Der Ausbruch - Teil 3

Leon
Alle drehten sich um und schauten in Richtung aus der der Schrei gekommen war. 

Eine Klassenkameradin, die eben noch aus dem Unterricht entlassen worden war, weil sie sich unwohl gefühlt hatte, erschien nun neben dem Schulgebäude. 

Ihre Schuluniform war blutüberströmt. Frau Uzumi rannte zu ihr und rief uns panisch zu:,, Ruft einen Krankenwagen! Sofort!"

Mir fuhr ein eiskalter Schauer über den Rücken, und ein ekelhaftes Gefühl machte sich in mir breit. Yuna zückte ihr Handy, wählte die Nummer des Notarztes und schilderte die Situation. 

Die meisten Schüler eilten zu Frau Uzumi und Miu, und wir schlossen uns ihnen an.
Miu heulte laut und versuchte Wörter herauszupressen.
Frau Uzumi versuchte sie zu beruhigen:,, Miu, der Krankenwagen ist auf dem Weg." 

Die Menge der Schüler war komplett still. Sie waren geschockt von dem ganzen Blut, das mittlerweile Mius Kleidung durchtränkt hatte und auf den Boden tropfte. Yuna umklammerte meinen Arm, in diesem Moment störte mich ihre Nähe nicht. 

Miu atmete schneller und schneller, bis sie plötzlich innehielt und eine riesige Menge Blut kotzte. Die Lache verteilte sich schnell über den Steinboden des Schulhofs.

Ich griff Yunas Hand, die sich an meinem Oberarm festhielt, und zog Yuna ein Stück zurück.

Auch wenn ich Yuna nicht ausstehen konnte, wollte ich sie etwas von der erschreckenden Szene fernhalten. Miu erbrach eine noch größere Menge Blut und schnappte nach Luft.
Einmal.
Ein zweites Mal.
Irgendetwas schien ihr den Atem zu rauben.
Ein drittes Mal.
Nichts passierte.
Miu verlor das Bewusstsein und fiel in ihre Blutpfütze.

Frau Uzumis Augen waren gläsern und ihr Gesicht ganz blass geworden. Sie hockte sich zu Miu und versuchte sie aufzurichten. Aber Miu fiel wieder in sich zusammen. Nach einem kurzen Zögern prüfte Uzumi ihren Puls. 

Es fühlte sich an, als wären Stunden vergangen. Der Krankenwagen war noch nicht eingetroffen und Uzumi sagte nichts. Plötzlich brach Uzumi ihr Schweigen und weinte laut.
Wir alle wussten, dass Miu tot war.
Yuna vergrub ihr Gesicht in meinem Oberarm. Einige Minuten hielt die Stille unter uns an. 

Ich schaute auf die Uhr. 13:42 Uhr. Wo war nur der Krankenwagen? 

„Schauen Sie, Frau Uzumi! Miu atmet ", rief ein Junge, der dicht vor Miu stand.
Er beugte sich nach unten. 

Frau Uzumi wirkte verstört und fühlte erneut nach ihrem Puls. Sie schüttelte den Kopf und prüfte noch einmal.
„Nein.", flüsterte Uzumi kaum hörbar:„Das kann nicht sein, ich muss mich irren." 

Miu gab ein rauchiges Brummen von sich. Sie erhob sich langsam vom Boden, wie eine sehr alte gebrächliche Frau. 

Mein Herz klopfte. Mir schien, als würde mein ganzer Körper pulsieren. Ich hörte nur meinen eigenen Herzschlag und blendete alles andere aus. 

Mius Kopf lag noch auf ihrer Brust, als sie nun endlich stand. Langsam hob sie ihn an. Ihre Haut hatte einen bläulichen Schimmer angenommen und ihre Iris war kaum noch zu erkennen, nur noch ein leichter Umriss, der Rest war völlig verblasst. 

Wie angewurzelt standen wir vor ihr, keiner bewegte sich, oder wagte überhaupt zu atmen. „Miu?", stieß Uzumi leise aus.
Miu reagierte nicht und Uzumi wiederholte sich.
Nur ein dumpfes Stöhnen erhielt sie als Antwort. 

Miu drehte sich langsam und wackelig zu Uzumi hin, dann fiel sie über die Lehrerin her.

Aiko
Es war nun Punkt 1 Uhr und wie erwartet, hatten sich die Hausmädchen vor der großen Eingangstür versammelt. 

Ich hatte mir eine Hausmädchen-Uniform, aus einer der Umkleiden, geklaut und versteckte meine langen schwarzen Haare unter einer Wollmütze. 

Es war den Hausmädchen verboten, ihre Haare länger als 30 cm zu tragen, weil mein Vater es sonst als unhygienisch empfand. Meine 60 cm langen Haare hätten mich also direkt verraten, aber da auch einige von ihnen Mützen trugen, würde ich damit nicht auffallen. 

Wild schnatternd öffneten sie die hohe Tür.
Das war mein Moment.
Jetzt konnte ich mich einfach zu ihnen gesellen, ohne dass sie etwas bemerken würden. Ich schlich mich also hinter ihnen aus der Tür und tatsächlich schenkte mir keine von ihnen Beachtung. 

Aber bei 15 Angestellten auf einem Haufen, war das wohl auch kein Wunder. Wir überquerten den großen steinigen Kiesweg, der einmal über das gesamte Gelände führte. 

Am Eingangstor angekommen, kramte eine von ihnen eine Chipkarte aus ihrer Umhängetasche und hielt sie an einen Scanner, der links am Tor angebracht war. Wie von Zauberhand öffnete sich die kleine Forte neben dem Tor, welche extra für Fußgänger bestimmt war. 

Ich atmete tief ein. Ich war nur noch ein paar Schritte von meiner Freiheit entfernt.

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