Im Düsterwald

Sie ritten über die hügelige Ebene zum Düsterwald hinauf. Schließlich erreichte die Company den Waldrand und das Tor der Elben. Gandalf stieg ab und trat auf den Pfad. ,,Das Elbentor. Hier ist unser Pfad durch den Düsterwald", meinte er. ,,Es sind keine Orks zu sehen", sagte Dwalin hoffnungsvoll, ,,das Glück ist auf unserer Seite!" Gandalf neigte zweifelnd den Kopf und sah in die Richtung eines Felsens. ,,Lasst die Ponys jetzt frei! Sie sollen zu ihrem Herrn zurückkehren!" Líli sprang ab und sattelte es ab. Dann schnallte sie sich ihren Rucksack auf den Rücken. Bilbo trat auf den Wald zu und betrachtete ihn unheilvoll. ,,Dieser Wald scheint irgendwie krank zu sein", meinte er, ,,als wäre er von einem Leiden befallen. Gibt es denn keinen Weg herum?" ,,Nur wenn wir 200 Meilen nordwärts gehen. Oder zweimal so weit nach Süden", antwortete Gandalf. Die Zwerge sattelten die Ponys ab und luden ihr Zeug ab.

Gandalf ging weiter in den Wald hinein und zerrte ein paar Ranken von einer Elbenstatue. Er entblößte ein aufgemaltes rotes Auge. Líli erschrak und flüsterte düster: ,,Sauron". Gandalf kam zu den anderen zurück und rief: ,,Mein Pferd nicht! Ich brauche es!" Nori, der gerade Gandalfs Pferd absatteln wollte, hielt inne. ,,Was?". fragte er. Die Zwerge sahen Gandalf verwirrt an. ,,Verlässt du uns etwa?", fragte Bilbo. ,,Ich würde es nicht, wenn ich es nicht müsste", erwiderte Gandalf grimmig. Líli seufzte. Immer haute dieser verdammte Zauberer ab! Dann sah Gandalf zu Bilbo und meinte stolz: ,,Du hast dich verändert, Bilbo Beutlin. Du bist nicht mehr der, der das Auenland verlassen hat." ,,Ich wollte dir etwas sagen", sagte Bilbo, ,,ich...habe in den Orkstollen etwas gefunden". ,,Was gefunden?", fragte der Zauberer interrisiert. ,,Meinen Mut", entgegnete Bilbo und ließ seine Hand sinken, die vorher noch auf seiner Tasche geruht hatte.

Líli runzelte die Stirn. ,,Gut", erwiderte Gandalf und lächelte, ,,das ist gut". Und dann fügte er noch ernst hinzu: ,,Den wirst du brauchen". Der Zauberer klopfte Líli noch aufmunternd auf ihre schmale Schulter: ,,Du willst dir deine Krone selber holen, nicht? Das hätte ich schon damals in den Ered Luin wissen können". Líli lächelte leicht und der Zauberer stapfte zu seinem Pferd.

Er ermahnte die Zwerge noch, nicht ohne ihn den Berg zu betreten und im Düsterwald auf den Wegen zu bleiben. Schließlich ritt er davon. ,,Kommt!", rief Thorin, ,,wir müssen den Erebor erreichen, bevor die Sonne am Durins Tag untergeht." Mit diesen Worten ging er in den Wald hinein und alle folgten ihm. Bilbo murmelte: ,,Durins Tag". ,,Dann los!", sagte Bofur munter. ,,Nur dann können wir die geheime Tür in den Berg finden".

Nur nach wenigen Minuten auf dem Pfad wurde Líli bewusst, dass sie den Düsterwald hasste. Ihr war schwindelig, sie bekam keine Luft und war dauerhaft verwirrt. Den anderen schien es nicht anders zu gehen. Sie stritten sich, wo der richtige Weg war. Schließlich folgten sie Dwalin. ,,Luft! Ich krieg keine Luft!", meinte Bofur panisch. ,,,In meinem Kopf schwimmt alles", sagte Óin. ,,Wir haben die Brücke gefunden!", rief Kíli plötzlich. Sie eilten zu der Brücke. Sie war zerstört. ,,Oh nein!", meinte Líli, ,,die ist...kaputt". ,,Wir könnten versuchen, rüber zu schwimmen", schlug Bofur vor.

,,Habt ihr nicht gehört, was Gandalf gesagt hat? Ein dunkler Zauber liegt auf diesem Wald. Das Wasser dieses Bachs ist verwunschen", erwiderte Thorin. ,,Ich hab gerade keinen Wunsch", meinte Bofur verträumt. Thorin sagte: ,,Wir müssen einen anderen Weg hinüber finden". Líli sah fasziniert auf den blubbernden Fluss. Schließlich sollte Bilbo an ein paar kräftigen Ästen über den Fluss klettern, da er der Leichteste war. Der kleine Hobbit rutschte einmal fast ab, er konnte sich aber noch halten und kletterte schließlich ans andere Ufer. ,,Irgendwas stimmt hier nicht", meinte der Hobbit, ,,ganz und gar nicht. Bleibt wo ihr seid!" Aber die Zwerge kletterten schon über die Äste. ,,Oh!", machte Bilbo.

Líli strampelte mühselig durch die Äste. Sie kletterte über Bombur, der einfach eingeschlafen war. Das Zwergenmädchen gähnte. Auch sie war so furchtbar müde. Warum konnte sie nicht einfach schlafen? Líli schlug sich einmal kräftig ins Gesicht. Sie musste wieder klar im Kopf werden! Endlich hatte sie den Fluss überquert und sprang neben Thorin udn Bilbo. Sie hörte Geräusche und drehte sich um. Dort stand ein weißer Hirsch. Er war wunderschön. ,,Oh!", sagte Líli leise, ,,seht!" Thorin ließ blitzschnell einen Pfeil fliegen. Der weiße Hirsch duckte sich und verschwand im Wald. ,,Hey!", protestierte Líli, ,,du hast ihm Angst gemacht". ,,Das hättest du nicht tun sollen", sagte Bilbo, ,,das bringt kein Glück".

,,Ich glaube nicht an Glück! Wir schmieden unser eigenes Glück!", erwiderte Thorin. Plötzlich kippte Bombur von den Ästen und fiel ins Wasser. ,,Na toll!", meinte Líli. Nun mussten einige Zwerge Bombur auf einer Tragen durch den Wald tragen. Bofur keuchte: ,,Wir brauchen eine Verschnaufpause!" Alle ruhten sich aus. Ihre Köpfe schwammen förmlich. Plötzlich hallten Stimmen durch den Düsterwald. ,,Was ist das? Stimmen! Könnt ihr sie hören?", fragte Bilbo. ,,Ich hör nichts", sagte Thorin, ,,den Wind". ,,Vogelstimmen?", fragte Líli schwach. Ihr ging es furchtbar. Thorin führte sie schwankend weiter. Líli entdeckte Spinnennetze. Sie waren riesig. Die Company hatte den Weg verloren. Líli sah ihre Füße rückwarts gehen und sah sich selbst hinter sich laufen. ,,Das..ist..doch..nicht..möglich", flüsterte sie verwirrt. Ori hob einen Tabakbeutel auf. ,,Seht doch!" Dori nahm ihn ihm aus der Hand und meinte: ,,Ein Tabakbeutel! Es gibt Zwerge in diesem Wald!" Bofur entgegnete: ,,Zwerge aus den blauen Bergen sogar. Der sieht genauso aus wie meiner!"

Bilbo wies ihn genervt daraufhin, dass es auch seiner war. Die Zwerge fingen an sich zu schubsen und zu streiten. Líli lies sich kraftlos auf den Boden fallen. Es war zwecklos! Sie waren verloren in diesem furchtbaren Wald! Plötzlich hörte sie flüsternde Stimmen: ,,Haltet doch mal...Haltet doch mal die Klappe". ,,Was ist das?", fragte Thorin laut, ,,es reicht jetzt! Seid still! Wir werden beobachtet!"

Líli sah sich panisch um, doch es war zu spät. Riesige Spinnen kamen auf sie zugekrabbelt. Líli schrie auf. Das Zwergenmädchen zog Dagorvali aus der Scheide und versuchte zu kämpfen. Aber es war zwecklos! Es waren einfach zu viele Spinnen! Wenig später war sie in Spinnenweben eingewickelt und hing kopfüber in den Bäumen. Sie spürte, wie ihr eine Spinne näherkam und versuchte sie zu treten. Doch die Spinne wich aus und wollte Líli beißen aber irgendwas oder irgendwer verhinderte das. Líli wimmerte. Plötzlich fiel ihr Kokon zu Boden und sie versuchte sich zu befreien.

,,Kommt! Kommt!", meinte Dwalin, ,,weg mit dem Zeug, helft mir!" Líli versuchte sich von den Spinnenweben zu befreien. ,,Wo ist Bilbo?", rief Bofur, ,,Bilbo?" Die Zwerge flüchteten. Die Spinnen folgten ihnen. Líli tötete mit Dagorvali einige Spinnen, doch eine Spinne schleuderte ihr Vílis Schwert aus der Hand. Es landete weit weg, direkt neben Bilbos Ring. Aber das wusste Líli natürlich nicht. Nun schlug sie mit ihren Fäusten auf die Spinne ein. Auf einmal waren sie von Elben umzingelt. Líli wurde panisch und blickte hoch in ihre schönen Gesichter. Die Elben spannten ihre Bögen. ,,Glaubt nicht, ich würde Euch nicht töten, Zwerg", sagte ein großer Elb mit langem blonden Haar, ,,es wäre mir ein Vergnügen!"

Kíli wurde von einer Spinne angegriffen. ,,Ah! Hilfe!", schrie er. ,,Kíli!", rief Líli und sah zu ihrem älteren Bruder. Kíli wehrte sich verzweifelt aber eine rothaarige Elbin tauchte auf und rettete ihn. ,,Werft mir einen Dolch rüber, schnell!", rief Kíli. ,,Wenn Ihr denkt, ich geb Euch eine Waffe, Zwerg, dann irrt Ihr Euch". Dann warf sie einen Dolch in eine Spinne. ,,Durchsucht sie!", ordnete der blonde Elb an. Líli konnte ihn nicht leiden. Er wirkte eingebildet und arrogant. Die Elben durchsuchten die Zwerge. Der blonde Elb holte ein Medaillon aus Glóins Tasche. ,,Hey!", protestierte Gimlis Vater, ,,gebt das her! Das ist persönlich!" Der Elb sah sich die Bilder an und fragte spöttisch: ,,Wer ist das? Eurer Bruder?" ,,Das ist meine Frau!", erwiderte Glóin wütend. ,,Und die andere gräuliche Kreatur?", entgegnete der Elb, ,,ein Orkwechselbalg?" ,,Das ist mein kleiner Junge! Gimli!" Líli warf dem Elb ihren besten Todesblick zu. Niemand beleidigte Gimli und Gry!

Natürlich wurde auch sie durchsucht. ,,Habt Ihr eine Waffe, Zwergenweib?", fragte ein Elb sie. ,,Nein", erwiderte sie feindselig, ,,ich habe mein Schwert verloren!" Der Elb zog den vielen Schmuck aus dem Trollhort und Vílis Bücher aus ihrem Rucksack. ,,Gebt mir das bitte wieder", bat Líli, ,,es sind nur alte Familienerbstücke". Der Elb hob nur eine Augenbraue. Schließlich wurden die Zwerge durch den Wald geführt. Líli hoffte, dass Bilbo den Spinnen irgendwie entkommen war und sie befreien würde.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top