Kapitel 2
Draußen war es angenehm kühl, da die Schwüle deutlich abgestiegen war, doch der schwere Regengeruch überfüllte die abendliche Luft, sodass ich den Anschein hatte, als müsste ich mit jedem neuen Atemzug nur noch mehr ersticken. Jedoch hat Kyle trotzdem recht behalten, zu Gewittern hatte es aufgehört. Zum Glück, wie ich bemerken muss.
Meine Freunde hatten mir erzählt, sie würden eine Mutprobe durchführen wollen. Das erklärte den plötzlichen Nachtausflug in den Wald. Doch ich fand diesen Abend wirklich als unpassend. Die Gedanken an den von Insekten wimmelnden Wald, wo der Boden durch den üppigen und äußerst unangenehmen Schlamm überschwemmt sein würde und die letzten Regentropfen von den Baumkronen fallen würden, geschweige denn das störende nasse Geäst, schreckten mich wirklich ab. Gut, verbesserte ich mich., für eine Mutprobe war das Ganze durchaus passend.
Yasmines Haus war ein zweistöckiges, seines jungen Alters wegen beinahe leuchtendes Gebäude, das Gäste förmlich einlud. Den Vorhof schmückte ganzjährig grünes Gras und schöne unterschiedlich farbige Blumen, die von einem weißen Zaun an Ort und Stelle gehalten wurden. Ich liebte es, meiner Freundin einen Besuch abzustatten, da ich mich bei ihr Zu Hause sehr wohl fühlte und es mir zumindest in diesen Momenten warm ums Herz wurde. Zudem hatten sich ihre Eltern als unglaublich nett herausgestellt. Sie hielten mich wie für eine weitere Tochter und das war mehr, als ich mir überhaupt wünschen konnte.
Heute aber kam mir alles falsch vor, sobald ich das Haus nur erblickte. Das vollständige Grundstück wirkte wie... erblasst. Es war freudlos, fiel mir im nächsten Augenblick auf. Und wieder dieses Kichern, das mich zum schnellen ängstlichen Umsehen brachte. Ich beschleunigte meinen Schritt, rannte fast, um nicht allein im Freien zu sein. Den nächsten Schreck bekam ich, als ich die Eingangstür einen Spalt breit offen vorfand. Mein Herz setzte einen Schlag aus, während ich in das dunkle Haus eintrat. Was hätte dieser Familie widerfahren können? Räuber?
Angestrengt lauschte ich in die angespannte Stille hinein und versuchte, zumindest irgendwelche Geräusche zu erkennen. Halt, hatte da nicht eine Holzdiele geknarrt? War da nicht ein leises Flüstern?
Im Schhneckentempo stieg ich die Treppe in den zweiten Stock hoch. Meine Beine fühlten sich an wie aus Blei. Jeder Schritt war mit höllischer Angst um Yasmine und ihre Familie überfüllt. Waren die Übeltäter immer noch hier?, fragte ich mich innerlich. Mit Fingerspitzen schob ich die Tür in Yasmines Zimmer auf und brauchte erst einmal eine Weile, um das Angebotene zu verstehen.
Das Mädchen lag auf dem Boden in einer dunklen Lache, dir ich als Blut deutete, ohne eine einzige kleine Bewegung anzudeuten.
“Yasmine!“, rief ich verzweifelt und lief mit Tränen in den Augen auf meine Freundin zu.
Auf ihren Armen wurden blutende Krallenspuren deutlich. Riesige Krallenspuren...
Irgendwo im Flur knarrte es erneut. Schwere, langsame Schritte waren zu vernehmen, jemand oder etwas atmete deutlich angestrengt. Mein Herz raste, als wäre es eine Achterbahn, und ich konnte nur mit schrecklicher Mühe ein Schluchzen unterdrücken.
Und in nächster Sekunde brüllte mich jemand von hinten an und Hände landeten plötzlich auf meinen Schultern. Ich schrie heulend auf und zuckte stark zusammen. Amüsierten Lachen kreiste mich ein, während ich geschockt da saß, und das Licht im Zimmer wurde angeschaltet. Yasmine krümmte sich auf dem Boden, die Arme an den Bauch pressend. Kyle sank gerade den Türrahmen entlang zu Boden. Und Charlie landete neben mir auf den Knien und lehnte seine bebende Stirn an meine Schultern.
“Seid ihr alle verrückt geworden?!“, kreischte ich und Tränen der Frust liefen in Strömen über meine Wangen.
“Unsere mutige Iwy!“, lachte Charlie.
Ich stieß ihn von mir weg und kämpfte noch auf die Beine. “Yasmine, ich habe einen Schock bekommen! Das ist nicht lustig, ich dachte, du seist tot! Wie konntet ihr?!“
Das ließ meine Freunde nur heftiger lachen und bald schon schnappten sie nach Luft.
“Dachtest du wirklich, sie wurde von einem Monster umgebracht?“, prustete Kyle.
“Halt die Klappe, das ist doch nicht euer Ernst!“, entgegnete ich mittlerweile wütend.
Yasmine setzte sich auf, presste die rote Masse aus ihren kurzen Haaren heraus und seufzte zur Beruhigung.
“Du bist immer so dunkel und furchtlos.“, erklärte sie. “Wir wollten deine Reaktion in solcher Situation sehen, da wir uns sicher waren, dass ein Waldbesuch deiner Psyche nichts anhaben kann. War es nicht wie in einem Horrorfilm?“
Ich atmete zitternd aus. “Ihr seid verrückt.“
Es war schon schlimm genug, an den Kichernanfällen zu leiden, die mich immer mehr um den Verstand brachten.
Und auch wenn sich der Überfall nur als ein Scherz erwies, ließ die belastende Stille im Haus nicht nach. Ich spürte das Gefühl der Verlsssenheit, obwohl meine Freunde bei mir waren und sich noch immer über meinen Schreck amüsierten. Für Yasmines Zu Hause war es nicht richtig. Genauso wie hier zu sein und keine Wärme zu empfinden.
Meine Freundin erhob sich und hielt mir hilfsbereit und entschuldigend die Hand vor. “Komm, Iwa, wir gehen dir saubere Kleidung bei meiner Schwester suchen.“
Yasmines um zwei Jahre ältere Schwester hatte den gleichen Körperbau wie ich, also stibitzte die Blondine so manches Mal ihre Kleidung für mich. Leider gab es einen deutlichen Unterschied zwischen unserem Geschmack und somit fühlte ich mich nie wohl in der ausgeliehenen Kleidung.
[Ab hier musste ich die ganze Kacke nochmal abtippen, weil Wattpad gestürzt ist und nichts gespeichert hat...]
Im Wald war es kalt. Doch frösteln ließ mich die undurchdringliche Dunkelheit. Durch die dichten Wolken kam kein kleinstes Sternenschein durch und auch der silberne Mond versteckte sich in der Ferne. An zweiter Stelle fing ich jedoch nicht, weil ich mich fürchtete, sondern da mich der Matsch auf dem Waldboden ekelte. So konnte ich zumindest in die entstehenden Löcher treten, die Kyle vor mir mit seinen großen Füßen hinterließ. Sie drohten zwar jedes Mal, sich zu schließen, bevor ich sie erreichte, doch irgendwie gelang es mir bis jetzt trotzdem ganz gut. Eine wirkliche Rettung war die Idee jedoch nicht. Mit großem Bedauern. Die Nässe war bereits am Anfang unseres Weges bis zu meinen Füßen durchgedrungen und meine Zehe warnten mich, sie zu bewegen, bevor sie noch erfrieren. Die Wärme des endenden Sommers war in dem dichten Wald überhaupt nicht spürbar. Hier herrschte bereits der Herbst. Hätte ich auf Yasmine gehört, würde ich jetzt sicherlich nicht frieren. Und wäre bestimmt nicht mit so vielen Mückenstichen geschmückt. Das Umziehen hatte ich nämlich abzuhalten geschafft, mit der Begründung, die saubere Kleidung würde im Wald ohnehin beschmutzt werden.
“Habt ihr euch eigentlich einen bestimmten Ort ausgesucht, oder wo laufen wir hin?“, durchbrach ich das heranwachsende Schweigen.
“Es ist was Bestimmtes.“, antwortete Charlie, der als Abschluss unserer Riege diente. “Kyle hat es aufgespürt.“
“Ihr seid ja mutig.“, murmelte ich und verdrehte die Augen.
Irgendwo wurden Vogelschwingen hörbar, ein alter Raabe krähte in der Ferne, sonst hielt der Wald still. Ich empfand die gleiche Verlassenheit, wie schon bei Yasmine zu Hause. Oder ging das vielleicht von mir selbst aus? Fühlte ich mich innerlich so einsam, dass es schon auf die Wahrnehmung meiner Umgebung übergriff? Unwahrscheinlich, aber durchaus möglich.
“Leute...“, meldete sich Yasmine direkt hinter mir nervös. “Leute, da krabbelt etwas an mir...“
Wir blieben stehen und Kyle richtete den Strahl seiner Handytaschenlampe auf unsere Freundin. Ich hatte meine Begleiter gewarnt, dass eine normale Taschenlampe sicherer wäre. Oder besser gleich zwei. Doch niemand schien meinen Worten Beachtung zu schenken.
Während Kyle also den Arm der Blondine beleuchtete, murmelte sie mit zugekniffenen Augen, es soll ja keine Spinne sein.
“Nein, nur ein Nachtfalter.“, versicherte ihr der Braunhaarige ruhig und zuckte die Schultern.
“Bah, die sind ja noch ekliger!“, entgegnete diese angewidert.
“Dann werdet ihr miteinander ja wunderbar klarkommen.“, warf Charlie grinsend ein.
Yasmine sah ihn gereizt an. “Ha, bist du lustig.“
Sie wedelte einige Male mit dem Arm hoch und runter und die Motte flatterte davon. Wir setzten unseren Weg fort.
Schließlich holte ich mein eigenes Handy heraus, da mein nicht allzu gesunder Verstand sich streute, sich allein auf Kyles Taschenlampe zu verlassen. Schon bald ließ die Häufigkeit der Bäume nach und am Ende befanden wir uns auf einer künstlich angerichteten Lichtung, deren Ausmaß ich nicht einfach schätzen konnte. Auf dieser Lichtung erhob sich ein gewaltiges Gebäude. Wie es sich von einem alten, verrosteten Schild ablesen ließ, war es ein Klinikum. Das unbekannte Merlyn-Obey-Klinikum. [Das ich mir selbst ausgedacht hab.] Das überdies auch noch verlassen war. Seine Wände waren mit zahlreichen Graffiti bemalt, darunter einige verrückte Zeichnungen, die in einen eine leise Angst erweckten, der Putz ging von vielen Stellen herunter oder fehlte bereits. Die Fenster im unteren Stockwerk wurden einmal vollständig mit roten Ziegelsteinen zugemauert, die an den oberen waren zerschlagen und jemand hatte sichtbar versucht, sie mit breiten Balken zu verschließen, doch aufgrund der starken Feuchtigkeit konnte man das morsche Holz leicht durchbrechen. In dem mächtigen grauen Tor, bestehend aus zwei hohen und scheinbar schweren Türen, ließen sich riesige Löcher erkennen, durch die sich manch uneingeladener Gast den Eingang in das Klinikum verschafft haben mochte. Dahinter herrschte eine undurchdringliche Dunkelheit, dass sich mir die Nackenhaare aufstellten, obwohl ich eigentlich keine Furcht verspürte.
“Kyle...“, staunte ich. “Du gewinnst Punkte bei mir, du Streber. Wie hast du diesen wunderbaren Schrott nur aufgesucht?“
Charlie wiederholte leise lachend meine Worte. “Wunderbarer Schrott.“
Yasmine trat unsicher von einem Fuß aufs andere. Sie schien mit sich zu rangen, doch ihre Angst gewann, wie auch jedes Mal. “Wir wollen doch nicht etwa da reingehen, solange es dunkel ist, oder?
Kyle schnaubte genervt. “Du würdest da nicht einmal am helllichten Tag hingehen, was macht es also für Unterschiede?“
Sie verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. “Du hast gesagt, wir werden hier nicht übernachten!“
“Wir werden hier übernachten?!“, rief ich begeistert.
“Mir kribbelt schon die Haut.“, behauptete Charlie grinsend und fuhr sich mit den Händen über die gekreuzten Arme, als würde er frösteln.
Yasmine stöhnte verzweifelt auf. Ich selbst konnte mein Dringen, den interessanten Ort endlich zu besichtigen, kaum im Schach halten. Ich vergaß sogar das Kichern, das mich in letzter Zeit ständig zu verfolgen schien. So griff ich nach Yasmines Handgelenk und zog die Freundin hinter mir her, während sie sich ihrem Schicksal mit ganzer Kraft widersetzte und mich anmeckerte. Das Ganze wurde vom gellenden Lachen der Jungs hinter und begleitet, sodass ich mehr als einmal gezwungen war, von ihnen zu verlangen, die vorlauten Klappen zu halten.
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Oh mein Gott, endlich! Mann, ist das Ganze anstrengend... Ich hab noch zwei vorgeschriebene Kapitel, danach geht's wirklich im Schneckentempo weiter.
Hehe, ich muss noch ein langweiliges Buch für den Deutsch-Unterricht lesen... Will das jemand für mich übernehmen? xD
Ach ja, und ich hab Hunger. Es musste einfach gesagt werden^^
PS: Es ist grad 01:00
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