Die Höhle des Löwen - Teil 2
Aiko
Ich schlug erschrocken die Augen auf. Wo war ich? Und was war das für ein beißender Geruch in meiner Nase? Ich brauchte eine Weile, um mich zu orientieren.
,,Na, sieh mal einer an. Das Ammoniak hat schon gereicht, um sie wach zu bekommen. Hab ich's nicht gesagt?!", hörte ich ein tiefe Männer Stimme neben mir.
Übelkeit und Angst durchfluteten mich. Was war das für ein hitzköpfiger Plan von mir gewesen, mich alleine auf die Suche nach dem Forscher zu machen?
Vor mir saß ein Mann, im weißen Kittel, auf einem Drehstuhl. Hinter ihm waren eine Menge Monitore über einem Tisch aufgehängt, auf dem viele Papiere wild verstreut lagen. Keine Frage, das vor mir musste er sein. Der Forscher. Ich hob den Kopf ein wenig und sah zu meiner rechten Seite einen Mann in dunkler Kleidung stehen, der ein Maschinengewehr vor die Brust geschnallt hatte und ein kleines Fläschchen in der Hand hielt, das noch eben vor meinem Gesicht geschwebt hatte.
,,Du bist also Aiko.", sagte der Forscher mit einem sanften Lächeln und legte die Stirn etwas in Falten. Er trug eine dunkelbraune Hornbrille, seine Haare waren kurz geschnitten und schon ergraut. Er schien um die 50 zu sein.
,,Ich kannte dein Gesicht bisher nur von einem Foto auf dem Schreibtisch deines Vaters. In echt bist du ja aber noch viel hübscher. Und einen starken Überlebenswillen scheinst du auch zu haben. Sonst würden wir uns hier wohl nicht gegenüber sitzen."
Er lächelte und dabei traten über seinen Mundwinkeln zwei Grübchen hervor. Er sah überhaupt nicht so furchteinflößend aus, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Er wirkte sogar recht sympathisch.
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen:,,Woher kennen Sie..", ich schluckte," Woher kennen Sie meinen Vater?"
Der Forscher kratzte sich leicht am Kinn und ich konnte seine Bartstoppeln rascheln hören.
,,Dein Vater und ich arbeiten schon seit längerer Zeit zusammen. Um genau zu sein, ist er, mehr oder weniger, einer meiner Vorgesetzten." Der Forscher drehte sich kurz zu einem der Monitore und wandte sich dann an den Mann neben mir:
,, Wir sollten auf Station BX7 schon längst wieder ein Bild haben. Was ist da los?"
Der Mann mit dem Gewehr nahm daraufhin ein Funkgerät zur Hand: ,,Sen? Wie sieht es auf Station BX7 mit der Kamera aus?", fragte er in das Gerät und schon kurz danach folgte eine leicht verzerrte Antwort:,,Wir sind gerade noch mit BX6 beschäftigt, aber wird sofort erledigt."
Der Forscher nickte dem Mann neben mir zu. ,,Geh mal nachsehen, was da so lange braucht. Ich komme hier allein zurecht."
Der Mann zögerte: ,,Sind Sie sich sicher? Wir haben sie vorhin auf den Kameras gesehen und es klebt Blut an ihren Klamotten. Sie scheint etwas mit dem Tod von Ryuk und Kito zu tun zu haben.", er deutete mit dem Gewehr auf mich. Der Forscher winkte ab. ,,Jetzt geh."
Der Mann verschwand, ohne ein weiteres Wort an den Forscher zu richten.
Unruhig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. ,,Wie meinen Sie das: Sie arbeiten zusammen? Hat mein Vater etwas mit all dem hier zu tun?"
Der Forscher zog eine Augenbraue hoch:,, Was meinst du mit: all dem? Die Infizierten?" Er drehte sich kurz zu seinem Schreibtisch und tippte auf seiner Tastatur. Auf einem der Bildschirme öffnete sich ein Fenster, doch er schloss es gleich wieder.
,,Hmm, so kann man es sagen. Dieses Dorf ist nur eins von 3 Versuchsstationen. Du musst wissen, die meisten glauben, dass der Virus in Tokyo seinen Ursprung fand. Aber in Wirklichkeit haben wir schon vor 6 Monaten begonnen den Virus gezielt in 3 Dörfern zu verbreiten und einzusetzen. Und in einem davon befindest du dich gerade."
Ich erstarrte. Wie war das nur möglich? Wie konnte das Ganze unentdeckt bleiben?! Auch Okutama war kein völlig unbekanntes Dorf. Im nächsten Atemzug beantwortete er meine Frage:,, Ja. Einige Bestechungsgelder sind geflossen, um das alles vor den Behörden und der Zivilbevölkerung zu verbergen."
Mir war übel. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass mein Vater etwas damit zu tun hatte.
,,Die anderen 2 Dörfer wurden allerdings zu Beginn der offiziellen Verbreitung des Virus, in Tokyo, wieder geöffnet und sich selbst überlassen. Aber ich habe beschlossen Okutama weiterhin als meinen persönlichen Versuch für die Menschheit zu betrachten. Ich werde Geschichte schreiben, Aiko.", seine Augen leuchteten und der Wahnsinn, der sich in ihnen spiegelte, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken.
,,Dein Vater ist davon aber leider nicht sehr begeistert und verweigert mir, seit der offiziellen Verbreitung, jegliche weitere Unterstützung. Er hat mir aber wegen unserer langgehegten Freundschaft immerhin versprochen sich rauszuhalten. Ich für meinen Teil bin aber über sein Verhalten und seine Verständnislosigkeit maßlos enttäuscht. Wenn er erfahren würde, dass sich seine Tochter hier aufhält, würde er kein Auge mehr zu drücken. Also es tut mir wirklich leid, wenn du gehofft hast, dass ich dich und deinen Vater wiedervereine. Aber du musst verstehen, dass meine Arbeit hier zu wichtig ist. Das einzige was ich für dich und für ihn tun kann...", er stand auf und ging zu einer Ablage in der linken Ecke des Zimmers.
Mit einer gezielten Handbewegung zog er eine Spritze mit etwas aus einem kleinen Fläschchen auf und machte ein paar Schritte auf mich zu. Ich wich erschrocken zurück.
,, Hito!", rief er und die Tür hinter mir sprang sofort auf. Noch ehe ich wusste was geschah. Hatte Hito meine Arme auf den Rücken gedreht. Der Forscher näherte sich mir mit der Spritze, schob meine Jacke und das lockere T-Shirt, das ich darunter trug, von meiner Schulter und drückte mir die Spritze in den Oberarm. Mein Sichtfeld verschwamm und ich driftete in undurchdringbare Schwärze.
|Ende - Episode 21|
|Nächste Episode : Machtlos|
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