Fragen - Teil 2
Aiko
Ich lag immer noch im Bett, die Decke über den Kopf gezogen. Ich hätte es Leon gleich von Anfang an erzählen sollen. Aber jetzt? Die Sache ist so schon kompliziert genug. Und konnte ich ihm wirklich vertrauen, oder würden mich Yamada und er letztendlich als Köder benutzen wollen, wenn sie davon erfuhren? Warum hatte mich auch ausgerechnet Sayuki pflegen müssen?! Wenn ich den Brief nur in meine Hosentasche, oder in meinen BH gesteckt hätte, dort wäre er nicht so leicht heraus gefallen.
Ich wollte Sayukis Forderungen auf keinen Fall weiter folgen, aber bis mir klar war, wie ich und ob ich es Leon erklären wollte, musste ich mich wohl oder übel an ihren Reglen spielen. Weil eins war klar, ich wollte auf keinen Fall, dass er es von Sayuki erfuhr. Ich war gerade dabei etwas wegzudämmern, als ein zaghaftes Klopfen an meiner Tür mich aufhorchen ließ.
,,Aiko?", fragte Mai durch die Tür und betätigte gleich darauf die Türklinke. Ich zog mir die Decke vom Kopf und richtete mich auf. Sie kam etwas unbeholfen mit einem kleinen Tablett herein auf dem eine Schüssel platziert war, aus der dünner Dampf aufstieg. Ich zog den Geruch des Porridge tief in meine Lungen ein. Mit einem Mal knurrte mir der Magen. Ich hatte die ganze Zeit nicht an Essen denken können, aber jetzt überkam mich ein unglaubliches Hunger Gefühl.
,,Ich soll dir das von Mama bringen und nach dir sehen." Sie stellte das Tablett auf dem kleinen Nachtisch neben meinem Bett ab. Ich nahm den Löffel und die Schüssel in die Hand und löffelte eifrig, ohne zu pusten. Beschämt und mit verbrannter Zunge fiel mir auf, dass ich komplett meine Manieren vergessen hatte. Ich ließ den Löffel sinken:,, Vielen Dank, Mai." Sie lächelte zufrieden. ,,Dir scheint es ja schon wieder besser zu gehen.", lachte sie, "Aber wenn ich so einen wie Leon an meiner Seite hätte, der mich gesund pflegt, dann wäre ich auch schnell wieder auf den Beinen. Wo steckt er eigentlich?" Mir blieb der nächste Löffel im Hals stecken.
,,Ich weiß es nicht.", nuschelte ich mit halb vollem Mund und schluckte. Hatte sich Leon wirklich um mich gekümmert? Als ich aufgewacht war, hatte Sayuki an meinem Bett gesessen. ,,Er hat extra das Blut für dich aus deinem Kopfkissen gewaschen. Das war glaub ich mehr als anstrengend, jetzt wo wir keine Waschmaschinen haben. Er musste es mit der Hand machen. Du kannst den Bezug übrigens morgen Abend aus dem Keller holen, dann sollte er trocken sein. Was ist eigentlich genau passiert, wo hattest du deine Kopfverletzung her? Mama meinte, du wärst gestürzt?", fragte Mai mich etwas besorgt.
Mir verging der Appetit bei ihren Worten. Leon hatte sich anscheinend echt Mühe gegeben und ich konnte mich nicht mal bedanken, noch dazu hatte ich ihn so anfahren müssen. ,,Ich kann mich nicht erinnern.", log ich, "Ich bin auf einmal aufgewacht und Sayuki saß an meinem Bett. Ich weiß nicht mal mehr, wo es passiert ist." Mai nickte nachdenklich. ,,Ja, wahrscheinlich hat die Kopfverletzung dazu beigetragen. Aber manchmal ist es vielleicht ganz gut, sich nicht erinnern zu können, meinst du nicht?", sie senkte den Blick, aber ich hatte den Schmerz in ihren Augen schon gesehen. Wahrscheinlich hatte sie bei ihren Worten an Hiroko und seine Metamorphose denken müssen.
Ich nickte nur stumm und stellte die Schüssel zurück auf das Tablett. ,,Hast du keinen Hunger mehr?", fragte sie erstaunt. Ich schüttelte den Kopf. ,,Essen ist wichtig. Gerade jetzt brauchst du deine Kraft.", sagte sie und reichte mir die Schüssel erneut. Ihre Miene ließ keine Widerworte zu. Ich würgte mir also den Rest des Porridge herunter.
,,Die Ansage von Shinji gestern war echt unheimlich. Mama lässt mich seit dem nicht mehr aus den Augen. Ein wunder, dass ich dir das Porridge bringen durfte. Kannst du dich überhaupt noch daran erinnern?" Ich schüttelte mit dem Kopf. Mai überlegte kurz, anscheinend wollte sie mich nicht unnötig belasten:,, Naja, du solltest auf jeden Fall nicht raus gehen. Und wenn, dann bloß nicht alleine."
Ich hatte gerade den letzten Löffel Porridge zu mir genommen, als es erneut an der Tür klopfte. ,,Ja.", riefen Mai und ich wie aus einem Mund. Ihr Gesichtsausdruck zeigte, dass sie erst danach Begriff, dass sie sich nicht in ihrem Zimmer befand. Zur Tür herein kamen Daiki und Isamu, die beide etwas betreten wirkt.
,,Hey. Wie geht's dir?", fragte Daiki und zog sich und Isamu einen Stuhl heran. Isamu wirkte etwas unschlüssig:,,Wir wollten nicht lange stören. Nur einmal nach dir schauen, ob alles okay ist. Wir haben gehört, dass du..." Daiki beendete Isamus Satz:,,.. auf die Fresse geflogen bist.." Isamu schüttelte über Daikis Worte den Kopf. ,,Sehr feinfühlig von dir." Daiki grinste und bot Isamu den Stuhl neben sich an.
,,Mai scheint dich ja schon versorgt zu haben.", Daiki deutete auf die Schüssel in meiner Hand. Ich stellte sie zurück aufs Tablett. ,,Wir wollten dir eigentlich auch eine Kleinigkeit vom Mittag mitbringen, aber es war nur noch Fleisch übrig und wir wissen ja, dass du im Moment auf Fleisch verzichtest. Obwohl die Nährstoffe vielleicht wichtig wären.", gab Daiki zu bedenken. Bei dem Gedanken an das Fleisch schüttelte es mich. Und der Gedanke, dass die beiden nichts davon wussten und es weiter in sich hinein schaufelten ließ mir die Galle hoch kommen.
,,Vielleicht solltet ihr was das Fleisch angeht auch etwas kürzer treten. Gemüse und Vitamine sind viel wichtiger.", versuchte ich den Spieß umzudrehen. ,,Ach was. Ein richtiger Kerl braucht Fleisch!", lachte Daiki und stupste Isamu in die Seite, der grinsen musste. ,,Ich denke Aiko hat recht. ", mischte sich Mai nun ein. ,,Gemüse ist viel wichtiger als Fleisch." Isamu und Daiki zuckten fast synchron mit den Schultern. ,,Aber was ist denn nun eigentlich passiert?", fragte Isamu und seine Miene wurde ernst.
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