Atemlos - Teil 2
Aiko
Nachdem den anderen nach einer Zeit der Magen knurrte und sie beschlossen zum Abendessen zu gehen, blieb ich stattdessen in meinem Zimmer. Mir ging es immer noch relativ bescheiden und ich wollte mir nicht schon wieder ansehen müssen, wie die anderen munter das Fleisch in sich rein schaufelten.
Etwas gerädert wankte ich unter die Dusche. Ich wollte einfach nur die gestrige Nacht von mir waschen. Feststand, so lange dieser Wahnsinnige über das Dorf herrschte, gab es kein Entkommen. Das Wasser war kalt, wie erwartet. Aber die Kälte machte mich wach und half mir meine Gedanken zu ordnen. Eins nach dem anderen. Erstmal musste ich die Sache mit Sayuki regeln. Ich konnte mich doch nicht einfach so von ihr erpressen lassen.
Ich trocknete mich ab und zog mir eine Jeans und ein T-Shirt über. Dann ging ich zu Sayukis Zimmer. Ich klopfte. Es antwortete niemand. Ich klopfte erneut, dann öffnete ich die Tür. ,,Sayuki?", fragte ich in den Raum hinein, doch ich bekam keine Antwort. Der Raum war leer. Sie war anscheinend unterwegs. Etwas unsicher betrat ich ihr Zimmer. Wo würde sie den Brief aufbewahren?
Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass sie ihn mit sich herum trug, aber wenn auch nur eine minimale Chance bestand, dass er hier im Zimmer war, musste ich sie nutzen und ihn suchen. Ich begann mit dem Schreibtisch, der in der linken Ecke des Zimmers stand. Doch die Schubladen waren leer, auch als ich den Schrank und die kleine Kommode neben der Tür durchwühlte fand ich nichts. Als ich gerade dabei war die Matratze anzuheben hörte ich hinter mir, wie die Tür auf ging.
Leon
,, Wohin gehen wir?", fauchte ich. ,,Wirst du sehen.", antwortete Shinji trocken. Ich schwieg und wir gingen in Richtung des Gemeindehauses. Immer hinter den Häusern entlang, so dass uns niemand sehen konnte und die Zombies uns nicht so leicht kriegen würden. Ich beobachtete, wie Shinjis Gruppe von Männern den Zombies, die uns in den Weg kamen, brutal den Garaus machten, mit Messern und Gegenständen, die sie als Schläger missbrauchten.
Shinji öffnete die Tür und wir betraten das Gemeindehaus, dann schritten wir auf eine Tür zu, die gegenüber der Eingangstür lag. Nach einer weiteren Tür traten wir in einen kleineren Raum. Ein runder Tisch mit acht Stühle stand in der Mitte. Unter dem Fenster stand eine lange hölzerne Kommode, auf der ein paar Bücher lagen.
Der Mann mit der Waffe schubste mich unsanft zu einem der Stühle und schnauzte mich an:,, Setzte dich hin." ,,Akuma, beruhig dich.", zischte Shinji den Mann an und setzte sich mir gegenüber. Die anderen Männer setzten sich ebenfalls hin. Insgesamt waren es sechs Männer. Shinji beobachtete mich genau und lehnte sich ein Stück vor, dann sagte er in einem spöttischen Tonfall:,, Meinst du du kannst dich auf irgendeine Art aus der Affäre ziehen?"
Ich schaute ihn ernst an, sagte aber nichts. ,,Jetzt schweigst du. Sehr überraschend. Sieh mal Leon. Die Tür ist hinter mir und ich denke mal, dass der Forscher, dem du ordentlich auf den Schlips getreten bist, wirklich erfreut darüber wäre, dich in die Finger zu bekommen, um aus dir Informationen heraus zu quetschen.", sagte er und lehnte sich genervt an die Stuhllehne,"Also um das Ganze etwas angenehmer für dich zu machen, sag einfach mir wo Yamada steckt. Vielleicht drückt der Forscher dann noch ein Auge zu und ignoriert dein.."
,,Nein.", antwortete ich. Akuma der immer noch neben mir stand, drückte mir erneut die Waffe an die Schläfe. ,,Wie du meinst...", Shinji zuckte mit den Schultern, "Yuki, ich denke, du kannst den Forscher anfunken.", sagte er zu dem Mann, der neben mir saß. Dieser zückte ein Funkgerät und drehte es am oberen Knopf an. Das Rauschen durchflutete den Raum.
,, Stop.", sagte ich knapp, "Shinji hör mir erst zu. Danach kannst du ihn immer noch kontaktieren." Shinji nickte Yuki zu und dieser drehte das Funkgerät wieder ab. ,,Dann schieß mal los.", forderte Shinji mit einem breiten Grinsen.
,,Ich werde vorerst nicht verraten, wo Yamada sich aufhält.", sagte ich ernst und schaute Shinji in die Augen, "Aber, ich weiß wo sich der Forscher aufhält und das wir schon bald an ihn rankommen könnten." Shinjis eben noch recht desinteressierte Miene zeigte nun ein Funken Interesse und gab mir etwas mehr Sicherheit.
,,Die dritte Phase hat bereits vor Kurzem begonnen. Das heißt wiederum in den nächsten Stunden kann die vierte beginnen. Wir sitzen alle im selben Boot und wenn wir zusammen arbeiten, haben wir eine Chance, oder eher gesagt ganz Okutama hat die Chance endlich vom Forscher befreit zu werden.", ich schnappte kurz nach Luft und fuhr fort, "Es sollen ihm doch nicht noch mehr Menschen zum Opfer fallen. Ihr wollt doch nicht dafür verantwortlich sein, dass immer mehr Menschen sterben. Noch ein Vater, eine Mutter oder ein Kind. Wollt ihr deren Blut an euren Händen kleben haben, weil ihr nichts unternommen habt, um ihn zu stoppen und euer Schicksal einfach stumpf akzeptiert habt?!"
Shinji schaute auf den Tisch. Er hatte meinen Worten aufmerksam gelauscht und wirkte nachdenklich. Akuma zischte mich an:,, Ich glaube nicht, dass du irgendetwas zu sagen hast. Immerhin bist du selbst noch ein Kind." Noch bevor er seinen nächsten Satz begann, schlug Shinji mit der Faust auf den Tisch und unterbrach ihn:,, Schnauze Akuma. Wenn ich ehrlich bin, habe ich es schon lange satt, nach der Pfeife dieses Forschers zu tanzen und nur Schadensbegrenzung zu betreiben. Seit Monaten habe ich auf so eine Chance gewartet und ich denke jeder, der hier am Tisch sitzt, hat genau so sehnsüchtig darauf gewartet, dass endlich jemand aufsteht und etwas unternimmt. Ich selbst war einfach zu feige, aber der Junge hat Recht. Dazu kommt noch, dass wir die strategischen Führungsqualitäten von Yamada für uns nutzen können."
Shinjis Antwort machte mich sprachlos. Ich lehnte mich überrascht und gleichzeitig etwas erleichtert an die Lehne des Stuhls und schaute in die Runde. Alle wirkten recht demütig und senkten ihre Blicke. ,,Wie sieht euer Plan aus?", fragte Shinji ernst. Ich zögerte:,, Ich werde das erst mit Yamada besprechen und euch dann Bescheid geben." Shinji nickte verständnisvoll. Ich stand auf und verließ den Raum.
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