Blind - Teil 4

Aiko
Ich fühlte mich wie in einer Art Trance Zustand. Wie durch einen Schleier bekam ich mit, wie wir eins der Häuser betraten, Leon eine Kommode vor die Hintertür schob und sich dann mir gegenüber auf die Couch setzte. Ich saß in einem großen Ohrensessel. Meine Taschenlampe stand auf dem niedrigen Wohnzimmertisch und war das einzige was den Raum erhellte.
,,In einer halben Stunde sollte die Luft rein sein. Dann machen wir uns zurück auf den Weg zu den Hütten und warten dort auf Yamada.", erklärte Leon. Ich schaffte es nicht mal mir ein Nicken ab zu ringen. Mein Blick lag auf meinen Händen, die immer noch mit Yuuichis Blut besudelt waren. Leon schien meinen Blick bemerkt zu haben. Er verließ den Raum und kam mit einem Waschlappen wieder. Er nahm meine Hände in seine und fuhr mit dem Lappen sanft über meine Finger. Schnell hatte sich der Lappen rot gefärbt.

Leon
Ich drehte ihre linke hand um und wischte behutsam über ihren Handrücken. ,, Was ist passiert?", fragte ich ernst und schaute auf ihre zitternden Hände.

Aiko
Ich spürte wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Eine davon landete auf Leons Hand. Er sah mir tief in die Augen. Was sollte ich ihm sagen? Ich war mir selbst nicht ganz sicher was tatsächlich passiert war.
,, Er ist tot. Yuuichi ist tot.", flüsterte ich. Mehr brachte ich nicht heraus.

Leon
Mitleidig zog ich meine Augenbrauen hoch und fing mit einem meiner Finger eine Träne von ihrem Kinn ab. ,,Und wie ist das passiert?", fragte ich mit ruhiger Stimme, auch wenn mein nervöser Unterton wahrscheinlich kaum zu überhören war.

Aiko
,,Sie haben uns aufgelauert. Das waren eindeutig keine Einwohner von Okutama. Sie hatten Waffen dabei. So gar Schalldämpfer. Sie waren wohl eigentlich hinter dir her. Sie haben von den zerstörten Kameras geredet.", noch ehe ich zuende gesprochen hatte, bereute ich meine Worte. Ich sah wie sie Leon einen Stich versetzten. Nein, er sollte sich doch nicht schuldig fühlen. Immerhin waren die Schüsse wegen mir gefallen. Ich wollte gerade weiter reden, als er aufstand und sich von mir abwandte. Er ballte die Hände zu Fäusten.

Leon
Ich biss mir auf die Unterlippe und pustet. ,, War dieser Forscher unter ihnen?", erkundigte ich mich mit einem strengen Unterton. Ich packte den Bogen, den ich zuvor auf den Tisch gelegt hatte und stakste zur Tür, um mir einen Überblick durch das winzige Türfenster zu verschaffen.

Aiko
,,Ich denk nicht, nein."
Ich musste ihm sagen, dass Yuuichis Tod meine Schuld war. Dass die ganze Sache irgendetwas mit meinem Vater zu tun hatte. Aber obwohl ich wusste was ich zu tun hatte, bekam ich den Mund nicht auf.

Leon
Ich schaute über meine Schultern zu Aiko. Sie sah sehr bedrückt aus. Aber ich brauchte mehr Informationen. Schnell lief ich zurück ins Wohnzimmer, lehnte mich an die beiden herausstehenden Teile des Ohrensessel und beugte mich zu ihr herunter. Mit strengem Blick fragte ich sie:,, War da noch mehr? Irgendwas?" Sie schüttelte den Kopf. Ich wich zurück und erwiderte leise:,, Tut mir leid. Ich wollte dich nicht so anfahren." Während ich mir durch die Haare wuschelte ging ich zum Wohnzimmerfenster und schaute nach draußen. Es waren keine weiteren Informationen aus ihr heraus zu bekommen und in ihrem Zustand, wollte ich sie nicht noch mehr bedrängen.

Aiko
Ich erhob mich aus dem Sessel. ,,Es ist ruhiger geworden oder?", fragte ich und lauschte. Ich wischte mir meine Tränen aus dem Gesicht und trat hinter Leon an eins der Fenster.

Leon
,, Ja, etwas.", brummte ich. Ich setze mich auf das Sofa und schaute genervt an die Decke. In diesem Moment ging mir auf einmal die Frage durch den Kopf, ob die Zombies sich gerade über die Toten Leute des Forschers und über Yuuichi hermachten.

Aiko
Ich starrte in die Dunkelheit. Ich war mit den Nerven völlig am Ende. Ich wollte einfach nur in mein Bett und mir die Decke über den Kopf ziehen. ,,Welchen Tag haben wir heute?", fragte ich, den Blick immer noch aus dem Fenster gerichtet.

Leon
Ich stutze. ,,Wieso?" Ich wusste nicht welches Datum wir jetzt gerade hatten. Geschweige denn, welchen Tag. Nach ein paar vergangenen Sekunden antwortete ich unsicher:,, Wenn ich richtig liege sind, seit dem wir aus Tokio geflüchtet sind, sechs Tage vergangen... Es hat sich alles so schnell verändert.", die letzten Worte sagte ich mehr zu mir selbst.
Ich grübelte und antwortete kurz darauf etwas sicherer als zuvor:,, Es ist Mittwoch. Mittwoch der 25. September. "
Nach ein paar Minuten in denen wir uns angeschwiegen hatten, fragte ich sie mit einem prüfenden Blick an ihr vorbei, durchs Fenster:,,Sollen wir weiter?"

Aiko
,,Ich glaube ich bleibe diese Nacht hier. Ich will niemanden mehr sehen.", ich deutete mit einer Hand auf das Sofa. ,,Ich bin so erschöpft. Ich werde mich einfach auf das Sofa legen. Dieses Haus ist gut isoliert, also sollte es nicht viel kälter werden. Bitte richte Yamada aus, dass ich morgen mit ihm sprechen werde." Ich sah in Leons skeptische Mine.

Leon
Ich nickte zögerlich. Ganz anfreunden konnte ich mich damit nicht. Aiko ließ sich auf das Sofa fallen und seufzte bedrückt. Ich fühlte mich nicht ganz wohl bei dem Gedanken, sie hier alleine zu lassen, doch ich wollte genau so gern den Forscher in die Finger bekommen, der bereits so viele Tode verschuldet hatte. Wobei ein Zombie zu sein, wahrscheinlich noch schlimmer war als der Tod. Nachdenklich blieb ich stehen und senkte meinen Blick auf den Boden. ,,Du kommst hier wirklich alleine klar?", erkundigte ich mich,"Ich werde dann noch etwas weiter suchen und danach zu den Hütten zurückgehen."

Aiko
,,Ja.", ich zog die Füße an meinen Körper und machte es mir auf der Couch so bequem wie möglich. ,,Aber ich denke du solltest direkt zu den Hütten gehen. Der Forscher scheint schon mehr als aufmerksam auf dich geworden zu sein, wenn er seine Männer los geschickt hat..."

Leon
Ich stimmte mit einem Grummeln zu. Ich wusste genau, dass sie damit recht hatte. Ich schaute sie ernst an und hockte mich vor das Sofa.
,,Benutze sie bitte nur im Notfall.", sagte ich missmutig und hielt ihr Hirokos Waffe entgegen,"Ich kann dich, ohne sie nicht mit gutem Gewissen alleine lassen."

Aiko
Unsicher nahm ich die Waffe in beide Hände. Sie wog viel mehr, als ich erwartet hatte. Wir nickten einander zu und er verschwand aus dem Wohnzimmer. ,,Pass auf dich auf.", rief ich Leon noch hinterher, der, wie ich hörte, die Kommode vor der Hintertür bereits verrückt hatte.
,,Du auch.", erklungen seine Worte aus dem Flur, dann war es still.

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