SAM - 42
„Sam, bitte wach auf. Sam!"
Cat schüttelt mich unsanft wach. Wie wir gestern aufgewacht sind, hat mir deutlich besser gefallen. Ihr Körper passt perfekt zu meinem, wie zwei Löffelchen nebeneinander. Jeder andere Mann hätte sie gestern liebkost und dann sehr langsam und sorgfältig von hinten genommen, bis sie vor Lust seufzt. Aber nicht ich.
„Fuck, Cat hör auf mich zu schütteln, mir ist schon ganz schlecht!", murre ich.
Mühsam setze ich mich auf. Was zur Hölle fällt ihr ein, mich erst total abzufüllen und dann schon vor Mittag zu wecken. Dafür sollte man sie übers Knie legen. Mein Kopf dröhnt, und ich sehe noch immer leicht verschwommen.
„Sam, jemand ist in meine Wohnung eingebrochen!". Ich höre, wie ihre Stimme bricht. Was sagt sie? Das ganze Grundstück ist mit Kameras überwacht!
In ihren Augen glitzern Tränen und ich schlüpfe in die Jeans, die sie mir gestern - nein, heute- ausgezogen hat. Nein, sie hat kein Risikobewusstsein.
Ich folge ihr benommen, während sie zwei Treppenstufen auf einmal nimmt. Woher nimmt sie die Energie, wo sie maximal fünf Stunden geschlafen hat?
Krass, sie hätte mich vorwarnen können.
Bei ihr wurde nicht eingebrochen. Hier hat ein Krieg getobt! Zwei der bodentiefen Fenster sind zerschlagen, und jemand hat ihre komplette Möblierung zerlegt.
Mist, das ist nicht einfach ein „Wir - kehren - zusammen - und - alles - ist - wieder - gut" - Einbruch, sondern eher einer von der „Wir - brauchen - einen - Müllcontainer - nachdem - die - Polizei -da -war"- Sorte.
„Ich gehe nach oben, ruf die Bullen und zieh mir was an. Dann speichere ich die Kameradaten auf einen USB-Stick, okay?"
„Guten Tag, Mr. Palmer", grüßt Officer Murphy mich, als ich wieder nach unten komme. Ausgerechnet der! Gibt es keine anderen Polizisten auf der Wache? Oder wartet er nur darauf, dass der Name Palmer fällt? „Sie kennen die Frage ja schon: wo waren sie letzte Nacht?"
„Ich habe die Wohnung gegen neun Uhr verlassen und bin heute Morgen zurückgekommen." Ich reiche den Ausdruck mit den Daten, die ich aus dem Fingerabdruckscanner gezogen habe an ihn weiter. „Während der Abwesenheit war ich unten am Fähranleger."
„Zeugen?", fragt der Officer routiniert.
Cat schiebt ihre kleine Hand in meine. „Wir waren die ganze Nacht zusammen", antwortet sie an meiner Stelle.
Der Officer nickt, dann geht er die Daten durch, die ich ihm reiche.
„Ihre Garage wurde gegen fünf Uhr heute Morgen geöffnet. Ich hoffe sehr, dass sie nicht selber gefahren sind?"
„Nein, ich bin gefahren und ich habe oben die Sicherheitstür entriegelt. Das sehen sie ja an den Daten", sagt Cat ruhig.
Ich reiche den USB-Stick an den Polizisten. „Hier sind die Aufzeichnungen der Kamera drauf, da können sie sehen, wer gefahren ist." Und dass ich stockbesoffen war. Zu betrunken, um alleine zu laufen.
„Können sie den Einbrecher identifizieren?"
„Leider nicht. Die Bewegungsmelder sind nicht angesprungen." Was mir vielleicht aufgefallen wäre, wenn ich nicht damit zu tun gehabt hätte, nicht in mein Auto zu reihern.
Murphy wendet sich an seinen Kollegen und fragt, ob dieser mit der Dokumentation fertig sei.
„Mrs. Jones, können sie uns noch kurz erklären, warum sie so viel Bargeld im Hause hatten?"
Weil sie mich und die Jungs abzockt hat, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan, als Männer abschleppen. Aber das ist natürlich nicht die Antwort, die ich dem Officer geben sollte.
„Ich habe Geld aus meinem Treuhand-Fonds zur Einrichtung der Wohnung genommen. Von dem Rest wollte ich mir ein Auto kaufen." Tränen glitzern in ihren Augen.
Sehr clevere Erklärung, Cat, wirklich sehr clever. Aber wozu zur Hölle braucht sie ein Auto? In der Garage stehen mehr als genug Wagen! Andererseits: warum habe ich ein Auto, das nur mir gehört, nur auf meinen eigenen Namen läuft, wenn ich den Firmenfuhrpark jederzeit nutzen kann?
Murphy nickt jedenfalls zufrieden mit der Erklärung. Dann gehen die beiden Officer, allerdings nicht ohne Cat zu bitten, später auf der Wache zu erscheinen, um die Aussage zu unterschreiben.
Cat steht völlig verloren in mitten des Chaos, das einmal ihre Wohnung war. Wenn Dan mich an einer empfindlichen Stelle treffen wollte, dann hat er genau ins Schwarze gezielt und nicht verfehlt.
„Komm her", sage ich zu ihr und sie wendet sich mir zu. Ich breite meine Arme aus und sie schmiegt sich an mich, umschlingt meine Taille.
Ich bin unendlich froh, dass sie bei mit geschlafen hat. Heute Morgen, als wir nach Hause kamen, hätte ich keinen klaren Gedanken fassen können. Da wäre ich ihr keine große Hilfe gewesen. Na gut, nüchtern bin ich noch immer nicht, ernüchtert trifft es eher. Ich habe Dan völlig unterschätzt. Himmel, ihr hätte weiß Gott was passieren können, wenn sie hier auf den Einbrecher gestoßen wäre.
„Cat, ich will, dass du in Zukunft eine Waffe trägst, hörst du?" Mein Tonfall lässt keinen Kompromiss zu. Ich spüre, wie sie an meiner Brust nickt.
„Und du nimmst nicht mehr den Bus. Entweder fährst du Taxi, oder benutzt eines der Autos."
Wieder nickt sie.
„Und wir werden deine Wohnung mit einer Alarmanlage sichern."
Wieder gibt es keine Widerworte.
„Komm, ich mache dir Kaffee und ich glaube ich brauche dringend eine Dusche."
„Ich weiß gar nicht, wo ich mit Aufräumen anfange" Cat sitzt geknickt an meinem Küchentresen und schwenkt den Rest Kaffee in ihrer Tasse.
„Wir teilen deine Wohnung in Quadranten und dann rufst du James, Max, Emmi und diese Elena an. Vielleicht können auch Myra und Martin ein bisschen helfen. Die Jungs können sicher ebenfalls mit anpacken."
„Die können sich alle gar nicht bewegen. Es ist kein Quadratmeter Boden frei!", jammert Cat.
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