Blind - Teil 3

Leon
Nachdem ich den verschmierten Pfeil verstaut hatte, folgte ich weiter meinem Plan. Mittlerweile dämmerte es und das rötliche Licht verschaffte dem Dorf eine unbehagliche Atmosphäre. Mir war vorher nicht bewusst gewesen, wie viele Verstecke sich boten, um den Zombies aus dem Weg zu gehen.

Die Zeit verging und ich zerstörte noch fünf Kameras, die auf die Hauptstraße gerichtet waren. Da es immer dunkler wurde fand ich diese schneller als zuvor, da mich das Blinken der kleinen Lampen auf sie aufmerksam machte. Meine Augen konnten sich gut an die kommende Dunkelheit gewöhnen, was wirklich günstig war, ganz ohne Taschenlampe.

Gerade nachdem ich wieder mal eine Kamera ausgeschaltet hatte, näherte sich eine Horde der Zombies. Schnell drückte ich eine Tür auf und schob sie vorsichtig hinter mir zu. Angelehnt an der Tür lauschte ich dem Brummen und schlurfen. Bisher hatte jedes dieser Häuser einen Hinterausgang. Ich entfernte mich von der Tür und ging durchs Wohnzimmer. 

Das Wohnzimmer war unordentlich. Schubladen waren durchwühlt und alles was raus gerissen wurde, war liegen geblieben. Vorsichtig schritt ich über die herumliegenden Papiere und Teller. Bis mich ein Knarren aus dem oberen Stockwerk innehalten ließ. Was sollte ich tun, wenn das der Forscher war? 

Ich hielt die Luft an und bewegte mich zum Treppenaufgang. Den Bogen hatte ich gespannt und zielte auf die Treppe. Ich vernahm das Rollen einer Glasflasche und im nächsten Moment fiel diese die Treppenstufen hinunter. Mit jedem Mal, mit dem die Flasche auf einer der Holztreppenstufen landete, schlug mein Herz schneller. Bis sie auf den Fliesen vor meinen Füßen zersprang. Kurz darauf folgten Schritte. 

Ich befand mich immer noch in der gleichen Position. Mein Anspannung wurde immer größer. Wieder ein Knarren des Holzfußbodens im oberen Stockwerk. Diesmal unmittelbar vor der Treppe, die durch die Rechtskurve schlecht einzusehen war. Wieder Schritte, die die ersten Stufen der Treppe betraten.

Ein Zombie wankte die Treppenstufen hinunter. Es war ein kleines Mädche, geschätzt acht Jahre alt. Ihre Haare waren komplett zerzaust und ihr Kleid mit Schmutz und Blut übersät. An ihrer linken Wade war noch deutlich die Bissspur zu erkennen, aus der ihr zerbrochener Knochen vorstand. Das Blut aus der klaffenden Wunde tropfte auf die Stufen. 

Ein mulmiges Gefühl überkam mich und ich wurde unsicher. Ich wich ein Stück zurück. Das Mädchen war gerade mal zwei Stufen weiter gegangen. Den Pfeil hatte ich immer noch auf sie gerichtet, doch trotzdem konnte ich es irgendwie nicht übers Herz bringen.

Sie streckte mir ihre Arme entgegen. Trotz ihrem blutverschmierten Mund wirkte sie hilflos. Ich pustete. Ich musste es tun. Schnell zog ich die Sehne nach hinten. Im nächsten Moment rutschte sie auf ihrem eigenen Blut aus und rauschte die restlichen Stufen herunter. Man hörte ihre Knochen brechen. Ich wich ein weiteres mal zurück und mein Rücken drückte sich an die Tür, durch die ich eben durchgegangen war. Das Mädchen prallte mit einem dumpfen Knall auf die Fliesen und ihr dunkles Blut breitete sich aus.

Sie blieb reglos liegen. Ich atmete erleichtert aus. Doch im nächsten Moment erklang ein klägliches Krächzen und sie hob langsam ihren Kopf an. Ich merkte wie sich jedes meiner Nackenhaare aufstellte. Stück für Stück zog sie sich mit ihren dünnen Armen immer näher an mich ran. Zitternd richtete ich den Pfeil auf ihren Kopf und ließ die Sehne los. Der Pfeil durchbohrte ihren Kopf. Ihr Kopf knallte daraufhin auf den Boden und mit dem Knacken des zerbrechenden Pfeils, brach Stille über mich ein. 

Ich ließ mich nach unten sinken und setzte mich auf die kalten Fliesen. Das Schlurfen draußen war immer noch wahrzunehmen, nur etwas weiter entfernt. Scheiße. In diesem Augenblick sah alles für mich ausweglos aus. Warum machte ich das eigentlich? 

Ich legte den Bogen neben mich und griff mir in die Haare. Meine Hände fuhren durch mein Gesicht und fielen auf meine Beine. Ich pustete. Ein Schrei erklang. Nicht weit von meinem Standort entfernt. Irgendwelche Worte hatte die Stimme geformt, nur leider konnte ich es nicht verstehen. Ich stand auf, packte den Bogen und schlich durch die hintere Tür nach draußen.

Kurz darauf erklangen mehrere schnell aufeinander folgende Schreie, für mich immer noch nicht zu verstehen. Ich war noch zu weit entfernt. Ich überholte die Horde Zombies die dem Geräusch mit offenen Mündern hungrig folgten. Langsam ergaben sich Worte, die ich verstand. Ich rannte in eine kleine Gasse. Aiko kniete neben dem toten Yuuichi. 

 ,,ES TUT MIR LEID! ES IST MEINE SCHULD!", schrie sie mehrmals hintereinander. Scheiße. Was war passiert? Den Männern, die nahe der Szene ebenfalls tot am Boden lagen, schenkte ich keine Beachtung. Das einzige was jetzt wichtig war, uns heil hier raus zu bekommen. Ich stand hinter Aiko und legte ihr meine Hand auf den Mund. ,,Psst.",zischte ich sie an,"Wir müssen jetzt hier weg." Ich umfasste ihr Handgelenk und zog sie hinter mir her. Wortlos folgte sie mir.

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