FOURTY-FOUR - Der Falsche?

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»If travelling was free you'd never see me again«
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Kiara

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Verdutzt starren alle Zed eine Weile an, ehe Sergio der erste ist der die Stille mit einem verhaltenen Räuspern unterbricht. „Somit sollten wir die Aufnahmen ja haben", stellt er nüchtern fest und sieht zu meinem Vater, der Zed skeptisch mustert. „Ja", murmelt er dann gedehnt, und reisst seinen Blick endlich von Mateo's Cousin ab. Wahrscheinlich hinterfragt er gerade das komplette Sicherheitssystem des FBI's. Würde ich an seiner Stelle ehrlich gesagt auch tun.

„Stört es dich wenn wir sofort an die Arbeit gehen?" Mein Vater schüttelt auf Sergio's Frage hin den Kopf und lächelt mir kurz zu. „Nein, ich würde auch vorschlagen dass wir so schnell wie möglich loslegen. Umso schneller wir fertig sind, umso schneller ist Kiara wieder in Sicherheit." Sergio nickt zustimmend und tritt dann von der Türe weg, um meinen Vater durchzulassen. „Bitte, dir nach John. Jungs, mir nach." Zed und Gian folgen Dad und Sergio sofort, Mateo lächelt mir nochmals aufmunternd zu und verlässt den Raum dann ebenfalls. Zurück bleiben meine Mutter und Mads, die sich etwas verwirrt ansehen.

„Sag mal", fängt meine Schwester dann auch schon an, und richtet ihren fragenden Blick auf mich, „läuft da was mit diesem Typen und dir?" Ich lege die Stirn in Falten und lege den Kopf etwas schief. "„Meinst du Mateo?", frage ich nach, wobei ich ganz genau weiss wen meine Schwester meint. Ich weiss nur noch nicht so ganz wie schlau es wäre, meine Mutter und Schwester schon jetzt einzuweihen. „Ja, der der als letzter den Raum verlassen hat. Er hat dich angelächelt." Ich schmunzle und richte mich noch etwas mehr auf. „Mads, ich weiss zwar nicht wie du dir diese Familie vorgestellt hast, aber wie du vielleicht mittlerweile gemerkt hast sind alle sehr nett. Gian und Zed lächeln auch, um genau zu sein ist Mateo der Griesgram der Familie."

Mads hebt die Hände. „Eben, genau deshalb ist es doch spezieller wenn er eben mal lächelt, vor allem noch für jemanden!" Ich zucke mit den Schultern und versuche so gleichgültig wie möglich auszusehen. Aber Mads hat schon Recht - angelächelt werden ist schön, aber von jemandem wie Mateo bedeutete es sofort noch viel mehr als ein normales Lächeln. Bei Mateo weiss ich dass es echt ist, und dass ich nicht einfach irgendjemand in seinem Leben bin.

„Keine Ahnung, Mads. Zwischen uns läuft nichts, wir verstehen uns einfach gut." Skeptisch hebt Mads die Augenbrauen, lässt das Thema jedoch auf sich beruhen - was meine Mutter zu freuen scheint. „Ich bin mir sicher dass da nichts läuft. Kiara ist schlau, sie weiss dass jemand wie Mateo ihr nicht geben kann was sie braucht. Wo wir doch bei der Liebe sind - ich soll dir liebe Grüsse von Sam ausrichten. Er freut sich schon drauf dich bald wiederzusehen."

Schon nur als ich den Namen höre fühle ich mich als würde ich mich gleich übergeben, doch das flaue Gefühl im Magen kommt nicht von Sam - es stammt von den Wörtern, die meine Mutter vorher gesagt hat.

"Sie weiss dass jemand wie Mateo ihr nicht geben kann was sie braucht"

Ich schlucke leer und beisse meine Zähne fest zusammen, um nicht irgendeine abfällige Bemerkung zu machen. So gut meine Mutter es auch meint - sie hat absolut keine Ahnung davon, wie sehr Mateo mir genau das geben kann was ich brauche. Sie weiss nicht mal genau was ich brauche, sonst würde sie mich nicht versuchen mit Sam zu verkuppeln. Was übrigens noch immer ein Schuss in den Ofen ist.

Ich schlucke jeglichen bitteren Beigeschmack meiner Gedanken wortlos runter und zwinge mir ein Lächeln auf, denn ich habe keine Lust schon wieder über das Thema Liebe zu diskutieren. Vor allem nicht mit Mama. „Danke", krächze ich deshalb und schaue auf meine Decke. „Richte ihm ebenfalls Grüsse aus.", hänge ich aus reiner Höflichkeit noch hintendran, und übergebe mich erneut fast - diesmal aber wegen meinen geheuchelten Worten. Am liebsten würde ich Sam sagen was für ein arroganter Mensch er ist, und dass er bei mir definitiv an der falschen Adresse ist, doch das kann ich mir alles noch bis zu unserem nächsten Wiedersehen sparen.

Denn das wird definitiv stattfinden, so wie ich meine Eltern kenne würde es mich keineswegs überraschen wenn Sam auch gerade zufälligerweise Urlaub in der Niederlande macht. Kein bisschen.

„Wie geht es Sheila und Mila?", versuche ich das Thema von Sam zu lenken, wobei die Frage definitiv nicht nur ein Ablenkungsmanöver ist. Ich frage mich wirklich wie es meinen besten Freundinnen geht. Meine kleine Schwester seufzt und zuckt gleichzeitig etwas mit den Schultern. „Naja, wie würde es dir gehen wenn eine von ihnen plötzlich wie vom Erdboden verschluckt ist?", fragt sie mich, und ich beisse mir auf die Lippe. „Beschissen", murmle ich als Antwort und fahre mir durch die Haare. „Konnten sie sich wenigstens etwas vom Schock erholen? Wissen sie überhaupt dass ich noch lebe?"

Meine Mutter schüttelt den Kopf, doch mir entgeht das Zwinkern meiner Schwester nicht. „Kiara es ist besser für alle wenn vorerst nur die Anwesenden hier wissen, dass du okay bist. Sobald die Wogen geglättet sind darfst du selbstverständlich Kontakt zu deinen Freundinnen aufnehmen, aber jetzt gerade ist es zu riskant." Ich nicke nur halb so bestürzt wie ich es sonst getan hätte, denn Mads' Zwinkern hat mir verraten dass sie meine Freundinnen hat wissen lassen, dass ich lebe. Was mich jedoch erneut wütend macht ist, dass laut meiner Mutter nur die Anwesenden wissen dürfen dass ich noch lebe - wieso aber sollte mir Sam einen Gruss ausrichten lassen, wenn er nicht wüsste dass ich noch lebe?

„Gut, ich geh mal zu den Erwachsenen rüber. Ich nehme an ihr habt sicher viel zu besprechen, nicht wahr?" Meine Mutter sieht lächelnd zwischen Mads und mir hin und her, und wir nicken synchron. Meine Mutter drückt mir kurz einen Kuss auf die Stirn und verlässt dann das Zimmer, woraufhin meine kleine Schwester sich sofort neben mich auf das Bett quetscht. „So und jetzt erzähl, wie lange geht das schon mit Mateo?"

Ich lache leise bei dieser Frage und sehe schmunzelnd zu Mads rüber, die natürlich sofort alles durchschaut hat. „Ehrenwort dass du Mama und Papa nichts erzählst?", frage ich jedoch vorher, und Mads hebt ihren kleinen Finger. „Pinky Promise", sagt sie ernst und ich verhacke meinen kleinen Finger mit ihrem. Dann fange ich an zu erzählen. Davon, dass ich Mateo am Anfang nicht ausstehen konnte und froh um Gian und Zed war, da sie mich etwas vor Mateo abschirmen konnten. Dann erzähle ich davon wie Mateo und ich damals nachts im Garten einfach geredet haben und ich das erste Mal gemerkt habe, dass da vielleicht mehr als der sarkastische, kalte Junge ist was schlussendlich auch der Auslöser dafür war, dass ich mich doch etwas für ihn interessiert habe.

Auch das Essen mit seiner Familie und der darauffolgende Ausflug, der von Blake beendet wurde, lasse ich nicht aus. Nur was genau Mateo mir an dem Abend alles noch erzählt hat behalte ich für mich, da es Privatsache ist. Der Rest der Geschichte ist, abgesehen vom Ball, nicht mehr wirklich spannend wenn man sich auf Mateo und mich konzentriert, doch trotzdem hängt Madison an meinen Lippen bis ich verstumme und sie abwartend ansehe.

„Wow", murmelt sie schlussendlich leise, und legt die Stirn leicht in Falten. „Ich hätte nicht gedacht, dass er so sein kann. Ich meine, ich kenne ihn ja nicht wirklich, aber er kommt wirklich so kalt und desinteressiert rüber wie du anfangs auch dachtest. Und da ist wirklich die Seite an ihm, die du eben beschrieben hast?" Ich nicke, und Mads lächelt leicht.

„Hör mal", fängt sie dann an und fährt sich leicht durch die Haare, „ich weiss was unsere Eltern davon halten werden, und ich weiss auch dass es dich stört. Aber wenn ich mir so anhöre wie du über Mateo sprichst bin ich mir sicher dass er nicht einfach nur ein kurzer Flirt ist, der beendet ist sobald ihr wieder zu Hause seid. Ich habe absolut keine Erfahrung darin, aber ich bin mir sicher dass es mehr braucht als bloss ein paar Flirts um jemanden wie Mateo an den Punkt zu bringen, an dem er gerade ist. Ja, von aussen betrachtet wäre Sam natürlich der bessere für dich mit seinem sauberen Hintergrund, doch was verbindet euch denn bitte? Nichts. Sam ist oberflächlich, und du nicht. Ihr passt nicht zusammen, das merkt jeder - auch Mom und Dad, aber sie wollen es einfach nicht wahrhaben. Mit Sam wirst du nie wirklich glücklich werden, auch wenn er noch so gut für dich sorgen kann. Geld regiert zwar die Welt, aber nicht deine Gefühle. Du hast das Recht auf eine freie Wahl. Du und Mateo hingegen - ihr habt schon so viel zusammen erlebt, euch verbindet wirklich etwas. Er beschützt dich, ihm ist es nicht egal wie es dir geht und wie du dich fühlst. Er ist bereit sich jederzeit für dich in einen Krieg zu stürzen, Sam würde das alles einfach mit Geld regeln. Mateo könnte das sicher auch, doch er tut es nicht, und das zeigt meiner Meinung nach wahre Grösse. Er könnte es unpersönlich erledigen, tut er aber nicht. Deshalb, egal was alle anderen sagen - zweifel nicht an euch. Ich bin mir sicher dass eure Beziehung, oder was das auch immer ist, auch noch weitere Hürden überstehen kann."

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Mateo POV

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„So, dann sehen wir uns das Videomaterial mal an", murmelt Zed und projiziert seinen Laptopbildschirm an die weisse Wand, die wir alle sehen können. Das Apartment welches wir gemietet haben bietet sogar einen eigenen Konferenzraum mit Beamer - genau das was wir brauchen. Die erste Aufnahme zeigt Kiara, die sich immer wieder etwas umdreht und dann zu ihrem Handy greift. Weiter hinten erkennt man eine dunkel gekleidete Gestalt, jedoch kann man die Person nicht erkennen. Ich weiss aber dass es der Zeitpunkt war, an dem Kiara mich angerufen hat und meinte, sie würde verfolgt werden.

Die nächste Aufnahme zeigt, wie mir schnell klar wird, den Eingang zu einem Badezimmer. Zuerst sieht man Kiara in ihrem Ballkleid, und daraufhin erneut eine Person die ich als Bale identifizieren kann. Er war also derjenige der sie überrascht hat. Nur wenige Minuten später trägt er eine bewusstlose Kiara wieder zum Lift. Während ich mir die Aufnahmen ansehe habe ich meine Hand zur Faust geballt, so gerne würde ich Alex den Hals umdrehen. Und mir selbst auch, denn ich habe Kiara an dem Abend alleine gehen lassen - ich hätte ihr folgen müssen. Wir haben ihr noch so klar eingetrichtert dass sie nicht alleine unterwegs sein sollte, und dann habe ausgerechnet ich es doch zugelassen. Ich hätte sie vielleicht vor dieser schlimmen Erfahrung schützen können.

„Danach haben wir nur noch eine Aufnahme", erklärt Zed und schaltet das Videomaterial auf, vom selben Abend wo ich Kiara knapp retten konnte. Auf diesem Material kann man Alex genau erkennen, und erwartungsvoll sehen wir zu John, der mit mahlendem Kiefer gespannt an die Wand starrt. „Du hast einen Wagen abgefackelt?", fragt Gian mich leise als er sieht wie ich das Auto angezündet habe, und ich zucke mit den Schultern. „Was hätte ich sonst tun sollen, um ihn aus dem Auto zu locken?" Gian sieht mich entgeistert an, doch der strenge Blick unseres Vaters hält uns davon ab weitere Gespräche zu führen. Auch auf dem Video erkennbar ist Bale, der sich tatsächlich etwas versteckt hat und auf Alex zielt.

„Das glaub ich jetzt nicht", rutscht es Zed raus als er langsam erkennt was Bale vorhat, und sieht Bale mit grossen Augen dabei zu, wie er seinen Komplizen anschiesst. Dann verschwindet er aus dem Bild, und man erkennt nur noch wie ich Kiara hochhebe und kurz darauf ebenfalls von der Bildfläche verschwinde - nur ein paar Sekunden später biegt ein schwarzes Auto auf den Parkplatz ein, jemand schleift Alex ins Innere und das Auto verschwindet wieder. Die Aufnahme stoppt und für eine kurze Zeit herrscht Stille im Raum, bis Dad sich leise räuspert.

„John, konntest du irgendwas erkennen?", fragt er dann an Kiaras Vater gewandt, der die Lippen zu einer dünnen Linie zusammengepresst hat und ein paar Falten auf der Stirn hat. Dann nickt er leicht. „Dieser Typ, Alex oder?" Dad nickt, und John fährt weiter. „Ich erkenne ihn nicht."

Kurz ist es erneut still, ehe Gian sich zu Wort meldet. „Es ist sicher schon eine Weile her seit du ihn das letzte Mal gesehen hast", murmelt er leise, doch John schüttelt den Kopf. „Nein, ich arbeite beim FBI. Es ist meine Aufgabe solche Gesichter nicht zu vergessen, wobei ich seines sowieso nie vergessen könnte. Alex ist nicht der Drahtzieher der Sache. Er ist nicht der Mann, mit dem ich gesprochen habe. Ihr habt den Falschen, oder jedenfalls nicht den Anführer."

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Tja... wäre ja auch zu schön gewesen

Ich hoffe ihr heisst euren Lieblingscharakter Sam herzlich willkommen! ;)

- Xo, Zebisthoughts

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