Kindsköpfe - Teil 5

Aiko
Mir wurde abwechselnd heiß und kalt. Ich stand etwas unentschlossen im Eingang des Speisesaals. Es war so schön gewesen mit Leon draußen herum zu rennen, dass ich für einen Moment alles um mich herum vergessen hatte. Aber Mais panische Worte hatten mich zurück in die Realität gezerrt.

,,Hey, alles in Ordnung?"
Ich zuckte zusammen. Ich nickte nur und sah in Daikis dunkelbraune Augen. ,,Ich hab 3 mal nach dir gerufen, aber du hast mich nicht gehört.", er deutete auf einen der Tische im hinteren Raum. Auf ihm lagen verstreut, viele kleine Puzzleteile. ,,Ich hatte Langeweile.", erklärte mir Daiki während wir auf den Tisch zusteuerten. ,,Alle haben irgendwas zu tun, oder verkriechen sich in ihren Zimmern. Wo warst du die ganze Zeit? Du warst mit Leon unterwegs oder? Isamu hat da so was angedeutet.", er versuchte beiläufig zu klingen, aber seine letzten Worte klangen etwas beleidigt.

,,Ja. Ich war mit ihm spazieren.", sagte ich und setzte mich auf einen der Stühle neben Daiki. Ich nahm das Puzzle unter die Lupe. Er hatte bereits den Stamm von einem großen Kirschbaum zusammen gepuzzelt. Ich nahm eins der Puzzleteile und legte es an, und es ergab eine Wurzel, die in den Boden wuchs. Daiki stütze seinen Kopf auf seinen linken Ellenbogen:,,Hättest du vielleicht Lust etwas Verbotenes zu tun?"

Meine Verwirrung musste mir deutlich anzusehen sein. Was hatte er vor? ,,Ich weiß wo sie den Alkohol lagern. Wie wäre es, wenn wir ein bisschen was abzwacken und ihn nachher zusammen mit den anderen vernichten?", fragte er mit einem Funkeln in den Augen.

Er hatte anscheinend wirklich Langeweile, dass er auf so eine Idee kam. ,,Aber das ist doch Diebstahl.", flüsterte ich und sah mich zu den Seiten um, ob uns auch keiner zuhörte. ,,Du hast es erfasst.", grinste er. ,,Ich weiß nicht.", sagte ich nachdenklich. Aber ich musste sagen, dass mir der Sinn wirklich nach einer Ablenkung stand. ,,Komm schon. Wenn wir es richtig angehen, erwischt uns auch niemand, und im Zweifelsfall nehme ich alle Schuld auf mich.", er stand auf und hielt mir die Hand auffordernd entgegen.

Zögernd streckte ich ihm meine entgegen, und noch bevor ich sie wieder zurück ziehen konnte, hatte er meine Hand bereits ergriffen und zog mich hinter sich her aus dem Gemeindehaus auf die Straße.

Es war immer noch recht leer draußen. Das letzte Mal hatte ich um 14 Uhr auf die Uhr geschaut. ,,Da vorne rechts ist es.", erklärte Daiki fröhlich, und wir betraten einen kleinen Schleichweg, der uns zu mehreren in Reihen stehenden Holzhütten führte. ,,Es ist die 2te von rechts.", sagte Daiki nun etwas leiser und wir schlichen uns von hinten an die Hütte heran. Sie wirkte fast etwas verfallen.

,,Bist du dir sicher, dass es hier ist?", flüsterte ich, als Daiki bereits ein unverschlossenes Fenster aufstieß und dabei war hinein zu klettern. Plötzlich hörte ich Stimmen vor der Hütte. Ich wollte ihn aufhalten, aber er war bereits im Inneren der Hütte verschwunden.

Ich tastete mich leise an der Häuserwand nach vorne und spähte um die Ecke. Ich konnte gerade noch sehen, wie Herr Yamada, mit mir 4 unbekannten Männern, in der hintersten Hütte verschwand. Ich schrak heftig zusammen, als mir jemand von hinten eine Hand auf die Schulter legte. Es war Daiki.

Ich drehte mich etwas genervt zu ihm um:,, Musst du mich so erschrecken?!", fragte ich in einem tadelnden Tonfall. Er ignorierte meine Worte und hielt triumphierend eine Whiskeyflasche in die Höhe. ,,Wer hätte gedacht, dass die so gar den guten Jack Daniels hier haben.", grinste er erfreut.

,,Siehst du, ging doch schneller als erwartet und das ganz ohne Zeugen.", er zwinkerte mir zu. Unbewusst warf ich einen Blick in die Richtung der Hütte, in die Herr Yamada mit den 4 Männern verschwunden war. ,,Jetzt lass uns schnell zurück zu den Anderen, bevor uns jemand sucht.", sagte Daiki etwas gehetzt und Schritt voraus.

Leon
Wir stellten den Tee und den Teller voller Obst auf dem Nachttisch ab.
Mai streichelte behutsam über die Haare ihrer Mutter. Noch benommen richtete Akari sich auf. Sie musste sofort nachdem wir losgegangen waren, eingeschlafen sein. Sie schaute schlaftrunken auf den Teller und griff nach der Tasse Tee. Sie nahm einen großen Schluck, und stellte die Tasse mit einem leichten Zittern wieder ab.

,,Du wirst jetzt noch ein bisschen Obst essen.", befahl Mai und deutete auf den Teller. Akari nickte und griff nach einem kleinen Stück Apfel.  ,,Mama braucht jetzt bestimmt Ruhe.", sagte Mai in meine Richtung. Ich nickte und schloss die Tür hinter mir.

,,Du sagst Bescheid, wenn nochmal irgendwas ist, oder?", fragte ich durch die Tür. Mai stimmte mit einem knappen "Ja" als Antwort zu. Akari schien wirklich einfach nur alles etwas zu viel zu sein. Was ich sehr gut nachvollziehen konnte. Schuldig ließ ich den Kopf hängen und schlenderte erneut zum Gemeindehaus.

|Ende - Episode 15|
|Nächste Episode : Mit der Tür ins Haus|

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top