Atemlos - Teil 4

Leon
Ich zog die Tür hinter mir zu und machte mich auf den Weg zur Unterkunft der Frauen, um nach Sayuki zu sehen. Eine Welle von Gefühlen überrollte mich. Die Ungewissheit darüber, was in diesem Dorf als nächstes passieren würde.  War Shinji wirklich auf unserer Seite , oder würde er es sich im letzten Moment doch noch anders überlegen?

Ich schlich an der Autowand entlang und am Gemeindehaus vorbei. Es war mittlerweile dunkel geworden und durch das Milchglas des Zimmers in dem Shinji und seine Männer saßen, schien Licht und erhellte den Weg vor mir. Ich fing an zu rennen. Das Raunen der Zombie hallte bedrohlich durch das kleine Dorf.

Wenige Meter vor mir lag das Haus. Ich wurde etwas langsamer und ging dann zum Eingang. Erleichtert öffnete ich die verschnörkelte Holztür und drückte sie hinter mir wieder zu. Schurstracks ging ich auf Sayukis Zimmertür zu. Doch bevor ich sie öffnen konnte, vernahm ich Sayukis und Aikos aufgebrachte Stimmen aus Aikos Zimmer. Sie schienen sich zu streiten. Genervt, aber erleichtert darüber, dass es beiden gut ging, verdrehte ich die Augen und schleppte mich zu Aikos Tür.

Aiko
Es war so als hätte ein Teil meiner Seele meinen Körper verlassen. Ich stand vollkommen neben mir. Vor meinem inneren Auge, sah ich Yuuichi vor mir auf die Knie sinken. Sah das Blut an meinen Händen kleben. Meine Finger umklammerten Sayukis Hals wie eine Rohrzange. Ihr Gesicht lief blau an und ihre Augäpfel traten fast aus ihren Höhlen. Hör auf Aiko, hörte ich eine innere Stimme. Aber ich hatte keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Ein roter Schleier der Wut hatte sich über mich gelegt und ich war nicht fähig ihn zu durchdringen. Ich fürchtete schon, nichts könnte mich noch aufhalten. Als ich auf einmal durch den Schleier hindurch wahrnahm, wie Leon das Zimmer betrat.

Leon
Mir fuhr ein kalter Schauer über den Rücken. Ich hatte Aiko noch nie so gesehen. Ihr Blick glich dem eines tollwütigen Hundes. Sofort drückte ich meinen Oberarm an Aikos Oberarme, um sie von Sayuki wegzudrängen. Doch der Druck, den ich dadurch aufbrachte, reichte nur um Aiko samt Sayuki einen Schritt rückwärts zu bewegen. Ich griff fest in Aikos Armbeugen und drückte zu. Immer fester. Aiko schien durch mich hindurch zu schauen. Sayuki röchelte. Ich drückte noch fester. Es war mir in diesem Moment egal, ob ich Aiko dabei verletzte.

Endlich wurde Sayukis Atmung gleichmäßiger, der Griff um ihre Kehle hatte sich gelöst und ich schaffte es Aiko von ihr wegzuziehen. ,,Aiko!", schrie ich sie an. Ich schob Aiko noch ein Stück zurück und schaute kurz über meine Schulter. Sayuki lehnte sich an die Wand. Eine Hand hatte sie an ihren Hals gelegt und die andere lag auf ihrem Mund, eine typische Geste des Schocks. Sie sah verstört zu Aiko herüber.

Ich widmete mich wieder Aiko, packte sie fest an den Schultern und schüttelte sie. Ich schrie sie erneut an:,, Verdammt noch mal Aiko, was sollte das?!" Aiko zog ihre Hände ruckartig an ihren Körper vor ihre Brust und schaute mich aufgelöst an. Isamu öffnete die Tür und blieb stehen.

,,Was ist denn hier los?", fragte Isamu, der mit einem Tablett im Türrahmen stehen geblieben war. Ich hob meine Hände von Aikos Schultern. Noch bevor ich etwas sagen konnte, fiel mir Sayuki ins Wort:,, Sie hat mich gewürgt.", sie japste nach Luft," Und das nur wegen einer Meinungsverschiedenheit." Ihr standen die Tränen in den Augen und ihre Haut am Hals war rötlich verfärbt.

,, Also ich ersticke fast an dieser schlechten Stimmung.", sagte Isamu mit einem aufgesetzten Grinsen und versuchte damit die Anspannung zu lösen," ich würde sagen, ihr beide verlasst jetzt erstmal das Zimmer." Er deutete, beide Hände am Tablett, mit einem Finger auf mich und Sayuki. Ich nickte kurz und verließ, ohne ein weiteres Wort mit Sayuki den Raum.

Aiko
Isamu hatte das Tablett auf dem Schreibtisch abgestellt und mich anschließend auf dem Bett platziert. Ich stand noch immer neben mir, aber statt der Wut, die mich noch bis eben beherrscht hatte, spürte ich nun nichts mehr, als eine tiefe Leere in mir.

,, Es gab leider fast nur noch Fleisch zum Abendbrot, auch fast keinen Reis und nur ein wenig eingelegtes Gemüse. Sie meinten sie hätten sich bei der Zubereitung verkalkuliert, aber ich weiß ja nicht..", er deutete auf den Rettich zu der kleinen Schüssel Reis. Doch ich schenkte dem Tablett keine Aufmerksamkeit, ich war in mir selbst versunken.

Isamu zog sich einen Stuhl heran und setzte sich vor mich. ,,Aiko?", fragte er vorsichtig. Ich bekam kein Wort über die Lippen. Mir fiel es schwer ihn überhaupt zu fokussieren. ,,Aiko.", sagte er noch mal, diesmal etwas fordernder. Ich wollte nicken, aber mein Kopf bewegte sich keinen Zentimeter. Ohne dass ich es realisierte, formte mein Mund auf einmal Wörter:,, Ich habe ihn getötet.", flüsterte ich fast ohne Stimme. Wie aus weiter Ferne sah ich Isamus erschrockenes Gesicht vor mir:,, Was? Was meinst du? Wen hast du getötet?"

|Ende - Episode 24|
|Nächste Episode : Du bist, was du isst  |

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