Er trat näher, langsam, bedacht, bis er direkt vor Seungmin stand. Die Nähe war erdrückend, fast elektrisierend.
Seungmin spürte den warmen Atem des anderen auf seiner Haut, die Spannung, die zwischen ihnen wuchs und sich wie ein unsichtbares Netz um ihn legte. Er wollte zurückweichen, aber etwas hielt ihn fest – Chans Blick, sein unerklärlicher Drang, ihn zu verstehen.
„Was willst du, Seungmin?" Chans Stimme war jetzt fast ein Flüstern, rau und voller Intensität. „Was suchst du, wenn du immer wieder zu mir kommst, obwohl du weißt, dass es falsch ist?"
Seungmin öffnete den Mund, um zu antworten, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Er wusste es nicht. Oder vielleicht wusste er es, hatte es aber nie gewagt, es sich einzugestehen.
Chan nutzte den Moment seines Zögerns, griff nach seiner Hand und zog ihn näher. Seine Berührung war fest, fast besitzergreifend, doch Seungmin konnte sich nicht losreißen. Er spürte die Wärme, die von Chans Haut ausging, und die unerklärliche Vertrautheit, die ihn erschütterte.
„Sag es mir", forderte Chan, seine Stimme nun drängend, beinahe befehlend. „Sag mir, was du wirklich willst."
„Ich will dich verstehen", flüsterte Seungmin schließlich, seine Stimme kaum mehr als ein Hauch. Es fühlte sich an wie ein Geständnis, eine Wahrheit, die er nicht länger leugnen konnte.
Chan lachte leise, sein Griff an Seungmins Hand verstärkte sich. „Oh, Seungmin. Verstehen ist gefährlich. Und ich bin mir nicht sicher, ob du bereit bist, mit dem Wissen zu leben."
Der Raum schien um sie herum zu verschwimmen, die Welt auf die wenigen Zentimeter zwischen ihnen reduziert. Seungmin konnte nur zusehen, wie Chan ihn weiter in diese düstere, undurchschaubare Welt zog – eine Welt, die ihn gleichermaßen abschreckte und faszinierte.
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