CAT - 29
„Die Wohnung ist wirklich riesig, Cat. Hast du keine Angst, dich zu verlaufen?", neckt Niall mich.
„Abends ist es manchmal komisch. Ich muss mich da noch dran gewöhnen."
„Hast du eine Ahnung, wie viele Quadratmeter das hier sind?"
„Ich habe mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht. Vermutlich um die neunzig?"
„Cat, was läuft zwischen dir und diesem Typen, dass er dir so eine Gelegenheit bietet?"
Wenn ich für jedes Mal, wo jemand diese Frage stellt, 50 Dollar kriegen würde...
„Nichts", antworte ich wie immer.
Und der Blick, den Niall mir zu wirft ist genauso ungläubig wie bei allen zuvor.
„Er wollte das hier ohnehin ausbauen, denke ich. Und es ist ja nur übergangsweise. Ich könnte mir eine Wohnung wie diese gar nicht leisten."
„Du schläfst oben, oder?", fragt Niall mich und blickt die Treppe hoch.
„Normalerweise schon, aber ich hätte dir mein Bett überlassen. Ich habe eine Gästematratze gekauft, falls du mit den Stufen Schwierigkeiten hast, kannst du notfalls unten schlafen."
„Danke, aber das mit der Treppe geht. Darf ich?", fragt er mich mit Blick nach oben.
Klar darf er! Was für eine Frage! Um ihm ein wenig Freiraum zu lassen und um nicht sehen zu müssen, wie er sich mit den Stufen müht, verziehe ich mich in die Küche und hole die Lasagne, die ich vorbereitet habe aus dem Ofen. Für zwei ist es eigentlich zu viel. Ob ich Sam fragen sollte? Früher oder später sollte ich die beiden ohnehin miteinander bekannt machen.
Ich weiß ja, wie ungern Sam alleine isst und ständig Mahlzeiten ausfallen zu lassen, ist bei Migräne eh blöd. Das ist bei vielen ein Trigger, auch wenn Sam sich weigert, über die Auslöser nachzudenken. Wobei der Trigger heute eher egal ist. Ich könnte meine Hand dafür ins Feuerlegen, dass er Kopfschmerzen anderer Natur hat. Dem Lärm nach zu urteilen, den er gestern Abend gemacht hat, war er sicher rotzbesoffen.
„Niall", rufe ich nach oben. „Ich geh schnell rauf zu Sam und frag, ob er mit uns essen will, wenn das für dich okay ist."
„Ich weiß nicht, Cat." Er klingt unsicher.
„Er weiß das von dir", beruhige ich ihn, „und er hat mir trotzdem angeboten hier zu wohnen."
„Oder gerade deswegen?", fragt Niall. „Außerdem ist es ein Unterschied, etwas zu wissen oder etwas zu sehen."
„Probieren wir es einfach aus. Wir können ihm ohnehin nicht drei Tage aus dem Weg gehen!"
Niall ist inzwischen wieder unten bei mir angekommen und ich nehme ihn fest in den Arm. Ich liebe ihn wirklich. Wie konnte ich auf die Idee kommen, dass es einen Neuanfang geben könnte und ich besser klar käme, wenn ich niemandem von ihm erzähle und tue, als gäbe es meinen Bruder nicht? Ich bin seine Schwester, ich werde für immer das Mädchen mit dem behinderten Bruder bleiben, egal, wie weit von zu Hause ich entfernt lebe.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top