Kapitel 8

Sansa

Der Schnee rund um Winterfell taute auf.

Der einst so gefürchtete lange Winter schien sich dem Ende zu neigen. Bauern, Jäger und Heimatlose marschierten aus Winterfell hinaus in die Ferne. Mithilfe sämtlicher Vasallen wurden die Mauern wiedererrichtete, die Viserion zerstört hatte, aber es würde noch viele weitere Jahre brauchen, um alle Spuren des Kampfes zu beseitigen. Dieser Kampf ging als "Die Schlacht um Winterfell" in die Geschichtsbücher ein, die damit ewig an dieses Ereignis erinnern würden. Arya Stark trug seither den Titel "Heldin von Winterfell".

Sansas erstaunen war groß, als ihr von der Heldentat ihrer jüngeren Schwester erzählt wurde. Arya selbst sprach nicht offen davon. Sie gab nicht an, prahlte nicht damit den Nachtkönig getötet zu haben und somit den gesamten Kontinent vor der Armee der toten gerettet zu haben.

Sansa dachte in den letzten Wochen oft an ihre Schwester. Sie liebte Arya, egal wie nervig sie auch als kleines Mädchen war. Familie blieb Familie. Heute als letzte Stark in Winterfell zu herrschen war seltsam und einsam aber dennoch vertraut und heimisch.

Was würde wohl ihr Vater Eddard Stark zu alledem sagen? Er starb mit den Gedanken daran, dass Robb seinen Posten einnehmen würde. Doch heute saß Sansa als Königin an seinem Stuhl. Ein Stuhl geschnitzt aus Holz und verziert mit dem Symbol des Schattenwolfs. Ein Stuhl, der nun der Thron der Königin genannt wurde.

Auch wenn der Winter ein Ende nahm, blieb es im Norden stets kalt. Mit dickem Fellmantel stieg Sansa die Stufen hinunter in die Krypta. So schloss sie jeden Tag ab. Es war noch nicht viel Zeit vergangen, seitdem der Rest der Familie den Platz neben ihren Vater fand. Angeführt von Eddard mit einer Nachbildung seines Schwertes Eis, zu ihrer Mutter Catelyn und ihren Brüdern Robb und Rickon. In Gedanken an Robbs Frau Talisa und dessen ungeborenes Kind, ließ Sansa eine Gedenktafel errichten. Sie hatte nie die Chance die Frau ihres Bruders kennenzulernen, aber sie war sich sicher, sie musste ihm viel bedeutet haben. Andernfalls hätte er nie sein Versprechen gegenüber den Freys gebrochen.

Sansa bettete zu den Göttern. Manchmal, wenn die Zeiten hart waren und wieder zu wenig Nahrung da war, versuchte sie die Götter um Ratschläge zu fragen. Niemand sagte je, dass regieren leicht war, aber wenn man mitansehen musste, wie sich die eigenen Leute zu tote hungerten, war das alles andere als einfach.

Aber nun da der Winter sich endlich legte, konnten die Felder neu bewirtschaftet werden. Vieh konnte gezüchtet und geschlachtet werden. Ja, es würde wieder bergauf gehen. So einfach hatte der Norden nicht vor sich der Natur zu ergeben. Hier hatte man schon härtere Schlachten geschlagen und gewonnen.

Sansas Hand ruhte auf dem kalten Steingesicht ihrer Mutter. Niemals wollte Sansa so sein wie sie. Alles was sie früher wollte, war den Norden den Rücken zu kehren. Eine Frau des Südens, das wollte sie sein. Mit mächtiger Mähne und einen König an ihrer Seite.

Heute wusste sie, was ihre Bestimmung war. Nicht als Frau eines Königs zu dienen. Nein. Ihre Bestimmung war es den Norden zu retten. Sie ist eine wahrhaftige Frau des Nordens geworden, so wie es ihre Mutter immer wollte. Mit vollem Stolz trug Sansa den Namen ihrer Familie Stark und vertrat dessen Werte.

Sie verblieb in stille, wandte sich einer anderen Steinfigur zu. Eigentlich war die Krytpa unter Winterfell für alle Starks die letzte Ruhestätte. Niemals zuvor wurde hier jemand beerdigt, der andere Herkunft oder Familie besaß. Aber nun da Sansa Königin war, war es an ihr die Regeln zu machen. Man sah sie kurz fragend an, als sie den Befehl erteilte Theon Graufeud hier ebenfalls die letzte Ehre erteilen zu wollen. Aber wer sollte einer Königin ihren Wunsch verwehren? Für Sansa gehörte auch Theon zur Familie. Er hatte seine Fehler gemacht, ganz klar, aber welcher Mensch war fehlerlos? Er hatte seine Taten wiedergutgemacht, hatte ihr das Leben gerettet und für sie um Winterfell gekämpft. Theon Graufraud wäre die perfekte Hand für sie gewesen. Sansa schenkte seiner Figur ein schmerzendes Lächeln, ehe sie sich wieder zur hoch in den Hof machte.

Im Hof hörte man, wie die Schmiede neue Schwerter schlugen, Kinder stampften durch den Schlamm, die der schmelzende Schnee hinterließ. Familien bepackten ihre Pferde, um die Burg zu verlassen. Sansa begrüßt die Menschen und erntete eine Reihe von Lächeln und Loben. Das nordische Volk liebe ihre Königin und waren ihr dankbar.

Der neue Maester Ian, ein junger schmächtiger Mann, erwartete seine Königin bereits. "Eure Hoheit. Ein Rabe aus der schwarzen Festung hat uns erreicht."

Sansa nickte. "Gut. Lasst uns das drinnen besprechen."

Gefolgt von Maester Ian betrat sie den Thronsaal. Früher diente der große Raum ebenfalls schon ihren Vater, um das Volk zu treffen. Um sich ihrer Probleme anzunehmen und eine Hilfeleistung zu stellen. Mehrere Wachen standen im Saal. Sie verneigten sich vor Sansa, als sie den Weg hoch zu ihrem Thron ging. Man bot ihr etwas zu trinken an, aber Sansa verneinte. Sie wollte wissen, was Maester Ian ihr zu berichten hatte. Insgeheim hoffte sie etwas über Jon zu hören. Seitdem er zur Nachtwache aufgebrochen war, hatte er ihr keinen Raben geschickt.

Der Norden war nun ein eigenes Reich, das sich nicht an die Regel des anderen Königreiches halten musste. Aber sie wusste auch, dass es nicht die beste Idee wäre etwas zu provozieren. Auch, wenn der König ihr jüngerer Bruder war. Es gab genug Menschen südlich, die den eigenständigen Norden neidisch nachsahen. Man hörte auch hier hoch im Norden von dem Streit mit den Eiseninseln und der Krone. Desto trotz ließ Sansa einen Raben zur Festung schicken, in der sie bat, Jon nach Winterfell reiten zu lassen. Ihm wurde angeboten, als Hand der Königin zu dienen und seine Strafe hier zu büßen, eben wie es Tyrion Lennister in Königsmund durfte.

"Ich hoffe, Ihr bringt gute Neuigkeiten Maester."

Ian wog den Kopf hin und her. Aus seinem grauen Gewand zog er ein Stück Papier, das er aufrollte. Er begann laut vorzulesen.

"Königin Sansa aus dem Hause Stark, die Erste ihres Namens, Königen des Nordens, Beschützerin und Befreierin des Reiches und Lady von Winterfell. Wir, der Rat der schwarzen Festung, bedauern Ihnen mitteilen zu müssen, dass Jon Schnee die Mauer bereits verlassen hat und mit den Wildlingen gen Norden hoch geritten ist. Falls Ihr es wünscht, werden wir Ihnen, sobald wir etwas über seinen Verbleib erfahren haben, Auskunft erteilen."

Der Maester rollte das Papier wieder zusammen und ließ es ihn seinen Ärmel verschwinden.

Sansa seufzte. Auch nach all diesen Wochen war die schwarze Festung noch immer nicht zu dem Entschluss gekommen, wäre der neue Lord Kommandant der Nachtwache wurde. Und Jon war mit den Wildlingen verschwunden. Perfekt.

Schon die gesamte Zeit über plagte sie das schlechte Gewissen nichts getan zu haben, um Jon vor dem Exil zu schützen. Nun, wo sie sich entschieden hatte, ihren Status als Königin zu nutzen, war ihr Bruder verschwunden. Vermutlich irgendwo in einer neuen Wildingssiedlung zwischen Bergen und Schnee.

Sansa erhob sie aus dem Thron. Zu ihrer rechten Seite stand ein Ritter. Er trug eine dunkle Rüstung, auf dessen Brustpanzer der Schattenwolf eingraviert war.

"Ser Roman. Ihr und fünf weitere Ritter der Königsgarde werdet euch auf den Weg zur schwarzen Festung machen. Wir werden die Nachtwache in Kenntnis setzten damit sie euch hinter die Mauer begleiten. Bringt mir meinen Bruder."

Ser Roman verbeugte sich. "Natürlich. Wie ihr befehlt meine Königin."

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Es hat mal wieder drei Wochen gedauert, aber hier ist nun endlich ein neues Kapitel. Müsste ich momentan nicht für vier Leute arbeiten, wäre ich bestimmt am Wochenende nicht immer so müde, um etwas zu schreiben.

Und um etwas klarzustellen, weil mich mehrere von euch darauf angesprochen haben, JA, das mit den drei roten Priestern im vorherigen Kapitel ist beabsichtigt gewesen. Ich habe mir da schon etwas dabei gedacht. Natürlich werde ich noch nicht verraten was, aber den Leuten, die Jon und Dany zusammen mochten, wird es bestimmt gefallen.

Liebe Grüße, Sabrina. 

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