Bilbo Beutlin

Ein Hobbit öffnete. Er war kleiner als Lili und ihre Brüder. Der Hobbit trug ein weiß-braun gestreiftes Hemd, eine dunkle Hose mit Hosenträgern und keine Schuhe. Seine Füße waren riesig und ziemlich behaart, während er im Gesicht weniger Haare als Líli hatte. Das Haar auf seinem Kopf war hellbraun und kraus, seine Augen dunkel. Der Hobbit wirkte genervt und gar nicht begeistert. ,,Hm", machte er missmutig.

,,Fíli", sagte Fíli. ,,Und Kíli", fügte Kíli hinzu. Líli quetschte sich in die Mitte ihrer Brüder: ,,Und Líli!" Dann verbeugten sich die drei gleichzeitig und sagten: ,,Zu euren Diensten". ,,Ihr müsst Herr Beuteler sein", meinte Líli begeistert. ,,Nein", erwiderte der Hobbit, ,,ihr könnt nicht reinkommen, das ist das falsche Haus!" Er wollte gerade die Tür schließen, doch Kíli war schneller. Er fragte entsetzt: ,,Ist es abgesagt worden?" ,,Davon wissen wir ja gar nichts", meinte Fíli verwundert. ,,Ab...", begann der Hobbit, ,,es wurde gar nichts abgesagt!" ,,Da bin ich ja erleichtert", sagte Líli zufrieden und trat ein.

Die Hobbithöhle von Herrn Beutlin war sehr schön, wie Hamfast gesagt hatte. Die Wände waren gelb gestrichen, die Fenster waren klein und rund, der Boden war aus dunklem Holz. Alles wirkte sehr gemütlich. In der Hobbithöhle roch es nach köstlichem Essen.Líli gefiel es hier. Fíli und Kíli folgten ihr hinein. Ihr ältester Bruder drückte dem überrumpelten Bilbo all seine Waffen in die Hände. ,,Vorsichtig damit!", mahnte er, ,,ich hab sie gerade geschliffen." Das hatte Fíli tatsächlich im Gasthaus ,,Zum grünen Drachen" erledigt. ,,Schönes Haus, sehr hübsch hier! Habt Ihr es selbst gebaut?", fragte Kíli interrisiert und mit diesen Worten wischte er seine Schuhe an einer seltsamen Truhe ab. ,,Was?", fragte der kleine Hobbit verwirrt nach, ,,Nein, ist schon lange im Familienbesitz". Er bemerkte Kílis Treiben und sagte laut: ,,Das ist die Aussteuertruhe meiner Mutter! Würdet Ihr das bitte lassen?"

Auf einmal kam Dwalin aus einem Zimmer in den Flur. ,,Fíli, Kíli, Líli! Kommt, packt mal mit an!", sagte er munter und zog Kíli am Ärmel mit. Kíli lachte. ,,Herr Dwalin!" Er klopfte Balin auf die Schulter. ,,Líli, was machst du hier?", fragte der alte Zwerg sie. ,,Hallo Balin, es ist auch schön, dich zu sehen", erwiderte Líli, ,,ich konnte nicht anders. Ich muss den Erebor einfach sehen." Zu ihrer Überraschung widersprach Balin ihr nicht, sondern lächelte. Dann betraten die Zwerge das Esszimmer. ,,Schiebt das in den Flur, sonst kriegen wir hier niemals alle rein", meinte Balin. ,,He!", beschwerte sich Bilbo, dann fragte er entgeistert: ,,Alle? Wie viele kommen denn noch?" ,,Er hat euch nicht vorgewarnt?", entgegnete Líli und sah zu dem Hobbit, ,,wie überaus unhöflich von Tharkûn". Dann packten sie und die anderen Zwerge Schränke und trugen sie aus dem Zimmer raus.

,,Tharkûn?", erwiderte der arme Bilbo, völlig verwirrt. In diesem Moment ertönte die Türklingel. Bilbo stapfte wütend zur Tür. ,,Oh, nein. Nein, nein. Es ist niemand zu Hause!", rief er und warf Fílis Waffen von sich. ,,Geht einfach wieder und belästigt jemand anderen! Es sind auch schon so zu viele Zwerge in meinem Esszimmer. Weh...wenn , wenn sich da irgendein Holzkopf einen Scherz erlaubt, haha, dann kann ich nur sagen, er ist äußerst geschmackslos!" Mit diesen Worten öffnete er die Tür und acht Zwerge purzelten in Bilbo Beutlins Hobbithöhle. ,,Geh runter von mir, du Klotz!", hörte Líli Glóin, Gimlis Vater, sagen. Gandalf bückte sich und sah in die niedrige Höhle hinein. ,,Gandalf!", stieß Bilbo genervt hervor. Líli wunderte sich, dass er den Zauberer überhaupt kannte.

Die anderen Zwerge wunderten sich nicht, dass Lili auch hier war. Sie wussten, dass die Prinzessin das tat, was sie wollte.

Mittlerweile war Bilbos Speisekammer von den Zwergen geplündert worden. Der kleine Hobbit lief aufgebracht durch seine schöne Höhle und versuchte die Zwerge daran zu hindern, sie auseinander zu nehmen. Líli hatte sich ein Bier gezapft, stand in einer Ecke am Fenster und beobachtete Bilbo amüsiert. Dieser bemerkte ihre Blicke. Er runzelte die Stirn und fragte verwundert: ,,Dürft Ihr denn überhaupt schon Bier trinken? Ihr seht mir noch recht jung aus." Líli lachte, als hätte er einen Witz gerissen. Bilbo sah verwirrt zu ihr. ,,Glaubt mir, Meister Hobbit", entgegnete Líli mit einem schelmischen Lächeln auf den Lippen, ,,wenn ich sage, dass ich älter bin als Ihr". Dann nahm sie einen großen Schluck Bier.

Bilbo Beutlin steckte verärgert die Daumen hinter seine Hosenträger. Er öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, besann sich dann aber doch. ,,Diese Zwerge!", stieß er hervor. Bilbo bemerkte, dass Bombur Teller durch den Flur trug. ,,Äh, Verzeihung", wandte sich der Hobbit an den Zwerg, ,,das ist mein Hühnchen! Das...Wenn ihr bitte nicht...Und das ist mein Wein! Ich muss doch sehr bitten!" Er stellte sich wütend vor die Speisekammer, wo die Zwerge munter hin und her liefen. Sie trugen Unmengen an Essen in das Esszimmer.

Bifur sagte zu Bilbo auf Khuzdul, dass er sich leicht unwohl fühle und deutete auf seinen Kopf. Óin übersetzte für den Hobbit. ,,Weil n' Beil in seinem Kopf steckt?", erwiderte Bilbo. ,,Verreckt?", fragte Óin nach, der nicht besonders gut hören konnte, ,,nein, ihm brummt nur der Schädel. Seine Beine sind noch ganz gesund." Er ging und Bilbo Beutlin konnte nur den Kopf über diesen Zwerg schütteln. Líli holte sich ein Glas Marmelade aus der Speisekammer. ,,Ist die selbstgekocht?", fragte sie den Hobbit freundlich. Doch der war am Ende mit seinen Nerven. ,,Stell' das zurück!", sagte er wütend zu ihr, ,,Stell' das wieder hin! Stell' das wieder hin! Nicht die Marmelade. Entschuldigung. Entschuldigung!"

Doch Líli hörte ihn gar nicht mehr, sie hatte die Marmelade schon längst mitgenommen. Auf dem Weg ins Esszimmer stieß sie gegen Bombur, der drei große Käseleibe vor sich trug. Líli entschuldigte sich auf Khuzdul. Bilbo meinte: ,,Ein Ideechen übertrieben, oder? Habt ihr ein Käsemesser?" ,,Käsemesser? Er isst ihn im Ganzen", kommentierte Bofur das Geschehen. Líli lachte. Bilbo stöhnte. Óin und sein Bruder Glóin trugen Stühle herbei. ,,Nein!", protestierte Bilbo, ,,das ist Opa Mungos Stuhl! Nein, und der auch! Bringt ihn zurück. Bitte!" Er drängte die Zwerge rückwärts. ,,Ich kann gar nicht hören, was du sagst", beschwerte Óin sich.

,,Das ist ein Buch, kein Untersetzer!", meinte Bilbo streng, ,,und legt die Karte bitte wieder zurück!" ,,Oh, Gimli wäre begeistert", sagte Glóin mit einem traurigen Lächeln auf den Lippen und sah zu Líli. Sie nickte. ,,Ja, das wäre er", erwiderte sie lächelnd. Währenddessen wollte der höfliche Dori Gandalf Kamillentee andrehen, aber Gandalf wollte lieber Rotwein. Nachdem er das winzige Glas geleert hatte, begann er die Zwerge zu zählen. Bifur wies ihn daraufhin, dass ein Zwerg noch fehle. Dwalin erwiderte darauf: ,,Er verspätet sich nur. Er wanderte gen Norden zu einem Treffen unserer Sippe. Er wird schon noch kommen."

Die Zwerge aßen und tranken. Und zwar reichlich. Líli musste zugeben, dass Bilbo Beutlin einen ausgezeichneten Geschmack hatte, was das Essen betraf. Es war köstlich. ,,Niemals aus der Entfernung", meinte Dwalin gerade. ,,Wollen wir wetten?", erwiderte Bofur, ,,pass auf! Bombur, fang". Er warf ein Ei und Bombur fing es mit dem Mund. Die Zwerge jubelten und warfen mit Essen. Lílis ältester Bruder lief mit Krügen über den Tisch. ,,Ach, du ungeschickter Trampel", kommentierte Dwalin. Fíli gröhlte: ,,Wer will ein Bier?" Bofur sagte: ,,Ich will eins!" Fíli reichte ihm einen Krug. ,,Bitte sehr!" ,,Ich hätte auch gern' eines", sagte Líli und Fíli gab ihr ebenfalls einen Krug. ,,Danke", meinte Líli und schlug dann gegen Fílis Bein, ,,und jetzt geh endlich von meinem Essen runter!" Die Söhne und eine Tochter Durins stießen mit den Krügen an. ,,Prost!", riefen sie und das Bier floss in ihre Bärte.

Eine Ewigkeit später hatten die Zwerge aufgegessen und widmeten sich nun dem Aufräumen. Bilbo, der sich während des Festmahles gar nicht blicken lassen hatte, schnauzte gerade Nori an. ,,Entschuldigung, das ist ein Spitzendeckchen!", sagte er und riss dem Zwerg das Deckchen aus der Hand, ,,und kein Geschirrtuch!" ,,Aber da sind Löcher drin!", meinte Bofur unschuldig. ,,Das gehört auch so. Das ist geklöppelt!", erwiderte Bilbo genervt. ,,Oh, nichts geht über 'ne gute Klöpperei!", entgegnete Bofur grinsend, ,,wenn du den richtigen Prügel hast." Líli lachte und Bilbo regte sich auf.

Bilbo beschwerte sich bei Gandalf gerade über die Zwerge, als Ori fragte: ,,Verzeiht bitte, wenn ich Euch unterbreche, aber was soll ich mit meinem Teller machen?" ,,Schon gut, Ori", sagte Fíli und nahm ihm den Teller aus der Hand, ,,gib ihn mir!" Mit diesen Worten warf er den Teller zu Líli, die ihn beinahe nicht gefangen hätte. Gandalf wich lachend aus. Líli warf den Teller zu Kíli, der ihn weiter in die Küche warf. Bilbo protestierte: ,,Tragt das zurück! Das ist das gute Westviertel-Geschirr meiner Mutter. Das ist über hundert Jahre alt!"

Stimmung kam auf und die Zwerge am Tisch schlitzten die Messer und Gabeln aneinander. ,,Lasst ihr das bitte sein! Ihr macht sie stumpf!", sagte Bilbo, leicht verzweifelt. ,,Oh, Jungs, habt ihr das gehört?", erwiderte Bofur grinsend. ,,Und Mädchen!", errinerte Líli ihn. ,,Er hat gesagt, die Messer werden stumpf!"

,,Schlitzt das Tischtuch von Damast!", begann Kíli zu singen. ,,Steckt in Brand nun den alten Kork!", stiegen Fíli und Líli mit ein. Dann sangen alle Zwerge und warfen Teller durch das Haus. ,,Werft die Gläser fest an die Wand! ; Tut, was Bilbo Beutlin hasst; Spritzt den Wein an jede Tür!; In den Boden stampft das Fett!; Tränkt die Teppiche gut mit Bier!; Schmeißt die Knochen unters Bett!; Wir zerkleinern mit dem Beil; Töpfe, Schüsseln, Porzellan!; Und ist dann noch etwas heil; fangen wir von vorne an! Tut, was Bilbo Beutlin hasst!"

Alle lachten. Bilbo starrte erstaunt auf das blitzeblanke und gut aufgereihte Geschirr in der Küche. Dann klopfte es dreimal. ,,Er ist da", sagte Gandalf.

Ein langes Kapitel, jedenfalls für mich vom Tippen her. Ich freue mich immer über Votes und Rückmeldungen, auch Kritik ist gern gesehen! :) Schönen Dienstag, euch noch.

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