Fragen - Teil 1

Leon
Wir mussten den Hintereingang benutzen, der in das Haus führte, welches sich gegenüber von dem Versteck des Forschers befand. Zum Glück hatte mir Yamada beschrieben, wir wir dort hinein kamen, da die Hintertür etwas versteckt lag. Leise stiegen wir die Treppen im Inneren hinauf.

Ginzou hatte sich auf einem Holzstuhl platziert und spähte aus dem Fenster auf das gegenüberliegende Haus. ,,Ich soll dich ablösen.", sagte ich und schmiss den Rucksack lautstark auf den Boden, um Ginzous Aufmerksamkeit zu erregen. Er zuckte kurz zusammen und drehte sich dann zu uns.

Die Erleichterung in Ginzous Gesicht war deutlich zu sehen. ,,Danke.", schnaufte Ginzou glücklich. Er zeigte auf ein paar Wasserflaschen und sagte:,, Bedient euch ruhig. Bis jetzt ist nichts Wichtiges passiert." Ich nickte kurz. Ginzou stand auf und streckte sich. Er zog sich seine Jacke an und verabschiedete sich.

Kurz nachdem die Hintertür zu gefallen war, durchlöcherte Sayuki mich mit Fragen:,, Also nochmal von Anfang, warum ist Yamada in dieser schäbigen Holzhütte gewesen und hat sich seit ein paar Tagen nicht sehen lassen ? Und warum sind wir jetzt hier? Was zum Teufel geht hier vor? Shinji hat in seiner letzten Ansprache etwas von einem Forscher erwähnt, der mit Zombies forscht, weshalb diese Viecher jetzt ausgebrochen sind, aber Shinji hat so konfus geredet, dass ich das alles kaum verstanden habe, hat das hier etwas mit dem Forscher zu tun?" Sie setzte sich auf den Stuhl auf dem Ginzou zuvor gesessen hatte und schaute mich durchdringend an. Ich ließ mich auf einem anderen Stuhl nieder, der dicht an einem der Fenster stand.

Sayuki alles zu erzählen, kostete mich wirklich Überwindung. Ich kaute angespannt auf meiner Unterlippe, während mich Sayuki erwartungsvoll ansah. Ich fing an sie aufzuklären:,, Also gut. Okutama wird von diesem Kerl, den die Bewohner den Forscher nennen, überwacht oder eher gesagt unterdrückt. Er forscht nicht nur an Zombies, das ganze Dorf hier ist sein Versuchsobjekt.  Die Bewohner müssen nach seiner Pfeife tanzen und wenn sie das nicht tun, schüchtert er die Bewohner mit bestimmten Mitteln ein, zum Beispiel, dass es jetzt keinen Strom gibt und diese Viecher, draußen herum stolpern. Diese Phasen werden nach und nach eingeleitet, bis er das hat was er will und zur Zeit ist das Yamada. Deswegen versteckt Yamada sich. Der Forscher hat wahrscheinlich Angst, dass Herr Yamada das Militär herführt oder mit seinen strategischen Fähigkeiten einen Putsch organisiert."

Sayuki wirkte recht gefasst. Sie hörte mir aufmerksam zu und blickte auf den Boden. Zögernd fuhr ich fort:,, Hinzu kommt noch, dass hier lebende Menschen zu Essen verarbeitet werden. Aiko und ich haben das herausgefunden, aber Yamada hat uns verboten darüber zu reden, um eine Panik zu vermeiden."

Sayuki starrte mich ungläubig an und sagte dann belustigt:,, Du verarscht mich doch. Also das mit diesem Forscher, würde ich dir vielleicht noch glauben, aber das andere, das ist echt zu viel." Ich schaute sie ernst an und antwortete monoton:,, Das ist kein Scherz. Die alte Lagerhalle, die Shinji am Anfang erwähnt hat, sie ist ein.. ein verdammtes Schlacht Haus für Menschen." Sayuki fiel ihr Lachen aus dem Gesicht und sie wurde blass.

,, Ich esse zwar kein Fleisch aber..", sie verstummte und knibbelte nervös an ihren Fingern," Das ist absolut krank. Ich weiß echt nicht, was ich dazu sagen soll." Ich schüttelte zustimmend mit dem Kopf und widmete meinen Blick dem Haus des Forschers.

In dem kleinen Zimmer in dem wir saßen, standen eine Leiter, ein Tapeziertisch und einige Eimer Farbe, die mittlerweile von einem hauchdünnen Staubfilm bedeckt waren. Es war ein beklemmendes Gefühl in einem eigentlich fremden Haus zu sitzen, das Menschen gehörte, die man sehr wahrscheinlich noch nie zuvor gesehen hatte und höchstwahrscheinlich auch niemals sehen würde. Sayuki wirkte in Gedanken versunken. Ich versuchte sie mit einem aufgesetzten Lächeln etwas aufzuheitern, sie lächelte zurück, aber wirkte weiterhin abwesend.

In dem gegenüberliegenden Haus passierte nichts. Ab und zu konnte man ein paar Silhouetten hinter den Gardinen erkennen. Aber keiner von ihnen verließ das Haus. Ich drehte den Stuhl, lehnte meinen Bauch an die Rückenlehne, stemmte mich mit meinem Ellbogen auf sie und stütze meinen Kopf. Sayuki hatte sich schräg auf den Stuhl gesetzt und ihren Kopf auf ihren Arm gelegt, der ebenfalls auf der Lehne ruhte. Sie hatte ihre Augen geschlossen und schien eingeschlafen zu sein.

Ich lauschte den Geräuschen, die aus einem offenen Fenster nach Innen drangen. Zwischen dem Brummen und Keuchen der Zombies war tatsächlich noch Vogelgezwitscher und das Rascheln der Blätter im Wind zu hören. Ich versuchte mich, so gut wie möglich, auf diese Geräusche zu konzentrieren, während ich das Haus weiter observierte. Meine Gedanken kreisten. Was würde geschehen, wenn wir den Forscher stellten? Es sind schon so viele Menschen umgekommen, wegen ihm. Ich spürte, wie Wut in mir hochkochte.

,, Man sollte ihn erschießen." Sayuki war anscheinend doch nicht eingeschlafen und ließ mich mit ihrer plötzlichen Bemerkung zusammenzucken. Als könnte sie meine Gedanken lesen, aber wahrscheinlich machte sie sich gerade nur die gleichen Gedanken, wie ich. Es legte sich erneut Stille über uns.

Nach einer guten Stunde, brach Sayuki schließlich ihr Schweigen:,, Was findest du eigentlich an Aiko?" Sie spielte verlegen mit ihren Haarspitzen und fuhr fort," Ich mein, sie meckert doch eh nur an dir rum." Ich wurde nachdenklich und zuckte nur mit den Schultern.

Eigentlich hatte sie recht. Vielleicht mochte ich Aiko, weil sie nicht so wie andere Mädchen war. Sich nicht wie auf dem Präsentierteller anbot, so wie Sayuki. Meine Gedanken wanderten zurück nach Tokio, zu der seltsamen Situation in der ich Aiko kennengelernt hatte. Sie war seit dem eine Konstante geblieben. Und wenn wir uns nicht gerade stritten, war sie ein sehr angenehmer und witziger Charakter. Außerdem hatte sie etwas an sich, dass mich faszinierte, auch wenn ich mich nicht darauf festlegen konnte, was es war.

Aber das alles sagte ich Sayuki nicht, sie hakte auch nicht weiter nach, also schwiegen wir weiter. 

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