Aufbruchstimmung - Teil 3

Aiko
Isamu unterbrach die kurzeitig aufgetretene Stille an unserem Tisch:,,Hey..", er kratzte sich verlegen am Hinterkopf," Tut mir leid, wenn ich gestern zu aufdringlich war. Ich hatte echt etwas zu viel getrunken. Aber ich kann mich jetzt wieder benehmen. Versprochen. Also wenn es daran liegt, dass ihr nicht zu uns an den Tisch kommt-"

Mai unterbrach ihn hektisch:,, Nein, nein. Alles gut. Du warst wirklich sehr betrunken, aber das hat mich nicht gestört.", Mai lief bei den letzten Worten rot an und wechselte schnell das Thema," Aiko geht es wegen Leon und Sayuki nicht so gut." Ich warf ihr einen strengen Blick zu und sie schlug erschrocken die Hände vor den Mund:,, Oh entschuldige."

Ich schüttelte mit dem Kopf:,, Ist schon ok.", ich vertraute Isamu irgendwie.
 ,,Ja.. Das mit Leon und Sayuki ist schon eine komische Sache. Aber ich finde ihr beiden passt viel besser zusammen. Und unter uns, Leon interessiert sich eigentlich nur für dich. Aber sag ihm nicht, dass ich dir das gesagt habe."

Ich verstand Isamus Worte nicht, für mich ergab das keinen Sinn. >Warum sollte Leon mit Sayuki rummachen, wenn er sich für mich interessierte?<
Ich zuckte stumm mit den Schultern. 
,,Ok, ich geh dann mal wieder rüber. Ich glaube Daiki vermisst mich schon.", grinste Isamu.

Wir blickten Isamu noch kurz hinter her, als er zurück zu seinem Tisch ging und sahen, wie sich nun auch Leon dem Tisch nährte.
<Wo hat er Sayuki gelassen?>, schoss es mir durch den Kopf. Ich ärgerte mich sofort darüber, dass es mich überhaupt kümmerte. Als Leons Blick meinen traf, merkte ich erst, dass ich ihn angestarrt haben musste. Ich fiel kurz in eine Art Schockstarre und versuchte dann möglichst unbeteiligt ausszusehen, als hätte ich nur zufällig in seine Richtung geschaut. 

Leon
Ich stand noch einige Sekunden ratlos vor dem Gemeindehaus bevor ich mich wieder zu den anderen gesellte. Daiki und Isamu schauten mich neugierig an. Ich blickte auf meinen Teller auf dem sich noch etwas Reis, Gemüse und ein Scampi befanden, den ich nun mit meinen Stäbchen hin und her schubste.

Aiko schien durch mich durch zu schauen, als ich zu ihr sah.
,, Ich werde schon mal packen gehen.", verabschiedete ich mich von den anderen, die gerade über einen Manga diskutierten. Ich brachte meinen Teller weg und ging wieder nach draußen. Verdammte scheiße. Ich hatte alles verkackt.
Auf meinem Zimmer stopfte ich meine Kleidung in meinen Koffer, schüttelte die Bettdecke und das Kissen auf und setzte mich anschließend ans Fenster.

Die langsam vorbeiziehenden Wolken legten Schatten auf die Häuser und Straßen. Es war eigentlich recht entspannend. Diese Ruhe. Keine Zombies, die stöhnend durch das Dorf humpelten. Wenn man die ganzen Geschehnisse außer Acht ließ, wirkte das Dorf sogar recht idyllisch.

<Hatte Sayuki Aiko schon von der Nacht erzählt?>, rissen mich meine Gedanken aus dem kleinen Moment der Entspannung. Ich stützte meinen Kopf auf meiner Hand ab. Eigentlich wäre jetzt der perfekte Moment, um einfach wegzufahren. Ich beobachtete die Grashalme, wie sie im Wind tanzten. Isamu kam aus der Richtung des Gemeindehauses am Fenster vorbei und lächelte mir aufmunternd zu.

Kurz darauf war er auch schon im Zimmer, schloss die Tür und setzte sich neben mich.
,, Was ist passiert?", fragte er und schaute auch aus dem Fenster," Aiko sah ziemlich fertig aus."
Ich seufzte:,, Ich wollte mit Sayuki reden, dann küsste die mich einfach und Aiko hat's gesehen."

Ich verspürte immer noch ein leichtes brennen an den Stellen an denen Sayuki ihre Fingernägel in meine Haut vergraben hatte.
,, Oh, Scheiße. Das ist ja mal echt dumm gelaufen. Aber das regelt sich schon irgendwie. Glaub mir, auf der Weiterreise kommen wir auf andere Gedanken und ehe du dich versiehst ist das alles Schnee von gestern.", er legte mir freundschaftlich eine Hand auf die Schulter.

Gute fünf Minuten saßen wir da und schauten aus dem Fenster.
,, Möchtest du noch etwas essen gehen? Du hast eben die Hälfte liegen gelassen.", fragte Isamu. Ich schüttelte mit dem Kopf.
,, Bist du dir sicher?", fragte er besorgt,"Wir haben bestimmt noch eine lange Reise vor uns."
,, Passt schon.",antwortete ich mit dem Gedanken daran, dass Isamu sich mehr um mich sorgte als meine Eltern nach dem Tod meines Bruders.
,, Na gut. ", seufzte er und ging zur Tür," Wir sind bestimmt noch ein bisschen da.", er wartete nicht auf eine Antwort und zog leise hinter sich die Tür zu.

Ich fühlte mich wohl in Japan, erwünschter als in Deutschland. Nach meinem Bruder ging alles dort den Bach runter. Nur Streit und strafende Blicke. <Ich darf es hier einfach nicht so weit kommen lassen. Ich muss mit Aiko sprechen.> Ich hasste es, es mir selbst einzugestehen, aber Aiko war mir in dieser verdammt kurzen Zeit wirklich wichtig geworden. Ich mochte ihre Gegenwart und ihre Wärme. Schnell machte ich mich auf den Weg zum Gemeindehaus. 

Ich schluckte schwer, als ich vor dem Gemeindehaus stand und die Tür anstarrte. Sollte ich rein gehen oder warten? War sie überhaupt noch da? Als ich gerade beschloss nachzuschauen, öffnete sich die eine Seite der Doppeltür und Aiko trat nach draußen, dicht gefolgt von Mai. Aiko wich meinem Blick aus und schaute durch mich hindurch. Ich schnappte nach Luft und suchte nach Worten.
Meine Gefühle wechselten sich ab. Ich presste meine Lippen aufeinander.
,, Warte mal kurz.", bat ich energisch.

Aiko
Als ich mit Mai das Gebäude verließ und auf Leon traf, widerstand ich nur knapp dem Drang auf dem Absatz kehrt zu machen und einfach wieder reinzugehen. Aber ich riss mich zusammen.

Ich hatte eigentlich nicht wirklich Lust mich mit ihm zu unterhalten, dass was ich gesehen hatte sprach mehr als tausend Worte.

Als ich schon drauf und dran war Leon einfach stehen zu lassen, zupfte Mai an meinem Ärmel:
,,Vielleicht solltest du ihm zuhören. ", flüsterte sie mir zu," Und ich geh schon mal ein Stück vor."
Ich sträubte mich etwas, aber letztendlich blieb ich stehen und Mai ging weiter. Etwas nervös wandte ich mich Leon zu.

,,Also ich weiß nicht was in Sayuki gefahren ist, aber.. ", fing er an. Ich zog eine Augenbraue hoch.
<Kam jetzt irgendeine billige Ausrede?> <Wahrscheinlich wollte er sich uns beide warmhalten.>
<War er so einer?> Mir wurde bewusst, dass ich ihn eigentlich kaum kannte.



//Danke an unseren Leser 1_Olli_2, der mir die Kraft geschenkt hat, das heutige Kapitel endlich zu veröffentlichen 😭🙏🏾
-Oli//

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