Kapitel 52

Es ist ein so unbeschreiblich skurriler Moment. Mein Ehemann hat ein Attentat verhindert, vor seinen Füßen liegt eine Leiche und trotz des kleinen Schreckens fühle ich nichts als pure Hingabe. Meine Brust hebt sich nur seinetwegen so schnell. Ich kann es mir nicht erklären, aber bei diesem undefinierbaren Blick seiner eisblauen Augen verliere ich mich. Ich möchte zu Boden fallen und ihn um mich spüren. Mich umschließt das Verlangen, im Blau seiner Augen zu ertrinken. In diesem Moment existieren nur er und ich. Azad zieht sich sein Jackett aus, um es achtlos auf den Kopf der Leiche zu werfen und sich dann seine Ärmel hochzukrempeln, so wie ich es liebe. "Alles in Ordnung?", fragt er mich rau, der Blick verschleiert in so viel Unterdrücktem. Ich nicke schwer atmend. Es ist alles in Ordnung, so chaotisch das Geschehen auch ist. Meine Brust reckt sich unbemerkt, bei seinem Eintreten ins Schlafzimmer, hervor. Ich sehne mich nach ihm. Nach diesem ernsten Gesicht. Ich fühle mich so unerklärlich stark zu ihm hingezogen, dass ich meine Moral anzweifele. Besitze ich überhaupt noch welche? Sobald ich diesen bildschönen Mann sehe, habe ich das Gefühl, sie alle wegzuspülen. Meine Hand gleitet sein Hemd hinauf zu seiner warmen Brust. Wie gern ich jetzt auf ihr liegen würde.

"Setz dich, Schneeflocke. Ich behebe kurz das Problem." Seine Augen senken sich auf meine Lippen, warten auf die Erlaubnis, sie berühren zu dürfen, die ich ihm gebe, als meine Hand ihn am Nacken an mich zieht. Die Wucht sorgt für einen scharfen Schmerz an meinen Lippen, doch die Lust, die entsteht, unterdrückt es. Azad zieht scharf die Luft ein, greift mit einer Hand meinen Po, während die andere meine offenen Haare in der Faust ballt. Unsere Handlungen sind grob, hungrig, gierig und doch fühle ich mich wie auf zarten Wolken. Mein Herz rast. Mein Körper lechzt nach diesem Mann. So sehr, dass ich unter seinen Griffen nachgebe und mich zum Bett leiten lasse. Ich setze mich sogar hin, statt ihn aufs Bett zu drücken, aber ich verstehe nicht, wieso er sich von mir löst. Wir sind beide atemlos. Der Raum füllt sich durch unser Keuchen. Wieso hört er auf? "Ich muss mich um den Dreck kümmern, bevor es hier schmutzig wird." Daraufhin nickt er ins Bad. Stimmt. Der Geruch verwester Leichen ist alles, aber nicht angenehm. "Ich beeile mich. Hast du noch Hunger? Soll ich dir etwas zu trinken holen?" Mein Hals ist wirklich trocken, aber es ist auch seine Schuld. Daher nicke ich und sofort macht er sich auf dem Weg, mir eine Erfrischung zu holen.

Das ist skurril. Das ist krank. Ich spüre keine Angst. Eine kleine Einschüchterung höchstens, aber nicht wegen des Mords. Nein, es ist die Aura, die Azad umgibt, sobald er es tun muss. Ich sollte es nicht romantisieren, aber jetzt in diesem Moment fühle ich mich so stark zu ihm hingezogen, dass sich meine Hüften ungeduldig kreisen. Woher kommt diese Abstumpfung? War sie schon immer da? Oder haben sich meine Toleranzgrenzen erweitert? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich mich nach einem Mörder sehne. Nach seinem Körper, nach seiner Wärme, nach den Geräuschen seines Atmens. Ich will ihn seufzen hören. Ich sehne mich danach, wie er tief die Luft einzieht. Ich will diesen Mann lenken und mich lenken lassen. Und als hätte er meine Gedanken gehört, kommt er mit einem Glas Limonade zurück. "Danke." Meine Stimme ist ganz rau vor Erregung. Ich will die restlichen Knöpfe seines Hemdes öffnen. Meine Hände und mein Mund wollen all die Narben an seinem Körper erkunden, der mir jetzt so viel breiter vorkommt. Azad legt seine warme Hand um meine Wange, während ich einen erfrischenden, großen Schluck nehme. Das tut gut. Ich liebe die Kombination aus Zitronensaft, Wasser und Salz, kann nicht aufhören zu trinken, weil ich das Gefühl habe, dadurch wacher zu werden.

Doch da gibt es eine Sache, die mich weiter belebt. Azad hebt mein Gesicht an, um seine Lippen auf meine zu pressen. So unerwartet wie das kam, rinnt mir ein Teil der Limonade den Mundwinkel hinab. Ein Teil gleitet in seinen Mund und ein Teil erfrischt uns beide in diesem stürmischen Kuss. Ich will mehr. Ich will ihn hier und jetzt und jedes Mal, wenn ich Limonade trinke, die ich jetzt auf dem Nachtschrank abstelle und Zitronen esse. Meine Hände umklammern seinen Kragen, um sein Hemd aufzureißen. Dass ich von einigen der Knöpfe getroffen werde, ist mir egal. Ich will seine nackte Haut spüren. Es frustriert mich, dass Azad sich von mir löst. Er schaut mich keuchend an, sowie ich ihn keuchend ansehe. Es ist ein so intensiver Augenblick, in dem wir uns atemlos betrachten. So intensiv, dass es mich nur weiter erregt. So intensiv, dass mein Herz rast und mein ganzer Körper pocht. So intensiv, dass ich mich daran erinnern muss, wo wir uns befinden und was passiert ist. Ich kann nur ihn sehen und nur an ihn denken. Seine Hand umschließt meinen Kiefer, zieht ihn gröber hoch. Eine Geste, die mich eigentlich aggressiv machen würde, nur erregt sie mich umso mehr. Meine Augen verdrehen sich lustvoll, als er sich zu mir hinunterbeugt. Mein Becken reckt sich hervor und ich japse leise nach Luft, als ich seine heiße Zunge an meinem Hals spüre, die den Pfad des Getränks aufnimmt bis zu meinem Mund, den er wieder einnimmt. Fest, dominierend, hemmungslos.

Dieses Mal bin ich es, die den Kuss unterbricht. Meine Lungen brauchen eine Pause, so gern ich auch weitermachen möchte. "Trink, Schneeflocke. Ich kümmere mich kurz um das Problem, ja?" Ich nicke, viel zu atemlos, um zu sprechen. Ich fühle mich so anders. So dunkel, so verrucht. Es ist nicht das erste Mal, dass wir intim werden, aber es fühlt sich wie eine neue Ebene an. Vielleicht, weil eine Tür weiter eine Leiche liegt. Vielleicht, weil Azad erst aufgetaut werden muss. Vielleicht, weil ich innerlich doch verdorbener bin, als ich zugebe. Ich trinke einen weiteren großen Schluck der Limonade und als würde das Getränk direkt in mein Gehirn rasen, spielen sich die gerade erlebten Szenen wieder vor meinem geistigen Auge ab. Ich werde nie wieder Limonade ohne diese Assoziation trinken. Es ist nicht zu glauben, in was für einer Parallelwelt ich angekommen bin. Von der ältesten Migrantentochter, die die verlässliche Assistenz ihres Vaters war, das depressive, unzufriedene Leben mit einem Junkie über ein Jahrzehnt überstanden hat, zu einer Millionärsehefrau, die bald studieren darf und die Gefahr um sie herum kaum auffängt. Ich versuche es immer noch zu begreifen. Nur ein Zimmer weiter liegt eine Leiche. Ich habe einen Ehemann, der mordet. Der der Mafia angehört. Und trotzdem interessiert es mich kaum. Nein, stattdessen sehne ich mich nur noch mehr nach ihm.

Und kaum denke ich daran, sehe ich auch, wie er ins Zimmer tritt. Das Hemd aufgerissen und in beiden Händen große, schwere Kanister gefüllt mit ... Formaldehyd. Er fixiert den Körper. Und ich stehe auf, um ihm zu helfen. "Bleib sitzen, Schneeflocke. Mach deine Hände nicht schmutzig." "Ich wurde früher dafür bezahlt", erwidere ich stumpf und entlocke uns beiden ein gleichzeitiges Schmunzeln. "Sicher, dass dir das nicht zu viel wird?" Ich nicke, so gestört es auch ist. Ich habe schon Leichen gesehen. Ich durfte auch bei einer Sezierung dabei sein. Es roch unangenehm, sehr stechend, aber dann hat mir der Rechtsmediziner gesagt, dass ich mir Wattebällchen mit Tigerbalsam einschmieren und in meine Nase stopfen soll. Darüber kam dann eine medizinische Maske und dann ging es auch wirklich. "Gut. Stöpsele nur die Badewanne ab. Den Rest mache ich." Okay. Azad tritt zuerst ins Bad. Es riecht ein wenig. Nach Eisen. Auf dem Boden hat sich eine dunkelrote Blutlache gebildet. Die Gerinnung hat schon eingesetzt. Azad stellt sich vor mich, verdeckt mir somit die Sicht auf die Leiche. Vermutlich, um mich nicht zu traumatisieren. Und schon wieder realisiere ich, wie krank diese Situation ist. Wir waren bis gerade noch erregt - seine Erektion zeigt es mir - und jetzt stehen wir mitten in einem Mordfall. Und ich stöpsele in aller Ruhe die Wanne ab und schraube den großen Kanister Formaldehyd auf.

Hinter mir höre ich, wie er die Kleidung des Mannes aufreißt. Solange lege ich den losen Deckel wieder auf die Öffnung des Kanisters und stemme ihn hoch. Das Ding wiegt eine gute Menge, aber ich habe es schnell auf den Badewannenrand befördert. "Belaste dich nicht. Ich mache das schon." "Passt schon." Damit nehme ich wieder den Deckel ab und gieße die Flüssigkeit vorsichtig in die Wanne. "Du kannst aufhören. Ich mache den Rest." Daraufhin höre ich, wie etwas zu Boden fällt. Ein Messer, wie ich sehe, als ich mich umdrehe. Wo er es hatte, weiß ich nicht. Azad wirkt wieder so anders. Nicht, wie ich es sonst kenne, wenn etwas Internes passiert. Noch eine Stufe unbekannter. Ich übergebe ihm den halbvollen 10-Liter-Kanister, wasche mir ernüchtert die Hände und die Unterarme, während Azad sich zur Leiche runterbeugt. Meine Neugierde wächst. Ich muss hinsehen. Genau in dem Moment greift Azad nach dem Kopf, doch ich rechne nicht damit, dass er nachträglich das Genick durch das abrupte, grobe Drehen nach rechts bricht. Das ungewöhnliche Geräusch der entgleisten Halswirbel geht mit meinem Japsen einher. Es schockiert mich nur halbwegs. Was mir jetzt wirklich Sorgen bereitet ist Azads Gestalt, die sich zu mir dreht. Mich fast mit seiner Wucht trifft ... und sein Blick. Ich schrecke zurück bei seinem erbosten Blick. "Geh bitte ins Schlafzimmer. Ich möchte nicht, dass du den Rest siehst." Sein Blick zeigt die Anspannung, die er vergebens unterdrückt. Mich beruhigt einzig und allein die Tatsache, dass er seine Stimme nicht erhebt. Sie bleibt dennoch so samtig weich wie immer.

Ich gehe. Ohne Wenn und Aber verlasse ich das Badezimmer, ziehe zitternd die Tür zu und setze mich steif aufs Bett. Das war ... einnehmend. Ich zittere tatsächlich wegen eines Blickes und nicht aufgrund dessen, dass eine Leiche in meinem Badezimmer liegt und mein Mann nachträglich sein Genick gebrochen hat. Wenn ich wieder daran denke, erschaudere ich. Es war Wut, Mordlust, Beherrschung, Anspannung. Es war ein Wirbel an dunkeln Gefühlen, die er mir nicht direkt ins Gesicht peitschen wollte. Erst jetzt verstehe ich, wieso er nicht wollte, dass ich im Bad bin. Ich weiß jetzt Bescheid. Ich schminke mich in der Zwischenzeit ab. Dadurch, dass meine Waschprodukte im Bad sind, dieses aber besetzt ist, benutze ich Vaseline. So trocknet meine Haut wenigstens nicht aus. Dabei lasse ich mir alle Zeit der Welt. In meinem Kopf spielt sich immer wieder das Gemisch aus seinem schon fast wahnsinnigen Blick, seiner Hand um meinen Kiefer und wie er meine Haut mit seiner Zunge von der Limonade befreit in einer Dauerschleife ab. Ich weiß nicht, wie ich fühlen soll. Das Geschehen wirkt so surreal. Es enthält so viel Entgegengesetztes. Dinge, die nicht zusammengehören sollten. Dinge, die sich nicht ins Gedächtnis brennen sollten. Dinge, die sich nicht gut anfühlen dürfen.

Das plötzliche Aufreißen der Tür lässt mich erschreckt zusammenzucken. Azad ist fertig. Ich weiß nicht, was er da getan hat, aber er atmet schwerer. Ich drehe mich nur zögernd zu ihm um. Sein Oberkörper wirkt viel breiter. Das Hemd bedeckt nicht mehr seine Arme und Schultern. "Wenn du ins Bad musst, nimm bitte das Gästebad." Okay. Ich nicke. Kein Problem. Heute schaffe ich es nicht, seinem Blick standzuhalten. Es wirkt so, als würde er mich visieren und fixieren wollen. Es leuchten Dunkelheit und fehlende Moral in seinen eisblauen Augen. Selbst durch den Spiegel wird die Wirkung nicht gemindert. Ich habe sogar das Gefühl, es wird verstärkt. Was sich aber noch verstärkt, ist meine Herzrate bei dem Ansetzen seines ersten Schrittes in meine Richtung. Ich gebe mir alle Mühe, keine Furcht zu empfinden, möchte es überspielen, als ich mir meine geglätteten Haare kämmen möchte, aber Azads Körper hinter mir und sein Arm, der an meinem vorbeistreift, kitzeln mir doch die kleine Angst raus. Ich kann nicht anders, ich muss zur Seite weichen. "Ich tue dir nichts. Ich werde dir niemals etwas antun." Es liegt keinerlei Emotion in seiner Stimme. Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll. Der Tag wirkt wie ein surrealer Film. Seine Gesten sind das komplette Gegenteil. Wie seine Finger über meine Wange streichen. Wie sie über mein Haar fahren, das er mir jetzt in aller Ruhe kämmt.

"Fürchte dich nicht vor mir. Tu mir alles an, aber fühl dich wohl in meiner Nähe. Ich schütze deinen Rücken, Avin. Nur deshalb stehe ich hinter dir. Nur deinetwegen tue ich all das. Ich schütze dich mit meinem Leben und meiner Psyche." Mit seiner Psyche. Er hätte es auch in die Hände seiner Männer geben können, um den Mord auszuführen, aber er hat ihn für mich geopfert. Ich ... ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Es ist nicht gut zu morden, aber es diente der Selbstverteidigung. Ich senke meinen Blick. Nicht von langer Dauer, denn seine Hand gleitet sanft unter mein Kinn, um mein Gesicht wieder anzuheben. Seine Lippen senken sich für einen sanften Kuss auf meine Stirn. Seine Finger fahren nachträglich über die geküsste Stelle. In mir schmilzt alles. Diese kleine Geste ruft mir die Tränen in die Augen. Ich weiß nicht, was los mit mir ist, aber erst jetzt fühle ich tiefgründige Emotionen. Ich kann nicht. Ich muss den Blick wieder senken. Er soll mich nicht so sehen. So verwundbar. Es macht mich nur noch emotionaler, dass er meine Schultern bestärkend drückt. Er hat die Tränen gesehen. "Verstecke niemals deine Emotionen vor mir. Ich will jede schöne, verschlossene Blüte genießen." Seine Hand wandert wieder zur selben Stelle, ohne mein Gesicht anzuheben. Sein Daumen streichelt liebevoll meinen Kiefer und meine Wange. "Meine schöne Schneeflocke", fährt er leise fort.

"So kühl und distanziert ich in solchen Momenten auch wirke, gilt nichts davon dir. Ich verehre dich. Jeden Zentimeter deiner Schönheit. Und ich zeige es dir auf Wunsch jeden Tag. Jede Stunde, jede kostbare Minute deiner Zeit." Durchatmen. Ich muss tief durchatmen. Was ist los mit mir, dass mich das emotional macht, aber was sich davor abgespielt hat nicht? Das ist nicht gut. Es macht mir Angst. Ich wische mir verstohlen die kleinen Tränchen weg, hebe meinen Blick an, ohne in den Spiegel zu schauen. Ich bin zu feige, ihm meine Emotionen zu zeigen. "Ich helfe dir aus dem Kleid, ja?" Ich nicke stumm. Man hört nur das Rascheln des Stoffs, das er entknotet und über meine Schultern zieht. Um mir das Hauptkleid ausziehen zu können, muss ich aufstehen. Dafür hält mir Azad seine Hand hin. Gott, ich verfluche mich dafür beim Anblick seiner Augen wieder emotional zu werden. In ihnen schwimmen so viel Aufrichtigkeit und Liebe, obwohl er in solchen Momenten kaum fühlt. Ich weiß, dass er geliebt werden möchte, vor allem in diesen Situationen. Und er verdient es. So sehr. Meine Hand legt sich auf seine Wange, zögert, als sie die feinen Linien unter seinem Auge nachfährt. Ich lasse dich durch den Weg meines Herzes, Azad. Meine Finger zittern, als würde er gerade einen wackeligen Schritt weiter durch den Weg meines Herzes wandern, der mich so erschüttert, dass ich es nicht unterdrücken kann. Erst dank ihm darf ich meinen Belastungstremor durch positive Emotionen erleben.

Meine Finger wandern weiter hoch zu seiner Stirn, fahren ehrfürchtig durch sein schönes Haar, über die kleinen Narben am Haaransatz und seiner Augenbraue. Meine Berührungen sprechen das aus, was ich nicht einmal in Gedanken aussprechen kann. Was ich nicht einmal in Gedanken aussprechen schaffe. Es macht mir Angst. Es überwältigt mich in Form von Tränen. "Nicht weinen." Ich kann nicht. Ich will nicht weinen, aber du darfst durch den Weg meines Herzes und belebst es. Mir hilft es nicht einmal, tief durchzuatmen. Es wird bei seinem sanften Blick nur noch schlimmer. Daher flüchte ich in einen Kuss. Sanft, zart, langsam, aufrichtig und doch ausdrucksstark. Wie es unsere Münder und Hände hinkriegen, was Worte nicht schaffen, bleibt ein ungelöstes Rätsel. Man weiß nur, dass es das Herz heilt. Seine Hände wandern langsam zu meinem Kreuz, meine schmeicheln der Haut an seinen Rippen. Ich kann nicht aufhören, ihn zu berühren. Ich möchte mehr. Ich sehne mich nach ihm. Ich vermisse ihn. Der einzige Grund, wieso ich den Kuss unterbrechen muss, ist meine Luftknappheit. Azad wirkt viel lebendiger. Viel humaner. Seine Grübchen stechen wieder hervor, als er mich sanft anlächelt. Es zeigt so viel Liebe. Das, wonach ich mich so viele Jahre über gesehnt habe. All die Jahre der Einsamkeit erlöschen durch das Leuchten seiner Augen.

"Möchtest du mich heiraten?" Die Frage wirft mich aus dem Konzept. Sie lässt mich verwirrt schmunzeln. "Bist du wirklich schon so alt?" Meine Frage wirkt wie ein leiser Hauch. Die Emotionen nehmen mir zu viele Kräfte, als dass ich in einer normalen Lautstärke sprechen könnte. "Du hast mich aus einem anderen Grund geheiratet, Avin. Es waren andere Umstände." Er lässt mir einen kurzen Moment Zeit, sein Gesagtes zu verdauen, während seine Hände meine Wangen umschließen. "Möchtest du mich heiraten, Avin?" Ja. Ich will. Ich will ihn heiraten. So sehr, dass mir schon wieder die Tränen aufsteigen. Der Tag macht mich kaputt. Ich nicke. Aufrichtig, emotional, mit tränenden Augen. Was stellt dieser blauäugige Mörder bloß mit mir an? "Ja", setze ich nur noch leiser an. "Ich will." Gott, wie schrecklich es aussehen muss, als sich mein Gesicht weinend verzieht. Ich verdecke es mir sofort, danke ihm halb erstickt dafür, dass er mich an seine Brust drückt. Ich kann mich nicht mehr halten. Ich muss weinen. Ich weiß nicht, wie es dazu kam. Egal, wie sehr ich mich anstrenge, ich kann mir nicht erklären, wie dieser Tag so einen Verlauf nehmen konnte. Es ist nicht mehr als Achterbahnfahrt zu definieren.

Es vergehen Minuten in seinen warmen Armen, die meine Tränen auffangen. Es vergehen Minuten, in denen er mich sanft hin und her wiegt. Jede Bewegung, jeder Atemzug wirkt wie eine Kur auf meine belastete Psyche. Ich möchte mehr. Ich möchte ihn nicht loslassen. Meine Hände wollen immer wieder die Wärme seiner Haut unter ihr spüren. "Zieh mir das Kleid aus", murmele ich. Azad atmet belustigt durch die Nase. Meine Kopfhaut prickelt dadurch sanft. "Egal in welchem Gemütszustand meine Schneeflocke ist. Sie bleibt die herrische Geschäftsführerin." Und ich liebe es. Azad geht vor mir auf die Knie, berührt dabei meine Beine auf dem Weg nach unten. Mir gefällt es, ihn so zu sehen. Ich will ihn öfter so erleben. Meine Hand, die über sein Haar fährt, erzählt ihm auch das. "Soll ich direkt alles ausziehen?" Ich nicke und kaum eine Sekunde später, greift er Haupt- und Unterkleid, um sie mir über den Kopf zu ziehen. Was er unter dem Stoff erblickt, lässt seinen Blick wieder dunkler werden. Blaue Unterwäsche. Ein Ticken heller als mein Xeftan mit Spitze und Blumenstickereien. Meine Haut reagiert mit einer Gänsehaut und vor allem ganz merklich an meiner Brust, die er anvisiert. Ich richte die Schneeflocke um meinen Hals und als würde sie mich daran erinnern, wer ich doch wirklich bin, drücke ich ihn zurück an die Wand neben dem Schminktisch.

Ich weiß nicht, was ich zu tun habe und tun möchte, aber allein meine Nägel über seinen Unterbauch fahren zu lassen und sein Zucken wahrzunehmen, genügt mir schon. "Wonach sehnst du dich?", fragt er rau. So unbeschreiblich rau. "Nach dir", erwidere ich mit halb verschleierten Augen. Meine Finger gleiten zu seiner Gürtelschnalle. "Ich sehne mich nach dir." Sehr. Mein Körper schmerzt vor Sehnsucht. "Vermisst du mich?" Tue ich. Und ich schaffe es sogar zu nicken. Die aufrichtige Freude in seinen Augen lässt meine fast tränen. "Ich auch, Schneeflocke." Seine Hand fährt über meine Wange. "Ich auch", wiederholt er leiser. Seine Hand zieht mich zu seinen Lippen. Zu seinen so warmen, weichen Lippen, die sich niemals scheuen, mir die schönsten Laute entgegenzusprechen. Die so viel Liebe von sich geben, ohne es jemals zurückzuverlangen. Ich muss den Kopf bei seiner Größe und seiner Leidenschaft in den Nacken legen, den er mit seiner warmen Hand hält. Seine Zunge gleitet so sachte in meinen Mund, liebt meine so sinnlich zart und mit aller Ruhe, um jeden Zentimeter einnehmen zu dürfen. Und ich lasse es zu. Meine Hände ruhen auf seiner Brust, wollen aber durch seinen Mund aktiver werden und als hätte ich all die Erfahrung, gleiten sie hinab zu seiner Hose, öffnen sie und gleiten noch tiefer.

Ich genieße mit zuckenden Mundwinkeln, wie Azad die Fassung verliert. Seine Lippen bewegen sich zögernder, seine Zunge zuckt zurück. Uns trennt nur ein Stück Stoff und ich bin bereit, auch diesen zu überwinden. Sein scharfes Einziehen der Luft sorgt für eine sofortige Reaktion in meinem Unterleib. Ich will es noch einmal hören. Ich will es immer wieder und wieder hören. Meine Gedanken verändern sich beim Wahrnehmen des schweren, warmen Schaftes in meinen Händen. "Avin", keucht er leise. Seine Lippen schweben über meinen. Ich liebe diesen hypnotisierten Blick. Ich will ihn immer wieder so erleben. Ich ziehe ihm die Hose weiter über die Hüften sowie seine Boxershorts, um mehr Platz zu haben. Es ist das erste Mal, dass ich einen Penis sehe, der nicht unter dem Mikroskop liegt. Es wirkt ein wenig surreal. Er ist so massiv. Nicht zu massig, aber eventuell zu viel für eine Jungfrau. Ich muss schmunzeln, als ich realisiere, dass nicht nur seine Lippen pink sind. Meine Nägel gleiten kreisend über seine Rippen, vor und zurück, arbeiten sich dadurch immer wieder ein Stückchen nach unten, um ihn zu necken. Seine breite Eichel glänzt schon vor Ungeduld. Ich will ihn. Ich will alles an ihm. Ich will diesen Mann mit Leib und Seele.

Meine Hand umschließt seinen Schaft, die andere lenkt seinen Kopf auf das Geschehen. Azad brummt rau, als mein Daumen die Flüssigkeit von seiner Eichel streicht und ich bewundere seine Geduld. Ich hätte an seiner Stelle schon längst die Kontrolle übernommen, aber daran sieht man, wie gut wir uns doch ergänzen. Meine Hand verlässt seinen Hinterkopf, hinterlässt einen stolzen Pfad an Gänsehaut auf seiner weichen Haut durch meine Nägel, die an ihrem Hauptziel ankommen und sich auf die Spitze legen, um sich sanft über seine gesamte Eichel auszubreiten. Ich werde durch ein tiefes Stöhnen belohnt. Zwischen meinen Beinen pocht es nur noch stärker, als er seine Hüften hervor reckt. Immer wieder gleiten meine Nägel sanft vor und zurück, mal kreisend, mal in Linien. "Avin", presst er hervor. "Geh auf die Knie", erwidere ich melodisch. Ich will sehen, wie er mich verehrt. "Verehre mich. Los." Meine Stimme ist ungewöhnlich hoch, aber so sinnlich schön. Es gefällt mir. Es erregt mich nur noch mehr. Ich trete einen Schritt zurück, lasse ihm die Zeit, sich komplett seiner Kleidung zu entledigen und erst jetzt höre ich, wie vernehmbar ich doch atme. Meine Augen können sich nicht von seinem breiten Körper losreißen. Die Tattoos, die Muskeln, die Narben ... die Narben, die ich vermehren will.

Ich genieße den Moment, in dem er vor mir auf die Knie geht, seine Hände dabei über meine freie Haut gleiten lässt. Ihr die Sehnsüchte abliest, sie durch seine Lippen verwöhnt. Meine Hand gleitet durch sein griffiges Haar, zieht sanft daran. Ein wenig ungeduldig, ein wenig neckend. Seine Hände gleiten zu meinem Steiß, um mir den Slip auszuziehen. Er zieht nur ein Bein aus dem Stoff, wahrscheinlich von einer mindestens genauso großen Ungeduld belegt wie ich. Mein Bein wird auf seine Schulter dirigiert und ehe ich mich versehe, spüre ich seinen warmen Mund an meiner empfindlichsten Stelle. Mein Körper beugt sich dem Gefühl, streckt sich entgegen, windet sich. Es ist ein so unbeschreibliches Gefühl und ich kann mich nicht beherrschen. Ich muss mich gegen seinen Mund bewegen. Ich giere zu sehr nach dem Gefühl der Lust. "Mehr, Azad, mehr!", presse ich hervor, drücke ihn nur fester an mich. Mein Körper wird von einer Lust gesteuert, die alles tolerieren würde. Jegliche Fantasien, die er hegt. Jegliche Handlungen. Bin ich in diesem Rausch, ist mir alles egal. Mir ist egal, wie hemmungslos ich stöhne. Mir ist es egal, dass ich seinen Kopf so lenke, wie es mir gefällt. Azad löst sich von mir. Seine Pupillen sind geweitet, die Lippen geschwollen, der Blick verrucht. Mir entkommt ein kleines Stöhnen, als er sich vor mir erhebt, mich überragt. "Ich würde so vieles mit dir anstellen", setzt er an. Ich weiß. Ich sehne mich danach. "Aber das ist nicht der richtige Zeitpunkt. Bist du dir sicher?" Ich nicke. Ich bin mir sicher.

Seine Augen wandern zu meinem BH und zurück zu meinen Augen, warten auf die Erlaubnis, mich vom letzten Stück Stoff zu befreien, den ich ihm selbst übergebe. Er betrachtet ihn eine Weile, als würde er ihn einstudieren. Nur fehlt mir die Geduld. Mein Körper pocht vor Erregung. Ich will nicht warten. Ich will ihn spüren. Und er lässt zu, wie ich ihn aufs Bett drücke, überrascht mich aber dann, als er mich in einer Drehung unter sich zieht. Ich habe seinen Körper noch nie so innig an meinem gespürt, egal wie oft wir uns umarmten. Ich bin jetzt schon atemlos. Mein Becken reckt sich vor, reibt sich schamlos gegen seine Erregung. Ich stöhne wollend und gierend auf, bei jedem Streifen seiner Wärme. Ich könnte allein deshalb schon kommen und je öfter ich es mache, desto stärker spüre ich es auch. Meine Oberschenkel spannen sich an. Meine Hände drücken sich so fest in meine Brüste, dass ich mich vom Schmerz bäume. Ich genieße es, wie Azad mich beobachtet, vollkommen beherrscht, während ich ihn benutze. Mein Stöhnen wird immer regelmäßiger, immer lauter. Ich spüre, wie sich meine Erregung zuspitzt und ich kann es nicht aufhalten und ich könnte Azad dafür töten, dass er sich zurückzieht.

"Warum?", flüstere ich viel zu atemlos. Azad antwortet mir nicht. Sein Blick gilt einzig und allein dem, was er zwischen meinen Beinen sieht. Völlige Erregung. Empfängnis. "Fühlst du dich bereit für mehr?" Ja. Ich nicke, winkele schon die Beine an, die sich plötzlich anspannen, je näher er mir kommt. Ich denke mir nichts dabei. Das passiert mir oft, wenn ich erregt bin, aber ... muss er seine Hände neben meinen Schläfen abstellen? Es ist plötzlich viel kälter hier. Ist das Fenster offen? Ich schaue dahin, sehe aber nichts durch die Gardinen. Als ich wieder zu ihm schaue, sehe ich, wie er sich langsam für das Eindringen vorbereitet und so erregend das Bild auch ist ... ich weiß nicht. Irgendetwas stimmt nicht. Ich will es. Ich will es unbedingt. Das legt sich sicherlich, wenn es weitergeht. "Avin?" Ich schaue hoch, direkt in seine besorgten Augen. Nein. Bitte nicht beenden. "Sicher, dass du bereit bist?" "Spürst du es denn nicht?" Ich spüre meine Feuchtigkeit sogar an meinen Oberschenkeln und zwischen meinen Backen. Das ist doch der ausschlaggebende Beweis. Nur kann ich nicht anders, als seine Hände weiter runterzuschieben. Ich will keine negativen Assoziationen haben und mich fürchten, er verletzt mich auf eine Weise, die ich nicht möchte. Sonst ist alles in Ordnung. Wieso schaut er so besorgt? "Schau nicht so. Mach." Sonst können wir das auch direkt beenden.

Aber dieser Mann schaut mich weiterhin unsicher an und mir reicht es! Ich ziehe seinen Kopf zu mir, gebe ihm einen Kuss, der ihn noch einmal klarmacht, dass ich es will. Mein Körper sehnt sich nach ihm. Meine Hände schmeicheln ihm. Ich spüre meine Feuchtigkeit an seinem Schaft, als ich ihn umschließe. Es wird nichts passieren. Alles ist in Ordnung. Es waren nur kleine Geister der Vergangenheit, aber nichts, was ihn als Gefahr ansieht. Und ich hoffe, dass dieser Kuss der Atemlosigkeit ihm genau das erklärt. "Mach, Azad", keuche ich. "Ich habe keine Geduld. Ich will dich." Schon wieder lasse ich meine Nägel über seine sensibelste Stelle gleiten. Das ist Azads Schwachstelle. Sein Blick wird träger, sein Kiefer angespannter. Ich verwöhne seine Spitze mit aller Liebe und Sorgfalt, um ihm all die Sorgen abzunehmen und mich damit nur noch weiter zu erregen. Es pocht immer unerträglicher. Ich werde immer feuchter. Der letzte Funken Geduld erlischt, als Azad stöhnend den Kopf in den Nacken legt. Ich will ihn. Jetzt. Meine Hände ziehen seine Hüften näher. So nah, dass sein Ansatz meinen Venushügel berührt. "Sag Bescheid, wenn ich dir wehtue." Ich nicke. Es ist so weit. Meine Sinne sind wieder klarer. Ich bin wacher, aufmerksamer, beobachte ihn bei jedem seiner Bewegungen. Ich nehme jeden Atemzug seinerseits wahr.

Aber als er sich dann zu mir hinunterbeugt ... ich kenne es doch schon von ihm. Wieso ziehe ich meine Schultern deshalb an? Wir waren uns doch so oft so nah. Wieso bahnt sich jetzt Angst in mir auf? Mein Gesicht verzieht sich angespannt, als er vielleicht wenige Zentimeter in mir ist. "Avin?" "Mach weiter", murmele ich. "Sowas dauert. Ich muss mich daran gewöhnen." Er kann nicht erwarten, dass ich direkt alles aufnehmen kann. Und er soll aufhören, mich so anzusehen! "Okay. Gib sofort Bescheid." Ich schließe meine Augen und atme tief durch. Ich muss mich entspannen. Es ist nicht das erste Mal, dass wir intim werden. Wieso mache ich mir ausgerechnet jetzt Gedanken? Wieso hört es nicht auf? Mein Gesicht verzieht sich wieder, als er weiter vordringt. Es tut weh. Es tut wirklich verdammt weh. Es zieht. "Avin, ich höre auf." "Nein." "Mach deine Augen auf." Das tue ich. Irgendetwas stimmt nicht mit mir. Ich bin mir selbst so dankbar, dass die Tränen sofort zurückwandern. Azad schaut mich schuldbewusst an. "Ich war zu schnell, oder?" "Nein", erwidere ich heiser. Ich bin einfach nur ... ich weiß es nicht. Scheiße, ich muss gegen die Tränen ankämpfen. Ich schaffe es zwar, aber mein lautes, angestrengtes Schlucken verrät mich.

"Avin." Seine Augenbrauen ziehen sich enttäuscht zusammen. Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid, aber ... ich weiß nicht. Plötzlich hatte ich so viele Gedanken und ich konnte mich nicht konzentrieren, aber ich war erregt und ich bin es immer noch und ich möchte eigentlich befriedigt werden, aber ich kann nicht. Ich habe Angst. Ich hasse mein Trauma. Ich hasse es, dass es mir mein Liebesleben zerstört. "Ich wollte das nicht", erwidere ich mit tränenden Augen. "Es ist nicht deine Schuld. Weine bitte nicht." Azad beugt sich vor, um mir einen Kuss auf die Stirn zu geben. "Ich ziehe mich langsam raus, ja? Sag, wenn du eine Pause brauchst." Ich nicke. Es geschieht so quälend langsam. Es zieht, es tut weh. Ich habe das Gefühl, dass er in mir stecken bleibt, so eng bin ich gerade. Es fühlt sich an, als würde gleich etwas reißen, so unangenehm hängt seine Eichel in meinem Eingang. Es liegt aber nicht an ihm. Aber wieso ausgerechnet jetzt? Wir hatten doch genug intime Momente. War das nicht genug? Reicht das Vorspiel nicht? Ich zucke zusammen, als er mich entlastet. Die Stille, die gerade im Raum wiegt, ist so unangenehm, dass ich fliehen möchte. Der Tag ist eine Katastrophe. Ich setze mich langsam auf, schniefe, als ich zur Seite schaue, um unter die Decke zu schlüpfen. "Kannst du das Licht ausschalten?", murmele ich. "Brauchst du etwas?" Ich verneine es kopfschüttelnd.

Als die Dunkelheit eintritt, atme ich erleichtert aus. Ich möchte kaum noch sprechen. "Darf ich mich dir nähern?" "Darfst du", flüstere ich. Ich fühle mich beschissen. Ich möchte gerade nichts Sehnlicheres, als gehalten zu werden und ich bin Azad so dankbar, dass er es tut. Ich ziehe seine breiten Unterarme hoch zu meinen Schultern, um mein Gesicht drin zu vergraben. "Was war deine Sorge? War es mit dem, was du davor gesehen hast, zu viel?" "Nein." Es ist mein Trauma, Azad. Es bedarf an sehr viel Zeit. "Ich habe immer noch negative Assoziationen." "Wie kann ich dir helfen?" "Ich weiß es nicht." Und ich hasse mich dafür. "Sicher, dass es nur daran liegt und nicht an dem Geschehenem gerade?" "Ja." "Soll ich mich nach geeigneten Therapien umschauen?" Ich verneine es. "Möchte es die Tage erst selbst verdauen und nachdenken." "Gut", erwidert er leise. Seine Lippen setzen einen sanften Kuss auf meine Schulter. "Aber es hatte ganz sicher nichts mit mir zu tun?" Ich verunsichere ihn. Und das tut mir leid. So sehr, dass ich gequält die Augen schließe. "Nein", erwidere ich brüchig. "Ich wollte es. Es kam so plötzlich, Azad. Ich hatte plötzlich Angst vor deinen Händen an meinem Gesicht." Daraufhin sagt er nichts mehr. Wir passen uns der Stille im Raum an. Nur ich bewege mich noch einmal. Ich möchte zu ihm gedreht einschlafen. Nicht mit dem Rücken zu ihm. An seiner Brust finde ich immer besondere Ruhe. Egal, was er auch getan hat und was er auch tun wird, ich fürchte mich niemals so sehr, wie ich durch meine Vergangenheit gelitten habe. Ich sehe die Unterschiede. Ich kann es rechtfertigen. Und das ist erschreckend. Faszinierend. Unergründlich und ergreifend. Das ist die Macht der Liebe.

Die Liebe erduldet das Unerduldbare.

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Das Kapitel war so, so anders geplant, aber es ging irgendwie nicht.

- Helo

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