- Kapitel 3 - Das Ende der Unschuld
Bespackt mit einem Wäschekorb, einem Waschbrett und Seife stieg Esa hinab zum Fluss im Tal. Es sah weiter entfernt aus als es eigentlich war und der Weg hinunter ging in der Regel sehr viel schneller, als andersherum. Die Terrassen waren mit Treppen aus Holz verbunden, immer fünf Stufen bis zur nächsten Ebene und zwölf Ebenen insgesamt. Sie zählte immer mit und flüsterte die Zahlen stumm vor sich hin. Eins, zwei, drei, vier, fünf, Gras... Eins, Zwei, und so weiter bis sie unten angekommen war.
Sie war schon oft am Fluss gewesen, hatte als Kind darin gebadet, egal wie kalt das Wasser war und gespielt, sie wäre eine Schatzsucherin, während ihre Mutter in der Nähe mit den anderen Frauen des Dorfes Wäsche wusch und das alte Waschlied sang. Bis ihre Lippen im Herbst blau waren und die Füße und Hände rot vor Kälte und sie ins Dorf zurückgescheucht wurde um sich aufzuwärmen. Na mach schon das du wieder ins Warme kommst, Kind. Ich kann deine Zähne bist hier klappern hören.
Nun war sie die Erwachsene und statt dem Kreischen und Platschen von Kindern, war es still und idyllisch hier unten am Fluss. Nur das Plätschern des Wassers, das Singen der Vögel und das Rascheln der Blätter im Wind.
Gut gelaunt begann sie das Waschlied mit seinen monotonen Rhythmus zu summen und legte den Korb am kieseligen Ufer ab, um ihr Kleid zu raffen und mit einem Gürtel hochzubinden, dass es nicht im Wasser landete und sich vollsaugte. Auch die geflochtenen dunkelbraunen Haare steckte sie mit einer Nadel hoch und ging dann Barfuß und mit hochgekrämpelten Ärmeln in den Fluss.
Das Wasser war klirrend kalt, es überzog sie sofort mit einem Gänsehaut und ihre Füße krümmten sich vor Kälte zusammen. Sie blieb ein paar Sekunden stehen, wartete darauf, dass die schlimmste Kälte verschwand und ihr Körper sich an die Temperatur gewöhnte. Sie stampfte abwechselnd mit den Füßen auf, sodass die Kälte leichter zu ertragen war und ging dann tiefer ins Wasser, bis es zu ihren Knien reichte. Dann begann sie zu waschen.
Und während sie, summend und plätschernd, die Wäsche reinige, konnte sie nicht anders als an Josephas abfälligen Ton zu denken. Er war richtig wütend gewesen, aber warum nur? Esa hatte ihn schon öfter mürrisch erlebt, gerade dann, wenn er die Welt nicht so akzeptieren wollte wie sie war. Aber sie hatte nicht gewusst, dass ihm die Zeremonie so sehr störte. War es denn nicht ein Garant für eine bessere Zukunft? Der erste Schritt in die richtige Richtung? Esa verstand seine Reaktion nicht, aber demütig, wie sie erzogen war, wagte sie nicht ihn deswegen zu hinterfragen. Die Ahnen würden seinen Weg leiten.
Sie suchte sich gerade ein Unterkleid aus dem Wäschekorb und tauchte es ins Wasser, als ein Geräusch sie aufhörchen ließ. Sie hörte auf zu summen und legte den Kopf schräg, um zu lauschen. Es war das Knirschen von Kies unter schweren Schritten. Wer konnte das sein? Um diese Uhrzeit kamen für gewöhnlich niemand anderes herunter zum waschen. Ohne allzu böse Vorahnung richtete sie sich auf und drehte sich in die Richtung der Schritte.
„Wer ist denn da?", fragte sie mit klarer Stimme. Und tatsächlich stellte der Fremde sich vor. „Ich bin es. Thona. Es ist gefährlich ganz allein zum Fluss runter zu gehen."
Thona war der Sohn des Bäckers aus dem Dorf. Er war Esa nie besonders aufgefallen. Seltsam, das gerade er ihr nachgekommen war, um sie zur Vorsicht anzuhalten. „Danke, aber für die wenigen Teile brauche ich keine Hilfe beim Waschen. Ich bin gleich fertig.", entgegnete sie und wollte tatsächlich in Ruhe weitermachen als seine Hand plötzlich auf ihrem Rücken lag. Er musste schnell nähergekommen sein. Sie zuckte unwillkürlich zurück. „Sicher das du meine Hilfe nicht brauchst? Vielleicht kann ich dir noch bei etwas anderem als der Wäsche behilflich sein, Esa." Der Unterton in seiner Stimme gefiel ihr nicht. Es war etwas rauen, drängendes darin, das ihr nun doch Unbehagen einflößte. Seine große Schwielige Hand strich einmal hinauf hin zu ihrem Nacken ehe sie dann wieder an ihr heruntersank.
„Ich... komme allein klar. Du brauchst mir nicht helfen.", gelang es Esa mit fester Stimme hervorzubringen. Thona schnaubte amüsiert.
„Schade, ich dachte, jetzt wo wir beide mal allein sind, könnte ich dir zeigen was die Ehe mit mir für Vorteile haben kann. Dagegen wirst du die anderen Männer im Dorf ganz schnell vergessen.", flüsterte er ihn etwas zu nahe ins Ohr, während seine Hand nun noch tiefer rutschte. Sie fühlte die Hitze seine Handflächen durch den Stoff ihrer Röcke als er über ihren Po strich und Anstalten machte ihre Röcke zu heben.
Reflexartig wich sie zurück. Angst und Ekel fraßen sich auf ihrer Magengrube ihren Rücken hinauf. Eine Gänsehaut entstand in ihrem Nacken und ihr eigener Puls hallte in ihren Ohren. „Ich weiß nicht, wovon du da redest. Aber es gefällt mir nicht!", sagte sie nun doch etwas zittriger als beabsichtigt. Diesmal lache er sogar und seine Hände schlossen sich mit einem Mal wie Schraubstöcke um ihre schmalen Handgelenke. Sie hatte keine Zeit auszuweichen. Esa wollte sich losreißen, aber sein Griff war stark und unnachgiebig.
„Sch, sch, keine Panik. Entweder ich bin es oder Rob oder irgendein anderer. Da kannst du dich bei mir eigentlich sehr glücklich schätzen. Oder wäre dir Josepha lieber? Tze! Der gute, kleine Josepha. Da verrate ich dir mal ein Geheimnis; Der will dich gar nicht! Wartet lieber, hat er gesagt. Aber Warten... haha Warten tu ich schon lange genug. Findest du nicht auch?" Seine Stimme klang verzerrt. Wut und Verzweiflung und Eifersucht, verzerrten Thonas Stimme zu einer sarkastischen Masse, die eine Falsche Fröhlichkeit vorspielte. Er raste. Und während Esa noch immer versuchte ihre Hände aus seinem viel zu harten, schmerzhaften Griff zu befreien, dämmerte ihr nun auch endlich, was er im Begriff war zu tun.
Ihr Puls beschleunigte sich. „aua! Thona, du tust mir weh! Lass mich los." Ihre Stimme klang leise in ihren Ohren. Und tatsächlich schien er sie auch nicht zu hören. Er drängte sie zurück. Tiefer ins Wasser. Fixierte ihre Hände hinter ihrem Rücken, und drückte dann seine Lippen auf ihre. Sie drehte den Kopf weg. „Hör auf! Bitte..." Ihre Stimme wurde immer leiser und atemloser. Die Gedanken rasten in ihrem Kopf und mit einem Mal verlor sie jede Orientierung. Ihre Ohren rauschten, ihr Atem ging hastig und ihre Beine wurden von Thona stetig zurückgedrängt. „Bitte... hör auf...", fiebste sie als er seine Lippen auf ihre Wange drückte und hinab zu ihrem Hals, über ihr Schlüsselbein und auf ihr Dekolleté wanderte. „Du wirst sehen, wie sehr es dir gefällt.", brummte er heiser zwischen zwei Küssen. Esa wimmerte auf, als das Wasser nun auf Höhe ihres Bauches schwappte. Sie fühlte sich als würde sie keine Luft bekommen, ihre Hände wurden in seinem Griff langsam taub.
Thona löste eine seine Hände und zog ihre Röcke hinauf. Esa wollte seine Hand aufhalten, aber sie hatte unter Wasser kaum Kraft. Etwas nasses, warmes tauchte in ihrem Dekolleté ab. Erst konnte sie nicht einordnen was es war, doch dann begriff sie, das es nur seine Zunge sein konnte, die sie dort erforschte, wo es seine Lippen nicht konnten. Sie war angeekelt, schnappte nach Luft wie eine Ertrinkende. „Nein...", wimmerte sie und spürte wie heiße Tränen ihre Wangen runter liefen. „Nein... Bitte nicht!"
Aber seine Zunge sollte nicht das schlimmste sein, was sie in dem Moment spürte. Einer seiner Finger hatte sich seinen Weg zu ihrer Mitte gesucht und rieb sie nun rau und schmerzhaft. Sie schrie nun voller Verzweiflung auf. Und wollte nach ihm treten, doch das Wasser hemmte ihre Bewegungen. „Nein!", schrie sie nun laut. Fuhr mit der Hand nach vorn und erwischte seinen Schopf. Mit aller Kraft die sie aufbringen konnte riss sie seinen Kopf an den Haaren hoch. Nun konnte sie aus seinem gelockerten Griff auch ihre zweite Hand befreien. „Nein!", schrie sie ihm noch einmal direkt ins Gesicht, lauter und wütender diesmal, obwohl sie noch immer zitterte und weinte. Im Kurzschluss zog sie ihre Fingernägel einmal quer über sein Gesicht bis er aufheulte und sie losließ. Sie stolperte nach hinten, fiel das ihre Schritte im Wasser träge waren und tauchte atemlos unter.
Und das war der Moment, in dem sie vollkommen in Panik verfiel. Obwohl sie baden immer gemocht hatte, ihr Kopf musste stets über der Oberfläche sein. Schon früh als Kind hatte sie bemerkt das sie im Wasser weder hörte, noch Luft bekam und der Druck des Wassers auf ihren Lungen eine unbeschreibliche Angst und Orientierungslosigkeit auslösten. Und genau das fühlte sie nun, in diesem unendlich langen Moment. Sie öffnete den Mund um zu schreien, aber er füllte sich sofort mit Wasser. Thonas Hände griffen sie grob bei den Schultern und brachten sie dazu ruckartig nach Luft schnappen zu wollten. Aber es dran nur noch mehr Wasser in ihren Mund und in ihren Magen.
Hustend durchbrach sie die Oberfläche und spürte sogar seine riesigen Hände an ihrem Hals, die ihr auch jetzt die Luft abschnürten. „Du kleine Schlange, was hast du getan?! Ich war vorsichtig und das ist der Dank. Dir werde ich-" Doch mehr hörte sie nicht, da fiel sie abermals zurück ins Wasser, schnappte abermals nach Luft. Erneut drang Wasser in ihre Lungen. Sie hustete unter Wasser. Mehr Wasser, mehr Husten, ein stechender Schmerz in ihrer Brust. Und dann verlor sie langsam das Bewusstsein.
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