...um deine Seele zu behalten
„Verdammte Scheiße, was war das?" fluchte Vicki und drehte sich zu mir um. „Du bleibst hier und wartest, ich bin allein schneller. Egal was du hörst, du wartest auf mich verstanden?"
„Ich werde dich garantiert nicht allein gehen lassen. Ich werde dich nie wieder allein lassen Vicki!" Ich hielt sie weiter am Arm fest und presste sie mit meinem Körper gegen einen Baum. Sie versuchte mich von sich zu schieben, doch nur halbherzig. Schließlich ruhten ihre Hände einfach nur noch auf meiner Brust, während meine langsam von ihren Armen Hinaufstrichen und ich schließlich ihren Kopf umfasste. Unsere Blicke verhakten sich ineinander, zogen sich an wie zwei Magnete. Keine Ahnung, was gleich auf uns zukommen würde, doch diesen einen Moment wollte ich nicht verstreichen lassen. Und doch suchte ich ihrem Zuspruch ein kleines Zeichen, das mir sagte, das ich fortfahren durfte, denn um keinen Preis würde ich etwas tun, das sie nicht ebenfalls wollte. „Jake ..." hauchte sie mit einer Sinnlichkeit, die mich fast in die Knie zwang. Dichter presste ich mich an sie und die Wärme ihres weichen Körpers sickerte durch meine Kleidung. „Ich liebe dich ..." flüsterte ich, ehe ich sanft meine Lippen auf ihre legte. Sie erwiderte ihn sofort und meine Welt stand für eine Sekunde still. Der Kuss selbst war weder besonders leidenschaftlich noch roher Natur, aber er sprach für all die Gefühle, die zwischen uns unausgesprochen waren. Ich musste es von ihr nicht ebenfalls hören, denn der Kuss vermittelte mir alles, was ich wissen musste. Es gab auch für jene wie uns eine Zukunft, wir mussten nur die Gegenwart überstehen.
So sanft wie er begonnen hatte, so endete er auch und ich gab sie frei. Röte zeichnete ihre Wangen, als ich meine Augen wieder öffnete und sie anlächelte. Sie Strich sich verlegen eine Strähne aus dem Gesicht. „Es scheint so unser Ding zu sein in den unpassendsten Momenten über unsere Gefühle zu sprechen."
„Ja daran sollten wir arbeiten. Also, was jetzt." Sie seufzte und legte ihre Stirn in Falten. „Es kann alles und nichts sein. Aber es klang, als käme aus Richtung Hütte. Ich sollte Vorgehen und du folgst mir als Absicherung mit etwas Abstand. Sollte da wirklich jemand sein, dann kann er nur einen von uns überraschen." Ich stimmte ihr zu, auch wenn es mir nicht gefiel, sie vor gehen zu lassen, kannte sie sich besser aus als ich und wäre schneller.
„Vicki... Muss ich noch etwas wissen?" Besorgt sah ich sie an, während wir uns auf den Rückweg machten.
„Rosslo...Ich habe ihn von den Felsen gestürzt, aber er ist nicht tot und ich fürchte, dass er immer noch nicht aufgegeben hat."
„Du ... was?" Aber ja, es ergab Sinn. Sie hatte es mir eigentlich bereits gesagt, aber ich hatte es verdrängt. Verdrängt das mein Verstand mir sagte, das Sie jemanden umgebracht hatte. Aber merkwürdiger weise spielte diese Erkenntnis für mich weniger eine Rolle, als es sollte. Ich war kein Unschuldslamm, auch ich hatte Existenzen zerstört, wenn auch auf anderem Wege. Es entschuldigte nichts und doch fand ich nicht, dass es etwas zu entschuldigen gab. Den für diesen Mann empfand ich kein Mitleid. Nicht nachdem, was ich erfahren hatte.
„Ja, ich habe dir doch erzählt, daserzählt, das mich als die Frau in Weiß verkleidet und habe ihn eben etwas terrorisiert. Er sollte nicht am Hügelgrab sein, war es aber und ich kam zu spät, als ich sah, das er dich verletzt hatte ... da verlor ich die Nerven. Doch der Felsen war nicht tief. Jessy hat mir erzählt das Rosslo es wieder nach Duskwood geschafft hatte. Doch ich musste und wollte mich um dich kümmern, du solltest auf keinen Fall zurück, ehe ich keine Lösung für das Problem hatte. "
Wieder hatte sie alles allein auf sich genommen. Sie hatte scheinbar wirklich kein Vertrauen zu mir. Zerknirscht sah ich zu Boden. Doch Vicki war blitzschnell bei mir und sah mich von unten her an. „Jake, es liegt nicht am Vertrauen... es...Es ist eher die Tatsache, dass ich mir selbst nicht getraut habe. Hätte ich dich in meine Nähe gelassen, hätte ich den Fokus verloren. Du kennst dieses Gefühl doch am besten, oder?"
Ja, ich kannte es zu gut sogar. Und mir wurde auch bewusst, warum Sie mir das gerade jetzt, wo wie es schien, die Zeit drängte, erzählte. „Vicki, bitte lass uns solche Dinge einfach in Zukunft gemeinsam machen. Ich sagte dir eben schon, ich lasse dich nicht mehr allein."
Sie hauchte ein, danke und lief dann los. Ich beeilte mich ihr hinterherzukommen doch so sicher, wie sie sich durch das Unterholz des Waldes bewegte, verlor ich sie schon bald aus den Augen.
Nach einiger Zeit war ich mir nicht mal mehr sicher, ob ich überhaupt richtig lief und mich beschlich das Gefühl, das das kein Zufall war. Ohne ihr etwas zu unterstellen, hatte sie vermutlich mit Absicht das Tempo so gewählt, das ich ihr nicht Folgen konnte. Ob sie gewusst hatte, das etwas in der Richtung passieren würde? Hatte sie mich deshalb überhaupt erst mitgenommen?
Zeit zum Grübeln blieb mir jedoch nicht den ein zweiter Knall, der eindeutig ein Schuss war, hallte durch den Wald. Während ich anfing zu rennen, betete ich zu allen mir unbekannten Göttern, dass ich diesmal rechtzeitig ankommen würde. Dass ich ihr zu Hilfe kommen konnte, bevor es zu spät war. Glück im Unglück war es dabei, dass das Geräusch wesentlich lauter und somit näher sein musste. Hier und da vielen mir nun auch einige Punkte auf, die ich auf dem Hinweg bemerkt hatte. Wie der umgestürzte Baum zwischen zwei Steinen oder der Baumstumpf, der die Größe eines Traktorreifens besaß.
Nun sah ich endlich den Rauch, der aus dem kleinen Schornstein quoll und wenige Meter später auch die Hütte. Ich hatte es fast geschafft ... Vor meinen Augen barst das Glas des Fensters und weitere Sachen um inneren gingen krachend zu Bruch, gefolgt von einem spitzen Schrei.
Im Vorbeilaufen bemerkte ich Vickis Bogen, der unachtsam auf der Erde vor dem Haus lag und auch ihre Pfeile lagen überall verstreut auf dem Platz.
Leise bewegte ich mich geduckt zu dem kaputten Fenster und späte von unten hinein. Ich musste mir selbst den Mund zu halten, um nicht laut loszuschreien, denn was ich sah, ließ mein Blut gefrieren.
Rosslos schmierige Finger hielten Vicki an ihren Haaren in die Höhe, sodass die nur auf Zehenspitzen stand, während er ihr mit der anderen Hand seine Waffe an die Schläfe presste. Sie atmete hektisch und tränen standen in ihren Augen. „Wo ist er du Schlampe! Ich weiß, dass du ihn versteckst!", schrie er sie an und riss an ihrem Zopf. „Verreck in der Hölle du Arschloch!" zichste sie unter Schmerzen. Es war beeindruckend das sie selbst in dieser Situation dazu in der Lage war Beleidigungen auszuteilen.
Rasch duckte ich mich wieder, denn er sah plötzlich in meine Richtung. Das größte Problem, das ich hatte, war, das es nur diesen einen Zugang gab und das fernster auf der Rückseite war geschlossen und von außen nicht zu öffnen. Doch die Entscheidung wurde mir bereits abgenommen, ehe ich mir überhaupt etwas überlegen konnte.
„JAKE KOMM RAUS! Ich weiß das, du Feigling dich da am Fenster versteckst!" Verdammt!
„NEIN!" Schrie Vicki, als ich langsam aufstand und durch die Tür schritt. Sie begann zu Zappeln und er schlug sie Hart mit dem Waffengriff gegen den Kopf. Bewusstlos sackte sie zusammen, was ihn für einen Moment straucheln ließ, dennoch hielt er ihre Haare weiter eisern fest. Sofort richtete er die Waffe auf mich. „Versuch es gar nicht erst, ich gebe zu, ich habe dich unterschätz, aber du wirst ja wohl nicht noch mehr Blut an deinen Händen kleben haben wollen. Selbst du kannst nicht so gewissenlos sein."
„Der Einzige, der hier ohne Gewissen agiert, bist du. Lass sie gehen. Sie hat nichts damit zu tun!"
„Nichts zu tun? Die Göre hat mich betrogen und terrorisiert. Mich von einem Felsen gestoßen! Sie wollte mich umbringen, mehrfach! Zu ihrem Pech habe ich mir lediglich zwei Rippen gebrochen! Und jetzt werdet ihr beide dafür bezahlen! Und ich werde meine Position wieder bekommen, die du kleiner Pisser mich gekostet hast. Weil du deine Nase unbedingt in Dinge Stecken musst, die dich nichts angehen. Und jetzt wirst du mir Verraten, wo der Stick ist!"
So war das also, deswegen lebten wir noch. Ich hatte mich schon gefragt, warum er uns nicht einfach erschossen hatte.
„Ich weiß nicht, was du meinst." Log ich. Ich musste Zeit schinden und mir etwas einfallen lassen. Auch wenn es aussichtslos erschien.
„Tu nicht so. Du weißt, welchen ich meine. Diese gelbe Ratte, den sie als Schlüsselanhänger hatte. Du wirst ihn jetzt schön brav suchen oder ich tapezier die Hütte mit deinem Gehirn! Aber vorher wirst du noch dein kleines Messer, das du an der Hüfte trägst, aus dem Fenster werfen." Drohte er und ich nickte langsam und tat, was er sagte.
Er deutete mit der Waffe in Richtung Kommode. „Jetzt fang da an!" Wieder nickte ich jedoch sah ich im Augenwinkel das Vickis Augenlider zuckten, sie ansonsten aber weiter reglos halb in der Luft hing, halb am Boden lag. Ich konnte nur erahnen, was es für Schmerzen sein mussten nur an seinen Haaren in der Höhe zu hängen.
Wie er mir aufgetragen hatte, begann ich die Schränke zu durchsuchen. Natürlich fand ich ihn dort nicht und Rosslo würde immer wütender, er begann er auf und abzulaufen und Sie dabei hinter sich her zu schleifen. Wut brodelte in meinen Venen. Doch ich zwang mich zur Ruhe, als ich erneut zu Vicki blickte, die mich jetzt durch halb geschlossene Augen ansah. In seiner Wut achtete er gar nicht auf sie, sondern fluchte nur unaufhörlich und wedelte mit der Waffe in meine Richtung. Ich sah ihr an das sie bereit war, wenn sich eine Chance bot, und die würde ich ihr bieten, auch wenn es riskant war.
So tat ich weiter so, als würde ich nach dem Stick suchen, bis meine Hände eine Glasfigur ergriffen, die einen Jäger mit einen Hund darstellte. Wohl ein Überbleibsel des alten Besitzers, das in die Schublade gewandert war.
So schnell ich konnte, drehte ich mich mit Schwung zu Rosslo und schleuderte sie ihm ins Gesicht. Gleichzeitig ließ ich mich gerade noch rechtzeitig fallen. Das Glas, welches nur hauchdünn war, zersprang an der Waffe, da er versucht hatte, sich mit der Waffenhand zu schützen. Denn es passierten mehrere Dinge gleichzeitig.
Vicki schoss mit einer fließenden Bewegung nach oben und zog aus einem Ihrer-Stiefel ein kleines Jagdmesser und schnitt sich ihren Zopf mit einer glatten Bewegung einfach ab. Ihre ruckartige Bewegung und der Verlust des Gewichts brachten Rosslo aus dem Gleichgewicht, der vor Schmerzen schrie und sich das blutige Gesicht hielt. Dabei löste sich ein Schuss, der genau über mir einschlug.
Er schrie wütend auf, ließ die Haare auf ein Boden fallen und setzte Vicki nach, die sich Richtung Bett zurückgezogen hatte. Erneut versuchte er sie zu fassen zu bekommen, doch diesmal war ich schneller. Mit einem Satz kam ich auf die Füße, sprintete nach vorne, griff mir die abgeschnittenen Haare am Boden und schlang sie Rosslo der seinen Rücken zu mir gedreht hatte, um den Hals. Es brauchte all meine Kraft und mein gesamtes Gewicht, um mich nicht abschüttelt zu lassen. Sein Rücken bog sich dabei nach hinten. Röchelnd kämpfte er gegen die Haare um seinen Hals. Versuchte sie zu zerreißen, doch das würde ihm nicht gelingen. Menschliche Haare gehörten zu dem Robustesten Materialien, die die Natur bei Lebewesen zu bieten hatte. Ein Zopf dieser Stärke könnte vermutlich zwei Elefanten Gleichzeitig tragen. Jedoch schnitten sie mir ebenfalls das Blut in den Händen ab, da ich sie mir einmal um die Finger gewickelt hatte, um sie greifen zu können. Mein einziger Vorteil als er, so konnte er mich nicht dazu bewegen einzuknicken, obwohl sein Ellenbogen empfindlich meine Flanke traf.
Wir kämpften verbissen und meine Kraft ließ unter seinen verzweifelten Schlägen nach. Mein eigener Kopf war leer, ich wusste, was ich hier tat, doch, gleichzeitig erlaubte ich es mir nicht darüber nachzudenken, sondern einfach instinktiv zu handeln.
Plötzlich vernahm ich eine Bewegung aus der Ecke des Raumes und kurz darauf entkamen Rosslo seltsame röchelnde Laute. Als sich mein Blick endlich wieder scharf stellte und ich an ihm runter sah, begegnete mir Vickis blick. Blutspritzer bedeckten ihre weiße Haut. Der Schürhaken des Kamines, den sie mit beiden Händen umklammerte, steckte tief in seinem Bauch. Wir verharrten reglos, während er um seine letzten Atemzüge kämpfte. Er versuchte etwas zu sagen, doch es kamen zur weitere makaber Geräusche aus seiner Kehle. Letztlich sackte er zusammen und fand seine erzwungenen Frieden.
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