4. Der Deal
Elizabeth's Geschichte musste ich erst einmal verdauen. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht, dass sie aus einem Paralleluniversum stammen könnte. Obwohl, hatte ich nicht eine vage Vorahnung gehabt, dass irgendetwas Magisches an ihr haftete? Egal, ich musste jetzt einen klaren Kopf bewahren und nachdenken. Doch auf die Schnelle wollte mir einfach nichts Schlaues einfallen.
Wenn ich normalerweise ein unlösbares Problem hatte, wendete ich mich an meinen Hauslehrer, Herr van Wittenberg. Warum jetzt nicht? Vielleicht könnte er Elizabeth weiterhelfen.
Ich erzählte Elizabeth also von meinem Hauslehrer, dass er ein enger Vertrauter von mir war und schlug ihr vor, ein Treffen mit ihm zu arrangieren. Sie hatte erstaunlicherweise nichts dagegen einzuwenden.
Schnell zückte ich mein Briggs und nach ein paar Mal auf dessen Bildschirm zu tippen, hatte ich eine sehr dringende Anfrage für ein Gespräch an meinen Hauslehrer geschickt.
Elizabeth starrte mich an. Nein, sie schaute mein Briggs an, als hätte sie sowas noch nie gesehen.
Hatte sie auch nicht, denn sie fragte sogleich: „Was ist das und was kannst du damit machen?"
Ich grinste. „Um es nicht kompliziert zu machen...einfach gesagt ist es eine Weiterentwicklung eines Smartphones."
„Aha". Ihre Miene hellte sich auf. Dieser Begriff schien ihr bekannt zu sein.
Als ich gerade damit beginnen wollte, was für Zusatzfunktionen ein Briggs hatte, vibrierte mein Briggs. Hauslehrer van Wittenberg hatte mir geantwortet. Elizabeth sollte in 10 Minuten zu ihm ins Büro kommen. Das passte perfekt. In der Zwischenzeit konnte ich beim Gespräch meines Vaters einen Teil meines Planes umsetzen...wenn nichts schiefläuft. Aber daran zweifelte ich eigentlich nicht. Mein Vater war sowas von durchschaubar. Auch wenn er ein ziemlicher Sturkopf war: er hatte eine klare, eindeutige Vorstellung, an der es nichts zu rütteln und zu zweifeln gab.
„Du kannst gleich zu Hauslehrer van Wittenberg gehen", wendete ich mich an Elizabeth. Sie strahlte mich an. „Das ging aber schnell! Super!" Es war schön, sie so zufrieden und aufgestellt zu sehen.
«Da ist noch was.» Ich suchte Blickkontakt zu ihr. «Vorhin in den Stallungen habe ich mir ein paar Gedanken gemacht. Solange wir nicht wissen, wie du wieder zurück in deine Welt kommst, musst du irgendwo bleiben können. Mir ist da eine Idee gekommen.»
Ich hatte ihre Aufmerksamkeit. Das sah ich ihrem auf mich fokussierten Blick an.
„Ich schlage dir einen Deal vor Elizabeth", begann ich. „Mein älterer Bruder Maximilian beginnt diese Woche mit der Auswahl seiner künftigen Frau. Es reisen junge Mädchen wie du aus den unterschiedlichsten europäischen Königshäusern an. Das trifft sich bestens, denn du könntest dich als eine von ihnen ausgeben, natürlich unter falschem Namen. So könntest du solange hier bleiben, wie du die Gunst meines Bruders hast...und im Gegenzug helfe ich dir, so schnell wie möglich wieder nach Hause zu kommen. Was meinst du dazu?" Ich sah sie erwartungsvoll an.
***
Was Franz-Joseph da von mir verlangte, war ganz schön anspruchsvoll. Wie wohl sein Bruder so war? Wie hiess er nochmals? Maximilian? Ich kannte ihn doch gar nicht! Die Aufgabe, einen unbekannten Typen, der dazu zufällig noch Prinz von Österreich war, von sich zu beeindrucken, war nun wirklich nicht die einfachste. Dazu kam, dass ich keinen blassen Schimmer davon hatte, wie man sich als Prinzessin am Wiener Hofe verhielt. Auffallen wollte ich nun wirklich nicht. Trotzdem schien dies im Moment die einzig sinnvolle Option zu sein. Denn wenn ich so schnell wie möglich nach Hause wollte, musste ich auf jemanden an meiner Seite zählen können, der mit dieser Zeit vertraut war und der Leute, wie diesen Hauslehrer van Wittenberg kannte, die mir weiterhelfen können.
„Gut, dein Deal klingt fair. Ich möchte aber noch zwei drei Dinge klären, bevor ich einwillige." Franz-Joseph verlagerte unruhig sein Gewicht von einem auf den anderen Fuss, nickte aber und ich fuhr fort. „Ich weiss nicht, wie ich mich hier am Hofe als Prinzessin zu benehmen habe, geschweige denn, kenne ich deinen Bruder gut genug, um mir in irgendeiner Art eine Strategie zurecht zu legen, wie ich ihn von mir beeindrucken könnte." Franz-Joseph räusperte sich. „Deine Zweifel sind verständlich, Elizabeth. Ich bin mir bewusst, dass ich dir keine leichte Aufgabe stelle, aber ich schätze dich als jemanden ein, der dieser Aufgabe durchaus gewachsen ist. Bezüglich der Etikette, wie die Benimmregeln zu Hofe so schön heissen, gibt es zahlreiche Tutorials, die ich dir auf dein Briggs überspielen und du dir dort anschauen kannst und nebenbei habe ich noch eine zweite Idee, die du aber erst später erfährst.
Das soweit. Höre auf dein Bauchgefühl und beobachte die anderen Prinzessinnen. Denen kannst du vieles abschauen, dann fällst du nicht gross auf. Bleibe dabei aber immer noch du selbst." Franz-Joseph legte eine kurze Pause ein.
„Nun zu Maximilian. Du wirst ihn heute Abend kennenlernen. Mache ihm Komplimente, das gefällt ihm. Achte auf deine Abendgarderobe und eine stolze, anmutige Haltung. Er will eine Frau, die sich mit ihm zusammen sehen lassen lässt. Lasse dich von ihm verwöhnen, aber kommandiere ihn nie rum. Das mag er gar nicht.
Ach ja, beinahe, hätte ich es vergessen. Den Wiener Walzer wird eine der ersten Prioritäten sein. Er tanzt für sein Leben gerne Walzer und heute Abend wird natürlich auch getanzt werden. Aber nun genug geschwatzt. Ich hoffe, soweit ist dir alles klar. Ich begleite dich noch bis vor die Tür zu Herr van Wittenbergs Büro, danach treffen wir uns wieder. Kannst du dir das vorstellen?" Ich nickte nur. Es war ganz schön viel und irgendwie hatte es mir gerade die Sprache verschlagen.
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