Ankunft in Okutama - Teil 3
Leon
Shinji stand auf und klopfte mit seinen Stäbchen an seine Teeschale, um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Er räusperte sich und sprach:,, Zur Freude des Tages möchte ich, nach dem Essen, mit Sekt anstoßen.", er gab einigen Männern und Frauen ein Zeichen, "Ich hoffe Sie können sich für den Rest des Tages bei uns wohlfühlen und entspannen. Nun wünsche ich Ihnen einen guten Appetit.", er setzte sich lächelnd, während die Männer und Frauen, unterschiedlichen Alters, in die Küche ausschwärmten.
Nach wenigen Minuten kam jemand mit einem Servierwagen zu uns an den Tisch. Auf dem Servierwagen befanden sich mehrere Sektgläser, die nun an uns verteilt wurden.
Aiko
Die Eindrücke verdauend, hatte ich mich zu Akari und Mai an einen der Tische gesetzt. Die Einwohner hatten auf mich alle mehr oder weniger offen gewirkt. Sie hatten uns freundlich zugewunken und begrüßt, aber das Gefühl, das ich seit den Worten dieser Frau hatte, wollte mich einfach nicht los lassen. Ich konnte nur hoffen, dass Herr Yamada wirklich alles im Griff hatte.
Ich wünschte, ich könnte mich entspannen. Immerhin hatten wir ein Dach über dem Kopf und das Essen sah köstlich aus. Shinji läutete mit einer kleinen Rede das Essen ein und alle stürzten sich begierig darauf.
Mein Appetit war leider noch nicht zurückgekehrt und so stocherte ich nur etwas mit meinen Stäbchen im Essen herum. Jeder hatte eine große Portion Steakstreifen bekommen, dazu hatte ich mir Reis und ein paar Stücke eingelegten Rettich genommen.
Das Fleisch war innen noch leicht rosig. Eigentlich liebte ich Steak, aber jetzt sah ich das Fleisch an und erinnerte mich zurück an den zerfetzten Mann in der Tankstelle. Mir wurde übel. ,,Ist alles in Ordnung?", hörte ich Akaris Stimme wie aus weiter Ferne.
Mein Geist war in der Tankstelle und diesmal konnte ich den Blick nicht von dem, am Boden liegenden, Körper abwenden. ,,Aiko!", ich spürte kalte Finger gegen meine Stirn schnipsen.
Leon hatte sich über den Tisch zu mir herüber gelehnt. ,,Akari redet mit dir!", sagte er noch halb am kauen. ,,Aua.", sagte ich und rieb mir über die Stirn. ,,Den hab ich dir sowieso noch geschuldet.", grinste er und widmete sich wieder seinem Essen.
Ich sah zu Akari. ,,Entschuldigung. Ich war gerade mit den Gedanken woanders. Was hattest du mich gefragt?" Innerlich dankte ich Leon dafür, dass er mich aus diesem Grauen zurückgeholt hatte.
,,Du siehst blass aus. Geht es dir gut? Willst du dich vielleicht hinlegen?", fragte Akari besorgt. Ich schüttelte heftig mit dem Kopf, und um zu unterstreichen, dass es mir gut ging, klemmt ich ein Stück Fleisch zwischen meine Stäbchen, schob es mir in den Mund und kaute darauf herum.
Leon
Die Stimmung an den Tischen war ausgelassen. Der größte Teil der Menschen sah glücklich aus. Entspannt. Man sah ihnen an, dass sie keinen Gedanken an die Epidemie, außerhalb des Dorfes, verschwendeten.
Ich hatte ein geteiltes Gefühl. Einerseits spürte ich die liebevolle Gastfreundschaft, andererseits konnte ich aber nicht das vergessen, was mir Aiko gesagt hatte. Ich schob mir einen gehäuften Löffel Reis mit Suppe in den Mund. Der Reis war genau richtig.
Während ich kaute, schaute ich mich am Tisch um. Es gab wirklich viele verschiedene Fleischgerichte. Ich schluckte und probierte eine Fleischbeilage, die ich mir aufgefüllt hatte. Es schmeckte etwas ungewöhnlich. Sie hatten es wohlmöglich eingelegt. Ich versuchte meine Sorgen loszulassen und widmete mich meinem Essen.
Die Zeit verging. Mittlerweile waren so gut wie alle satt und ließen sich vollgefressen an die Stuhllehnen fallen. Shinji stand ein weiteres mal auf und ließ sein Glas klingen.
,,Ich sehe, dass es Ihnen gemundet hat. Das freut mich.", sagte er und hob sein Glas,"Dann lasst uns nun gemeinsam anstoßen. Auf ein schönes und lockeres Miteinander.", er setzte sich wieder und stieß in der Mitte des Tisches mit den Gläsern seiner Tischnachbarn aneinander.
Ein Lautes Klirren erfüllte den Raum, als wir alle seiner Geste folgten und diese nachahmten.
Der Reis hatte mich wirklich durstig gemacht und ich trank einen großen Schluck.
Ich stellte das Glas ab und verzog kurz das Gesicht. Es war ein alkoholhaltiges Gemisch aus Orangensaft und, auch wenn ich mir nicht sicher war, Wodka. Was eigentlich unüblich war. Ich schaute mich um. Einige hatten den gleichen überrascht, verzogenen Gesichtsausdruck wie ich. Es beschwerte sich aber niemand.
Shinji hatte sich kurz nach dem Toast zu uns an den Tisch gesellt, um sich nach unserem Wohlbefinden zu erkundigen. Schnell verfiel er wieder in einen von sich selbst überzeugten Tonfall.
Ich verdrehte die Augen und wendete mich Isamu zu, der mit seiner Hand einen Schnabel formte, und ihn mehrmals öffnete und schloss, um zu demonstrieren wie genervt er, von Shinjis Lobeshymnen auf sich selbst, war. Ich grinste ihm zustimmend zu.
Ein kurzer Blick auf meine Armbanduhr. Kurz nach acht.
Mich überkam eine bleierne Müdigkeit. Ich gähnte. Wenige der Bewohner von Yokoze hatten sich bereits in ihre Betten zurückgezogen.
Ich überlegte nicht lange und schleppte mich ebenfalls ins Bett. Es dauerte nur ein paar Sekunden und mir fielen die Augen zu. Ich hatte es noch nicht einmal geschafft, mir die Kleidung auszuziehen.
|Ende - Episode 13|
|Nächste Episode : Einsturzgefahr |
Teaser
In der nächsten Folge von Dying Heartbeat...
Leon
Ich wurde wach, und vor meinen Augen flackerte ein graues Gebäude auf. Ich schaffte es nicht meine Augen offen zu halten. Eine Kälte umgab mich. Saß ich in einem Rollstuhl? Verschwommen sah ich, wie ich durch die Hintertür einer Halle geschoben wurde. Kurz darauf driftete ich erneut ab. Ich konnte meinen Körper nicht bewegen....
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