Prolog: Als der Drache kam
Es war ein eisiger Abend im Winter. In einem Haus in den Ered Luin, saßen fünf Zwerge um einen Kamin herum. ,,Erzähle eine Geschichte, Onkel Thorin", forderte eines der Zwergenkinder. Insgesamt waren es drei. Der Kleine war blond und hörte auf den Namen Fíli. ,,Ja, bitte", stimmte ihm sein jüngerer Bruder Kíli zu, dabei leuchteten seine dunklen Augen. ,,Líli, möchtest du auch, dass Thorin eine Geschichte erzählt?", fragte Dís und wandte sich ihrer kleinen Tochter zu. Sie war die Jüngste und saß deshalb noch auf Dís' Schoß. Das kleine Mädchen nickte und sah ihren Onkel erwartungsvoll an.
Der saß ihr gegenüber, hatte sich in einen dicken Mantel eingewickelt und zog hin und wieder nachdenklich an seiner Pfeife. Thorin Eichenschield war groß für einen Zwerg, sein dunkles Haar durchzogen einige silberne Strähnen und seine Augen waren graublau. Obwohl Thorin Eichenschield kein großer Geschichtenerzähler war, konnte er jedoch seinen Neffen und seiner Nichte keinen Wunsch abschlagen. ,,Gut", sagte er mit einem milden Lächeln, ,,ich werde euch von Erebor erzählen. Meiner, Dís' und auch eurer Heimat." ,,Aber unsere Heimat ist doch hier, stimmt's Amad (Mutter)?", protestierte Fíli, der wusste, dass er schon seit seiner Geburt hier in diesem Haus lebte. Hier in den blauen Bergen. ,,Stimmt, Fíli", sagte Dís zu ihrem Sohn, "aber viele Zwerge unseres Volkes kommen ursprünglich nicht von hier. Sie mussten aus ihrer alten Heimat fliehen. Thorin, Frerin, eurer Vater und ich gehörten auch zu ihnen." Dís' Stimme klang nun traurig, sie wandte sich um und sah die beiden Gemälde, die hinter ihr an der Wand hingen. Eines zeigte ihren älteren Bruder Frerin, das andere ihren Ehemann Víli. ,,Aber warum musstet ihr fliehen?", fragte Kíli neugierig.
,,Das erzähle ich euch nun", sagte Thorin ernst und zog an seiner Pfeife. ,,Erebor, auch einsamer Berg genannt, lag im Nordosten von Mittelerde. Am Fuße dieses Berges lag eine große Stadt, von Menschenhand erbaut, ihr Name war Thal. Im Erebor herrschte Thrór, Sohn von Dáin, König unter dem Berge, mächtigster aller Zwergenfürsten und eurer Urgroßvater. Wir lebten in guten Zeiten, betrieben Handel mit den Menschen aus Thal und anderen Völkern und erlangten daraus großen Reichtum. Doch eines Tages kam Smaug, ein Drache nach Thal, angelockt durch den Reichtum unseres Volkes. Smaug zerstörte die ganze Stadt und brach dann das Tor des Erebors ein. Smaug hat viele unserer Brüder und Schwestern auf dem Gewissen. Nur wenige konnten fliehen. Als der Drache kam, verloren wir alles. Unsere Familien, unseren Reichtum, unsere Heimat." Fíli, Kíli und Líli starrten ihren Onkel an. Geschockt von dem, was er ihnen gerade erzählt hatte. Schließlich fragte Líli mit leiser Stimme: ,,Aber warum holst du dir unser Königreich nicht zurück, Onkel Thorin?"
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