Durchhalten
Ezra hatte wirklich richtig Angst. Er hatte Sabine noch nie unter solchen Schmerzen erlebt. Tränen schimmerten in ihren Augen, Schweiß lief über ihre Stirn. Sie schrie vor Schmerz.
„Ich kann das nicht!"
„Durchhalten, du schaffst das.", sagte er in einem Versuch, sie und sich selbst gleichzeitig zu beruhigen.
„Nein, tue ich nicht! Ich sterbe!"
„Atmen, Sabine. Wenn du weiter die Luft anhältst wirst du vermutlich tatsächlich sterben."
Sie warf ihm einen leicht entnervten Blick zu, begann aber, weiter zu atmen. Und Ezra wusste, dass der Blick ein extrem gutes Zeichen war. Es zeigte, dass es ihr noch nicht schlecht genug ging, um seine Witze auch nur irgendwie lustig zu finden.
„Halt dich an mir fest. Alles wird gut."
Er hielt ihr seine Hand hin, bereute es aber sofort. Sie riss ihm fast den Arm ab. Er stöhnte, traute sich allerdings nicht, sein Angebot zurückzuziehen.
„Du kannst das. Denk einfach daran, dass es gleich vorbei ist."
„Würde ich ja... Aber das ist es nicht!", schrie sie beinahe verzweifelt.
Und dann fing sie an zu weinen. Ezra hasste es, sie so fertig zu sehen. Er kannte sie, seit sie sechzehn war, und auch jetzt, dreizehn Jahre später, war er immer noch nicht daran gewöhnt, sie so zu sehen, und es rief viel zu viele schlimme Erinnerungen in ihm wieder hoch, was so ziemlich das Letzte war, was er momentan gebrauchen konnte.
„Schhh."
Er schlang seine Arme um sie, ganz behutsam, um sie auch ja nicht zu verletzen. Sie kuschelte sich in seinen Arm und vergrub ihr Gesicht in seinem Shirt. Er strich ihr liebevoll durch die Haare.
„Du wirst das schaffen. Ich versprech's dir."
Er umarmte sie noch fester und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Sie lächelte schwach.
„M-meinst du?"
„Natürlich. Du hast nie aufgegeben wenn es um die Rebellion ging und sieh dir an, wie weit wir es gebracht habe. Wir leben in einer freien Galaxis, einer Demokratie und werden nicht mehr durch die halbe Galaxie gejagt. Dieser Skywalker war sogar dazu in der Lage, den Jedi-Orden wieder aufzubauen."
„Du denkst nicht wirklich über Skywalkers Angebot nach, oder? Du wirst dich ihnen nicht anschließen, richtig?"
Er sah die Angst in ihren Augen, über die sie ihre Schmerzen fast vergaß.
„Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Zumindest nicht, wenn der Kodex noch der selbe ist wie der, von dem Kanan uns erzählt hat."
Sabine seufzte erleichtert. Dann stellte sie überrascht fest, dass der Schmerz nachgelassen hatte. Stattdessen hallte ein lauter Schrei durch den Raum.
Die Anderen, die sich bis dahin im Hintergrund gehalten hatten, kamen zu ihnen herüber.
Hera quietschte.
„Es ist ein Mädchen!"
Sie hob das Kind vorsichtig hoch und übergab es Ezra. Stolz nahm er die Kleine entgegen und rieb sie behutsam mit einem Handtuch ab, in das er sie anschließend einwickelte. Ihre elektrisch blau funkelnden Augen inspizierten hoch fasziniert den Raum. Noch einmal strich Ezra liebevoll über ihren schwarzer Haaransatz, dann gab er dem Mädchen einen Kuss auf die Stirn und reichte sie an seine Verlobte weiter.
Sabine war völlig erschöpft in ihr Kissen zurückgesunken. In dem Moment, als Ezra ihr das Kind übergab, begann ihr Herz zu schmelzen. Das Mädchen lachte sie an, mit einem Grinsen, das so herzerweichend war, dass die Frau alles um sich herum vergaß. In ihrem ganzen Leben war sie noch nie so glücklich gewesen. Sabine hatte nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt und doch... Als sie in die strahlend blauen Augen ihrer Tochter sah sah, wurde ihr klar, dass sie Unrecht gehabt hatte. Und mit einem Mal schienen der Schmerz und Stress der letzten Tage ganz weit weg. Als gäbe es nur noch sie, das Kind und vielleicht auch noch Ezra, in diesem kurzen, perfekten Moment, von dem sie nicht wollte, dass er je endete. Aber das tat er. Schon bald überwältigte die Müdigkeit sie vollends und ihre Augenlider wurden schwer wie Blei. Sie drückte das kleine Bündel schützend an ihre Brust, aus Angst, jemand könnte es ihr wegnehmen.
„Meine kleiner Engel.", flüsterte sie.
Und dann schlief sie ein. Ezra wurde beim Anblick der Beiden ganz warm ums Herz. Und in diesem Moment war es ihm vollkommen egal, dass Sabine in den letzten Monaten noch anstrengender gewesen war als sonst und dass er seinen linken Arm kaum noch spürte, denn ihm wurde klar, dass es das alles wert gewesen war. Er strich Sabine liebevoll die Haare aus dem Gesicht.
„Siehst du? Ich sagte doch du schaffst das."
Als sie friedlich schlafend auf ihrem Bett lag, gingen die Anderen. Ezra wäre lieber bei den Beiden geblieben, hätte damit aber eigentlich nur unnötig sein Leben auf's Spiel gesetzt. Alles, was Sabine jetzt wecken könnte, wäre ein mögliches Todesurteil für denjenigen, der den Krach verursacht hatte und außerdem jeden, der ihr in den Weg kam. Daher beschloss er, sich lieber dem Rest seiner Freunde anzuschließen, auch wenn er wusste, dass er vielleicht den ein oder anderen geschmacklosen Witz über sich ergehen lassen werden müsste. Und damit sollte er Recht behalten.
„Ich hoffe die Kleine kommt mehr nach der Mutter. Eine nerviges Gör ist meiner Meinung nach bei weitem genug."
Hera lachte und auch Kanan konnte sich ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Ezra verschränkte die Arme.
„Hey!"
Innerlich blieb der inzwischen Siebenundzwanzigjährige um einiges gelassener.
»Sowas musste ja kommen.«
Womit er allerdings weniger gerechnet hatte, war der darauf folgende Einwurf des jungen, fleischfarbenen Twi'lek-Mädchens, dass sich bisher mehr oder weniger respektvoll aus den Gesprächen der Erwachsenen herausgehalten hatte.
„Zeb, sei nicht immer so gemein zu Onkel Ezzy! Mamie, Daddy, hört auf zu lachen, Das ist nicht witzig!"
Jetzt war es an Ezra zu grinsen.
„Also wisst ihr, für eine Vierjährige ist eure Tochter schon ganz schön schlau."
„Korrektur. Zwei nervige Gören.", murmelte Zeb kaum hörbar, bereute es aber sofort.
Dem Blick, den Hera ihm jetzt zuwarf, wurde die Beschreibung »wütend« nichtmal annähernd gerecht.
„Oh, du hast jetzt gerade aber hoffentlich nicht das gesagt, von dem ich glaube, dass du es gerade gesagt hast!"
„Bist du wahnsinnig geworden?! Möchtest du, dass sie dich während des Fluges aus der Luftschleuse wirft?"
Die leichte Panik in Ezra's Stimme bewies, dass er es bitter ernst meinte. In der Zwischenzeit hatte das Kleinkind angefangen zu weinen. Kanan nahm sie in den Arm
„Schh. Er hat es nicht so gemeint.", versuchte er, seine Tochter zu beruhigen.
„Siehst du, was du angerichtet hast?! Du hast sie zum weinen gebracht!"
„E-es tut mir, leid, war nicht so gemeint, wirklich."
„Dafür ist es jetzt ein bisschen zu spät, meinst du nicht?!"
„Geht das vielleicht auch ein bisschen leiser? Ihr weckt noch Sabine.", warf Ezra ein.
„Er hat Recht, wir sollten..."
„Vergesst es, ich bin schon wach. Danke, dass du es zumindest versucht hast, Ezra."
Sabine stand auf der Türschwelle, einen Arm an ihrer Hüfte. Im anderen hielt sie das friedlich schlafende Baby.
„Hera, setz uns einfach auf Lothal ab. Vielleicht bekomme ich da ja ein wenig Schlaf."
„Dann fliegen wir jetzt wohl nach Lothal.", sagte Hera, griff Saya bei der Hand und ging in Richtung Cockpit.
„Komm mit Schatz. Wir schauen uns ein bisschen die Sterne an, ja?"
„Jay!", quietschte die Kleine begeistert, nicht ahnend, dass ihre Mutter hauptsächlich versuchte, sie außer Hörweite von Sabine zu bewegen, die bei schlechter Laune ihr Mundwerk oftmals nicht ganz im Griff hatte.
Noch einen Moment lang blieb Sabine erstaunlich ruhig. Dann wandte sie sich an Kanan und Zeb.
„Und nur damit das klar ist: Wenn ihr Mira auch noch aufweckt, verarbeite ich euch höchstpersönlich zu Jedi- und Lasatsteak."
Die Beiden tauschten einige höchst beunruhigte Blicke aus. Die Mandalorianerin wandte sich zum gehen.
„Ezra, kommst du?", fragte sie und streckte ihren freien Arm nach ihm aus.
Er nickte, griff nach ihrer Hand und folgte ihr in ihr gemeinsames Quartier.
„Macht keinen Blödsinn ihr Beiden! Ihr habt gerade erst ein Kind bekommen!"
„Oh, halt die Klappe Zeb."
A/N: Okay, hier eine, sagen wir, etwas andere Geschichte. Hier wird definitiv nicht mehr kommen, da diese Geschichte nur ein Einteiler ist.
Und? Was meint ihr?
Hoffe, es gefällt euch! Würde mich wie immer über Rückmeldung freuen!
LG, Snips
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