Das Lager - Teil 4

Aiko
,,Du hast... ?", meine Stimme versagte. Bis vor 5 Minuten, hatte ich mir einreden können, dass alles gut werden würde. Hatte mir eingeredet, dass wir bald mit einem Impfstoff zurückkehren und Hiroko Gesund pflegen könnten. Meine Hände begannen zu zittern. Ich verschränkte meine Finger miteinander, um mich selbst festzuhalten. 

~Sieh mich einfach als deinen Vater an okay? ~, hallten Hirokos Worte in meinem Kopf wieder. ~Ich habe immer ein offenes Ohr für dich ~ 

Mir stiegen Tränen in die Augen. Wie hatte ich nur so naiv sein können. 

Kling. Etwas zerbrach in mir. Hätte ich doch nur nicht gefragt.

Leon
Scheiße. ,, Er hätte Akari angegriffen. Ich wollte sie nur...", ich verstummte. Ich wusste, dass ich mich nicht weiter rechtfertigen musste. Sie konnte sich den Rest schon denken. Es gab nichts womit ich jetzt irgendwas wieder gut machen könnte. 

Meine Augen wurden wässrig. Nein. Nicht jetzt. Ich verkniff mir die Tränen. ,,Ich möchte, dass du weißt das ich verstehen kann, dass du sauer bist.", resignierte ich.

Aiko
,, Ich bin nicht sauer. ", ich schüttelte etwas überrascht den Kopf. ,, Ich hab doch gar kein Recht zu beurteilen was du getan hast. Ich war ja nicht mal dabei." Ich musterte Leons Miene, das Trauma war ihm deutlich anzusehen. Ich würde gerne irgendwas sagen, um ihn zumindest etwas aus diesem Zustand zu befreien. Was hätte mein Vater wohl gesagt? Er hätte die Sache wahrscheinlich klein geredet. Aber das wäre hier nicht der richtige Weg, da war ich mir sicher. 

,,Manchmal ist man gezwungen grausame Dinge zu tun, manchmal schlägt man einen Weg ein, den man rückblickend nicht eingeschlagen hätte, das Wichtigste ist, dass du nicht vergisst, warum du in der Situation so gehandelt hast. Versuche das Gefühl und deine Gedanken zu rekonstruieren, die du hattest, als du die Entscheidung getroffen hast. Ich weiß das klingt ziemlich..", ich sah etwas beschämt auf meine Schuhspitzen, ".. geschwollen, aber es ist wahr. Das ist der einzige Weg, um dich selbst zur Verantwortung zu ziehen, weil sonst verlierst du dich in dem Was-wäre-wenn und daran würdest du nur kaputt gehen.", ich führte meine Tasse zum Mund und nahm einen kleinen Schluck Tee, der war mittlerweile kalt geworden.

Leon
Aikos Reaktion beruhigte mich. Ich antwortete ihr mit einem"Hmmh.. ". Es tat gut mit ihr darüber geredet zu haben. Meine Übelkeit verschwand langsam.

Es vergingen einige Minuten, ohne ein Gespräch. Meine Augen wurden langsam schwer und Müdigkeit überfiel mich. Ich sollte doch lieber schlafen gehen oder mich wenigstens ausruhen."Gehen wir schlafen?",gähnte ich und streckte meine Arme nach oben. Aiko stimmt mir zu.

Wir schleppten uns in eins der Zelte und legten uns in die Klappbetten.

Man hörte das Atmen der anderen, einige schnarchten. Ich legte mich auf die Seite und mir fielen die Augen zu.

Aiko
Schweißgebadet schreckte ich auf. Ich musste einen Albtraum gehabt haben, aber ich erinnerte mich nicht. Um mich herum schliefen noch alle und im Zelt war es stickig geworden. Ich bemühte mich keinerlei Geräusche zu machen, als ich die dünne Stoffdecke beiseite schlug und mich von der Liege erhob. Ich schlich mich auf Zehenspitzen aus dem Zelt, und atmete zufrieden die frische Luft ein. Es war noch relativ dunkel, es hatte gerade erst begonnen zu dämmern. Ich sah zu den Autos herüber, im Militär Truck leuchtete Licht. 

Ich ging darauf zu, anscheinend war Herr Yamada schon wach. Ich blieb in einem Meter Entfernung vom Truck stehen. Die Beifahrertür stand offen. ,,Ich habe hier knapp 80 verängstigte Menschen. Wollt ihr mir ehrlich sagen, dass die Aufnahme verweigert wird? -Over. " Ich lauschte angespannt in den Wagen hinein. Was hatte ich da gerade gehört? Gab es ein Problem? ,,Basis Alpha 14 liegt mit dem Auto 8 Stunden entfernt und was soll ich machen, wenn einigen der Sprit ausgeht? - Over." Ich konnte die andere Seite nicht verstehen, es war nur ein dumpfes Rauschen. 

,, Wir können nur die Landstraße befahren. - Over.", wieder ein Rauschen als Antwort. ,,Gut, dann werden wir einen Stopp in Okutama einlegen. - Over and out." Ich konnte hören wie Yamada das Funkgerät klackend in seiner Halterung befestigte. Er schaltet das Licht aus und stieg aus dem Wagen. Leise schloss er die Tür und sah mich an. ,,So ein Lauschangriff ist aber wirklich sehr unhöflich.", sagte er etwas grimmig. 

Ich verbeugte mich leicht und wünschte ihm einen guten Morgen. Ich ignorierte seine Verstimmung, und fragte ihn darüber aus, wie es weitergehen würde und was es für Probleme gab. Er erklärte mir, dass die Quarantäne Station, zu der wir eigentlich wollten, plötzlich von einer Krise überrascht worden sei und wir nun zu einer viel weiter entfernten Station reisen müssten. Aber so sehr ich ihn auch wegen der ,,Krise" löcherte, er wollte mir keine Einzelheiten verraten.

 ,, Willst du ein paar Leute wecken und mit ihnen das Frühstück vorbereiten? Es wird nichts großartiges geben, aber Reis und ein paar Eier sind vorhanden.", er wartete meine Antwort gar nicht erst ab, sondern ging an mir vorbei auf die Feuerstellen zu, um sie erneut in Gang zu bringen. Ich ging in mein Zelt zurück und weckte Leon, in dem ich ihm mit den Fingern gegen die Stirn schnipste. Seine Schonzeit war vorbei.

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