SAM - 25

Wenn ich wirklich geglaubt habe, Cat würde an diesem Samstag verkatert aufwachen und geläutert zu Hause bleiben, dann habe ich mich getäuscht.

Als ich sie von unterwegs aus anrufe, um zu fragen, ob sie was vom Inder will, erklärt sie mir, dass sie keine Zeit habe zu essen, sie würde mit Emmi zu einer Manga-Convention gehen und müsse sich beeilen, damit sie fertig wird.

Umso besser, denn wenn sie mit Emmi unterwegs ist, dann können die zwei warmen Brüder sie nicht auf dumme Gedanken bringen. Und ich kann mich mal um meine eigenen Bedürfnisse kümmern. Ganz oben auf der Prioritätenliste stehen Erdbeer-Margaritas, gefolgt von einem geilen Fick und ich habe schon ein Mädel auf dem Schirm, das sicher nicht abgeneigt ist und weiß, dass dies ein Spiel für Erwachsene ist.

Wenn alles gut läuft, dann gibt es als Bonus noch eine Hochglanztitelseite und die Jungs müssen kräftig Kohle abdrücken.

Ich nehme für Cat trotzdem was vom Inder mit. Hühnchen mit Tomatensoße und Cashewkernen. Eine solide Grundlage schadet nicht, nach dem gestrigen Abend.

Als ich bei ihr klopfe, traue ich meinen Augen nicht. Dachte ich, dass sie gestern heiß aussah? Holy Shit! Heute sieht sie verboten aus, als wäre sie selbst einem dieser Comics entsprungen. Ihre langen blonden Haare sind in der Mitte gescheitelt und sie fallen in zwei langen Zöpfen locker auf ihren Rücken. Einige Strähnen fallen gelockt in ihr Gesicht.

Ihre Augen sind stark geschminkt und wirken wie dunkelgrüne Waldseen. Und ihr Outfit macht mir Angst: sie trägt eine weiße, Bluse, die Cat vorne zusammengebunden hat, sodass sie bauchfrei ist und man sieht ihren schwarzen Spitzen-BH durch den dünnen Stoff, ihr grau karierter Rock im Schulmädchen-Style sitzt tief auf ihren sexy Hüften und ist so kurz, dass er nur knapp ihren Hintern bedeckt. Dazu trägt sie eine Netzstrumpfhose und darüber Strümpfe bis übers Knie.

Als sie sich nach ihren Schuhen bückt, bleibt mir fast das Herz stehen und das Blut rauscht in Lichtgeschwindigkeit nach Süden.

Sie schlüpft in ihre Schuhe und schnappt sich dann einen Blazer.

„Sorry", sagt sie. „Ich bin spät dran. Stell das Essen einfach in die Küche. Emmi kommt jeden Moment."

„Soll ich dich später abholen?", frage ich, bevor ich mich bremsen kann. Ade, Erdbeer-Margaritas!

„Nö, ich schlafe heute woanders", antwortet sie munter und wirbelt die Treppe hinunter. „Und wenn ich morgen nach Hause komme, bin ich keine Jungfrau mehr. Und dann", sagt sie mit einem Lächeln, das mir wirklich Angst macht, „kannst du endlich mit mir schlafen."

„Ich werde sicher nicht mit dir schlafen. Eher friert die Hölle zu, Cat!". Und das ist nichts als die Wahrheit. Grenzen sind Grenzen und dieses eine Mal werde ich das Richtige tun.

Schmunzelnd sehe ich ihr hinterher, als sie mir eine Kusshand zu wirft, lasse ihr Essen in ihrem Kühlschrank zurück und mache mich auf den Weg in die 6th.

Tatjana Iwanowa ist schon da und trinkt ein sahniges Etwas. „Orgasmus", vertraut sie mir an, nachdem sie mich mit zwei Küsschen begrüßt hat. John und die Jungs stehen an der Bar und zwinkern mir zu. Zweitausend Mäuse sind mein, wenn ich sie heute Abend klar mache. Das Doppelte, wenn ich morgen mit ihr auf dem roten Teppich zur Eröffnung des Musikfestivals stehe.

Orgasmus, das klingt vielversprechend und ist genau das, was ich heute brauche.

Bereits zwei Cocktail später bin ich mit ihr vor der Bar und drücke Tatjana gegen die Hauswand, während ich mich ihren Hals hinunter küsse.

Sie schnurrt wie ein Kätzchen. Einen Moment plagt mich mein Gewissen, doch dann sagt sie mit ihrem russischen Akzent: „Ich habe gehört, dass du es sehr speziell magst." Oh ja, das trifft es. Ohne weitere Vorrede entriegle ich das Auto und sie steigt ein. Das läuft fast ein bisschen zu glatt, für meinen Geschmack.

„Wo?", fragt sie. Und ich zwinkere ihr zu. „Lass dich überraschen."

Als ich endlich ihren engen Paillettenrock hochschiebe, bin ich schon so hart, dass es fast schmerzt. Mein ganzer Körper lechzt seit Tagen nach Erlösung und ich muss, ich will, diesen Druck abbauen, bevor ich am Ende über Cat herfalle.

Oh Heilige Scheiße, Cat. In diesem heißen Outfit. Ready to kill. Ich habe echt ein mieses Gefühl, wenn ich daran denke, wie sie gestylt ist und wie viele schwanzgesteuerte Wichser da draußen rumlaufen und nur darauf warten, sie zu vernaschen. Also ich zum Beispiel.

Aber jetzt bin erstmal ich dran, bevor ich mich in die Reihe der Wichser einordne, die ihr nachlaufen.

Als ich komme, bin ich unzufriedener als vor dem Sex. Ich muss mich echt zusammenreißen, die blonde Russin mit ihren falschen Titten nicht einfach stehen zu lassen und sehe auf die Uhr, während ich meine Hose zu knöpfe -halb eins- und ziehe mein Handy raus: vier Nachrichten aus drei Chats.

Zwei Nachrichten sind von Max und keine der beiden gefällt mir. Die Erste besagt, dass Cat die Convention ohne Emmi mit irgendeinem Typen verlassen hat und Emmi deswegen ziemlich sauer ist. Die zweite besagt, dass Max Cat mehrmals angerufen hat, um herauszufinden, wo er sie abholen soll, aber sie nicht ans Telefon geht. Meine Güte, sie wird doch nicht wirklich einfach nur für Nichts mit einem dahergelaufenen Kerl schlafen? Ich kann sie schlecht einschätzen, eigentlich dachte ich, sie sei eins von den vernünftigen Mädchen.

„Ich muss kurz telefonieren", informiere ich Tatjana, die gerade ihr Outfit sortiert.

Mit jedem Versuch Cat zu erreichen, werde ich nervöser. Tatjana schmollt bereits und ich beschließe, sie in ihr Hotel zu fahren und es von unterwegs erneut zu probieren.

„Was ist los mit dir?", fragt sie mit ihrem starken Akzent. „Erst du mich nimmst und nun du nur telefonierst. Das nicht romantisch", schmollt sie. Seit wann muss vögeln romantisch sein?

Cat, verdammt, geh ans Telefon. Ich setze Tatjana ab, verabschiede mich, wie in Trance. Erkläre ihr, meine Schwester sei nicht erreichbar und auf die Lüge hin ist sie besänftigt. Wenigstens etwas, fehlt nur noch das Cat ans Telefon geht.

Dann endlich, mein Display zeigt die Zahl meiner Anrufversuche mit siebzehn in Klammern hinter ihrer Nummer an, meldet sie sich. So wie sie sich anhört ist sie schon völlig durch. „Cat, wo bist du?", frage ich hin und hergerissen zwischen Besorgnis und Wut.

Das Netz ist beschissen, ich kann sie kaum verstehen, aber ich weiß, wo die Location ist, die sie nennt. Unten am Fluss, hinter den Stegen, wo die Ausflugsschiffe abfahren, steigen regelmäßig Partys. Und wenn sie nur Alkohol erwischt hat, dann kann ich von Glück sagen. Ich schreibe Max, dass ich weiß, wo sie ist und schicke ihm per What's App einen Kartenausschnitt von Google- Maps. Seit wann ist Max mein Kumpel, dem ich Nachrichten sende?

Als wir Cat in dem Gewimmel finden, tanzt sie zu „Pony" - das Lied war schon alt, als ich jung war - und der tätowierte Typ, der an ihr klebt, fängt bestimmt gleich an zu sabbern. Aber zumindest sieht er besser aus, als der Grapscher von der letzten Party.

Er sieht eigentlich wirklich nett aus für einen tätowierten Prolo. Nicht nett wie „langweilig", sondern nett wie: würde sie gut behandeln und ihr zeigen, wie Sex richtig geht. Na super und nun geht schon die Knutscherei los. Vernünftiges Mädchen? Eher nicht und wenn sie so weiter macht, dann hat sie bald Pfeiffersches Drüsenfieber. Zumindest kann sie dann erstmal nicht mehr mit dahergelaufenen Typen rummachen.

„Komisch, dass deine angebliche Freundin auf jeder Party mit einem anderen zu Gange ist", bemerke ich trocken und Max hat wenigstens den Anstand zerknirscht auszusehen.

„Ist das nicht Dreck? Wie willst du deinen Eltern mal erklären, dass du seit fast einem Jahr mit James zusammen bist, wo sie doch die ganze Zeit glauben, dass du eine Freundin hast? Ach, ja, du willst es ihnen ja gar nicht sagen. Dafür bist du ja zu feige", ätze ich, einfach nur weil ich verletzt bin und ihm wehtun will. Moment, ich bin verletzt? Nein, bin ich nicht. Auf gar keinen Fall.

„Wie willst du deinen Eltern erklären, dass du morgen schon wieder die Titelseiten zierst?", fragt Max geradezu boshaft.

„Deine Mom wird meiner wieder die Ohren vollheulen! Wärst du eine Frau, die ständig mit A-Promis rumvögelt, dann würde man dich als Schlampe bezeichnen. Aber bei Dir heißt es natürlich, Millionär und Waffenproduzent Palmer nach dramatischer Trennung wieder zu haben. Wieviel hat Tony dir geboten, damit du ihm nach zwei Jahren eine exklusive Story bietest?"

Ach ja, jetzt fällt mir wieder ein, warum ich Max nicht mag. Weil er wie alle Pressefutzis einen Riecher für abgekartete Scheiße hat.

Aber Tony ist nun mal mein Personal-Paparazzi für heute und morgen. Ein Händchen wäscht das andere.

„Für wieviel hat er Euch denn das exklusive Material von mir und Tatjana angeboten?", nerve ich Max weiter, während ich beobachte, wie die Hände von Cats Eroberung immer weiter nach unter rutschen.

Ich weiß, dass Max das fuchst, wenn sein Vater viel Kohle für eine Story abdrückt. Aber wenn er mich nicht auf der Titelseite hat, dann jemand anders. Und das nervt wiederum Max' Vater tierisch.

„Lass gut sein", sagt Max resigniert. „Hol lieber meine Fake-Freundin von diesem Tisch, bevor sie die nächste Titelseite ziert. Das ist der Frontmann von „The Servile Crow".

Oh, klar. Wusste ich. Was ist das denn für eine Scheißname für eine Band? Krähen sind die aufmüpfigsten und klügsten Vögel überhaupt! Das ist ja ein Widerspruch in sich!

„Hol sie doch selber runter", schlage ich Max vor. „Immerhin ist sie deine Freundin. Nicht meine. Aber wenn du klug bist, verkauf die Fotos selbst an deinen Dad. Nach der Nummer von den beiden dort oben hättest du eine gute Erklärung, warum du schwul geworden bist. Das ist wirklich widerlich."

Okay, das war jetzt arschig, aber Cat benimmt sich dermaßen kindisch, dass ich echt keinen Bock habe, mich mit ihr auseinander zu setzen.

Max steht jetzt neben dem Tisch, auf dem Cat zu den Klängen von Eminem aufreizend ihre Hüften schwingt, und diskutiert mit ihr herum. Spielen die hier eigentlich neuerdings nur Drecksmusik? Eigentlich lief hier sonst solider Lärm mit viel Schlagzeug und Gitarrenriffs.

Cat sagt irgendwas zu Max und er nickt. Am liebsten würde ich ihn schlagen. Aber gleichzeitig weiß ich, dass ihn keine Schuld trifft, wenn sie sich danebenbenimmt. Wenn dann, trifft mal wieder mich die Schuld.

Ich habe ihr nicht wirklich geglaubt, dass sie das durchzieht und sich einen Typen zum Vögeln sucht. Doch das, was die beiden da oben tun, ist nichts anderes. Sie sind nur nicht nackt dabei. Diese Partys hier sind berüchtigt dafür, dass sie exzessiv und lang sind, in der Regel werden sie in den frühen Morgenstunden von der Polizei gesprengt und es gibt keinen Ort, wo man mit mehr Wahrscheinlichkeit auf testosterongesteuerte Typen trifft, die bei drei alles flachlegen, das zu dicht ist um noch wegzulaufen.

Wenn wir den beiden noch dreißig Minuten geben, ach Blödsinn, zehn Minuten, dann sitzt sie im Taxi zur servilen Krähe.

Wenn ich heute Abend nach Hause komme, bin ich keine Jungfrau mehr und dann kannst du mit mir schlafen.

Und ich habe sie dafür ausgelacht und gesagt, dass ich nie im Leben mit ihr schlafe. Eher würde die Hölle zu frieren.

Okay. Offenbar hat es bereits arktische Temperaturen da unten. Denn tatsächlich überlege ich grade, dass ich es selbst tun muss, sobald sie wieder nüchtern ist, wenn ich will, dass es für sie läuft, wie ich es mir für sie wünschen würde.

Die Frage ist nur, wie ich das hinkriegen soll? Ich kann bei ihrem ersten Mal weder betrunken sein, noch kann ich es mit ihr in der Öffentlichkeit tun!

„Alles okay?", fragt Max. „Du kriegst jetzt nicht Migräne oder? Du guckst so komisch."

„Nein, ich habe heute mal alles im Griff. Dachte ich zumindest", seufze ich.

„Ich weiß, sie ist anstrengend. Aber ich mag sie. Tu ihr nicht weh, okay? Sie hat viel durchgemacht mit Niall und ich weiß nicht, wieviel sie erträgt, bevor sie daran zerbricht, okay?"

Niall, echt jetzt? Der schon wieder? Da fällt mir ein: der kommt ja am nächsten Sonntag! Ihr Rückflug ist sein Hinflug. Das haben sie umgebucht, hat Cat gesagt.

Dann soll er sich um Kerzenlicht und Romantik kümmern!

Die Idee ist gut, aber als ich sie zum zweiten Mal an diesem Wochenende in ihr Bett lege und sie aus ihrem Rock schäle, hinterlässt der Gedanke an den gesichtslosen Niall einen bitteren Beigeschmack. Weiß der Junge überhaupt, was er für einen scharfen Satansbraten an der Backe hat? Und kann er damit besser umgehen als ich?

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