Konfrontation - Teil 2

Leon
Ich versicherte Ginzou, dass ich mich bedeckt halten würde und verabschiedete mich. Langsam ging ich zurück zu den anderen und setzte mich auf den freien Stuhl neben Aiko.

Ich legte meine Hand auf ihre Schulter und lehnte mich ein Stück zu ihr rüber. Sie sah besorgt aus. ,,Ist alles in Ordnung?", fragte ich so leise, dass nur sie es hören konnte. Keine Antwort. Ich fragte erneut:,,Aiko, Ist alles in Ordnung? Du siehst nicht gut aus. Ist dir schlecht?" Sie schaute mir direkt in die Augen. Hatten ihre Augen schon immer diese goldenen Farbtupfer, in dem Dunkelbraun ihrer Iris, gehabt? Ich streichelte ihr sanft über ihre Schulter und fragte mich, warum sie mir nicht antworten wollte. 

Aiko

Ich genoss die Wärme von Leons Hand an meinem Rücken. Ich hätte mich gerne an ihn gelehnt und mir von ihm sagen lassen, dass alles wieder gut werden würde. Aber ich spürte Sayukis stechenden Blick von der Seite. Als ich zu einer Antwort ansetzen wollte, räusperte sich Sayuki und ich konnte ihre Anwesenheit nicht länger leugnen. Ich wusste, was sie von mir wollte.

Ich stieß Leon von mir weg:,, Lass mich in Ruhe."  Ich drehte mein Gesicht in die Richtung der Wahlurne, damit er nicht sehen konnte, wie sich vor Wut und Verzweiflung meine Augen mit Tränen füllten. Ich zögerte nicht lange, stand auf und ging auf dir Urne zu. 

Eigentlich war ich nur aufgestanden, weil ich Leons Nähe nicht länger ertrug, aber jetzt stand ich an dem Tisch, auf dem die Urne, platziert war und griff mir einen Zettel und einen Stift. Sayuki Itô schrieb ich fein säuberlich auf das Papier. Dann faltet ich den Zettel und steckte ihn in meine Hosentasche. 

Sayuki war ein Drecksstück, keine Frage, aber den Tod hatte sie nicht verdient. Ich griff mir einen neuen Zettel und schrieb Shido Nakamura darauf. Ich faltete den Zettel und steckte ihn in die Urne. Dann kehrte ich zum Tisch zurück, setzte mich aber diesmal ans andere Ende zu Mai und Akari.

Leon
Ich fragt mich, was ich diesmal schon wieder verbrochen hatte. Als Aiko zurück zum Tisch kam, versuchte ich es mit einem aufmunternden Lächeln, doch sie ignorierte mich. Ich legte meine Stirn in Falten und verschränkte genervt meine Arme. 

,, Hast du schon nominiert?", fragte Isamu betreten von der Seite," Du weißt, es muss jeder-"
Ich unterbrach ihn:,, Jaja, ich weiß." Ich stellte mich an der Schlange an, die sich nun, kurz vor Fristende, vor der Urne gebildet hatte. Daiki stand gerade ganz vorne und warf seinen Zettel ein. Danach trottete er zu seinem Platz neben Megumi zurück und schmiss sich gebrochen auf den Stuhl. Kurze Zeit später war ich dran. 

Und wieder schrieb ich meinen Namen auf den quadratischen Zettel. Voller Frust knallte ich ihn in den Schlitz der Urne, wodurch meine Hand laut gegen das kalte Metal prallte. Ich wurde direkt von einem der Aufpasser angefaucht:,, Sei vorsichtig, Junge." Ich presste meine Zähne aufeinander und klopfte provokant auf die Oberseite der Urne:,, Ist doch stabil.", sagte ich gespielt lässig. Der Gesichtsausdruck des Kerls wurde schlagartig noch finsterer. Ich konnte seine Wut spüren, doch bevor er zu mir kommen konnte, ging ein anderer dazwischen und sagte:,, Gerade hast du noch mal Glück gehabt, Junge. Aber wir lassen uns hier nicht einfach so verarschen, also reiß dich besser zusammen."

Wahrscheinlich hatte ich diesmal wirklich Glück gehabt. Sauer und gleichzeitig gefrustet von der ganzen Situation stapfte ich zurück zu meinem Platz. Ich sah kurz zu Aiko hinüber. Sie sah ziemlich kraftlos aus. Ihr Verhalten von vorhin konnte ich immer noch nicht deuten, aber das hier war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt um das zu klären.  Nachdenklich starrte ich auf die Tischplatte und kaute energisch auf meiner Lippe.

Nach einer Weile blendete ich das Jammern, Weinen und Flehen im Saal völlig aus. Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich so dort saß. Aber Shinjis räuspern holte mich zurück. Ich blickte zu ihm. Er stand wieder am Pult. Seine Hände und Knie zitterten. Sein Gesicht war schweißgebadet und seine Stimme zitterte ebenfalls:,, Ich werde nun die Namen vortragen." Einer von Nakamuras Männern kam nach vorne marschiert und  hielt die Wahlurne fest in beiden Händen. Als er sie auf dem Pult abstellte, verstummten abrupt alle Menschen im Saal. Er zog einen Schlüssel aus seiner Brusttasche und schloss das Vorhängeschloss auf. 

Die Scharniere quietschten als Shinji, mit vor Leid verzerrtem Gesicht, die Urne öffnete. Er griff mit einer zittrigen Hand zögernd in den Wust aus Zetteln hinein und zog einen her raus. Er öffnete ihn und zeigte ihn kurz dem grimmigen Kerl neben ihm, der ihm daraufhin zu nickte. ,, Yuuki Watanabe." Ein jüngerer Mann, an einem der Tische in der Nähe des Pultes, richtete sich auf und stellte sich links von Shinji und dem grimmigen Mann auf. Ein weiteres Mal wühlte sich Shinji durch die Zettel und zog einen davon her raus. Doch als er ihn aufklappte wurde sein Gesicht blass und sein Mund blieb für einen Moment offen stehen. 

Der Mann neben ihm riss ihm den Zettel aus der Hand. Kurz nachdem er gelesen hatte, was auf dem Zettel stand, brüllte dieser los:,, Wer hat Shido Nakamura nominiert?" Ein leises Gemurmel brach aus, aber alle verstummten augenblicklich wieder, als ein Stuhl über den  Boden schlurfte. Es dauerte keine Sekunde, bis ich zugeordnet hatte, von wo das Geräusch kam. Es kam von unserem Tisch.

Vor Schock wie gerädert, drehte ich mich in die Richtung der Geräuschquelle. Ich erstarrte. Es war Aiko. Aiko hatte Nakamura aufgeschrieben. Die Blicke aller hafteten nun an ihr und ein schwer bewaffneter Mann kam zu unserem Tisch hinüber. Er packte sie am Arm und zog sie Richtung Ausgang. Ich stand auf, doch der Mann am Pult erhob seine Stimme:,, Bleib sitzen." Ich hörte das Klicken seiner Waffe und mir war klar, dass ich keine Chance hatte. Mit zusammengebissenen Zähnen setzte ich mich wieder und musste dabei zusehen, wie der bewaffnete Kerl mit Aiko den Saal verließ. 

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