3. Kapitel

Am nächsten Tag wurde ich durch warme Sonnenstrahlen geweckt. Ich streckte mich und rieb mir über die Augen. Dann blickte ich mich um. Ich sah niemanden, aber von draußen hörte ich Lärm. Es waren vermutlich schon alle am Arbeiten.

Mir gegenüber entdeckte ich mit einem Mal einen Spiegel. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich gar nicht wusste, wie ich aussah. Ich schaute an mir herunter. Ich hatte eine braune Arbeitshose an, die mir bis kurz vor die Knöchel ging. Dazu noch lederne Stiefel. Ich hatte ein kurzes, grünes, normales T-Shirt an. Ich hatte eher blasse Haut und von der Statur her war ich auch etwas dünn. Ich ging zum Spiegel. Ich hatte blonde, schulterlange Haare. Grüne Augen mit goldenen Sprenkeln blickten mir entgegen.

Kurz blickte ich mich noch an, löste mich aber von dem Anblick, als sich die Tür öffnete. Ich drehe mich um und sah Clint. "Ah Luna. Guten Morgen. Naja, Vormittag.", lächelte Clint. Ich lächelte ihn ebenfalls an. "Guten Vormittag." "Alby ist leider beschäftigt. Ich soll dich zu Pfanne bringen. Da kannst du was essen und dann auch gleich deinen Probetag machen.", erklärte Clint. Ich nickte und folgte Clint dann aus der Hütte.

Die Lichtung sah bei Tageslicht sehr schön aus. Ich erkannte schon von weitem die Küche und den Speiseraum. Die Sanihütte konnte ich auch besser sehen. Die Tore in den Mauern standen schon offen. Ich sah einen Aussichtsturm und noch ein paar andere größere und kleinere Hütten. Auf den Feldern wurde schon fleißig gearbeitet und auch Gally und noch ein Junge zimmerten schon an einer sehr wackelig aussehenden Hütte rum.

Clint führte mich zielstrebig in die Küche und klopfte an den Türrahmen. Pfanne drehte sich um. Als er mich sah, lächelte er freundlich. Clint verabschiedete sich und Pfanne drehte sich kurz um. "Hier. Du hattest ja kein Frühstück.", meinte er und gab mir dann zwei Brote mit Käse. Ich lächelte ihn dankend an und setzte mich dann auf eine der Bänke, um zu essen.

Schnell war ich fertig und ging wieder zu Pfanne in die Küche. "Was kann ich tun?", fragte ich. "Hier. Du kannst das Gemüse schneiden." Pfanne stellte mir ein großes Brett und ein Messer hin und legte dann ein paar Karotten und Kartoffeln daneben. Ich nickte und machte mich dann an die Arbeit.

Als ich schon fast fertig war, sah ich kurz zu Pfanne. Mit einem Mal durchzuckte mich ein Bild und ein Name. Pfanne, wie er vor dem Labyrinth aussah. Nein, nicht Pfanne. Siggy.

Erschrocken und abgelenkt rutschte mir das Messer ab. Ich schnitt mir tief in den Handrücken und unterdrückte mühselig einen Aufschrei. Trotzdem kam ein klägliches Geräusch aus meinem Mund. Zusätzlich ließ ich das Messer auf das Brett fallen und hob mir krampfhaft die Hand.

Pfanne, der das Geräusch gehört hatte, drehte sich fragend um. Als er jedoch meine blutende Hand sah, weiten sich seine Augen und er kam erschrocken zu mir. "Was ist passiert?", fragte er, während er meine Hand betrachtete, aus der unnachgiebig Blut strömte. "Ich war abgelenkt. Pfanne, ist dein richtiger Name Siggy?" Pfanne hielt erschrocken inne. "Woher weißt du das?", fragte er. "Naja, ist ja jetzt auch egal. Wir bringen dich jetzt erst einmal zu Clint." "Ach was, das ist doch unnötig.", versuchte ich es. "Keine Widerrede. Das sieht gar nicht gut aus und hört nicht mehr auf zu bluten." Pfanne wollte streng klingen, doch ich hörte deutlich die Besorgnis heraus. Verständlich. Ich war wahrscheinlich die Jüngste hier. Ach man.

Pfanne drückte ein Geschirrtuch auf meine Hand und hielt es fest. So liefen wir los zu Sanihütte. Schnell und zum Glück ungesehen kamen wir dort auch an. Eilig klopfte Pfanne, als er mein schmerzverzerrtes Gesicht sah. Clint öffnete die Tür und ohne weitere Worte ging Pfanne mit mir im Schlepptau hinein. Er drückte mich auf eine Liege und nahm dann das schon rote Tuch von meiner Wunde.

"Ach du heiliger Strunk. Was ist da passiert?", fragte Clint erschrocken und sah sich meine Hand genauer an, ehe er in ein paar Schränkchen kramte. "Sie hat Gemüse geschnitten und ist wahrscheinlich mit dem Messer abgerutscht.", meinte Pfanne leicht überfordert mit der gesamten Situation und verschränkte die Hände hinter seinem Kopf.

Clint kam wieder. "Pass auf. Ich muss die Wunde jetzt säubern und desinfizieren. Da sie so tief ist, muss ich auch nähen. Das wird jetzt wahrscheinlich ziemlich weh tun. Entschuldigung schon mal im Vorraus."

Clint nahm ein Tuch und wischte das ganze Blut von meiner Hand. Inzwischen blutete es nicht mehr so stark. Dann machte er eine Flüssigkeit auf ein anderes Tuch und streichte damit vorsichtig über die Wunde. Es brannte fürchterlich! Ich biss mir auf die Lippe, damit ich nicht schrie, kniff  die Augen zusammen und verzog das Gesicht. Die freie Hand klammerte sich an eine von Pfanne's Händen und mein ganzer Körper verkrampfte sich. Als ich die Augen kurz minimal öffnete, sah ich Pfanne's und Clint's besorgte und mitleidende Gesichter.

Nach gefühlten Jahren war Clint endlich mit dem Desinfizieren fertig und nahm jetzt Nadel und Faden zur Hand. Ohne große Umschweife, aber mit einem entschuldigenden Blick, begann er das Nähen. Wieder verkrampfte sich mein ganzer Körper - auch die Hand um Pfanne's Hand - und ich hielt die Luft an, ohne es richtig zu realisieren. "Atmen Luna. Atmen.", sagte Clint mit einer Spur Panik in der Stimme und ich atmete stoßweise ein und aus.

Endlich war Clint endgültig fertig und ich entspannte mich wieder. Mein Atem ging wieder normaler und ich öffnete meine Augen, die von dem krampfhaften Zusammenpressen  schon schmerzten. Clint verband noch meine Hand, sodass alle Finger noch frei beweglich waren. "Du solltest erst einmal für ein paar Tage nichts mehr mit der Hand machen.", riet mir Clint und räumte dann die ganzen Sachen weg.

Ich atmete einmal tief durch. Die Schmerzen ließen langsam nach und waren somit erträglich. "Danke.", bedankte ich mich. "Nicht dafür. Pass einfach nur auf dich auf.", meinte Clint und drehte sich mit einem leichten Lächeln wieder zu Pfanne und mir um. Ich nickte und stand wieder auf.

"Also dann, wir sehen uns.", verabschiedete sich Clint. Wir erwiderten das und gingen zusammen raus. "Tja, ich denke kochen kannst du jetzt wohl nicht mehr." "Die anderen Sachen kann ich auch schlecht nur mit einer Hand machen. Ich leiste dir einfach ein bisschen Gesellschaft." "Da freue ich mich aber.", grinste Pfanne und öffnete mir dann die Tür.

Ich lachte und trat ein. Doch sofort hielt ich inne. "Was riecht hier so verbrannt?", fragte ich. Pfanne machte große Augen und stürmte dann panisch in die Küche. Ich lief ihm hinterher. "Puh, gerade nochmal gut gegangen.", seufzte Pfanne, der über einen Topf gebeugt da stand. "Beinahe wäre das Essen angebrannt. Aber nur beinahe." Ich nickte einfach nur und setzte mich dann auf einen freien Teil der Arbeitsfläche. Kurz zischte ich auf, da ich dabei nicht mehr an meine verletzte Hand gedacht hatte. "Alles ok?" "Jaja. Hab nur nicht mehr an meine Hand gedacht.", gab ich gequält zurück. Pfanne nickte verstehend und widmete sich dann wieder dem Mittagessen.

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