60 km/h
Aiko
Nach dem Akari und Leon das Haus verlassen hatten, setzten Mai und ich uns in die Küche. Mai war völlig aufgelöst und ich versuchte sie zu trösten, aber es schien vergebens. Ich füllte den Wasserkocher auf und schaltete das Radio ein.
,,Das Virus breitet sich nun auch auf die umliegenden Dörfer von Tokio aus und auch in Kyoto wurde der erste Fall gemeldet. Bisher wurde davon ausgegangen, dass das Virus einer natürlichen Ursache zu Grunde läge, allerdings haben Forscher angedeutet, dass es sich womöglich auch um einen Bioanschlag handeln könnte, und dieser durch den Ursprung im Shikara Krankenhaus verschleiert werden sollte. Aber wir können es noch nicht mit Sicherheit sagen. Wir halten Sie weiterhin auf dem Laufenden."
Ich schaltete das Radio ab, als ich merkte, wie sich Mais Augen Angst erfüllt weiteten. Ich goss den Tee auf und stellte eine Kanne zusammen mit zwei Bechern auf ein Tablette. ,,Wollen wir uns ins Wohnzimmer setzen?", fragte ich Mai vorsichtig. Sie nickte und wir setzten uns im Wohnzimmer auf den Boden an den Tisch. Ich stellte das Tablett ab und schenkte erst ihr, dann mir, etwas Grüntee ein.
,,Was ist nur passiert?", fragte Mai und versenkte ihren Kopf in ihren Händen. Ich wusste, dass es eine rhetorische Frage war. Ich nahm einen Schluck von meinem Tee. Er war noch viel zu heiß und ich verbrühte mir die Zunge. Es klingelte an der Tür. Mai und ich sahen uns überrascht an. Akari und Leon waren noch nicht lange weg und hatten einen Schlüssel. Also wer konnte das sein?
Wir gingen zur Tür und öffneten. Vor der Tür stand Isamu. ,,Das Dorf wird evakuiert. Herr Yamada vom Militär hat gebeten die Nachricht weiter zu geben. Er bildet am Dorfausgang eine Eskorte. Wir sollen ihm im Auto zur nächsten Quarantänestation folgen. Wo ist Leon?", er lugte an uns vorbei ins Haus. ,, Er ist mit Akari noch mal zurück.", antwortete ich. ,, Was denkt er sich?", fragte Isamu etwas besorgt. ,,Naja, packt schon mal das wichtigste zusammen. Sie kommen bestimmt bald zurück."
Wir verabschiedeten uns, und Mai und ich begannen Sachen zusammen zu packen. Ich hatte nicht viel, also ging ich danach in Leons Zimmer. In einer Ecke stand sein Koffer. Ich nahm ein paar seiner Klamotten aus dem Schrank und verstaute sie im Koffer. Ich legte noch ein paar Sachen in den Koffer die mir wichtig erschienen und sammelte im Badezimmer die Hygiene Artikel zusammen, die ich dann in einer Kulturtasche verstaute, welche ich im Schrank unter dem Waschbecken gefunden hatte.
Leon
Wir gingen ins Haus. Mai begrüßte Akari mit einer festen Umarmung. Aiko kam gerade mit einer Kulturtasche die Treppe herunter. Sie seufzte erleichtert und informierte uns, über Isamus Besuch.
Akari ging ins Schlafzimmer, kramte einen Brustholster für die Pistole aus einer Schublade und reichte ihn mir. Etwas unbeholfen versuchte ich hastig ihn mir anzulegen. Nach dem dritten Versuch klappte es. Währenddessen packte Akari noch eifrig weitere Sachen. Eilig ging ich in mein Zimmer und sah, dass Aiko schon einige Sachen eingepackt hatte. Es war soweit alles wichtige dabei.
Ich wühlte aus meinem Nachtisch noch ein Foto meines Bruders und packte es in eine Seitentasche des Koffers. Den Koffer verstaute ich in Akaris Auto. Der Kofferraum war bereits bis oben hin voll gepackt, also musste ich ihn auf die Rückbank legen. Es folgten drei weitere Koffer. Die Rückbank war nun auch voll.
Akari packte mich am Oberarm und befahl:,, Du wirst Aiko auf dem Motorrad mitnehmen." Ich stimmte zu. In der jetzigen Situationen war es mir egal, ob wir Streit hatten oder nicht. Ich wollte nur, dass alle heil raus kamen. Aiko schaute zu mir rüber und ich versuchte sie versöhnlich anzulächeln. Doch irgendwie gelang mir das nicht. Zu viel ging mir durch den Kopf.
Auf der Straße vor dem Haus hatte sich mittlerweile ein Stau gebildet. Isamu hatte sich mit seiner Yamaha eingereiht und winkte mich zu sich. Ich schüttelte den Kopf. Darauf hin rief er:,, Daiki hat es auch geschafft, er ist etwas weiter hinten im Stau." Ich nickte und begab mich wieder ins Haus, um meinen und den anderen Helm zu holen. Behutsam tippte ich an Aikos Schulter. Sie schien völlig benommen von der Situation und zuckte zusammen. Ich hielt ihr den Helm entgegen, lächelte und versuchte sie zu beruhigen:,, Du bist es ja schon gewöhnt mit mir zufahren."
Aiko
Ich zuckte nur mit den Schultern und nahm Leon den Helm ab. Wir reihten uns mit der Maschine hinter Akaris Auto ein. Am Anfang ging alles stockend voran, aber als wir das Dorf verließen, nahmen wir ein schnelleres Tempo auf. Wir erreichten eine Geschwindigkeit von 60 km/h, mehr war, mit der Schlange an Autos, nicht drin. Ich merkte das Leon gerne schneller gefahren wäre.
Er nutzte jede Gelegenheit um zu beschleunigen, aber er wollte Akari wohl nicht alleine lassen und vorfahren. Ich sah die Landschaft an uns vorbei ziehen. Meistens waren kahle Felder zu sehen, aber wir fuhren auch an ein paar Wäldern vorbei. Nachdem wir ungefähr 1 Stunde gefahren waren, machten die Autos vor uns, samt Akari, auf einmal eine Vollbremsung.
Wir warteten 5 Minuten, aber es ging nicht weiter. Von hinten hörten wir, wie sich uns ein Motorrad näherte. Es war Daiki. Er hielt neben uns an und nahm seinen Helm ab. Wir taten es ihm gleich. ,, Was ist da vorne los?", fragte er und wuschelte durch seine Haare. ,,Ich hab keine Ahnung.. .", antwortet Leon. "... von hier aus kann man nichts sehen."
Daiki nickte nachdenklich:,, Willst du sonst einmal nachschauen, Leon? Du hast zumindest eine Waffe dabei.", er deutete auf Leons Halfter, in dem die Waffe von Hiroko steckte. ,,Ich pass so lange auf Aiko auf." Ich wartete Leons Antwort gar nicht erst ab und kletterte vom Motorrad. Ich kannte Leon mittlerweile so gut, dass ich wusste, dass er die Bitte nicht ausschlagen würde. Und so war es auch. Leon setzte seinen Helm wieder auf und bretterte davon.
|Ende - Episode 11|
|Nächste Episode : Das Lager |
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