Kapitel 7

Jil

Als ich gerade mein letztes Buch in den Spind gepackt habe, dringen auf einmal Stimmen an meine Ohren. Ich schaue den Gang hinunter. Dort, einige Spinde entfernt, erblicke ich Hope, die sich mit einem Typen unterhält. Den Jungen habe ich schon ein paar Mal gesehen und meinen mich daran erinnern zu können, dass er Taylor Green heißt.

Augenscheinlich scheint es sich bei ihrem Gespräch jedoch um keine freundliche Konversation zu handeln, sondern viel eher um ein Streitgespräch. Interessiert horche ich auf. Hopes Gesichtsausdruck verrät mir, dass sie genervt ist und das ist definitiv kein gutes Zeichen. Es ist nämlich verdammt schwer die Brünette gänzlich aus der Ruhe zu bringen.

"Ich kenne Mädchen wie dich. Glaub mir, du bist nicht lesbisch. Hast du es überhaupt schonmal mit einem Mann probiert?", fragt Taylor in diesem Moment. Sofort spüre ich, wie Wut in mir aufsteigt. Wie kann dieser Typ einfach sowas behaupten? Er kennt Hope doch gar nicht. Wie meint, er, das beurteilen zu können!

Gespannt auf die Reaktion des Mädchens sehe ich weiter zu: "Nein, habe ich nicht." Merkwürdigerweise wirkt Hope trotz seiner unverschämten Fragen ruhig und gar nicht aufgebracht. Sofort habe ich ungeheuren Respekt vor ihr. In so einer Situation würde ich sicher ganz anders reagieren.

Ich schließe die Tür meines Spindes und lehne mich dann gegen das Schließfach, um die Situation gut verfolgen zu können. Zwar weiß ich, dass es nicht richtig ist zu lauschen, doch diese Konversation zieht mich wie magisch in ihren Bann.

"Hast du es denn schonmal mit einem Mann probiert?", stellt Hope in diesem Moment die Gegenfrage und bringt mich damit zum Grinsen. "Nein", als er antwortet, klingt der Junge unsicher. Mein Blick klebt regelrecht an Hope, die genauso wie ich, mit sich zu kämpfen hat, um nicht breit zu grinsen. "Woher willst du dann wissen, dass du nicht auf Männer stehst?", darauf weiß Taylor dann auch keine Antwort mehr, was Hope dazu veranlasst ihren Rucksack aufzusetzen und ohne ein weiteres Wort zu gehen.

Ich sehe ihr hinterher bis sie um die Ecke und somit aus meinem Sichtfeld verschwunden ist. Ohne es zu merken, wird mein Blick leicht verträumt. Wäre ich nur genauso selbstbewusst wie sie. Dann wäre sicher einiges in meinem Leben anders. An sich ist sie aber auch nahezu perfekt. Sie ist wahnsinnig schön und intelligent. Die perfekte Mischung einfach und das Mädchen, das am Ende ihr Herz erobert, kann sich glücklich schätzen.

Die Pausenklingel reißt mich aus meinen Gedanken und veranlasst mich dazu mich auf den Weg zu dem Raum zu begeben, in dem ich gleich Biologie habe. Vor dem Raum stehen bereits ein paar meiner Mitschüler, was bedeutet, dass ich wenigstens nicht alleine warten muss. Zumal Lehrer in der Oberstufe immer zu spät kommen. Als hätten die sich abgesprochen ihre Schüler extra noch fünf Minuten warten zu lassen.

"Hey Jil", hinter mir ertönt Tessas Stimme. Verwundert hebe ich den Kopf. Dass wir nun in einem Biologiekurs sind, war mir gar nicht klar. Erst jetzt fällt mir auf, dass wir unsere Stundenpläne untereinander noch gar nicht verglichen haben. Sonst machen wir das immer.

"Hey", grüße ich sie ebenfalls: "Weißt du, ob Thalia auch noch kommt?" "Nein, sie hat jetzt Musik", erklärt mir das Mädchen. "Schade", plötzlich sehe ich, wie sich uns jemand nähert. Sofort erkenne ich die Person. Es ist Hope. Kann es wirklich sein, dass sie mit mir in einem Kurs ist, nachdem wir uns im vorherigen Jahr kaum gesehen haben? Also entweder ist das Schicksal oder lediglich ein Zufall.

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