SAM - 22
Seit ich nicht mehr unkontrolliert saufe und nicht mehr ständig alkoholbedingt notgeil bin, kann ich wieder vernünftig arbeiten. Okay, nicht vernünftig, aber vernünftiger. Das ist die gute Nachricht an Lisas Auszug.
Die schlechte ist: es gibt nichts zu essen, denn der Kühlschrank ist leergefegt und meine Küche sieht trotz meiner Bemühungen noch immer übel aus. Eigentlich sieht meine ganze Wohnung aus, als würde ein Messie darin wohnen. Vielleicht bin ich wirklich ein Messie und muss dieser Tatsache in die Augen sehen. Ordnung zu halten überfordert mich schon gedanklich.
Und die schlechteste Nachricht ist: meine neue Nachbarin, wie krass, ist Cat. Die wird jeden Moment vor meiner Tür stehen und dann muss ich sie wohl oder über hereinlassen, obwohl man über meine Wohnung Quarantäne verhängen sollte.
Aber wie soll ich mich aufs aufräumen besinnen, wenn ich weiß, dass sie in Bälde unter meiner Dusche steht. Splitterfasernackt und verführerisch wie Eva. Bis ihre Duschwanne einsatzbereit ist, hat Myra vorgeschlagen, sie solle einfach hier oben duschen.
Eine echte Scheißidee, finde ich. Dass ich nicht mit Jungfrauen rummache, heißt nicht, dass ich immun bin gegen die erregende Vorstellung, dass Cat gleich in einem imaginären flauschigen Bademantel, nackt bis auf die zartbraune Haut, an mir vorbeigeht. Außerdem ahne ich bereits, ihr Duft wird noch stundenlang in meinem Bad hängen und vermutlich wird mich das vollends um das letzte bisschen meiner Vernunft bringen.
Ich weiß genau, wie es riechen wird: nach Vanille und Erdbeeren. Ihr Shampoo riecht, als ob man einen Cocktail daraus machen könnte.
Schluss mit der Träumerei, ich müsste jetzt echt was mit der Küche machen, Cat kann jeden Augenblick hier sein. Sie hat gesagt, sie muss um sieben bei Emmi sein, zur Geburtstagsfeier.
Obwohl ich mir echt Mühe gegeben habe, sieht meine Wohnung nicht wirklich besser aus, als Cat klingelt.
„Hi Sam", sagt sie. „Ich hoffe ich komme nicht ungelegen. Ich mach es ganz kurz." Verlegen huscht sie an mir vorbei. Kein Bademantel, aber sie hat hochrote Wangen.
Da braucht es nicht viel Fantasie, um die Richtung zu erraten, in die ihre Gedanken gerade gehen. Das ist irgendwie süß- und ziemlich heiß, wenn man auf süß steht. Und neuerdings steh ich offensichtlich auf süß, oder zumindest gewisse Teile von mir stehen auf süß.
„Willst du was essen, bevor du gehst?", frage ich und könnte mich im selben Moment ohrfeigen. Ich kann schlecht Abstand zu ihr halten, wenn ich sie zum Essen einlade.
Irritiert sieht sie mich an, ihre grünen Augen mustern mich und ihr Gesicht verzieht sich ablehnend, als hätte ich ihr vorgeschlagen, es mal kurz auf der Couch zu treiben. Oder auf dem Küchentresen, was zugegebenermaßen eine ziemlich abartige Richtung ist, in die ich da gerade denke. Und völlig abwegig, denn wir stehen in meiner Küche und ich bin stocknüchtern. No way, Baby!
Sie schaut Richtung Küche und schüttelt dann den Kopf. Das ist völlig surreal, fast als könnte sie Gedanken lesen. Okay, nicht die Küchentheke, aber natürlich ist klar, dass sich ihr Kopfschütteln auf den Allgemeinzustand in dem Raum bezieht.
„Ich wollte Pizza bestellen", merke ich höflich an. „Ich würde momentan aus meiner Küche selber nichts essen. Schätze, ich muss mich um eine Reinigungskraft kümmern."
Sie besitzt den Anstand nichts zu sagen, doch um ihre Mundwinkel zuckt es verräterisch, während sie nickt. Dann sagt sie: „Thunfisch ohne Zwiebeln, bitte."
Während ich auf den Pizzaboten warte, versuche ich nicht darüber nachzudenken, dass sie gerade nackt unter der Dusche steht, was aber schwierig ist. Die Vorstellung, dass sie sich gerade von oben bis unten mit diesem Erdbeerzeug einseift, bringt mich ernsthaft in Versuchung, anzuklopfen und zu fragen, ob sie Hilfe dabei braucht. Ich würde das besonders gründlich für sie erledigen und mich dabei außer um ihr Sauberkeitsbedürfnis noch um einige andere Bedürfnisse kümmern. Allein die Vorstellung sie zu berühren, meine Finger über ihre seidig weiche Haut gleiten zu lassen, lässt meinen Schwanz anschwellen. Innerlich verdrehe ich die Augen über mich selbst. Ich fasse sie nicht mehr an, ermahne ich mich.
„Was hast du heute Abend vor?", fragt Cat zwischen zwei Bissen Pizza. Und einen Moment kämpfe ich gegen Bilder einer nackten, stöhnenden Cat. Beinahe stöhne ich selber bei dem Gedanken an die heiße Enge.
„Keine Ahnung. An der 6th hat eine neue Bar aufgemacht, die schau ich mir mit Tony vielleicht mal an", antworte ich unschuldig.
Dann fällt mir was anderes ein. „Wie kommst du eigentlich zu der Party?"
Sie zuckt mit den Achseln. „Schätze mal mit dem Bus."
Bus? Cat? Dunkelheit? Die hat ja lustige Ideen! Aber sie ist wohl abends noch nie mit unserer Linie gefahren. Woher soll sie wissen, welches Gesocks sich am Abend in diesem Bus befindet. Wobei, eigentlich geht vermutlich eine größere Gefahr von mir aus, allein mit ihr in einem Auto. Aber ich werde heute dafür sorgen, dass ich sexuell ausgelastet bin, dann ist alles im grünen Bereich, oder?
„Ich kann dich auf dem Weg absetzen, wenn du willst."
Cat ist bereits fertig, als ich sie abhole. Kein halbfertiges Makeup oder hektisches Herumgerenne wegen der Handtasche, den Schlüsseln oder weiß der Geier.
Sie trägt ein zart gemustertes, rotweißes Kleid, dass im Nacken von einem schmalen Band gehalten wird und ihren kompletten Rücken zeigt.
Vorne ist es jedoch hochgeschlossen und es besteht kein Zweifel daran, dass sie keinen BH trägt.
Wenn ich an dieser Schleife ziehen würde, die das Kleid in ihrem Nacken zusammenhält, dann würde es an ihrem schlanken Körper herunterrutschen sich um ihre Füße bauschen und sie stände nackt bis auf ihren Slip vor mir. Das finde ich eine sehr heiße Vorstellung. Wie im Moment alles, was mit ihr in Zusammenhang steht. Zum Beispiel Erdbeer-Margaritas.
Ihre langen blonden Haare fallen offen und leicht gewellt über ihren Rücken. Nur ein paar Strähnen ihres Haares hat sie mit Spangen zurückgesteckt, einige andere fallen weich in ihr Gesicht.
Dieses ganze Mädchen ist eine fleischgewordene Versuchung. Doch dann halte ich mir vor Augen, dass Cat noch nie richtig mit einem Mann zusammen war und der Drang sie in das nächste Gebüsch zu schleppen, ebbt ab.
Grenzen sind Grenzen. Langsam wird der Spruch zu einem Mantra.
Schon auf dem Weg zum Aufzug überlege ich, welchen Wagen wir nehmen sollen. Was würde ihr gefallen? Sie liebt Max' R8. Würde sie heute gerne mit dem Aston fahren? Oder lieber was Mondäneres? Mein Dad würde bestimmt den Tesla vorschlagen, oder vielleicht den Jaguar.
„Sind das alles deine Autos?", fragt sie, als der Bewegungsmelder anspringt und die Garage beleuchtet wird. Stimmt, als sie das erste Mal hier war, war ich total neben der Spur. Wir haben gar nicht über die Autos gesprochen.
„Nein, das ist mein Firmenfuhrpark, sie gehören quasi allen. Je nachdem, wer ein Auto braucht, nimmt sich das, das ihm grade passt. Myra fährt gerne SUV, Martin Jeep. Meine Mum mag den Tesla am liebsten und mein Dad und ich fahren eher die Sportlichen."
Ich gehe zum Schlüsselkasten und gebe den Code ein.
„Such dir einen aus", sage ich und klappe den Schlüsselkasten auf.
„Können wir mit dem Aston fahren?", fragt sie schüchtern. Ich freue mich. Sie hat das Auto ausgewählt, dass tatsächlich nur meins ist und sie ist bisher die Einzige, die ihn außer mir gefahren ist. Wobei es eine dicke Lüge wäre, zu behaupten, ich hätte ihn Cat freiwillig überlassen.
„Willst du fahren?", frage ich und kann es beinahe nicht fassen, dass ich es ihr ernsthaft anbiete. Doch sie schüttelt den Kopf und seltsamerweise bin ich enttäuscht. Ich weiß, dass sie den Wagen von Max regelmäßig fährt. Gefällt ihr sein Auto besser als meins? Ach, komm schon! Was denke ich das eigentlich? Das ist doch kein Weitpinkelwettbewerb!
„Soll ich dich später abholen?" frage ich, während ich das Auto in den Lastenaufzug manövriere.
„Ich möchte dir keine Umstände machen. Ich kann mir ein Taxi nehmen."
„Ich bezweifle nicht, dass du das kannst. Und es ist kein Umstand, es liegt auf dem Weg."
Und spart dir einen Haufen Geld, das du im Moment für andere Dinge brauchst, füge ich in Gedanken hinzu. Aber sie ist sicher klug genug, sich das selbst zu überlegen.
Nicht ganz ohne Stolz halte ich Cat vor dem Verbindungshaus, in dem die Party steigt, die Beifahrertür auf. Die Kombination aus dieser Frau und dem Auto ist ein Hingucker. Und ich frage mich, ob Max denselben irrationalen Stolz verspürt, wenn er sie ausführt und alle Blicke auf ihr ruhen. Am liebsten würde ich ihr mein Sakko umlegen, damit niemand ihren nackten Rücken sieht.
„Die Bar schließt um zwei. Wenn du früher gehen willst, dann ruf einfach an."
„Und wenn ich erst später gehen will?"
„Dann warte ich auf Dich", sage ich und gebe ihr einen Kuss auf die Wange, wie Max es immer tut. Ein bisschen Weitpinkeln schadet nicht. Erdbeere. Fuck. Ich glaube, morgen werde ich mich mit Erdbeer-Margaritas oder Erdbeer-Daiquiris zudröhnen. Heute muss ich ja leider noch fahren.
„Bis später!", sage ich und genieße es, wie ihr Blick mir folgt, als ich um das Auto herumgehe und einsteige. Ich zwinkere ihr zu, sie dreht sich errötend um und verschwindet dann in Richtung Eingang.
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