Das Lager - Teil 1

Leon
Ich raste an den anderen Autos vorbei. Mir fiel beim Vorbeifahren auf, wie sich die anderen Autofahrer aufregten, dass es nicht weiter ging. Ich blickte nach vorne und erkannte, dass ein anderes Auto der Grund für den Stau war. Da ich aus meiner Kawasaki alle Drosselungen ausgebaut hatte, fuhr sie schneller als das Werksmodell. Ich drückte noch mehr aufs Gas. Herr Yamada war mit ein paar anderen Autos weiter gefahren, ohne zu bemerken, dass es an der Stelle vor mir gestoppt hatte.

Am Anfang des Staus angekommen, schaltete ich den Motor ab und wurde sofort auf Schreie, aus einem schwarzen Jeep, aufmerksam. Ich schaute durch die Windschutzscheibe und sah, wie der Fahrer, der sich in einen Zombie verwandelt hatte, über seine Beifahrerin herfiel. Er packte sie und biss ihr die Kehle durch. Das Blut spritzte und benetzte die Hälfte der Windschutzscheibe. Ich konnte nichts mehr für sie tun. 

Mein Herz hämmerte. Scheiße. Ich vernahm noch eine andere Stimme aus dem Jeep, und stellte das Motorrad am Rand der Straße ab. Langsam näherte ich mich und versuchte an dem Zombie vorbei, ins Innere zu schauen. Ein Mädchen, etwa in meinem Alter, saß auf dem Rücksitz und versuchte sich mit Händen und Füßen zu wehren. Sie bemerkte mich nicht. Ich hielt kurz inne und überlegte. Der Zombie war noch angeschnallt und kam deswegen nicht an sie heran.

Ich musste schnell sein, bevor eine weitere Massenpanik ausbrach. Ich gab dem Fahrer hinter dem Jeep ein Signal, dass er gleich weiterfahren könnte. Mit Wucht riss ich die linke hintere Tür auf. Das Mädchen schreckte zusammen. Ich zog meine Waffe und drückte ab. Das Mädchen schrie auf, verstummte aber genauso schnell wieder. Ich öffnete die Fahrertür. Der Zombie fiel mir entgegen, und hing nun aus dem Auto. Das Blut suppte zu Boden, auf meine Schuhe. 

Als nächstes musste ich das Auto aus dem Weg schaffen, bevor sich auch noch die Beifahrerin verwandelte. Ich schnallte den Zombie ab und zog ihn an den Straßenrand, gegenüber von meinem Motorrad. So schnell ich konnte, schmiss ich mich auf den Fahrersitz, und bewegte das Auto in die Richtung des Straßenrands, wo der tote Zombie lag. Allerdings war die Sicht durch die Scheibe, wegen dem vielen Blut, etwas erschwert. Mit einer Hand wischte ich über das Glas, um wenigstens ein bisschen mehr sehen zu können. Das Blut rieb ich an meiner Hose ab. In diesem Moment war es mir wirklich scheiße egal, wie meine Kleidung aussah. 

Ich konnte schließlich eine kleine Gasse bilden, durch die, die Autos nun fahren konnten. Auf der Rückbank herrschte Stille. Wir stiegen aus und ich zog das Mädchen zu meiner Kawasaki. ,,Tut mir leid, dass du das mit ansehen musstest.", sagte ich ungewollt trocken. Ich musterte sie, als die Autos an uns vorbei fuhren. 

Ihre Haare waren fuchsfarben mit Haselnussbraunen Strähnen. Sie war auffällig geschminkt mit knallrotem Lippenstift. Sie trug eine enge Jeans und mit dem weit ausgeschnittenem Dekolltè, unter ihrer offenen Jacke, betonte sie ihre Figur mehr als provokant. Sie stotterte :,, Das waren mein Onkel, meine Tante.." 

Ich stieg wortlos auf und bat sie, sich hinter mich zu setzen. Sie tat es, ohne zu zögern, und klammerte sich fest an mich. Wir blieben noch einige Minuten stehen und warteten auf Akaris Wagen. Ich reihte mich hinter ihm ein und war wieder mit Daiki und Aiko auf einer Höhe. Aiko warf dem Mädchen einen kurzen Blick zu, und richtete ihn dann nach vorne. Daiki zwinkerte dem Mädchen zu und ich musste grinsen. Was anderes hätte ich von ihm auch nicht erwartet. Der Autokonvoi bewegte sich nun deutlich schneller voran, um die anderen einzuholen.

Nach ein paar Kilometern hielten wir erneut.

Wir hatten die anderen Autos eingeholt und von vorne erklang die Stimme von Herrn Yamada durch ein Megaphone:,, Bewohner von Yokoze! Die Quarantänestation ist für uns zurzeit nicht zugänglich, da sich leider ein paar Komplikationen ergeben haben. Es tut mir leid. Ich werde, so gut es geht, für Ihre Sicherheit sorgen und Ihnen dabei helfen ein Lager für diese Nacht zu errichten." Die Lage schien weiter Berg ab zu gehen.

Aiko
Wir fuhren den Autos hinterher auf eine große Wiesenfläche. Die Biker stiegen von ihren Motorrädern ab und die Autofahrer verließen ihre Autos. Es war mittlerweile fast dunkel geworden. Meine Armbanduhr verriet mir, dass wir es bereits nach 19 Uhr hatten. 

Nachdem sich alle in der Mitte der Autos, vor dem Militär Truck, versammelt hatten, ergriff Herr Yamada das Wort:,, Ich weiß Ihnen allen ist etwas mulmig zumute, und wahrscheinlich haben Sie viele Fragen. Ich möchte einige von diesen gerne beantworten. Um uns ein bisschen die Anspannung zu nehmen, und einander besser kennen zu lernen, möchte ich außerdem ein Lagerfeuer errichten. Freiwillige Helfer sind willkommen. Der Zusammenhalt in dieser Zeit ist unheimlich wichtig. Wir haben Glück, da es heute nicht geregnet hat, sollte sich etwas trockenes Feuerholz, aus dem Wald dort drüben, auftreiben lassen.", er deutete mit dem Finger auf den Waldrand, der sich ungefähr 300 Meter vor unserem improvisierten Lager befand.

,, Die Freiwilligen sammeln sich bitte bei mir, wir brechen sofort auf. Bitte geben Sie aufeinander acht.", er hob eine Hand in die Luft, um zu signalisieren, dass sich die Freiwilligen bei ihm sammeln sollten. ,,Gehst du mit?", fragte ich Daiki, der neben mir stand und Herrn Yamada aufmerksam zugehört hatte. Ich sah Akari etwas weiter vorne in der Menge stehen, zusammen mit Mai, Leon und diesem Mädchen, die mir jetzt schon, von ihrem Look her, alles andere als sympathisch war. 

Daiki nickte:,, Ich würde gerne mitgehen, wenn es dir nichts ausmacht, dass ich dich hier alleine lasse." Ich strich mir nachdenklich eine Haarsträhne aus dem Gesicht:,, Ich würde gerne mitkommen, wenn das okay ist?", fragte ich zögerlich. ,,Ja, das ist sicher kein Problem. Ich denke um so mehr, umso besser.", er lächelte mir aufmunternd zu. 

Wir bahnten uns einen Weg durch die Menge und stellten uns zu den Freiwilligen. ,, Das ist Aiko.", stellte mich Daiki einem etwa 50 Jahre alten grauhaarigen, Muskel bepackten Mann vor. ,, Aiko das ist mein Vater Takashi Yagami. Wo ist Mum?", fragte Daiki und sah sich hinter uns nach seiner Mutter um. ,,Sie hat sich wieder ins Auto gesetzt. Sie braucht etwas Zeit für sich.", sagte Daikis Vater mit einem leicht genervten Unterton. 

,, Wir brechen jetzt auf. ", hörte ich Herrn Yamada über die vielen Köpfe hinweg in sein Megaphone sagen. Es hatten sich tatsächlich sehr viele Freiwillige gefunden. Leon war mit dem Mädchen irgendwo in der Menge verschwunden, und Mai und Akari gaben mir kurz bescheid, dass sie nicht mit in den Wald kommen würden.

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