Konfrontation - Teil 4
Aiko
Mir war speiübel. Die Männer hatten mich gepackt und schleiften mich quer durch das ganze Dorf zu Nakamuras Geheimversteck. Diesmal hatten sie mich weder k.o. geschlagen, noch hatten sie mir die Augen verbunden. Mir wurde mulmig zu Mute, wenn sie das nicht für nötig gehalten hatten, bedeutete das wohl, dass ich das Versteck des Forschers nicht lebend verlassen würde.
Wir betraten Nakamuras Haus. Es war ungewöhnlich still. Erst als wir ins Wohnzimmer gingen hörten wir Stimmen die aus mehreren Lautsprechern kamen.
,,Herr Nakamura. Sie hat...", setzte der Mann an, der mich unsanft in den Raum schob, aber er wurde sofort mit einem lauten ,,Pscht.." von Nakamura unterbrochen.
Er saß vor dem Schreibtisch mit den vielen Bildschirmen und starrte wie gebannt auf die flackernden Bilder. Ich trat ein paar Schritte weiter in den Raum hinein, um Abstand von dem Mann hinter mir zu nehmen, aber auch um einen Blick auf die Bildschirme zu erhaschen. Doch dadurch sah ich nun das Grauen, was von einem der Monitore übertragen wurde. Auf dem Bildschirm erkannte ich, wie Ginzou verzweifelt aufsprang:,, Ich werde für meinen Bruder gehen!", hörte ich seine erregte Stimme durch die Lautsprecher-Boxen auf dem Schreibtisch.
Nakamura tippte sich kurz ans Ohr und sprach dann in ein kleines schwarzes Walkie-Talkie an seinem Kittel:,, Das ist nicht möglich.", sagte er trocken. Auf dem Bildschirm sah ich, wie einer der Türsteher auf Ginzou zuschritt und dabei die, ihm von Nakamura eingeflüsterten, Worte wiederholte.
Meine Augen weiteten sich. Ich hatte überhaupt nicht gewusst, dass Ginzou einen Bruder hatte. Mir wurde schlagartig klar, dass ich seinen Bruder auf den Bildschirmen wahrscheinlich das erste und letzte Mal sah. Mein Herz durchfuhr ein Stich. Ich hatte Mitleid mit Ginzou und seinem Bruder, aber ich wusste nicht, wie ich ihnen helfen konnte. Ich sah mich im Zimmer um. Die einzigen Waffen waren die Waffen, die die Männer am Körper trugen. Ich sah auf die vielen Spritzen, die auf einer Ablage gleich rechts neben der Tür lagen. Fünf von ihnen waren bereits mit Flüssigkeiten befüllt, allerdings wusste ich nicht womit genau sie befüllt waren. Sie konnten ein tödliches Gift, aber auch genau so gut eine Impfung enthalten. Es war eine 50:50 Chance und darauf wollte ich nicht mein Leben setzen.
Auf den Monitoren sah man jetzt aus mehreren Perspektiven, wie sich die Menschen nach draußen bewegten. Die Nominierung war abgeschlossen. Nakamura drehte sich zu uns um und musterte mich.
,,Dank dir, Aiko.", er zog meinen Namen unangenehm in die Länge und fuhr dann fort:
,, Kennt nun das gesamte Dorf meinen Namen. Ich achte ja wirklich sehr auf Sicherheit, aber sollte widererwarten etwas nach außen dringen und meine Sponsoren von der Abweichung gegenüber des eigentlich Forschungsprojektes erfahren, verlöre ich womöglich mein Gesicht in ihren Augen und damit das komplette Experiment.",
er klang fast verzweifelt, dann hob er einen Finger, als wäre er ein Professor an einer Universität und ich seine Studentin,
" Abgesehen davon kann die Tatsache, dass mein Name nun unter den Versuchsobjekten bekannt ist, die Ergebnisse verfälschen. Die Dorfbewohner sollten mich stets als höhere Instanz wahrnehmen. So verhindert man auch Rebellionen, verstehst du? Denn wer seinen Feind nicht kennt, der ist aufgeschmissen und kann nur hilflos um sich schlagen. "
Ich musste heftig Schlucken. Wie konnte er die Dorfbewohner nur als Versuchsobjekte bezeichnen? Es waren Menschen so wie er einer war, wobei er mich immer mehr an einen Dämon erinnerte. Auch wenn er ärgerlich darüber schien, dass ich seinen Namen verraten hatte, schien er doch nicht rasend vor Wut zu sein. Ich konnte seine Stimmung nicht richtig einschätzen. Ich versuchte die Mimik in seinem Gesicht zu deuten und blieb dabei an seinen Augen hängen. Ich wich erschrocken einen Schritt zurück. Mir war es bei unserem letzten Aufeinandertreffen nicht aufgefallen. Mein Körper begann unwillkürlich zu zittern, auch wenn es mich nicht hätte überraschen sollen. Shido Nakamura hatte Yang Sanpaku* Augen. Die Augen eines Wahnsinnigen.
,,Sicher wusstest du das alles nicht, sonst hättest du doch niemals versucht mich zu sabotieren, nicht wahr?", er zog mit einem gönnerhaften Lächeln eine Augenbraue nach oben, "Schließlich hast du dich doch ganz gut eingelebt." Er lachte und sein Lachen troff vor Häme. Ich wandte den Blick ab und sah nach unten, um nicht weiter in diese verfluchten Augen zu blicken. Er verstand dies wohl als unterwürfige Geste.
,,HmMhm." Ich sah aus den Augenwinkeln, wie er wohlwollend nickte und hörte wie er sich auf dem Schreibtischstuhl drehte. Er blickte zu den Bildschirmen und kicherte, "Meine kleinen Versuchsratten sind mir wirklich ans Herz gewachsen." Sein Kichern ging in ein wahnsinniges Lachen über, welches abrupt stoppte, als er sich nachdenklich über den Schreibtisch lehnte und ins Nichts starrte.
,,Was mach ich jetzt nur mit dir?", fragte er, ohne mich dabei anzusehen. Er betätigte eine Taste auf der Tastatur, die vor ihm lag und ein paar der Bildschirme wechselten zur Außenansicht des Gemeindehauses:,, Wenn deinen Vater und mich nicht eine langjährige Freundschaft verbunden hätte, wärst du bereits tot." Ich sah wie er sich grübelnder Weise ans Kinn tippte.
Dann machte er eine winkende Geste in die Richtung von einem der Männer links von mir. ,,Los gebt dem Mädchen einen Stuhl.", sagte Nakamura grimmig und winkte mit der Hand in der Luft. Stumm wurde sein Befehl ausgeführt. Ich setzte mich zögerlich. ,,Ich werde später darüber nachdenken, wie ich weiter mit dir verfahre. Jetzt habe ich Wichtigeres zu tun." Er stierte auf einen der Bildschirme, zog einen Block mit Papieren zu sich heran und begann mit einem goldenen Füllfederhalter Notizen zu machen.
Ich sah, dass die Menschen sich mittlerweile vor dem Gemeindehaus versammelt hatten. Bestürzt musste ich dabei zusehen, wie es blitzartig eskalierte und Ginzou auf einen von Nakamuras Männern schoss. Er hatte ihn nur an der Seite erwischt und der Mann taumelte ein paar Schritte rückwärts. Sofort fiel der nächste Schuss, diesmal von Seiten Nakamuras Männern. Ginzou klappte zusammen. Man hatte ihn direkt in den Kopf geschossen.
Ein Moment der Stille war unter den Versammelten eingetreten, aber dann ertönten bereits die gequälten Schreie der Käfiginsassen. Ich sah wie Leon auf den Zaun zuging. Vor Nervosität und Anspannung begann ich immer stärker zu zittern und meine Finger, die sich bisher in das Kissen meines Stuhls gekrallt hatten verkrampften sich jetzt in einander. Ich wusste nicht was er vor hatte. ,,Bitte tun sie Leon nichts.", flüsterte ich und erntete nur ein grummelndes ,,Huhm?" von Nakamura.
Er drehte den Kopf kurz zu mir rum und beäugte mich. Dann beobachtet er weiter das Spektakel auf den Bildschirmen. Schließlich nahm er ein Funkgerät zur Hand:,, Lasst den Jungen Leben. Ich will den Europäer nicht in meinen Schriften aufführen müssen.", sagte Nakamura, der zu allem übel anscheinend auch noch ein Rassist zu sein schien. Ich sah wie daraufhin einer von seinen Männern Leon ein Gewehr gegen den Kopf stieß und dieser ohnmächtig wurde. Ich fragte mich, wo zur Hölle Yamada steckte und warum er bisher nicht eingeschritten war.
Meine Frage sollte sich schneller beantworten als gedacht.
Doch die Antwort sollte mir nicht gefallen.
// Hallo Liebe Heartbeats,
es tut mir(Oli) Leid, dass ihr einen Monat auf ein Update warten musstet :S Aber ich hing in diesem Text bei einer Passage fest und wusste nicht genau, wie ich sie formuliert haben wollte. Nach zahlreichen Versuchen und Umschreiben mit der Hilfe von Lou <3 konnten wir jetzt heute endlich dieses Kapitel präsentieren :3 Wir hoffen es hat euch gefallen ^^ Und da ihr so lange warten musstet, kommen heute gleich zwei Kapitel. Das 2te kommt heute Nacht :3
*Yang Sanpaku: Ein Aberglaube aus Japan. Wenn Menschen mit dieser Eigenschaft geradeaus schauen, kann man bei ihnen oberhalb der Iris das weiße des Auges sehen. Es heißt, dass diese Menschen dazu neigen gewalttätige oder psychopathische Tendenzen zu haben.
Yin Sanpaku ist das Gegenstück, wenn Menschen mit dieser Eigenschaft geradeaus schauen, kann man bei ihnen unterhalb der Iris das weiße des Auges sehen. Es heißt, dass diese Menschen dazu neigen sich in gefährliche Situationen zu begeben, welche sie auch das Leben kosten können. Quelle: https://www.yourtango.com/2019330628/what-are-sanpaku-eyes-how-to-tell-if-you-have-them
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