16. Kapitel
Ich schreckte aus meinem Albtraum auf. Alby lag neben mir und schien noch friedlich zu schlafen. Ich wollte ihn nicht wecken und so stand ich leise auf und schlich mich nach draußen. Es war noch recht früh und noch nicht einmal Pfanne oder die Läufer waren wach. Auch wenn ich nicht glaubte, dass sie heute ins Labyrinth gehen würden.
Ich brauchte einen klaren Kopf und so spazierte ich über die Lichtung zum Wald. Vor dem Waldrand blieb ich stehen. Da war doch was! Verwirrt ging ich etwas weiter in den Wald und blieb dann geschockt stehen. Vor mir hang Nick! Ein lauter, spitzer Schrei verließ meinen Mund und ich stolperte zurück.
Dann stand ich einfach nur mit weit aufgerissenen Augen da und starrte auf Nick. Er hatte sich erhängt! Ganz eindeutig! "Luna!", schallte es über die ganze Lichtung und mehrere Personen kamen auf mich zu. "Luna was...." Mitten im Satz stoppte Minho und schluckte dann schwer. Im Augenwinkel konnte ich Alby, Gally und Newt erkennen, die auf uns zu kamen. "Nick.", hauchte Newt entsetzt. "Minho bring sie hier weg!", befahl Alby. Minho nahm mich sanft an den Armen, drehte mich um und lief mit mir aus dem Wald ins Gehöft.
Auf dem Weg begegneten und Clint und Zart. "Was ist denn los?", fragte Clint. Ich konnte mich nicht mehr halten und weinte all meinen Frust hinaus. Minho nahm mich in den Arm und antwortete: "Nick." Dann gingen wir weiter ins Gehöft und in mein Zimmer.
Zum Mittagessen erschien ich nicht und beim Abendessen ließ ich mich auch nicht blicken. Stattdessen sah ich mich auf der Lichtung um und entdeckte Gally, der am Gerüst des Aussichtsturmes saß und leer nach vorne schaute. Ich ging zu ihm und setzte mich neben sie.
"Sie waren meine besten Freunde. Und meine einzigen Mitarbeiter. Und jetzt sind sie tot.", begann Gally, sah mich aber immer noch nicht an. "Ich bin auch traurig. Ich kann dich verstehen." "Nein kannst du nicht!" schrie Gally mir plötzlich ins Gesicht, sodass ich zurück zuckte. "G-Gally. Sie waren auch meine Freunde. Ich weiß wie du dich fühlst." "Nein! Gar nichts weißt du! Das ist doch alles deine Schuld!", schrie Gally aufgebracht und verschwand dann.
Geschockt schaute ich ihm nach, bis ich selber aufsprang und in den Wald rannte. Wieder kamen mir die Tränen. Hätte ich George doch bloß aufgehalten! Dann würden er und Nick noch leben!
Ich stolperte immer weiter, bis ich an der Mauer ankam. Ich ließ all meine Wut und Frust raus und schlug mit meinen Fäusten gegen die Mauer. Rote Stellen erschienen und meine Hände bluteten immer mehr. Als ich nicht mehr konnte, knallte ich meinen Kopf gegen die Mauer. Sofort platzte meine Wunde wieder auf und Blut floss aus meiner Stirn.
Ich wollte diesen Schmerz nicht mehr ertragen! Sowohl den körperlichen als auch den seelischen. Ich setzte mich auf den Boden und griff nach einem spitzen Ast. Mit Tränen in den Augen zog ich den Ast ein paar Mal über meinen Unterarm, bis blutige Striemen entstanden. Dann lehnte ich mich erschöpft an die Mauer. Langsam wurde alles schwärzer und mein letzter Gedanke galt Alby. Ich liebe dich, großer Bruder.
Sicht Gally
Ich war so ein verdammter Neppdepp! Ich hätte Luna nicht so anschreien und ihr die Schuld geben dürfen!
Ich wollte gerade zu ihr zurück gehen und mich entschuldigen, doch sie war nicht mehr da. Verwirrt ging ich zu den anderen ans Feuer. Es waren wirklich alle da. Nur Luna fehlte. Und George und Nick. Wie ich die beiden vermisste! Es machte mich fertig zu wissen, dass sie tot sind. Dass ich ihre Namen an der Mauer durchgestrichen habe. Dass sie jetzt irgendwo im Wald begraben liegen mit schiefen Holzkreuzen.
Langsam wurde es dunkler. "Gally? Hast du Luna gesehen?", fragte Alby, der vor mir stand. Ich schüttelte den Kopf. "Wo kann sie nur stecken?", fragte er sich selbst und Sorge schwang in seiner Stimme mit. Ich schluckte. "Alby?" Alby drehte sich wieder zu mir. "Ich glaube ich habe einen Fehler gemacht.", begann ich. Alby sah mich abwartend an. "Ich habe mich mit Luna gestritten und ihr die Schuld an Nick's und George's Tod gegeben.", flüsterte ich ganz leise. "Du hast was?!", schrie Alby und packte mich fest an den Schultern.
Alle schauten zu uns und warteten auf das, was jetzt kam. "Wie kannst du nur?!", schrie Alby weiter und vergrub seine Finger noch tiefer in meinen Schultern. "Alby man, beruhige dich.", kam Newt mir zu Hilfe und drückte Alby bestimmt von mir weg. "Was ist denn los?", wollte Newt wissen. "Dieser Strunk hat Luna die Schuld an George's und Nick's Tod gegeben!", schrie Alby. "Du hast was?!", kam es entsetzt von allen Anwesenden und im nächsten Moment hatte ich Minho's Faust im Gesicht.
"Es tut mir leid.", flüsterte ich. "Ich sollte dir dafür gleich noch mal eine verpassen.", fauchte Minho und holte schon zum Schlag aus, doch Newt hielt seinen Arm fest. "Ok. Wir gehen jetzt alle und suchen Luna.", rief Newt und blickte in die Runde. Sofort standen alle - inklusive mir - auf und verteilten sich auf der Lichtung.
Sicht Minho
Ich konnte nicht glauben, was Gally getan hatte! Dieser Neppdepp! Am liebsten hätte ich ihn gleich noch mal geschlagen. Und noch mal. Und noch mal! UND NOCH MAL!
Newt und ich beschlossen im Wald nach Luna zu suchen. Wir liefen und liefen und liefen. Wir liefen so lange, bis wir an der Mauer ankamen und schrien die ganze Zeit ihren Namen. "Da!", schrie Newt plötzlich und rannte los. Ich rannte ihm hinterher.
Vor uns im Dunkeln lag eine Person. "Luna.", rief Newt besorgt und kniete sich neben sie. Ich tat es ihm gleich und betrachtete sie. Ihre Knöchel und ihre Stirn waren blutig und sie hatte Striemen an ihrem linken Unterarm. Sie wird sich die doch nicht etwa selbst hinzugefügt haben?! Ich schaute zur Mauer und erkannte schwach die roten Blutflecken. "Ihr Puls ist schwach. Wir müssen sie sofort zu Clint bringen.", stellte Newt fest. "Wie machen wir das jetzt?", fragte er sich selbst. Kurzerhand nahm ich Luna im Brautstyle hoch und rannte mit ihr durch den Wald. Newt mir hinterher.
"Clint!!!", brüllte ich mir die Seele aus dem Leib, sobald wir wieder auf der Lichtung standen. Die meisten Lichter kamen mit Fackeln auf uns zu. Clint und Alby vorne dran. Clint schaute nur kurz über sie. "In die Sanihütte, schnell! Jeff du hilfst mir.", befahl Clint und rannte los. Jeff und ich ihm hinterher.
Ich legte Luna auf eine der Liegen. "Alles wird gut. Keine Sorge Kleine.", flüsterte ich noch, bevor ich wie alle anderen von Clint rausgeschmissen wurde.
Sicht Clint
Hektisch liefen Jeff und ich in der Hütte umher und suchten die Sachen, die wir brauchten. "Du kümmerst dich um ihren Unterarm und die dazugehörige Hand. Ich mach die andere Hand und den Kopf.", erklärte ich und schnappte mir Salbe und Verband.
"Zwei der Wunden am Unterarm müssen genäht werden.", teilte mir Jeff mit. "Dann mach das.", meinte ich und widmete mich Luna's rechte Hand. Ich tupfte das Blut ab und trug eine Salbe auf. Während ich nun Luna's Stirn erneut verband, war Jeff mit Nähen fertig und verband jetzt ihren Unterarm. Als er dann fertig war, schmierte er die Salbe auf die anderen Knöchel. "Fertig.", sagten wir beide gleichzeitig. Man, wir waren ein gutes Team.
Ich setzte mich neben Luna und sah sie mir genauer an. Sie sah blass aus. Lag wohl am Blutverlust. "Was machst du nur für Sachen.", seufzte ich. Jemand legte mir eine Hand auf die Schulter. Ich schaute auf und sah direkt in Jeff's Gesicht. Er schaute mich aufmunternd an und reichte mir dann ein Glas Wasser. "Danke.", bedankte ich mich. Er winkte ab und trank selber ein Glas.
"Komm, gehen wir schlafen. Es war ein anstrengender Tag." Jedoch konnten wir nicht entspannen. Kaum waren wir draußen, kam uns schon ein von Newt und Zart gestützter Gally entgegen. "Was ist denn passiert?", fragte ich. "Minho hat sich mit ihm geprügelt. Jetzt sitzt der Strunk erst einmal im Loch und regt sich ab.", erklärte Newt, während wir wieder in die Hütte gingen und Gally auf die Liege neben Luna bugsierten.
Gally hatte ein paar blaue Flecken, eine aufgeplatzte Lippe, eine gebrochene Nase und ein blaues Auge. Ich behandelte es schnell, während Gally's Blick starr auf Luna gerichtet war. "Das ist alles meine Schuld.", flüsterte er vor sich hin. Ich drehte mich seufzend kurz zu Luna und wandte mich dann wieder Gally zu. "Ich würde dir ja jetzt gerne sagen, dass es nicht deine Schuld ist. Aber das ist es. Sei jetzt stark und entschuldige dich sofort bei ihr, wenn sie wieder wach ist." Gally nickte nur und ging dann nach draußen. Seufzend folgte ich ihm und ging nun endlich schlafen.
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