Kapitel 4

Schon nach drei Stunden kletterte der schwarzhaarige Junge mit den edlen Augen durchs Fenster. Er flüsterte: „Na? Umgezogen? Was willst du denn in der Psychiatrie?” und ich antwortete nur: „Mein Bruder” Weiter kam ich nicht. Er packte mein Handgelenk und zog mich hoch. Anscheinend hatte er es eilig.
Zusammen gingen wir wieder zu dem großen, dunklen Gebäude wo der Junge schon erwartet wurde. Cerany grinste schadenfroh. „Heute wird er meinen Job übernehmen. Ich hoffe Mal du zeigst ihm deine schönsten Schreie Nero”, meinte er.
Der Schwarzhaarige brachte mich an die selbe Wand wie letztes Mal. Er band mir vorsichtig die Hände an die Wand und die Füße an den Boden. Dann sah er mich lange an.
„Sag Mal... Du weißt meinen Namen... Aber ich deinen nicht.”,ich wollte ihn mit seinem Namen ansprechen.
Doch er antwortete nicht. Stattdessen zog er aus einer Tasche ein Messer.
Noch ein kurzer Blick direkt in meine Augen dann ließ er geschockt das Messer fallen. Was war passiert?
Immernoch erschrocken hob er das Messer auf und schob einen Ärmel meines Oberteils hoch. Langsam legte er die Klinge an. Er schnitt sanft in meine Haut und als Blut aus der Wunde lief wischte er es weg. Vorsichtig machte er weiter. Von meinem Arm wechselte er zu meinem Bauch wo er noch vorsichtiger war.
Warum war er so vorsichtig?

Eine Stunde später befreite er mich und brachte mich nach Hause.
Auf dem Weg dahin meinte er dann: „Dillin. Mein Name ist Dillin, Nero.”
Wir gingen die Treppe hoch und kletterten durchs Fenster.
Dillin sagte noch ein kurzes Tschüss bevor er wieder ging.
Erleichtert legte ich mich hin, ließ mein Fenster offen und schlief ein.

Am nächsten Morgen wurde ich unsanft durch das Gejammer von kleinen Kindern geweckt. Sie klopften nein hämmerten wie die Polizei an die Tür meines Zimmers und kreischten allesamt das selbe: „AUFSTEHEN NERO” Also stand ich grummelnd auf, ging leise zur Tür, wartete bis sie wieder anfingen zu hämmern und öffnete dann die Tür sodass sie alle nach vorne fielen.
„Guten morgen ihr kleinen... Beim nächsten Mal reicht es wenn einer von euch einmal klopft. Ich schlafe nicht sehr tief.”, sagte ich zu ihnen als ich ihre absolut wunderschönen Gesichter ansah und über sie hinweg stieg. Ich half ihnen hoch und schloss meine Zimmertür. Dann lief ich den kurzen Flur entlang und die Treppe hinunter um dann in das große Esszimmer zu stapfen. Dort setze ich mich an einen Platz am Ende des rechteckigen Holztisches um möglichst weit weg von den Kindern zu sein. Wenn ich Kinder sehe denke ich immer an das erste Mal dass ich entführt wurde. Da war ich.... Sechs? Nein Vier. Dort schon war Dillin dabei nur halt mit Begleitung. Nun musste ich nachdenken. Dillin.... Eigentlich ein schöner Name... Ach was rede ich da. Er ist einer von denen der mich foltert. Er kann unmöglich in irgendeiner Weise gut sein. Obwohl er ja sehr vorsichtig gewesen war... Pfff das war sicher nur Nervosität.
„Willst du nichts essen Nero?”, fragte mich Kate und riss mich somit aus meinen Gedanken. Ich schüttelte kurz den Kopf. „Nicht hier.... Kann ich nicht alleine essen?” leise damit die kleinen es nicht hörten fügte ich hinzu: „sie wollen mich doch eh von den Kleinen weghalten.” Als sie wieder zur Seite sah entwich mir ein kurzes schadenfrohes Lächeln was jedoch sofort verschwand. Lächeln... Wer braucht das schon? Wenn man glücklich ist sagt man es einfach.
Nun musste ich wieder an das Wolfsheulen denken... Waren wirklich Wölfe in dem Wald?
„Wenn du dann isst darfst du auch auf dein Zimmer gehen Nero. Wenn du magst bringe ich dir dann das Essen zum Zimmer morgens, mittags und abends.” Ihr freundliches Lächeln ließ mich schaudern. Wie kann man bloß so glücklich sein? Besonders bei der Betreuung psychisch kranker Kinder? Aber ich nickte, nahm das Essen und begab mich wieder aufs Zimmer. Was ich dort sah schockte mich.
„Hey Nerooo~”
„Wie zur Hölle bist du hier rein gekommen Ray?”
„Du hast das Fenster offen gelassen und das Schild hat inzwischen auch schon die ganze Stadt gesehen. Warst malwieder in den Nachrichten kleiner.”
„Echt?”
„Jap. So und jetzt sag Mal. Warum willst du so unbedingt entführt werden?”
Diese Frage.... Ich wusste darauf keine Antwort.... Es war einfach Alltag. Es war Routine. Schon fast ein Reflex einfach mitzugehen.

„W-weil.... Ähhhh- Mein Gott Ray lass mich doch in Ruhe mit sowas! Nicht am frühen morgen”
Rays Blick war ziemlich verwirrt. Ist es morgens? Ist es mittags? Hier hängen nirgendwo Uhren! „Nero. Es ist Elf Uhr. Du musst hier echt raus.”
Mit diesen Worten schnappte Ray sich meine Gitarre und meine Hand um mich aus dem Fenster zu ziehen. „Ich hab aba Hunger!” „Dann Kauf ich dir was ordentliches zu essen.”
Was ein Idiot.
Ich will essen.

Erst als wir im Wald waren ließ er mich los. Es war nicht irgendein Wald sondern der hinter dem Haus in dem ich vorher gewohnt hatte. Etwas erschrocken drehte ich mich um doch Ray war nicht mehr da.
„R-ray...? Ray D-das ist nicht witzig!”
Plötzlich kicherte jemand.
Es war nicht Ray der da kicherte sondern jemand anderes... Jemand mir bekanntes.... Jemand legte seine Hand auf meine Schulter und als ich mich umdrehte sah ich in die Augen von Finn.
„Nero! Was willst du denn hier? Nicht böse gemeint aber einfach abhauen nur um hier rumzusitzen ist irgendwie... Komisch”, meinte mein kleiner Bruder mit leicht spöttischen Unterton. Nur rumsitzen? Abhauen? So lange war ich doch garnicht weg?
Ich sah mich nochmal genauer um und sah dass die Sonne schon unterging und der Himmel sich Magenta und Rot färbte. „I-ich.... Ray hat.... W-wo ist Ray?” „Wer ist Ray? Ist das etwa der vom Tierheim? Der ist gegangen nachdem er uns informiert hatte wo du hin bist. Woher weiß er das überhaupt?” „A-aber... Er hat mich her gebracht! Durch das offene Fenster ist er in mein Zimmer gekommen-” „Dein Fenster war offen? Wie lange?” „Die ganze Nacht... Du weißt dass ich so am besten schlafen kann... Solltest du zumindest...” „Nero! Wenn du ständig das Fenster offen lässt ist es doch klar dass sie dich entführen! Wie haben die dich überhaupt gefunden?”
Kate kam mit dem Schild was ich gemacht hatte zu Finn. „Deshalb. Anscheinend will Nero entführt werden...”
„Komm Nero! Ab ins Auto! Du musst schlafen. Und das Fenster bleibt zu!”, befahl Finn doch ich wollte nicht. Ich konnte nicht. Langsam ging ich rückwärts von ihm weg. „Nero! Nero komm wieder her!” Ich drehte mich um und rannte in den Wald. Ich wollte einfach nur weg von allen. Mir geht es gut! Ich habe keine Krankheit! Weder mental noch gesundheitlich!

Ich rannte und rannte.
Ich sprang über Wurzeln und über Dachsburgeingänge.
Ich wich Bäumen und Wölfen aus.
Warte was?
Wölfe!?
Schlitternd blieb ich stehen und sah einem rostroten Wolf in die Augen.
Er stand direkt vor mir.
„H-hey....”

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