Ich würde dem Teufel das doppelte bezahlen...
„Hier die wirst du brauchen." Verwundert fing ich den olivgrünen Parker auf, den Vicki mir von oben runterwarf. Was ich dabei nicht auffangen konnte, waren die Stiefel, die sie mir direkt hinter Schmiss. Gerade so konnte ich ausweichen. „HEY!" Rief ich entrüstet. Von oben hörte ich ein leises Kichern „Ups! Entschuldigung!" Sie klang wesentlich fröhlicher als die letzten Tage und so verzieh ich ihr das kleine Attentat mit den Schuhen. Ich war sowieso viel zu erstaunt, warum sie Sachen in meiner Größe hier hatte. Es ließ eigentlich nur den Schluss zu, dass sie geplant hatte, dass ich hier bei ihr sein würde.
Rasch zog ich sie mir an. Beides passte perfekt und waren erstaunlich bequem. Fragend sah ich zu Vicki, die ebenfalls in einem weiten Parker und Wanderstiefel hinunterkam. „Wofür brauchen wir das?"
„Das verhindert, dass die Kälte in die Knöchel kriecht. Wir werden lange unterwegs sein. Alles Weitere wirst du dann schon sehen. Es ist einfacher, ich zeige es dir als es lange zu erklären", um ihre Worte zu untermalen, öffnete sie die Tür und bedeutete mir Ihr zu folgen.
Es war das erste Mal, dass ich die Hütte verließ, denn bis jetzt hatte ich davon abgesehen, um Vicki nicht misstrauisch zu machen, wenn das den das richtige Wort dafür war. Neugierig sah ich mich um. Die Hütte selbst war mit Efeu überwachsen, genauso wie der angrenzende kleine Schuppen. Vor dem Haus stand ein Steinbrunnen, der aber abgedeckt war. „Heute braucht man den Brunnen nicht mehr, es gibt jetzt einen direkten Zugang vom Grundwasser zum Haus. Es gibt auch eine kleine Filteranlage für das Abwasser."
„Hast du das bauen lassen?" Sie schüttelte den Kopf. „Nein, wir sind hier etwas 20 km von der nächsten Zivilisation entfernt und außerhalb vom Einzugsgebiet von Duskwood. Ich habe die Hütte einem alten Jäger abgekauft, der hier gerne Urlaub mit seinen Kumpels gemacht hat von ihren Frauen. Das meiste war vorhanden, es musste nur etwas auf Vordermann gebracht werden. Das Praktische daran, das es zu keiner Gemeinde gehört ist. Es ist nirgendwo amtlich verzeichnet. Lief wohl damals alles am Stammtisch ab, wie es halt so ist. Ich habe allerdings eine Urkunde, die besagt, das alles hier rechtmäßig mir gehört. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sich hier jemand herkommt, ist gleich null. Die vielen Felsen und Kluften machen die Gegend gefährlich und Wölfe gibt es hier auch."
Erstaunt lauschte ich ihren Worten, während sie im Schuppen kramte. Wenn es hier jetzt noch Highspeed-Internet gäbe, wäre das perfekte Versteck, oder ein Ort, wo ich es sehr lange aushalten könnte. „Vicki ..."
„Warte bitte noch einen Moment." Würgte sie mich ab und ich fragte mich, was sie da trieb. Vorsichtig schob ich die Tür weiter auf und das erste, was mir in Auge sprang, war ein Quad mit verdammt wuchtigen Reifen. „Schick, nicht wahr? Irgendwie muss man ja von A nach B kommen und ein Auto ist sehr unpraktisch hier, es gibt nämlich keinen Weg." Das machte Sinn und wenn ich ganz ehrlich war, fand ich es auch heiß, wenn ich mir Vicki in engen Lederklamotten ... Nein, diesen Gedanken würde ich nicht weiterführen ...
Kurzabgelenkt bekam ich nicht mir, dass Vicki mir etwas entgegenhielt. Ungläubig sah ich sie an. „Was schaust du so? Das ist ein Jagdmesser. Für den Notfall am besten machst du ihn dir am Gürtel fest."
Ich wollte etwas saget, verschluckte aber meinen Satz bei dem, was sie sich gerade auf den Rücken Band. Es eine Monstrosität, einen Bogens, inklusive extrem gefährlich aussehender Pfeile, die aus einem Köcher an ihrer Hüfte hervorragten.
„Jake, könntest du bitte aufhören zu schauen, wie ein Welpe, den man gleich erschießt?"
„Tut mir ja leid, das ich etwas verwundert bin, wenn du einen auf Lara Croft machst... was hast du vor?"
Sie lachte leise „Na, wenn ich aussehe wie Lara Croft bin ich wenigstens heiß. Aber nein, wir klettern nicht durch verstaubte Ruinen. Wir beide gehen Jagen, der Winter kommt und es kann schnell sehr kalt werden, dann zieht sich das Wild weiter in die Wälder zurück und es wird schwerer aufzuspüren durch den Schnee. Außerdem möchte ich das Fell noch gegen einige andere Dinge tauschen die wir... ich brauche."
Etwas Trauriges spiegelte sich in Ihren Augen wieder, als vom wir zum ich wechselte. Ich machte einen Schritt auf sie zu, um sie in meine Arme zu schließen, doch sie wich mir aus. Zog die Mauer zwischen uns wieder hoch, die ich für einen Moment eingerissen glaubte.
Wir sollten los, sonst kommen wir nicht zurück, bevor die Nacht hereinbricht.
Während wir durch den Wald streiften, erklärte sie mir, warum sie mit einem Bogen statt einem Gewehr jagte. „Im Prinzip ist es gar nicht so schwer, das Jagen mit dem Bogen ist kein Hexenwerk, vor allem nicht mit einem Couponbogen. Klar, etwas Übung braucht es, aber es hat den Vorteil, dass es leise ist. Durch die ganzen Felsen würde ein Schuss kilometerweit zu hören sein und nicht nur das wild verschrecken, sondern auch anderen möglicherweise meine Anwesenheit verraten. Und gerade hier draußen liefert Fleisch wichtige Nährstoffe. Und wo Wild ist, sind auch ganz oft Kräuter, die sie gerne Fressen. Hier draußen hörst du auf, wählerisch zu sein."
Ich nickte verstehend „Woher weißt du das alles?"
„Ich bin quasi im Wald groß geworden. Schon vergessen, ich bin Kanadierin. Unser Land besteht fast nur aus Wald. Während du also gelernt hast, was der Unterschied zwischen Maus und Tastatur ist, habe ich gelernt, wie man sein Frühstück gegen einen Bären sichert. Sarah war der Stubenhocker von uns. Sie hatte ihre Buchclubs und ich war bei den Pfadfindern ..."
„Du denkst, wenn du da unten gewesen wärst, hättest du es raus geschafft?"
Für einen Moment blieb sie auf einer großem Wurzel stehen, drehte sich aber nicht zu mir um. „Ich weiß es nicht. Wirklich nicht. Vielleicht... Vielleicht hätte ich eine Möglichkeit gewusst... Vielleicht hättest du mich gerettet. Weißt du, ich habe mich damit sehr lange beschäftigt. Und ich war sehr wütend. Auf dich... auf die anderen...Doch dann... Einen Tag nach der Beerdigung hat Rossi mich erwischt und verhaftet. Du hast das Video ja gesehen, zumindest einen Ausschnitt und mir wurde bewusst, wer Schuld an dem ganzen hatte. Er! Hätte er nicht die Einsatzkräfte wegen dieser Dummen jagt nach dir behindert, hätten beide gerettet werden können ..." langsam ging sie weiter und schlug einen weg immer tiefer in den Wald ein.
Ich schwieg, während sie sprach, und es kam mir vor, als würde sie sich zugleich eine last vom Herzen reden.
„Weist du, dieser schmierige Lappen hatte tatsächlich gedacht, er kann meine Wut und Trauer ausnutzen. Ich brauchte nichts weiter tun, als ihm in seinem Glauben zu lassen. Und währenddessen habe ich meinen Plan geschmiedet. Ja, ich habe dir und den anderen noch nicht verziehen und ihr solltet ebenfalls euer Fett wegbekommen, aber ... dass du verletzt wirst, war nicht mein Plan. Wie Rich habe ich mich verschätz und andere haben den Preis gezahlt." Jetzt drehte sie sich endlich zu mir um. „Rossi hätte nicht am gab sein sollen. Nicht so früh. Eigentlich wollte ich dich mit der ganzen Aktion nur zu mir führen. Du wärst bei mir sicher gewesen und ich hätte mich im Anschluss um ihn gekümmert. Den er wurde immer schlimmer... immer hysterischer in seiner jagt auf dich. Nicht die Regierung sucht dich Jake. Es ist er, die ganze Zeit. Die Informationen, die Du gesehen hast, hätten ihn zerstört, ohne dass du es selbst gewusst hast. Es geht hier um Amtsmissbrauch, Geldwäsche, Drogen und Schlimmeres. Du bist auf Informationen gestoßen, die klar auf ihn gewiesen hätten und einen Verbrecherring, der davon profitiert. Alles, was er dir die letzten 4 Jahre angetan hat, ist nur um seinen eigenen Arsch zu retten. Und ihm läuft die Zeit davon, denn er weiß, dass du noch lebst, obwohl du offiziell für tot erklärt wurdest. Ihm wurden die Mittel gestrichen und seine Chefs werden misstrauisch. Er hat nicht vor, dich ins Gefängnis zu stecken. Ich... Ich musste Gegenmaßnahmen ergreifen und das führte leider zu extremen Handlungen."
Die Informationen, die sie mir lieferte, trafen mich wie ein Schlag. Und zum ersten Mal konnte ich ihre Wut und Trauer teilen. Gleichzeitig wurde mir schlecht. Sie hatte alles nur getan, um mich vor einem Wahnsinnigen zu beschützen, und ich hatte nichts Besseres zu tun gehabt, als sie des Verrates zu bezichtigen. „Verdammt, Vicki, warum hast du nichts gesagt, wir hätten gemeinsam eine Lösung finden können."
„Das wollte ich... die Rätsel... das Geschmierte an deinem PC. Ich konnte dir nicht schreiben, den er verfolgte jeden meiner Schritte, ich musste zuerst ..."
„Sterben... und damit es glaubwürdig war, hast du mich dabei zusehen lassen und mich durch die Hölle geschickt."
Sie sah schuldbewusst zur Seite und sah mit einem Mal unglaublich verletzlich aus. „Ja, am Anfang dachte ich noch, dass du es ja auch irgendwie verdient hast ... aber die Monate hier im Wald haben meine Gedanken aufgeräumt. Ich hatte sehr viel Zeit mit mir selbst. Es hat mich darauf fokussiert, was wirklich wichtig ist. Sarah hätte das nicht gewollt. Sie hatte ihren Frieden gemacht, das weiß ich, weil sie es mir geschrieben hatte. Und sie wollte, dass ich meinen mache. Das wir beide glücklich werden. Danach habe ich versucht, dich vor ihm zu beschützen, weißt du. Ich konnte nicht er rausfinden, woher er weiß, wo du sein würdest, aber es war jedes Mal knapp, so wurde ich zur weißen Frau den Rossi ist überraschender weiße, ziemlich abergläubig und ein Angsthase. Allerdings wurde ich so unvorsichtig und Jessy hat mich entdeckt."
„Aber so loyal, wie sie dir gegenüber schon immer war, hat sie beschlossen, dir zu helfen."
„Genau, ich war selbst erstaunt. Aber sie half mir bei den anderen und ich konnte mich auf Dich und Rossi konzentrieren."
„Und, wie kam Phil ins Spiel?"
„Ihn habe ich tatsächlich schon von Anfang an ins Boot geholt. Allerdings nur, um meine Lebensmittel Versorgung zu sichern und mir beim Sanieren der Hütte zu helfen. Phil war an keinem meiner Pläne beteiligt."
Gegen die aufkommende Eifersucht war ich nicht immun. „Ah ja" war das Einzige, was ich von mir gab. Ich wusste nicht einmal wirklich, warum ich so reagierte. Schließlich hatte sie all das letzten Ende nur getan, um mich zu retten, weil Rossi mich tot sehen wollte. Ich knirschte mit den Zähnen und zwang mich, das Gespräch wieder in die richtige Richtung zu lenken.
„Wo ist Rossi jetzt? Ich habe seit Tagen diesen seltsamen Traum... eine Frau in Weiß stürzt jemanden die Klippe hinunter."
Zum ersten Mal zögerte Vicki mit ihrer Antwort auch als sie endlich den Mund öffnete, wurde ich nicht schlau aus dem, was sie sagte. „Ich... dass sollten wir ein anderes Mal besprechen, es wird spät... "sie sagte noch etwas, das ich aber nicht verstand. Schnell schloss ich zu ihr auf und hielt sie am Arm zurück, doch ich kam nicht mehr dazu, meine Gedanken auszusprechen.
Ein lauter Knall halte durch den Wald und die Richtung, aus der er kam, ließ uns beide aufschrecken.
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