Ertappt - Teil 2

Leon
Der Kerl packte mich am Kragen und zog mich zur Hintertür und stieß diese auf. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, was mir aber nicht gelang.

Nun stand der Kerl, mit mir im Gepäck, im Türrahmen:,,Sieh mal wen ich hier habe.", wandte er sich an Shinji. Alle starrten mich an. Shinji beugte sich zu mir und legte eine bedrohliche Miene auf:,,Ich habe es eben schon geahnt. Du solltest besser nicht zu viel herumschnüffeln. In diesem Dorf ist schon manch einer auf mysteriöse Art und Weise verschwunden." Ich wusste genau worauf er damit anspielte.

,,Ich weiß genau was hier falsch läuft, du widerliches Schwein.", spuckte ich ihm entgegen. Shinji wirkte kurz überrascht, fing sich aber genauso schnell wieder und drehte mir den Rücken zu. Ich spürte die Anspannung. 

,,Wir sollten ihn schlachten.", sagte der Mann, mit der rauen Stimme, trocken in die Runde. Er war nicht sonderlich groß und hatte einen kleinen Bauch. Er hob ein Fleischmesser von der Küchenzeile hoch und deutete damit in meine Richtung.

,,Nein.", schnauzte Shinji ihn an,
"Wir müssen uns bei ihm eine gute Geschichte einfallen lassen. So ein Ausländer fällt nun mal auf und bei seiner Größe...Wir fesseln ihn und entscheiden später."

Nicht mit mir. Noch ehe Shinji geendet hatte, umfasste ich das Handgelenk des Mannes, der mich immer noch fest am Kragen hielt und biss ihm, so doll ich konnte, in die Hand. Er schrie auf und ließ mich los.

Blitzschnell und vollgepumpt mit Adrenalin, rannte ich zu den Unterkünften, die zwei Stufen hinauf, den langen Flur entlang und in mein Zimmer. Ich hatte Hirokos Waffe in meiner Tasche gelassen, bevor ich duschen gegangen war, und kramte diese nun hastig heraus, um sie mir samt Holster über die Brust zu werfen. Ich atmete schnell und mein Herz raste. Ich zitterte. Langsam setzte ich mich auf die Bettkante. Ich versuchte ruhig zu atmen. Scheiße. Mein Kopf rauchte. Ich wuschelte mir durch die Haare.

Ich vernahm Schritte vom Flur, die immer näher zur Tür kamen. Schnell zückte ich die Waffe und richtete sie auf die Tür. Ich legte meinen Finger auf den Abzug und wartete ab.

,,Was soll das, Leon?", erschrak Sayuki, als sie die Tür öffnete.
,,Kannst du nicht anklopfen?!", sagte ich gereizt und ließ die Waffe sinken.

Immer noch geschockt, schloss sie hinter sich die Tür und fuhr fort:,, Weißt du wovon ich gerade Zeuge geworden bin?! Aiko und Daiki haben sich geküsst. Wirklich unsittlich, genau vor dem Gemeindehaus. Alle konnten es sehen. Tja Aiko hat endlich ihre Maske fallen gelassen und gezeigt, dass sie doch nicht so unsch--"

Meine Hände ballten sich zu Fäusten bis meinen Fingerknöchel weiß hervortraten. Wie unempathisch konnte ein Mensch sein.

Ich pustete:,, Du merkst auch gar nichts oder? Meinste du nicht ich habe andere Probleme. Hau ab." Sayuki verließ eingeschnappt das Zimmer und knallte die Tür zu. Ich steckte meine Waffe wieder in das Holster.

Aiko
Sayuki war schnurrstraks davon marschiert. Ich wandte mich an Daiki, aber er winkte beleidigt ab und ging ins Gemeindehaus.
Ich sah hilfesuchend zu Isamu.
,,Das hast du dir selbst eingebrockt.", sagte er nur kurzangebunden und folgte Daiki.

Ich beschloss duschen zu gehen. Ich hatte mich selbst ins Aus geschossen. Die Jungs waren eindeutig enttäuscht von mir. Ich ging in das Haus in dem ich auch übernachtete und stellte mich unter die Dusche. Erschöpft ließ ich das warme Wasser über meinen Körper strömen. Ich hatte mir gerade die Haare eingeschäumt, als ich mit grauen feststellte, dass plötzlich nur noch eiskaltes Wasser aus der Leitung kam. Ich drehte den Wärmeregulator auf volle Stufe, aber nichts geschah.

Am ganzen Körper zitternd, spülte ich meine Haare unter der eiskalten Brause ab. Meine Glieder waren starr vor Kälte, als ich aus der Dusche stieg und mich in mein Handtuch wickelte. Warum ausgerechnet jetzt?! Ich griff mir schnell ein paar von meinen Klamotten von der Wäscheleine und warf sie mir über.

Danach ging ich in meinem Zimmer auf und ab. Die Situation mit Daiki ging mir nicht aus dem Kopf. Wie konnte ich das wieder gerade biegen. Ich sah ihn als Freund und nichts weiter. Jetzt war auch nicht der Zeitpunkt für irgendwelche Liebesangelegenheiten.

Ich sah aus dem Fenster. Der Herbstwind wehte einige goldgefärbte Blätter an meinem Fenster vorbei. Auf der Straße sah ich, wie sich eine kleine Masse an Menschen in Richtung Gemeindehaus begab. Ich ahnte sofort, dass irgendwas im Gange sein musste. Ich überlegte nicht lange, warf mir meinen Mantel über und stürmte nach draußen. Ich folgte der Menge in den großen Saal an dem sich Shinji vor das Pult gestellt hatte.

Leon
Total genervt stand ich auf. Meine Kopfschmerzen hatten sich mittlerweile, dank der Medikamente, verabschiedet, doch meine Stimmung war angespannter denn je.

Die Gesichter der Männer hatten sich in meine Gedanken eingebrannt. Ich fasste den Plan zurück ins Gemeindehaus zugehen und Aiko von dem zu erzählen was ich gehört hatte. Hastig machte ich mich auf den Weg zum Gemeindehaus und stellte mich vor den Eingang.

Laute Diskussionen erklungen aus dem Inneren.

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