XXI.

Kapitel 21

Auf dem Weg zurück nach Hause mache ich mir ständig Gedanken um dieses E.A.T.E.R. Edwards Reaktion zufolge hat es bestimmt etwas mit meiner derzeitigen Situation zu tun, aber was? Ich wüsste nicht, was eine pharmazeutische Firma so Gefährliches haben sollte. Sie stellen doch nur Medikamente her, also helfen sie doch den Menschen, oder? Vor allem mir mit meinen Kopfschmerzen.

Inzwischen ist meine Neugier zu groß. Aus diesem Grund komme ich wieder in Versuchung, Edward zu folgen, als er mir mitteilt, dass er zu einer Besprechung muss. So kommt es, dass ich nach dem Abendessen und nachdem Edward die Wohnung verlassen hat, schnell mein Handy greife, eine Jacke zum Überziehen und mir meine Schuhe anziehe, anschließend die Wohnung leise verlasse. Einen Schlüssel habe ich mir davor auch aus dem Schlüsselkasten genommen, jetzt kann ich also nur hoffen, dass es der Richtige ist.

Wie ich zurück kommen möchte, weiß ich zwar ebenfalls noch nicht, doch in diesem Moment denke ich nicht wirklich daran, dass mein Plan eigentlich zum Scheitern verurteilt ist. Leise und unauffällig folge ich Edward, der ungefähr 100 Meter vor mir läuft. Während ich ihm so folge, überlege ich mir, wie ich in das Hahuptquatier reinkommen kann.

Bestimmt wird wieder die ältere Dame dort warten, also muss ich an ihr vorbei. Höchst wahrscheinlich wird sie mich erkennen, also müsste ich ihr rein theoretisch nur einreden, dass ich ebenfalls eingeladen bin.

Als ich endlich an dem Juweliergeschäft angekommen bin, tue ich so, als wäre ich außer Puste, öffne die Tür. Die ältere Dame lächelt mich verwundert an, woraufhin ich gespielt beruhigend ausatme. ,,Der gute Eddie war ein bisschen sauer auf mich, also ist er einfach ohne mich gegangen, obwohl ich auch kommen soll! Jetzt musste ich den ganzen Weg rennen. Puh!"

,,Ja, gesellig war unser Edward noch nie, aber er ist ein guter Mensch", meint sie und verzieht ihren mit Lippenstift geschminkten Mund zu einem warmen Lächeln. ,,Du kannst hochgehen, ich denke, du schaffst es noch rechtzeitig."

,,Danke", ist mein erleichterte Antwort, denn gehe ich in den Nebenraum, steige so leise es geht die Treppen auf. Oben angekommen bemerke ich, dass ich mir noch nicht überlegt habe, wie ich an dem Türsteher, der das letzte Mal hier stand vorbeikomme. Oder wie ich die Tür öffne. Da ich aber von den Treppen sowieso angestrengt bin, entscheide ich mich, die selbe Nummer wie gerade eben abzuziehen, in der Hoffnung, dass der braunhaarige Typ mich durchlässt und nicht erwischt.

Eigentlich kann ich aber sowieso nichts mehr verlieren, immerhin bin ich jetzt schon so weit gekommen, ein Zurück gibt es nicht mehr. So nehme ich all meinen Mut zusammen und klopfe an der Holztür, stelle mich außer Puste hin. Nach einiger Zeit macht es 'Klick' und die Tür wird geöffnet. Der Mann mit dem Drei-Tage-Bart guckt mich etwas verwirrt an, lässt mich jedoch noch nicht eintreten.

,,Was machst du hier?", fragt er mich schließlich mit gerunzelter Stirn, was die zwei Falten zwischen seinen Augen noch mehr betont.

,,Hat man dir das nicht gesagt? Ich bin auch eingeladen", teile ich ihm stolz grinsend mit. ,,Edward war nur so ungesellig und ist ohne mich losgelaufen, nur weil ich angeblich so lange gebraucht hätte!"

Die Falte zwischen seinen braunen Augen wird etwas leichter, er nickt schließlich und lässt mich eintreten. ,,Sie sind im Konferenzzimmer", teilt er mir mit, woraufhin ich nicke und die rechte Tür, die mich zum Wohnzimmer führt, öffne und wieder schließe.

Erleichtert atme ich aus, schreite leise nach rechts und stelle mich an die Tür vom Konferenzzimmer, die um einen Spalt geöffnet ist.

,,So, da wir nun alle komplett sind, möchte ich beginnen", erscheint eine Stimme, die wahrscheinlich zu Isabelle gehört, immerhin ist sie meines Wissens nach die Chefin. ,,Jetzt fragt ihr euch bestimmt, wieso in letzter Zeit so viele Konferenzen sind, der Grund ist folgender: Wir sind in einer Notsituation. Wir haben fast keine Agenten mehr, da wir sehr viele nach Freiburg ausleihen mussten, was uns nicht gut bekommt, denn E.A.T.E.R. wird von Tag zu Tag stärker. Die Entführung von Felicia ist das beste Beispiel dafür.

Aus diesem Grund müssen wir handeln, was wir aber leider nicht können. Roxy, Jonas und Philipp sind alle undercover bei E.A.T.E.R, Leonard (das ist glaube ich Lees voller Name) kümmert sich hier um die Probleme. Sonst haben wir hier nur noch Agenten von zu niedrigem Rang, die nicht einmal in den Sitzungen dabei sind. Also ist Edward unser einziger freier Agent, der jetzt handeln könnte. Und da Edward uns gestern mitteilte, dass Felicia inzwischen sehr fähig ist, muss ich euch beide auf eine Mission schicken, die hoffentlich E.A.T.E.R endlich zur Strecke bringt!"

Verblüfft reiße ich meine Augen auf. Ich soll auf eine Mission gehen? ,,Bitte was?", höre ich Edwards verblüffte, tiefe Stimme. ,,Auf keinen Fall, sie ist noch nicht so weit!"

,,Hast du nicht gestern gesagt, dass sie unglaublich schnell lernt?", fragt eine mir unbekannte Stimme nach, was mich noch mehr verblüfft, denn das Edward gut von mir redet, hätte ich mir nicht gedacht.

,,Das ist auch der Fall, ihre Kampfkünste sind verblüffend. Sie hat bereits jetzt ihre eigene Art entdeckt, wendet sofort alles an, was sie kann. Das habe ich noch bei keinem Schüler nach einem Monat gesehen. Emotional gesehen ist sie aber noch nicht bereit dafür. Sie ist viel zu kindisch."

,,Manchmal ist es aber genau das, was wir brauchen. In dieser Mission könnte es sehr sinnvoll sein, ihr müsst das tun", entgegnet ihm jetzt wieder Isabelle.

,,Was ist mit Harald? Oder Susanne, wo sind die denn alle? Warum sind wir heute überhaupt nur zu siebent?", möchte wieder Edward wissen, der anscheinend nicht so begeistert von der Idee ist, mich auf eine Mission zu schicken. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, wieso.

,,Alle sind in Freiburg, die brauchen aus irgendeinem Grund erstklassige Agenten, uns sind da die Hände gebunden, Edward. Außerdem sind sie für diese Mission etwas zu...alt", ertönt wieder Isabelles Stimme, ein Stuhl knarzt daraufhin.

,,Sie ist noch nicht bereit, findet jemand anderen. Das ist keine gute Idee. Die Entführung von gestern war schon echt hart für sie, immerhin war es ihre Freundin, die sie entführte. Felicia ist noch ein Kind, sie ist zu jung für das." Ich rutsche plötzlich etwas aus, mache ein leises Geräusch, halte anschließend vor Angst die Luft an. Was wird wohl passieren, wenn sie mich erwischen?

,,Edward, ich denke schon, dass sie gut genug dafür ist, immerhin hat sie es geschafft, dir hier her zu folgen, ohne dass du es bemerkt hast. Thomas hat mir gerade auf WhatsApp geschrieben und gefragt, ob sie wie sie sagte wirklich eingeladen war, oder das nur erfunden hat."

Die Tür öffnet sich, Lee steht vor mir, grinst mich mit seinen etwas schiefen Zähnen an. Ich lächle peinlich berührt, woraufhin er ,,Komm rein" sagt und ich ihm folge. An dem Tisch sitzen dieses Mal noch zwei weitere Männer, der eine hat braune Haare, ist ziemlich kräftig, der andere ist blond, sieht aus, wie eine Real-Life Version von Ken.

Edward schaut mich empört und enttäuscht zugleich an. Roxy und Lee grinsen über beide Ohren, während die anderen beiden beginnen zu tuscheln, mich ungläubig ansehen. ,,Du kannst dich gerne setzten, Felicia", meint Isabelle, deutet auf den Stuhl neben dem Ken, der mich mit großen, blauen Augen anguckt, während ich mich setzte.

,,Ist was?", frage ich verwirrt, schaue in die Runde. ,,Also entweder bin ich wie Harry Potter in der ganzen Welt berühmt, ohne es zu wissen, oder ich habe etwas im Gesicht, aber dass ihr euch alle so seltsam verhaltet, wenn ihr mich zum ersten Mal sieht, ist echt seltsam."

,,Ich hab ja gesagt, sie ist gut drauf", grinst Roxy die beiden mir unbekannten Typen an. ,,Felica, das sind Jonas", sie zeigt auf den braunhaarigen, schlaksigen Typen. ,,...und Philipp." Anschließend zeigt sie auf Ken den Zweiten. Es ist wirklich verblüffend, wie sehr er der Barbiepuppe ähnelt.

,,Also Felicia, was hast du alles mitgehört?", möchte nun Isabelle von mir wissen, guckt mich mit ihren herausstechend smaragdgrünen Augen, die meinen sehr ähneln, an.

,,Naja, also Sie haben eine Ansprache von wegen zu wenig Agenten und Eddilein und ich müssen auf eine Mission gehen, gehalten. Der gute Ed war damit nicht einverstanden, hat mir Komplimente gemacht und zum einhundertfünfzigsten Mal gesagt, ich sei kindisch, ein paar Diskussionen folgten und dann kam Lee schon und hat mich hier her geholt."

,,Sag doch einfach, dass du alles gehört hast", bemerkt Edward leicht genervt, wahrscheinlich ist er gerade nicht allzu gut auf mich zu sprechen.

,,Oh, ich bin mir sicher, dass ihr davor auch kommuniziert habt. Also ich würde gerne bei dieser Mission mitmachen, immerhin müsst ihr mir dann endlich mal etwas erzählen, langsam platze ich nämlich vor Neugier."

,,Wie schon gesagt, wir hätten ihr mehr erzählen sollen", meint Lee, der drei Stühle weiter von mir sitzt, woraufhin ich ihm nickend zustimme.

,,Bei der Menge an Neugier hätte man ihr alles erzählen müssen, ein bisschen hätte nichts gebracht", widerspricht ihm Edward, wirft mir einen warnenden Blick zu, woraus ich entnehme, dass ich nicht erzählen soll, dass ich bereits ein bisschen was weiß.

,,Eins ist jedenfalls klar, du wirst ihr alles erzählen müssen, wenn ihr zusammen auf diese Mission geht, also würde ich vorschlagen, ihr beide geht jetzt wieder nach Hause, dann erzählst du Felicia alles, was sie wissen möchte und muss. Morgen treffen wir uns um die selbe Uhrzeit wieder hier, ich werde dann die Mission erläutern. Ihr könnt jetzt gehen." Somit hat Isabelle das Schlusswort gesprochen, alle stehen auf. Ich komme zu der anderen Seite des Tisches, lächle Edward entschuldigend an, der nur etwas belustigt, aber auch enttäuscht den Kopf schüttelt.

,,Hey Eddilein, ich wusste gar nicht, dass jemand dich so nennen darf", ruft ihm Roxy zu, die uns triumphierend angrinst. Ich grinse zurück, klopfe Edward auf die Schulter.

,,Eigentlich darf sie das auch nicht. Komm Felicia, wir gehen." Ich verabschiede mich noch von den anderen, folge ihm anschließend nach draußen, wo wir uns von Thomas, wie Lee ihn genant hat verabschieden und anschließend ins Treppenhaus treten.

,,Du kannst es echt nicht lassen, oder?", fragt er, sobald wir das Juweliergeschäft verlassen haben. ,,Wie hast du dich eigentlich an Frau Anderle und Thomas vorbeigeschmuggelt?"

,,Ach, sonst nennt ihr alle beim Vornamen und sie beim Nachnamen, das ist schon irritierend, weißt du das?"

,,Antworte auf meine Frage, immerhin hast du gerade echt eine ziemliche Scheiße abgezogen!"

,,Jaja, ist okay", versuche ich ihn zu beruhigen. ,,Ich hab so getan, als wärst du sauer auf mich und hättest mich zurückgelassen, obwohl ich auch kommen sollte, also musste ich rennen. Beide haben mich sofort durchgelassen, wahrscheinlich würde diese Nummer nämlich gut zu dir passen."

,,Ich gebe das zwar nicht gerne zu, aber das war clever", bemerkt Edward, woraufhin ich selbstgefällig grinse. ,,Dennoch dumm. Wärst du nicht gewesen, hätte ich Isabelle davon überzeugen können, dass wir nicht diese Mission bekommen, du musstest dich aber unbedingt einmischen."

,,Ja, ich will aber diese Mission! Immerhin musst du mir jetzt alles verraten, also ist endlich Schluss mit dieser Geheimniskrämerei. Außerdem macht das doch bestimmt Spaß. Also, was musst du mir alles erzählen?"

,,Sehr viel, wir machen das aber zu Hause, nicht einfach so zwischen Tür und Angel."

,,Schon gut, Kontrollfreak, dann machen wir es eben zu Hause."

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