7. Elizabeth in Gedanken

Das war alles etwas viel aufs Mal. Meine Gedanken und Eindrücke kreisten in meinem Kopf und ich versuchte mir auf all das einen Reim zu machen.
So wie es aussah, war ich in eine Parallelwelt gesprungen, in der zu unserer Zeit der Wiener Hof noch in seinen alten Gepflogenheiten existierte. Der technische Fortschritt schien dennoch nicht stehengeblieben zu sein. Dann habe ich den Prinzen für einen Stalljungen gehalten, welcher mir netterweise seine Hilfe anbot, mir beim Zurückspringen in meine Welt zu helfen, jedoch unter der Bedingung, dass ich mich tarnte und als eine der Kandidatinnen für die Damenwahl seines Bruders ausgab. Nur hatte er ausser Acht gelassen, dass ich keinen blassen Schimmer vom Prinzessin sein, geschweige denn, wie ich mich als solche verhalten sollte, habe. Und heute Abend werde ich bereits auf einen ersten Ball gehen müssen. Wie schaffe ich das bloss? Das ist unmöglich! Ich werde mich wie ein Lippizaner auf einem Springparcours verhalten, komplett daneben und am falschen Ort...
Nicht zu vergessen, dass ich den attraktivsten und begehrenswertesten Mann dieses Königreichs verehren und anbeten sollte. Jede einzelne Kandidatin wollte ihn, ausser ich. Mir ist der sowas von egal. Ich hatte noch nicht einmal eine Ahnung davon, wie er aussah. Okay, wahrscheinlich eine etwas ältere Version von Franz-Joseph. Aber weshalb liess ich überhaupt meiner Fantasie freien Lauf? Es hatte doch alles sowieso keinen Sinn. Nichts machte im Moment Sinn. Trotzdem, ich riss mich zusammen, denn ich hatte Franz-Joseph versprochen, mir Mühe zu geben. Mal sehen.

Ich begab mich zum Schreibtisch, denn als von Grund auf neugierige Person wollte ich unbedingt wissen, was es mit diesem Briggs auf sich hatte. Von weitem schien es sich nicht wirklich von einem Smartphone zu unterscheiden. Es war ein rechteckiges Gerät, vielleicht etwas kleiner als die im Handel erhältlichen Smartphones. Die blassblaue Farbe verlieh ihm eine gewisse Eleganz. Als ich es nun genauer unter die Lupe nahm, fielen mir doch einige Unterschiede auf. Es besass keine Kamera, war aber erheblich dünner als mein Smartphone, das unglücklicherweise immer noch zu Hause auf dem Küchentisch liegen musste. Wie gerne hätte ich getestet, ob ich eine Verbindung mit meiner Welt herstellen könnte.
Als ich das Briggs in die Hand nehmen wollte, war ich derart überrascht, dass mir das Gerät beinahe aus der Hand fiel. Es war leicht wie eine Feder! Die Oberflächenstruktur, die ein wenig aufgeraut war, quasi eine Art «antirutsch» Oberfläche, verhinderte den Fall glücklicherweise.
Ich beäugte es skeptisch von allen Seiten, drehte und wendete es. Soweit ich das beurteilen konnte, schien kein Überwachungssensor oder ähnliches daran angebracht zu sein. Klar, ich wusste nicht, was sich im Innern verbarg, aber mit dieser Ungewissheit musste ich zurechtkommen.
Von der Handhabung her war es wirklich wie ein Smartphone und so fand ich die Nachrichtenfunktion schnell. In der Kontaktliste waren bereits einige Personen aufgelistet. Ausser Franz-Joseph und stach mir aber niemand Bekanntes ins Auge.
Neugierig wie ich war, konnte ich es natürlich kaum erwarten, diese Nachrichtenfunktion auszutesten.

«Hallo Franz-Joseph. Ich habe soeben herausgefunden, wie die Nachrichtenfunktion auf dem Briggs funktioniert.
Liebe Grüsse Lorraine»

Kurz darauf hörte ich ein Vibrieren, das ich von Franz-Joseph's Briggs bereits kannte.

«Das ist toll, Lorraine. Bis später» (begeistert)

Als ich die Nachricht las, nahm ich ein eigenartiges Gefühl wahr. Eine Gefühlswelle schlug mir entgegen, welche mir ein Lächeln entlockte.

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