SAM - 35
Als das Foto von Van Beeks Auto vor der Fabrik in der What's-App-Gruppe angezeigt wird, bin ich zugegebenermaßen genervt. Als zwei Sekunden später ein Screenshot seiner Nummer eingeht, gefolgt von einem Selfie der beiden, wie sie sich küssen, bin ich stocksauer.
Sie hat ihre Aufgaben innerhalb von 48 Stunden durchgezogen? Trotz Uni? Und obwohl Niall heute Mittag fliegt? Wie krass! Wann hatte sie Zeit dafür?
Aber was mich wirklich wütend macht, ist die Tatsache, dass sie sich küssen. Ob sie ihn mit derselben Leidenschaft küsst, wie mich im Fahrstuhl? Ich weiß noch genau, wie sie geschmeckt hat, wie ihre Lippen sich angefühlt haben und wie unsere Zungen sich berührt haben.
„Denk nicht drüber nach", ermahne ich mich selbst. Aber am liebsten will ich nach unten gehen und ihr den Hals umdrehen. Sie soll studieren, sich um ihren Bruder kümmern, aber nicht diesen Scheiß veranstalten. Gleichzeitig weiß ich, dass ich ihr den Blödsinn vorgeschlagen habe und das erst der Anfang ist.
„Da hat wohl jemand Konkurrenz bekommen", ätzt Ian, als er Cat den Geldumschlag über den Tisch schiebt.
Viertausendsechshundert Dollar. Ich sehe, wie stolz sie ist, als sie das Geld in die Tasche schiebt, während wir anderen diesmal komplett leer ausgehen. Wir haben sie alle völlig unterschätzt. Ein Teil von mir wünscht sich eine weitere Runde, wünscht sich, dass sie einsteigt. Dass sie versteht, was mich antreibt.
Der andere Teil von mir, erhofft sich, dass sie das Weite sucht und uns sagt, wie abartig wir sind.
„Und wie siehts aus, Cat?", frage ich sie. „Weiterspielen, oder aussteigen?"
„Ich will zumindest eine Revanche", mault Tony und schon wieder habe ich das Bedürfnis, jemanden zu schlagen. Ganz konkret führt Tony die aktuelle Liste der zu Verprügelnden mit Abstand an.
Cat sagt lachend: „Ich bin gar nicht darauf vorbereitet." Dann runzelt sie die Stirn. Schaut zu Ian. „Außerdem sind die Einsätze wirklich zu hoch. Das geht nicht."
„Die Einsätze sind nur ein Problem, wenn man verliert", kontert Ian mit ihren eigenen Worten.
Wieder überlegt sie, man sieht, wie sie abwägt. Wie sie mit sich kämpft. Dann sagt sie: „Okay. Ich bin dabei." Fuck.
Während wir bereits unsere Listen hervorziehen und über unsere Kandidatinnen entscheiden, kaut Cat auf ihrem Stift herum und googelt. Dann schreibt sie zögerlich etwas auf ihren Zettel, schiebt den Kugelschreiber wieder gedankenverloren zwischen ihre Zähne. Du meine Güte, das bringt mich echt auf ganz schlechte Ideen.
Ich wünschte, sie würde das lassen. Ians Blick hängt schon an ihren Lippen und ich weiß, dass er das gleiche denkt wie ich. Was sie mit diesen Lippen bei mir bewirkt, wenn sie mich küsst, kommt einem Inferno nahe. Würden sich diese Lippen statt dieses Kugelschreibers anderer Teile meiner Anatomie widmen, wäre ich vermutlich verloren. Ich würde sie anbetteln, mich in ihrem Mund kommen zu lassen. Schon wieder hart wegen ihr. Das ärgert mich maßlos.
„Erde an Sam?", sagt Tony und wedelt grinsend mit der Hand vor meinem Gesicht.
„Wir wären so weit, die Aufgaben zu verteilen", sagt er.
Für jede der drei Aufgaben zieht Cat brav die Scheine aus ihrem Umschlag. Mein Herz blutet, wenn ich daran denke, wie gut sie das Geld brauchen könnte, um sich zum Beispiel ein Auto zu kaufen. Es ist nicht so, dass ich ihr meine Autos nicht anbiete. Sie nimmt sie einfach nicht, weil ihr ihr verdammter Stolz im Wege steht.
Dass sie nachts nun oft doch den Bus nimmt, weil Taxis zu teuer sind wurmt mich.
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