Athelas
Seestadt in Flammen, Líli als Prinzessin unter dem Berge, Thorin, der sie anschrie, ein weißer Stein, ein goldener Ring, eine Schlacht, Azog, Bilbo der neben Thorin kniet, Adler, die über ein Schlachtfeld fliegen...
Líli Vílistochter erwachte schweißgebadet. Sie lag in einem Zimmer des Rathauses. Das Zwergenmädchen setzte sich auf und dachte über ihren Traum nach. Sie errinerte sich nur noch an einige Fetzen aber trotzdem war sie noch wie gelähmt. Schließlich stand sie auf und zog sich um. Sie tauschte ihr Nachthemd gegen Sigrids rotes Kleid, denn die alten Kleider von Fili und Kili, die sie vorher getragen hatte, lagen noch immer in Bards Haus. Sie würden Tilda passen. Líli flocht sich ihre Haare auf und hatte nun Locken. Entschlossen nahm sie ihren Rucksack und lief in den Saal, in dem sie gestern gefeiert hatten. Líli dachte an den Vorfall mit Alfrid und schauderte. Sie hatte sich danach mehrmals gewaschen, weil sie sich dreckig gefühlt hatte. Das junge Zwergenmädchen setzte sich zu Bilbo und den anderen Zwergen. Während eines knappen Frühstücks vermied Líli Augenkontakt mit Alfrid. Wahrscheinlich hatte er alles wieder vergessen. Líli fand das ziemlich unfair, denn sie könnte das nie vergessen.
Den Zwergen wurden Mäntel und Waffen gegeben. Dann liefen sie zum Hafen, wo ein Boot auf die Company wartete. Líli sah sich in der Menschenmenge nach Bain um aber der Junge war nicht da. Wahrscheinlich hatte sein Vater es ihm verboten. Líli versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen und stieg nach einigen anderen Zwergen in das große Boot ein. ,,Wir sind übrigens einer zu wenig", bemerkte Bilbo, ,,wo ist Bofur?" ,,Wenn er nicht hier ist, lassen wir ihn zurück", erwiderte Thorin. Balin pflichtete ihm bei, da sie nicht mehr Zeit verschwenden wollten. Der Durins Tag war heute. Im Dorf in den Ered Luin gab es nun sicher ein großes Fest. Kurz wurde Líli nostalgisch und dachte an die Zeit in den Blauen Bergen aber die Zeit, die nun kam, würde überragender, festlicher, prachtvoller und königlicher werden. Da war sie sich sicher. Aber Líli wollte Bofur nicht hierlassen. Schließlich gehörte er zur Gemeinschaft.
Sie stieg wieder aus dem Boot. ,,Was machst du, Líli?", fragte Thorin. ,,Ich gehe Bofur holen", entgegnete das Mädchen, ,,ich komme pünktlich mit ihm zurück, versprochen!" Líli lief durch Seestadt und stieß im Menschengemenge auf Bofur. ,,Gamatu yenet menu (*1)", sagte sie zu dem Zwerg. ,,Ich dachte schon, dass ich das Boot verpasst habe", meinte Bofur grinsend. ,,Na, wenn wir uns nicht beeilen, verpassen wir es sicher", sagte das Zwergenmädchen angespannt und zog den Zwerg mit der lustigen Mütze hinter sich her.
Die beiden drängelten sich durch die Seestädtler, was nicht gerade schwer war, da sie kleiner waren. Außer Atem erreichten die beiden Zwerge den Hafen aber das Boot hatte gerade abgelegt. Líli fluchte. Plötzlich bemerkte sie ihre Brüder und Óin neben sich. ,,Was macht ihr denn hier?", fragte Líli verwundert. Kíli, Fíli und Óin sahen sie ebenfalls verwundert an. ,,Hä? Habt ihr das Boot auch verpasst?", fragte Bofur. Plötzlich kippte Kíli um. ,,Kíli!", rief Líli erschrocken. Fíli hielt seinen Bruder fest.
Die fünf Zwerge beschlossen zum Rathaus zu laufen und dort den Bürgermeister um Medizin zu bitten. Auf dem Weg dort hin berichtete Fíli seiner Schwester kurz, was vorgefallen war. Líli runzelte die Stirn. Erst war Thorin Bofur egal gewesen und jetzt ließ er auch noch Kíli hier. Natürlich, Kíli war krank aber der Thorin, den Líli als ihren Onkel kannte, hätte ihn nie hier gelassen und wär ohne ihn zum Erebor gefahren.
Der Bürgermeister und Alfrid wollten gerade wieder ins Rathaus gehen, als die Zwerge mit dem blassen Kíli im Schlepptau ankamen. ,,Bitte wartet!", bat Fíli sie und die beiden drehten sich um. ,,Bitte! Ihr müsst uns helfen. Mein Bruder ist krank!", fügte der blonde Zwerg hinzu und sah hoffnungsvoll zu den beiden Menschen. Líli hatte ihre Hoffnung in die beiden schon längst aufgegeben. ,,Krank? Ist es ansteckend?", fragte der Bürgermeister panisch und hielt sich ein Tuch vor Mund und Nase, ,,geht weg! Alfrid, lass sie keinen Schritt näher kommen!" Líli wurde wütend und schimpfte: ,,Nein, du Troll! Das ist nicht ansteckend, es ist eine verdammte Pfeilwunde! Aber er braucht Medizin!" Óin trat vor und sagte: ,,Bitte! Wir brauchen unbedingt Medizin!"
,,Seh ich etwa wie ein Pillendreher aus?", erwiderte Alfrid abfällig, ,,der Bürgermeister kann sich nicht mit kranken Zwergen beschäftigen! Verschwindet!" Líli warf ihm einen letzten wütenden Blick zu. Dann liefen der Bürgermeister und sein Gehilfe ins Rathaus. Die Wachen scheuchten die Zwerge davon. ,,Wir müssen zu Bard", sagte Líli entschlossen und stützte ihren Bruder. Kíli sah immer schlechter aus. ,,Er hasst uns seit gestern Abend, schon vergessen?", fragte Bofur. ,,Er vielleicht", entgegnete Líli, ,,aber sein Sohn mag mich". Fíli runzelte die Stirn. ,,Was?", fragte das Zwergenmädchen, ,,du hast Glória. Kí hat Tauriel. Darf ich nicht auch jemanden haben?" ,,Tauriel", stöhnte Kíli leise. Sie liefen zu Bards Haus.
Líli fielen zwei Männer auf, die in einem Boot auf dem Wasser saßen und das Haus auffällig anglotzten. ,,He, ihr da!", rief sie ihnen zu, ,,macht das ihr fortkommt!" Die Männer warfen den Zwergen einen misstrauischen Blick zu und ruderten tatsächlich davon. Sie klopften mehrmals. Bard öffnete und sagte sofort. ,,Nein, von Zwergen hab ich genug! Verschwindet!" Der Kahnführer wollte die Tür wieder schließen aber Bofur war schneller. ,,Nein, nein, nein. Bitte! Niemand will uns helfen! Kíli ist sehr krank!" Bard sah misstrauisch zu dem blassen Kíli.
,,Bain?", fragte Líli vorsichtig, ,,bist du da?" ,,..Ja", antwortete Bain nach kurzem Zögern. ,,Hör zu, mein Bruder ist sehr krank", sagte das Mädchen verzweifelt, ,,er braucht dringend Hilfe! Sonst stirbt er vielleicht. Du weißt, dass ich das gleiche für dich tun würde, oder? Ich bitte dich, wenn dir irgendetwas an mir liegt, dann lass uns bitte rein!" ,,Da", meinte Bain, ,,lass' sie rein". Widerwillig öffnete Bard den Zwergen die Tür und ließ sie nach einem misstrauischen Blick nach draußen zufallen.
Líli lief auf Bain zu und umarmte ihn. ,,Danke", flüsterte sie ihm ins Ohr. Der Junge, der sie sicher über zwanzig Zentimeter überragte, lächelte nur. Dann umarmte Líli auch noch Sigrid und Tilda. Schließlich wurde ein provisorisches Krankenlager für Kíli errichtet. Er lag stöhnend und keuchend dort. Líli sah besorgt zu ihrem Bruder. Was sollte sie tun? Bofur füllte heißes Wasser in eine Schüssel. Líli und Fíli hielten Kílis Hände. ,,Kannst du denn gar nichts machen?", fragte Fíli den Heiler besorgt. ,,Ich brauche Kräuter", entgegnete Óin, ,,etwas, um sein Fieber zu senken." Bard stellte einige Fläschchen auf den Tisch und meinte: ,,Ich habe Nachtschatten und Hundskamille". ,,Die nützen mir nichts! Habt ihr kein Königskraut?", erwiderte Óin ungeduldig. ,,Die Elben nennen es auch Athelas", warf Líli ein.
,,Nein, das ist Unkraut", sagte Bard, ,,damit füttern wir die Schweine". Líli schnaubte leise. Athelas war doch kein Unkraut! Aber wenigstens gab es das Kraut hier in der Stadt. Bofur lief nach draußen, um nach Schweinen und Athelas zu suchen. Fíli kühlte Kílis Stirn mit einem Lappen und warf seiner Schwester und Óin besorgte Blicke zu. Líli kaute nervös an ihren Fingernägeln. Sie war sich wirklich nicht sicher, ob Kíli es schaffen würde. Wie sollte sie das nur ihrer Amad (*2) beibringen? Bain berührte sie am Arm. ,,Hey?", fragte er leise, ,,gehts dir gut?" Líli nickte leicht erschöpft und erwiderte: ,,Ja, alles gut. Kümmert euch lieber um Kíli".
Sigrid stand in der kleinen Küchenecke und lächelte Líli zu. ,,Vielleicht können wir etwas leckeres kochen? Das lenkt ab und deinem Bruder könnte eine stärkende Mahlzeit helfen", sagte sie. Líli nickte und erwiderte das Lächeln leicht. Also begannen sie und Sigrid Dís' altbewährte Hühnerbrühe zu kochen, die schon bei jeder Krankheit geholfen hatte. Tilda erzählte Kíli von einer schlimmen Lungenenzündung, die sie mal gehabt hatte und versuchte so den leidenden Kíli etwas aufzuheitern. Bofur war noch immer nicht zurück. Líli entspannte das Kochen etwas aber sie hoffte, dass Bofur Athelas finden würde und sie Kíli damit retten würde. Immer wieder murmelte sie ein altes Zwergengebet. Möge Mahal ihrem Bruder beistehen und ihm helfen!
(*1) Khuzdul: Es ist gut, dich zu treffen
(*2) Khuzdul: Mutter
Hey, meine lieben Leser!
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LG Pfoenix
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