Hangover - Teil 2

Aiko
Von Zweifeln und Schamgefühlen geplagt, ging ich in Satoshis Zimmer und suchte mir frische Klamotten heraus. Als ich ins Bad wollte, kam Leon gerade heraus und ich wich panisch seinem Blick aus. Wenigstens sparte er sich einen Kommentar. 

Die warme Dusche tat mir gut, aber brachte meine Erinnerungen nicht zurück. Immerhin ließen die Kopfschmerzen etwas nach. Als ich die Küche betrat war Leon ungewöhnlich freundlich zu mir und servierte mir Essen. Er lächelte mich freundlich an, aber in seinem Ausdruck lag noch etwas anderes, nur  konnte ich es nicht genau einordnen. 

Ich schwieg und setzte mich zögernd. Mein Blick fiel auf den Mülleimer, der in der rechten Ecke der Küche, hinter Hiroko stand. Könnte Leon es dort entsorgt haben? Der Mülleimer hatte einen schwingenden Deckel und war sehr groß, dort würde es niemand sehen. Ich nahm nachdenklich einen Löffel Reis mit Fisch zu mir. Ich musste Leon und Hiroko aus der Küche kriegen, dann könnte ich kurz den Müll durchsehen und... 

Am besten trinke ich mein Glas aus, hole mir ein neues mit Orangensaft, tue so als würde ich stolpern und verschütte es über Leons T-Shirt, dann muss er sich umziehen gehen. Mein Plan stand. Eilig trank ich mein Glas aus, doch als ich aufstehen wollte, um mir Orangensaft nachzuschenken, nahm Leon mir mein Glas ab. ,,Ich mach das für dich. Orangensaft? ", dabei zwinkerte er mir zu. Ich nickte nur stumm. Verdammt.

Eifrig überlegte ich nach einem neuen Plan. Gedanken verloren kaute ich auf einem Bissen herum, als ich unsanft aus meinen Grübeleien gerissen wurde. Hirokos Handfläche war auf die Tischplatte geschnellt und hatte den Tisch, und somit jegliches Geschirr, vibrieren lassen. ,,Beinahe hätte ich es vergessen. Es passiert einfach zu viel momentan. Ich muss mich dringend noch an den Bericht von gestern setzen. Guten Appetit wünsche ich euch noch. Ihr wascht ab.", seine Worte ließen keinen Platz für Widerrede. Er stand auf und verließ die Küche. Gut jetzt war es nur noch einer. 

Mein Kopf rauchte fast und dröhnte. Leon hatte seinen linken Arm auf die Tischplatte gestützt und seinen Kopf in seiner Handfläche abgelegt. Er saß da, über die Zeitung von Hiroko gebeugt und las einen der Artikel. ,,Gefällt dir was du siehst? ", fragte er grinsend, als er bemerkte, dass ich ihn beobachtete. Ich zuckte etwas ertappt zusammen. 

,,Gestern Nacht warst du nicht so still.", sagte er neckend und ich spürte wie meine Wangen brannten. ,,Ich habe Kopfschmerzen.", erwiderte ich und hätte mir selbst gerne ein High-five gegeben. ,,Könntest du mir vielleicht eine Tablette geben?", fragte ich und versuchte dabei möglichst neutral zu wirken. 

,,Ich guck mal, ob ich welche finde. Akari ist nicht so für Medikamente, aber vielleicht habe ich noch welche in meinem Koffer.", er verschwand aus der Küche. Ich versicherte mich, dass er wirklich fort war und sprintet zum Mülleimer. Ich nahm den Deckel ab und sah...
vor allem Essensreste. 

Der Mülleimer war bereits relativ voll und wahrscheinlich waren heute morgen schon viele Reste beim Kochen im Müll gelandet. Ich durfte keine Zeit verlieren und Hände konnte man waschen. Also kniff ich vor Ekel etwas die Augen zusammen und begann mit den Händen den Müll zu durchwühlen.

Leon
Nun gut. Ich begann meine kleinen Koffertaschen durchzusehen. Irgendwo hier musste doch eine Tablette sein. Wenigstens eine einzige. An meinem Plan, bezüglich Aiko, begann ich langsam zu zweifeln. Wenn ich mich jetzt die nächsten Wochen so freundlich zeigen müsste, würde ich das nicht packen. 

An meinen Fingerspitzen konnte ich die Verpackung der Schmerztabletten ertasten. Ich steckte meine Hand tiefer in die Seitentasche hinein und schnappte mir die Tabletten. Genervt ging ich die Treppen runter. 

Kurz bevor ich die Küche erreichte atmete ich durch. Ich musste mich wirklich zusammenreißen nicht zu Lachen. Mit den Gedanken an ihren Gesichtsausdruck, wenn sie erfahren würde, das gar nichts passiert war, schlenderte ich grinsend in die Küche. Ich stoppte. Aiko hatte ihre beiden Hände in der Mülltonne und suchte etwas. ,,Was machst du da?", fragte ich belustigt. Sie zuckte zusammen, drehte sich blitzschnell um, und schmiss die Mülltonne um. Die Essensreste und der gesamte andere Abfall verteilte sich über den kompletten Küchen-Fußboden bis vor meine Füße.

Aiko
Ich starrte fassungslos auf die Bescherung. ,,Ich habe etwas gesucht.", sagte ich etwas verdattert. Der süßliche Geruch von verdorbenem Essen stieg mir in die Nase. ,,Oh,oh.", war das einzige was mir noch auf die Schnelle einfiel. Ich sah hilfesuchend zu Leon, der ganz und gar nicht begeistert aussah.

Leon
Ich pustete. Ganz klasse. Ich hätte nicht gedacht, dass ich sie so aus der Bahn werfen würde. Aber nein jetzt noch nicht. Noch ein kleines bisschen durchhalten. Ich grinste in mich hinein. "Ich werde dir beim Aufräumen helfen.", seufzte ich schließlich und hielt ihr eine der Tabletten entgegen, "Was hast du überhaupt gesucht?"

Aiko
Ich schritt auf Zehenspitzen über den, von Müll überfluteten, Boden und nahm die Tablette dankend entgegen. Ich spülte sie schnell mit einem Glas Wasser hinunter und betrachtete mein Werk. ,,Ich denke ich habe meine Würde gesucht.", ich stemmte meine Arme in die Hüften, "Ja, ich hab nach meiner Würde gesucht. Willst du mir helfen sie zu finden?", fragte ich mit Enthusiasmus. Ich kam mir mittlerweile mehr als lächerlich vor.

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