Und ich bin der Teufel den du Vergessen hast
Ein würziger Geruch war das erste, was ich war, nahm als ich zu mir kam. Es dauerte etwas, doch nach und nach nahm ich auch den Rest des Raumes wahr, in dem ich mich befand und feststellte, das er mir völlig fremd war. Schwache Erinnerungen, was geschehen war, fluteten meinen Verstand. Zumindest glaubte ich das es welche waren, doch vielleicht hatte ich sie auch nur geträumt. Ein dumpfer Schmerz in meiner Bauchgegend sagte mir, dass zumindest der Teil, in dem Rosslo mich anschossen, sehr echt war. Wie war ich hierhergekommen und vor allem wer hatte mir geholfen? Langsam setzte ich mich in dem Bett auf und sah mich um. Ich konnte von meiner Position aus nicht wirklich viel erkennen, außer dass die Wände aus Holz waren und es sich hier um eine Nische eines wohl größeren Raumes handelte. Ein kleines Fenster sagte mir das ich mich immer noch mitten im Wald befand. Ich schlug die Decke zurück und prüfte meine Verletzung und stellte fest, dass ich lediglich eine Boxershorts trug. Allerdings nicht die, die ich vorher anhatte. Zumindest war meine Wunde äußerst professionell behandelt worden, der Verband sah frisch aus. Neben dem Bett stand eine kleine Kiste mit allerlei medizinischen Utensilien. Es ergab überhaupt keinen Sinn. Außer... dies war die Hütte des Täters und er hatte mich gerettet. Wenn Jessica wirklich etwas damit zu tun hatte, würde ich hier nun endlich Antworten finden.
Vorsichtig stand ich auf und lief mit wackeligen Beinen los, während ich an der Wand halt suchte. Wie meine erste Vermutung bestätigte, befand ich mich tatsächlich in einer Waldhütte, die im Prinzip aus einem riesigen Raum und einem Badezimmer bestand. Jemand lebte hier und hatte sich sehr viel mühe mit der Hütte gegeben. Sie war zwar schlicht, aber gemütlich eingerichtet und hatte alles, was man dringend zum Leben brauchte. Jetzt konnte ich auch die Quelle des Geruchs ausmachen. An einer kleinen Feuerstelle, vor der zwei Sessel und ein kleiner Tisch standen, köchelte etwas, das nach Eintopf aussah. Zu gerne hätte ich mir etwas davon genommen, doch zuerst musste ich herausfinden, ob es hier sicher war, denn das Einzige, was ich im Augenblick sagen konnte, war, dass ich allein war. Und etwas zum Anziehen, nur in Unterwäsche kam ich in der Not nicht weit. Gegenüber der Feuerstelle befanden sich einige Küchenschränke und unter einer schmalen Treppe, die nach oben zu einer Art Dachboden oder Podest führte, der als Lebensmittellager genutzt wurde. Neben der Küche befand sich die Eingangstür, die, was mich wirklich wunderte, nicht abgeschlossen war. Draußen war es stockdunkel und ich konnte nicht viel erkennen, außer Wald. Nicht mal einen Weg, der vom Haus wegführte, gab es hier. Fröstelnd schloss ich sie wieder. Warum musste es so verdammt kalt draußen sein?
Doch egal wie gründlich ich suchte, ich fand keinerlei persönliche Gegenstände, die auf den Eigentümer der Hütte hinwiesen. Nicht einmal meine eigenen Klamotten fand ich. Der Schmerz meiner Verletzung wurde auch immer stärker und ich wurde müde. Keine Ahnung, wie lange ich bewusstlos war, aber es hatte nicht gereicht, um neue Kräfte zu sammeln. Auch wenn ich scheinbar kein Gefangener war, so kam ich hier nicht weg, die Gefahr, dass ich im Wald zusammenbrach, ohne auch nur zu erfahren, wo ich überhaupt war, war zu groß. Ich würde auf die Person, die hier lebte, warten müssen. Die Tatsache, dass sie mich gerettet hatte, ließ zumindest den Schluss zu, dass sie mich nicht vor hatte umzubringen.
So tat ich das einzig mir Mögliche, ich nahm mir etwas von dem Essen und ging Richtung Bett zurück. Dabei viel mir etwas ins Auge, das ich zuvor gar nicht bemerkt hatte, da ich es halb unter der Decke begraben hatte.
Ich zog den kleinen Laptop hervor und setzte mich mit ihm auf den Schoss ins Bett, dabei viel mir der Vickis kleiner USB-Stick auf, der bereits in eingesteckt war. Mit einem mulmigen Gefühl startete ich das Gerät. Wie zu erwarten hatte er kein Internet und es gab auch kein Netz in der Umgebung. Man wollte also das, ich sah, was auf ihm war, aber mehr auch nicht. Clever ... Ich öffnete den Ordner, doch alles, was mir angezeigt wurde, war ein Passwortfeld mit dem Satz: „Am Ende bleiben nur unsere fleischlichen Sünden zurück."
Ohne Programme konnte es Tage dauern, es zu knacken, deshalb blieb mir nichts anderes übrig, als das Spiel mitzuspielen. Sünden... Nein, oder? Der Täter hatte zu Beginn uns alle mit einer Todsünde markiert, aber was hatte das mit Vickis Stick zu tun? Und dann noch so viel Aufwand für ein Passwort? Mir kam unsere damalige Unterhaltung über Passwörter in den Sinn, wie leicht sie das des Doktors finden konnte. Aber das konnte nicht sein, sie hatte zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr gelebt... Ich konnte es mir nur so erklären, dass es nachträglich eingefügt wurde. Also angenommen, es hatte etwas mit den markierten Sünden zu tun, was genau war dann gemeint? Konzentriert dachte ich nach... Das brennende Auto! Auf dem Video war deutlich eine Sieben zu erkennen gewesen! Vielleicht stand sie nicht einfach nur für die Sünden, sondern auch für die Anzahl der Zeichen. Ich probierte es mit den Anfangsbuchstaben der Sünden in der richtigen Reihenfolge, doch leider schlug es fehl. Und wenn ich statt der Sünden die Anfangsbuchstaben der Namen derer nahm, die sie erhalten hatten? JTHDCLJ...und tatsächlich öffnete sich endlich der Ordner. Was gleichzeitig meine Vermutung bestätigte das, wer auch immer es war, alles genau geplant hatte, was wirklich beängstigend war. Auch wenn Jessica meine Hauptverdächtige gewesen war, so hochintelligent war sie nicht. Wenn gab es jemand über ihr, der alle Fäden gezogen hatte.
In dem Ordner des Sticks befand sich genau eine Video, das nicht einmal sonderlich lang war, ohne Titel. Mit angehaltenem Atem startete ich es und keuchte, als mir klar wurde, um was es sich handelte. Eine Art Verhör.
Vicki sah in einer gefliesten Kabine, die schwer nach Polizeirevier aussah. Ihre Hände waren mit Handschellen an den Metalltisch in der Mitte des Raumes befestigt. Wütend sah sie nach vorne und es sah aus, als versuchte sie mit ihrem Blick ein Loch in die Tür zu bohren. Etwa nach 3 Minuten kam Rollo grinsend ins Zimmer, warf einige Akten auf den Tisch und setzte sich lässig ihr gegenüber.
„Ah, Miss Wolf, es ist schön, sie endlich persönlich kennenzulernen. Bis jetzt war uns das Vergnügen ja vergönnt." Seine Stimme klang unglaublich schmierig und ich verstand, dass sie lediglich mit angewidert mit der Zunge schnalzte.
„Warum denn so feindselig Victoria, ich darf dich doch so nennen? Ja... danke. Ich denke, ich brauche dir nicht erklären, warum du unsere Gastfreundschaft genießt, doch zunächst möchte ich dir meinen aufrichtiges Beileid zum Verlust deiner Schwester aussprechen. Leider konnte ich nicht an der Beerdigung teilnehmen."
„Tz, als ob ihnen irgendetwas leidtut. Sie waren doch erst schuld, dass es dazu kam!" Fauchte sie wütend.
„Aber nein meine liebe. Es gibt nur eine Person, die Schuld an all dem hier hat. Der Grund all deiner Probleme, der Grund, warum die heute hier sitzt, anstatt deine Freiheit zu genießen mit deiner Schwester. Und dieser Jemand ist Jake Miller."
„Keine Ahnung, wer das sein soll!"
„Oh bitte, erspar uns beiden dieses Spiel. Du weißt ganz genau, wer dein kleiner Lover ist. Und wir beide wissen ganz genau, dass er nicht im Feuer gestorben ist. Du musst wissen Jake ist keiner von den Guten, wie er dich glauben ließ. Er ist ein Krimineller, der dich und deine Schwester für seine eigenen Zwecke hat. So wie er es schon immer getan hat. Glaubst du wirklich, er liebt dich?"
Vicki antwortete ihm nicht, sondern starte mit versteinerter Miene an die Wand. Rollo beeindruckte das jedoch nicht ganz so, als sähe er eine Zustimmung in ihrer Reaktion fortzufahren.
„Das, was deiner Schwester und deinen Freunden widerfahren ist, ist nur geschehen, weil er sich eingemischt hat. Und tief in deinem Herzen weißt du das auch Victoria. Oder?" Zum ersten Mal sah sie ihm in die Augen und einen winzigen Moment flackerte in Ihren Augen ein seltsamer Glanz, auf den ich allerdings nicht definieren konnte.
„Ich sehe, wir verstehen uns meine Kleine. Dann lass mich dir jetzt sagen, dass das alles hier für dich auch positiv sein kann. Hilf mir und ich helfe dir, Gerechtigkeit für deine Schwester zu schaffen. Er muss seine Strafe bekommen."
„Ja ich denke, das muss er ..."
„Wunderbar, dann haben wir beide einen Deal? Du hilfst mir, ihn nach Duskwood zu bekommen, zu beweisen, das er nicht Tod ist und ich werde Gerechtigkeit walten lassen. Für deine Schwester."
Mein Herz stockte, als ich sah, wie sie ihn anlächelte.
„Es war in der Tat an der Zeit, Gerechtigkeit walten zu lassen Mr. Rosslo."
Da stoppte das Video und ich starrte auf einen schwarzen Bildschirm. Das... das konnte nicht sein...Vicki hatte mich verraten!
Ich schob den Laptop von mir, als hätte ich mich gerade verbrannt. Die Schmerzen ignorierend stand ich viel zu schnell auf, was meinen Kreislauf gar nicht gut bekam. Bedrohlich schwankte ich und wäre fast gestürzt, doch jemand stützte meinen Rücken. Jemand, dessen Stimme ich für immer verloren geglaubt hatte.
„Jake, du musst liegen bleiben oder deine Wunde reist wieder auf. Es ist alles gut! Bitte hab keine Angst!"
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