Wunden - Teil 3
Leon
Akari und ich trafen Mai kurz vor Yamadas Zimmer auf dem Flur.
,, Wir sehen nach Herrn Yamada, kümmere du dich doch bitte um Aiko, ja?", nahm Akari mir die Worte aus dem Mund. Mai nickte, ihr Gesicht hatte wieder etwas Farbe angenommen. Akari streichelte Mai liebevoll über den Kopf, dann eilten wir weiter den Gang entlang.
Akari und ich klopften an Yamadas Zimmertür.
,,Ja.", hörten wir ein schwaches Grummeln von innen. Yamada saß auf dem Schreibtischstuhl und seine Hand ruhte auf dem Tisch. Er war in sich zusammengesackt und wirkte etwas als hätte er ein Nickerchen im Sitzen gehalten und vielleicht war es auch so. Als ich seine Finger betrachtete lief mir ein Schauer über den Rücken. Wir traten ein und Akari eilte sofort zu ihm hinüber und legte ihren Erste-Hilfe-Kasten neben seiner verwundeten Hand auf dem Tisch ab.
,,Nett, dass ihr nach mir seht.", sagte er müde und mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.
,,Das ist doch selbstverständlich.", sagte Akari lächelnd und begann damit, den notdürftigen Verband um Yamadas Hand zu lösen," Sie haben viel Blut verloren, aber es ist nur halb so schlimm wie es aussieht. Leon, meinst du, du kannst mir etwas assistieren?"
,,Sag mir einfach was ich zu tun habe.", antwortete ich. Auch wenn es mir schwerfiel Yamadas blutenden Fingerstumpf überhaupt anzusehen, ohne dass mir übel wurde. Es musste tierisch schmerzen. Ich stellte mich zu Akari an den Tisch, desinfizierte vorsorglich meine Hände und assistierte ihr so gut ich konnte.
,, Kannst du mir etwas zu trinken geben?", fragte mich Yamada schließlich und , wodurch ich erst merkte, dass ich bestimmt seit 20 Sekunden auf seine Wundes starrte.
,, Ja, natürlich.", antwortete ich, griff nach einer Flasche auf dem Nachttisch, öffnete sie und hielt sie Yamada entgegen.
,, Was kommt jetzt eigentlich auf uns zu? Sind noch Anhänger des Forschers im Dorf?", stellte ich endlich die Fragen, die mir Aiko mit auf den Weg gegeben hatte. Yamada trank einen großen Schluck aus der Wasserflasche.
,,Danke.", sagte er nachdem er die Flasche abgesetzt hatte.
Ich nahm sie ihm wieder ab und sah ihn abwartend an.
Er atmete tief ein und dann wieder aus:,, Wir werden heute noch hier bleiben. Ich glaube, wir haben alle etwas Ruhe verdient.", er warf kurz einen nachdenklichen Blick aus dem Fenster," Ich würde sie nicht als Nakamuras Anhänger bezeichnen, sondern viel mehr als einfache Soldaten. Sie führen Befehle aus und endet ihr Einsatz, nehmen sie sich dem nächsten Einsatz an. Soweit ich weiß, haben sie alles stehen und liegen gelassen und haben Okutama verlassen. Aber was den Rest des Dorfes angeht, solltest du Shinji fragen. Ich vermute, er ist im Gemeindehaus."
,,Geh ruhig und such nach Shinji. Den Rest schaffe ich hier auch allein." , sagte Akari ermunternd und hob zielsicher die Nadel in die Luft. Ich nickte dankbar, wünschte ihr viel Erfolg und Yamada eine gute Besserung. Dann verließ ich das Zimmer und trat schließlich vom Flur aus durch die Eingangstür nach draußen. Ich atmete tief durch. Nachdem Stress tat die frische Luft wirklich gut. Auch war erstaunlicher Weise der Geruch der faulenden Zombies so gut wie verschwunden, stattdessen lag ein angenehmer Geruch in der Luft, der nach frischem Essen duftete.
Ich sah mich um und mir fiel auf, dass vor den Unterkünften gar keine Zombies mehr herumstromerten. Als ich ein bisschen weiter in Richtung Gemeindehaus lief, sah ich wie einige Bewohner dabei waren leblose Zombiekörper in Richtung Dorfrand zu schleppen. Sie hatten also schon damit begonnen das Dorf von den Viechern zu säubern.
,, Es sind nur noch eine Handvoll übrig.", rief einer der Dorfbewohner siegessicher, der gerade die Straße hinunter gelaufen kam und dann schnell im Gemeindehaus verschwand. Es tat gut die Bewohner so zu sehen. Gut, dass sie sich nicht hatten unterkriegen lassen und direkt nach vorne sahen. Ich war gerade am Gemeindehaus angekommen, als Shinji die Tür öffnete und mir entgegen kam.
,, Leon.", rief Shinji erfreut und klatschte in die Hände," Schön, dass es dir gut geht. Wo ist denn unser lieber Herr Yamada? Ich muss ihm meinen größten Dank aussprechen." Shinji sah erleichtert aus und lächelte mich zufrieden an.
,, Er ist in seinem Zimmer.", antwortete ich.
,, Wollen die Leute aus Yokoze so schnell wie möglich abreisen?", fragte er etwas zerknirscht und mit gedämpfter Stimme. Er nahm wohl an, dass niemand der Yokozer noch eine Minute länger an diesem Ort verbringen wollte und vielleicht stimmte das auch.
,,Nein, heute noch nicht. Die verletzten müssen sich ausruhen.", antwortete ich knapp." Shinji stemmte seine Hände in die Hüften und nickte.
,, Aber diejenigen von euch, die sich heute nicht ausruhen müssen, sind herzlich eingeladen zu unserem Fest heute Abend. Die Gemeinde hat beschlossen, dass wir zu Befreiung des Dorfes ein Fest veranstalten. Wenn du und deine Freunde Lust habt, dann kommt gerne vorbei."
Ich zuckte mit den Schultern und erwiderte:" Ich frag sie mal." ,, Mach das, ich werde jetzt zu Yamada gehen.", sagte Shinji mit einem wohlwollenden Lächeln auf den Lippen. ,, Ich komme mit. Ich wollte eh zurück, wenn ich mit Ihnen gesprochen habe.", erklärte ich und überlegte währenddessen, welche Fragen ich Shinji auf dem Weg stellen könnte, ohne ihn zu kränken oder seine heitere Stimmung zu ruinieren. Letztendlich redeten wir nur über die anstehenden Aufräumarbeiten und das geplante Fest.
Aiko
Plötzlich klopfte es. Langsam ging die Tür auf und Mai betrat das Zimmer, dicht gefolgt von Isamu und Daiki:,, Ich hab die beiden vor der Tür getroffen. Sie wollten wissen, wie es dir geht. Ich hoffe, das ist in Ordnung?", fragte sie vorsichtig. Ich nickte.
,, Freut mich zu sehen, dass es euch gut geht." krächzte ich.
,,Ja, klar.", sagte Daiki und legte Isamu freundschaftlich einen Arm um die Schultern, "So leicht lassen wir uns nicht unterkriegen. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich von dem Schock noch nicht ganz erholt habe.", er stieß mit einer Faust in Isamus Bauch, "Ich hätte beinahe meinen besten Freund verloren."
Isamu hatte seine Arme um den Bauch geschlungen und keuchte:,, Aber dann hätte ich deine hässliche Fresse, wenigstens nicht mehr sehen müssen.", dann grinste er und erntete einen gespielt bösen Blick von Daiki.
,,Apropos hässliche Fresse, wo ist Leon?", fragte Daiki und sah sich im Raum um. Mai und ich mussten nun ebenfalls grinsen. ,,Der sieht nach Yamada.", antwortet Mai und füllte mir mein Glas Wasser auf dem Nachttisch wieder auf. Daiki setzte sich auf den Stuhl neben meinem Bett und griff nach meiner Hand. Er wollte gerade den Mund öffnen, als es klopfte und wir eine vertraute Stimme durch die Tür hörten.
|Ende - Episode 35|
|Nächste Episode : Feier mit Folgen|
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