Kapitel 48

Ich muss durchatmen. Ich muss mich beruhigen, aber ich kriege das Bild nicht aus dem Kopf, wie er mir hinterherrennt. Und seine Aussagen. Gott, wie wütend mich seine Aussagen jetzt schon wieder machen. In der halben Stunde, die ich hier auf dem Bett liege, gehen nur sie durch meinen Kopf, sobald ich das Gefühl habe, zur Ruhe zu kommen, nur um mich wieder in Rage zu bringen. Das Problem ist auch, dass ich noch nicht das Nachmittagsgebet verrichtet habe und es wirklich allerhöchste Zeit ist. Das Bad ist mit unserem Schlafzimmer verbunden, aber es ist besser, wenn wir gemeinsam beten ... ein Paar, das sich streitet, soll spätestens beim nächsten Gebet wieder zusammen sein. Aber ich bin dennoch sauer auf ihn. Ich will ihn gar nicht sehen. Das Gute ist, dass mich die Gebetswaschung ein wenig herunterkommen lässt. Jetzt stehe ich vor der Wahl: ohne ihn beten oder die Tür öffnen und schauen, wo er ist. Ein großer Teil in mir wehrt sich dagegen, zur Tür zu gehen. Ich bin noch zu verschreckt, um zu schauen, wo er ist. Er könnte direkt vor der Tür stehen und sich hineindrängen. Es bedarf drei Anläufe, aber dann schaffe ich es, die Tür aufzuschließen. Mein Herz setzt einen Moment vor Angst aus, aber er sitzt nur vor der Tür. Er steht nicht. Die Haltung ist gebeugt, selbst als er zu mir schaut. War ich zu hart? Habe ich ihn damit verletzt? Hat er verstanden, dass ich Angst hatte?

"Avin", setzt er rau an. Meine Brust fühlt sich bei seinem Anblick schwer an. Ich wollte das nicht. Ich wollte nur meine Ruhe und dass er mir nicht hinterherrennt und mir aufdrängt, mit einem Kiffer zu reden. Gott, das macht mich fertig. Habe ich ihm sehr wehgetan? Ich halte ihm zögernd meine Hände hin, als er sich langsam auf die Knie stellt. Seine Hände fühlen sich im Gegensatz zu meinen so warm an. "Avin, ich wollte dir nichts antun. Geht es dir gut? Hattest du Luftnot?" Ein bisschen, aber ich hatte mein Asthmaspray parat. Ich atme tief durch, fühle mich bei jedem besorgten Wimpernschlag seinerseits immer schuldiger. Ich verstehe, was sein Ziel war, aber er hat sich falsch ausgedrückt, als er eine Gegenleistung wollte, und das Argument mit dem Heiraten eines Mörders macht mich jetzt immer noch wütend. So wütend, dass ich mich doch ein wenig mehr aufraffe und mich räuspere. "Wir müssen beten." Er nickt, deutet bittend darum, ins Schlafzimmer treten zu können. In der Zwischenzeit, in der er seine Gebetswaschung nimmt, lege ich unsere Gebetsteppiche bereit und ziehe mir mein Gewand über. Ich merke während des Gebetes, dass ich unkonzentrierter bin. Immer wieder kommt mir seine Frage in den Sinn, wieso ich dann einen Mörder geheiratet habe, wenn es meinen Prinzipien widerspricht. Es macht mich wütend. So unbeschreiblich wütend, dass ich ihn am liebsten deshalb anschreien möchte.

Wie gewohnt beende ich das Gebet nach ihm. Dass er mich dabei beobachtet, stört mich heute. Ich weiß nicht, wie ich fühlen soll. Schaue ich in seine schuldbewussten Augen, fühle ich mich schlecht. Erinnere ich mich wieder an seine Aussage, werde ich wütend. Seine Hand greift nach meiner. "Avin, ich wollte dir nichts tun. Ich schwöre es bei Allah." Okay. Trotzdem bin ich reservierter. "Die Aussage mit dem Mörder war asozial und ekelerregend", erwidere ich kühl und er seufzt. "Du hast recht." Habe ich. Und trotz dessen, dass ich mir meiner Sachen bewusst bin, spüre ich, wie die vereisten Wege meines Herzes auftauen. "Verzeih mir. Ich war zu emotional. Das Thema bedeutet mir viel." Und schon wieder spüre ich, wie sich ein Hauch von Leben in die Wege meines Herzes schleicht. Ihn so nachgiebig vor mir sitzen zu sehen, meine Hand zu streicheln und zu drücken beeinflusst mich. "Ich kann dich nicht zwingen, mit Aras zu sprechen, aber es würde mich sehr freuen. Ich mochte eure Katz-und-Maus Spiele. Es tat dir gut. Meinst du nicht, dass mein Bruder trotz der unregelmäßigen Einnahmen doch einen Kontakt wert ist?" In mir sträubt sich so vieles dagegen. Ich möchte es einfach nicht, so nett Aras auch zu mir ist. Es ekelt mich an. Ich kriege das Bild nicht aus dem Kopf, wie er mit einem Joint irgendwo sitzt, die Luft mit dem Gestank verpestet und sich dieser ekelhafte Ausdruck auf sein Gesicht legt.

"Die Verbindung ist doch sowieso beschädigt jetzt." "Sag wer?", fragt Azad mit neuem Hoffnungsschimmer. "Ich habe ihn gemieden." "Das heißt nicht, dass er sich nicht freut, wenn er die Chance hat, mit dir zu sprechen. Er weiß nichts von deinem Trauma, Avin. Davon weiß niemand was. Er weiß nur, dass du so etwas nicht ausstehen kannst und meidet es jedes Mal, wenn die Wahrscheinlichkeit besteht, dass du dich auch nur im Umkreis von 100 Metern aufhältst." Es tut mir weh, dass seine hellen Augen danach flehen, seinem Zwillingsbruder eine Chance zu geben. Ich kann mich aber nicht einschätzen. Ich weiß nicht, wie es sein wird, wenn Aras wieder hier ist und wir miteinander reden. "Es war doch schön oder nicht?" War es. Es war wirklich schön. Ich mochte es, ihn zu ärgern, aber ... ich weiß nicht, wie ich mich dabei fühlen soll. Es kommt mir so vor, als würde ich mich selbst damit betrügen. "Ist nicht leicht", setze ich mit belegter, leiser Stimme an. Die Emotionen zerren an meinen Muskeln. "Ich verstehe es. Wir können ihn einladen und dann tastest du dich heran. Ist das okay?" Ich weiß es nicht. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Mein Stolz ist dagegen. Meine Erfahrungen sind dagegen, aber rein logisch betrachtet, mochte ich den Kiffer. Nur kam die Antipathie mit dem Wissen über sein Handeln. Ich seufze tief. "Vielleicht", antworte ich dann. Azads eisblauen Augen leuchten vor Freude. Es legt sich ein zartes Lächeln auf seinen Lippen.

"Ich bin trotzdem wütend." Nur weil ich doch ein wenig nachgebe, heißt es nicht, dass seine Aussage mich nicht irgendwie verletzt. Nein, nicht verletzt. Das ist das falsche Wort. Ich werde nicht verletzt. Ich werde enttäuscht. "Das verstehe ich." Schon wieder liegt dieser welpenähnliche Blick in seinen Augen. "Ich hätte es nicht sagen dürfen. Es sind zwei verschiedene Dinge. Du hast jedes Recht, wütend zu sein." Habe ich. Und das werde ich auch. "Räum den Einkauf ein." Seine Mundwinkel zucken belustigt. "Was gibt es da zu lachen?" "Gar nichts, Schneeflocke. Ich bin nur glücklich, wenn mich meine Ehefrau herumkommandiert." "Kannst dich daran gewöhnen." Nur will ich mich nicht daran gewöhnen, seinetwegen zu schmunzeln, wenn ich ernst bleiben muss! "Ich will gar nicht mehr loslassen", beteuert er lächelnd und erhebt sich. Wow, wie groß er doch ist. Das vergesse ich öfter als mir lieb ist. Dabei mag ich genau das. Groß, stramm, breit ... ich muss standhaft bleiben. Ich muss wütend bleiben! "Möchtest du etwas?" Seine Augenbraue hebt sich wissend. Sein Mundwinkel zuckt vielsagend. "Vergisst du Aussagen, die vor Sekunden getätigt wurden? Los, geh alles einräumen!" Ein Glück bleibt die Strenge in meiner Stimme. Ich verstehe es nicht. Sonst konnte ich monatelang wütend und nachtragend bleiben. Gerade hat sich etwas Schlimmes abgespielt. Ich hatte Angst und jetzt? Jetzt will ich das Gespräch gar nicht mehr beenden. "Was immer du dir wünschst, Schneeflocke." Azad senkt seine Lippen auf meine Stirn, drückt mich einmal an seine warme Brust.

Ich spüre die Wärme auf meinen Wangen, selbst dann, als er in den Flur geht. Das ging alles so schnell. Erst haben wir uns gestritten, dann hatte ich Angst und jetzt geht es uns wieder besser ... verrückt. Ist das normal? Sollte ich nicht weiterhin wütend bleiben? Ich weiß es nicht. Es ist schwer, wenn man einen reflektierten Mann an seiner Seite hat. Das beschäftigt mich so sehr, dass ich die ganze Zeit am selben Fleck mit verschränkten Armen stehen bleibe, bis er mit einer einzigen Tüte zurück ins Schlafzimmer tritt. "Ich habe mir eine Jeans gekauft. Willst du sie sehen?" Ich nicke, meine Augenbraue zuckt neugierig. Warum er so fröhlich grinst, weiß ich nicht. Es ist eine verwaschene, dunkelblaue Jeans. Nichts Besonderes. Nur ist es unfassbar niedlich, dass sich dieser Riese den Stoff an seine Hüften hält und hinabschaut. "Sieht gut aus, oder?" Gott, ich kann bei diesem Riesenbaby nicht wütend bleiben, so gern ich es auch möchte. "Muss sie angezogen sehen." Nicht schmunzeln. Nicht schmunzeln, Avin! Ich kämpfe wirklich mit meinen Mundwinkeln, muss meine Lippen spitzen, um nicht zu grinsen, während Azad sich sehr erfreut daran. "Was immer du dir wünschst, Schneeflocke." Die Jeans landet neben mir auf dem Bett. Ich setze mich dazu und schaue ziemlich genau hin, als er sich den Gürtel öffnet. Ich mag das. Es gefällt mir, vor allem, da er so schöne Hände hat. So viele Venen. So groß ... groß trifft wohl alles bei ihm. Ich senke sofort den Blick.

"Was ist los, Schneeflocke? Schüchtern?" "Zieh dir sofort die Jeans an." Oh mein Gott! Was hängt da in seinen Boxershorts für ein Brocken?! Im Leben lasse ich den nicht in mich hinein. Das kann er vergessen! "Aber gerade fühlt es sich so angenehm an. Erleichternd und weniger erdrückend." "Azad", knurre ich. Sobald ich blinzele, habe ich dieses 500 Gramm Stück, verpackt in weißer Baumwolle vor Augen! Seine raue Lache macht es nur noch schlimmer. "Hast du dir eigentlich ein Verhütungsmittel überlegt?" "Ich hatte es gerade vor Augen." Diese reiße ich angestrengt auf, ohne den Blick von meinen Oberschenkeln anzuheben. Der wird nirgends reinkommen. Im Leben nicht! "Warum denn? Findest du mich nicht attraktiv?" "Ich finde dich abstoßend." "Wir können anders stoßen." Das hat er nicht gesagt! Ich schaue ihn todernst an, aber dieser verspielte Mörder lacht sich lieber über seinen albernen Witz schlapp. "Zieh dich an!" Ich bewerfe ihn mit der Jeans. Ich will ihn kein einziges Mal mehr in Boxershorts sehen. Ich habe den Blick zwischen seine Beine immer gemieden, auch wenn ich ihn schon einmal berührt habe und heute habe ich den Entschluss gefasst, dass es dabeibleibt.

Ich werde endlich erlöst, als ich höre, wie der Reißverschluss geschlossen wird und ... ich bin unerwartet überrascht. Diese Jeans sitzen gut. Sehr gut. Unverschämt gut. Ein wenig zu gut. "Und?" Dass er jetzt sein weißes Hemd öffnet, macht alles noch viel schöner. Es sitzt perfekt an seinen Hüften. Es hebt die V-Linie nur noch weiter hervor. Das ist das schönste Paar Jeans, dass ich je an einem Mann gesehen habe. "Passt schon", murmele ich. Ausgerechnet jetzt kann ich meine Augen nicht von seinem Schritt nehmen. Es passt wie angegossen. Perfekt. Ich töte ihn, wenn er diese Jeans außerhalb des Hauses trägt. Und ich töte ihn ganz sicher, wenn er mir noch näherkommt. Er braucht mich gar nicht so selbstsicher anzusehen, als ich zu ihm aufschaue. Aus diesem Winkel wirken seine Muskeln nur noch größer. "Du siehst aus diesem Winkel besonders hübsch aus." In meinem Bauch flattert es durch diese Bemerkung. Ich lehne mich zurück, stütze mich an der Matratze ab, in der Hoffnung, so einen kühlen Kopf zu bewahren, selbst als er sich zu mir hinunterbeugt. Es ist unpassend, dass ich tief einatmen muss, als seine Lippen vor meinen schweben. Und noch unpassender ist es, dass ich das Pochen zwischen meinen Beinen spüre. "Ich habe dich vermisst." Ein Wort und eine komplette Reaktion an meinem ganzen Körper. Die Gänsehaut durch Aufrichtigkeit. Die Ernüchterung durch Aufrichtigkeit.

"Vermisst du mich manchmal?" Ich weiß es nicht. Vielleicht? Aber davon kommt nichts über meine Lippen. Es ist nur mein Körper, der langsam mehr und mehr zur Bettmitte rutscht. "Hast du mich vermisst, als uns die Tür trennte?" Azad beugt sich immer weiter zu mir hinab, bis mein Hinterkopf die Bettdecke berührt. Die Stimmung kippt. Das Gefühl, dass sich alles dreht, ist wieder da. Stärker als sonst. "Ich habe dich die Zeit hinter der Tür vermisst", raunt er. So rau, so nah, so warm. Von mir kommt kein Laut. Zu schwer wiegen die Worte auf meiner Brust, drücken mir jegliche Luft aus den Lungen. Ich kann nur aufnehmen, aber zu reagieren? Dafür sind die Worte zu schwer für mein unwissendes Herz. Azad nimmt mein Handgelenk in seine warme Hand, die er langsam zu seiner noch wärmeren Brust dirigiert. Genau da, wo sein Herz schlägt. Schnell. Sehr schnell. "Ich bereue meine Worte die ganze Zeit. Dein Schreien geht mir nicht aus dem Kopf und ich könnte wieder weinen, wenn ich daran denke, Avin." Wieder? Hat er ...? Nein, oder? "Ich tue dir nichts. Niemals. Mir war bewusst, dass du ein Trauma hast, aber dass selbst das Hinterherkommen reicht, um dich in Angst und Schrecken zu versetzen, hat mich noch stärker getroffen." Er macht eine Pause, atmet tief ein. Angestrengt. So, als müsste er sich beherrschen, nicht in Tränen auszubrechen. "Du machst mich verrückt. Das ist dir bewusst, oder?" Wenn ich ehrlich bin, nein. Tatsächlich nicht. Ich möchte das gar nicht so sehen, um nicht enttäuscht zu werden, aber bei dieser Aufrichtigkeit fange ich an, mich langsam ans Vertrauen heranzutasten.

Ich ziehe ihn in meine Arme. Der Tag hat an unseren Kräften gezerrt. Es kann sogar sein, dass er die Umarmung mehr als ich benötigt. Seine Hände halten mich fest an sich gedrückt, selbst als er uns umdreht und mich umschlingt. "Du bist kühler, auch wenn ich der Mörder bin. Ich schmelze unter deinen Blicken." Ist das nicht verrückt? Ein Mann, der schon mehrfach gemordet und gefoltert hat, sollte doch emotional abgestumpft sein. Stattdessen bin ich es. Ist es eine Ergänzung der Herzen? Paaren sich die Wege seines Herzes mit denen meiner? Ich weiß es nicht. So sollte es sein, wenn man ein Ehepaar ist. Aber ich zweifele immer noch an meinen Gefühlen. Ich weiß nicht, wo ich genau stehe. Ich mag ihn sehr - ganz offensichtlich. Fühle ich aber mehr? Ist es schon als Liebe zu definieren? Das weiß ich nicht. Wäre ich davor schon einmal verliebt gewesen, könnte ich diese Frage schon viel leichter beantworten, doch es ist und bleibt ein so unbekanntes, ungelöstes Mysterium für mich. "Ich weiß nicht, was ich noch tun kann, um dich davon zu überzeugen, mir voll und ganz zu vertrauen. Ich weiß, dass der Grund ein schwerwiegendes Trauma und eine belastende Kindheit ist, aber ich zweifele dennoch oft an mir. Tue ich nicht genug? Gebe ich dir zu wenig Aufmerksamkeit? Bin ich zu aufdringlich?" "Nein", murmele ich. Er ist nicht aufdringlich. In Leben der gewohnten Monotonie und des Alleinseins ist Azad das Gegenteil. Er ist belebend, aber niemals aufdringlich.

"Reiche ich dir?" Oh, Azad. Ich schließe bei dem kleinen, zweifelnden Unterton in seiner Stimme die Augen. "Stell nicht solche Fragen." Seine Arme schlingen sich nur noch fester um mich. "Ich denke zu oft dran. Niemals hätte ich es nur erahnen können, so verunsichert zu werden. Ich verunsichere andere, bis eine 1,64 Meter kleine Frau mich jeden Morgen zu früh aus dem Bett reißt." Das tut mir leid. Ich möchte ihn nicht verunsichern. "Sollen wir morgen ausgehen?", frage ich. "Nichts lieber als das. Ich weiß auch schon, wohin." Das ist schön. Wir sollten den restlichen Tag entspannt ausklingen lassen. Daher ziehe ich ihn hoch und bereite in der Küche einige Kleinigkeiten vor, die wir im Garten essen können. So ein Mocktail tut bei 24 Grad gut, vor allem mit Mandelsirup. Ich bemerke wieder, wie viel Körperkontakt Azad sucht und es tut mir unfassbar leid, jetzt, wo ich seine Gedanken kenne. Ich ziehe ihn hinter mich, lege seine Arme um meinen Rumpf, damit er mir beim Schneiden und Auspressen der Zitronen helfen kann. So ist es doch besser, oder? Mit seinem schönen Duft, seiner angenehmen Wärme und Stärke, die mich beschützt fühlen lässt. "Wie viele Zitronen brauchst du?" "Mach zwei ganze." Ich lasse ihn die Arbeit übernehmen, während ich in seinen Armen liege. Es ist ein harmonischer Moment, so chaotisch es auch vorhin war. Ich hoffe einfach nur, dass es nie wieder passiert.

Nachdem wir auch den Maracuja- und Orangensaft zum Zitronen- und Limettensaft geben und es mit Mandelsirup verfeinern, können wir zur Hollywoodschaukel mit unseren Snacks. Hier draußen herrscht eine wunderschöne Ruhe. Die Pflanzen um den See wirken heute besonders frisch. Ich sehe sogar eine Libelle über das Wasser fliegen. Azad nimmt mir die Schalen ab, hält mir dann seine Hand hin, als ich mich auf die Schaukel setzen möchte. Ich rutsche bis zum Rand der Schaukel auf, damit ich meinen Körper zu ihm wenden kann, als er dann meine Beine über seinen Schoß legt. Ich bin schon dabei meine Füße zu verstecken, als er wissend ein Kissen über sie legt. "Ich muss langsam wieder aus dem Home-Office raus." Verständlich. Er war ziemlich lang zu Hause. "Komme schon klar." "Das kann ich mir vorstellen, aber ich werde trotzdem Sorgen haben." Seine Hand fährt nachdenklich über mein Schienbein. "Es sind doch Sicherheitsmänner hier." "Ja", murmelt er. "Trotzdem mache ich mir Sorgen." So langsam mache auch ich mir Sorgen. "Ist etwas passiert?" "Nein." Okay ... das ist gut. "Aktuell gibt Sherzad Ruhe, aber man darf nie davon ausgehen, dass es dabeibleibt, solange kein offizieller Frieden herrscht. Wir kamen nicht auf einen Nenner, weil er den Fakt nicht akzeptieren will, dass ich verheiratet bin und das nicht mit seiner Tochter." Die nervige Schlampe schon wieder. Sollte sich der alte Bastard nicht um irgendwelche Vorsorgeuntersuchungen kümmern?

"Egal." Azad macht eine wegwerfende Bewegung. Sein Blick ruht weiterhin auf meinen Beinen. "Wenn es sein muss, töte ich ihn und seine Tochter." Oh ... jetzt heben sich meine Augenbrauen. "Ich dachte, du tust keiner Frau etwas?" "Tue ich auch nicht, aber wenn sie zur Bedrohung wird und meine Frau attackieren will, nutze ich alle Mittel, die mir zur Verfügung stehen." Seine Hand stoppt das Streicheln. Seine Augen wirken so leer, auch wenn er weiterhin auf meine Beine schaut. Es wirkt düster. "Und selbst wenn ich sie mit meinen Händen erwürgen muss." Seine Hand drückt sich um mein Schienbein. Ich erschaudere. "Aber du musst dir keine Sorgen machen. Dir wird niemals etwas passieren." Klar ... aber das wirkt gerade trotzdem zu brutal. Ich kriege Azad nicht aus meinem Kopf, wie er über Nazdar steht und sie zu Tode würgt. Ich hoffe einfach nur, dass es niemals dazu kommen muss. "Weißt du, was das Romantische daran ist?" Erst jetzt schaut er zu mir und erst jetzt sehe ich wieder die Wärme in seinen Augen, die mir das Gefühl des Wohlfühlens vermitteln. Mich verlässt das Gefühl nicht, dass es jetzt auch wärmer ist. "Was?" "Dass ich das schon immer tun wollte. Ich wollte schon immer eine Frau haben, für die ich alles tue. Ich will für sie töten. Ich will für sie opfern. Ich werde zu deinem Diener, wenn du es willst." Die Stimmung kippt. Man könnte es als abartig deklarieren, aber ich spüre eine seichte Woge der Erregung dadurch. Es gefällt mir. Es schmeichelt mir. Ich will das, so verwerflich es auch ist.

Spürt er es auch? Pocht es nur zwischen meinen Beinen? "Komm näher", summe ich höher als gewohnt. Meine Hüften wollen sich recken. Ich fühle mich plötzlich so hingezogen zu diesem Mann, dass ich schon nachdenklich deshalb wirke. Ich nehme mein rechtes Bein von seinem großen Schoß, um es hinter seinen Rücken zu legen, als er sich vorbeugt. "Näher." Ich will ihn ganz nah an mir haben, biege schon den Rücken durch, als ich seinen warmen Atem an meinem Hals spüre. "Wie nah möchtest du mich haben?", raunt er. Noch näher. So nah, dass ich keine Luft mehr kriege. Ich will all die Negativität des heutigen Tages vergessen, als ich meine Lippen auf seine presse. Hungrig, ungezähmt, dominierend. Ich umschließe seinen kantigen Unterkiefer in der Hoffnung, das Gefühl weiter zu intensivieren, welches sich als pochende Leidenschaft im ganzen Körper verteilt. Azad Hände umschließen meinen Rumpf und ziehen mich auf seinen Schoß. Die Wucht lässt die Schaukel rumpeln, aber in unserer Ekstase wirkt es wie ein kleiner Windstoß. Ich will mehr. Ich will alles vergessen und im Guten ausgehen lassen. "Sag mir, was ich mit dir anstelle", keuche ich gegen seine vollen Lippen. Je mehr ich davon höre, desto verrückter macht es mich. Ein Blick in seine eisblauen Augen reicht mir, um zu sehen, was ich mit ihm anstelle. Der Anblick seiner geweiteten Pupillen lässt meine Muskeln genüsslich auf seiner wachsenden Erektion kontrahieren.

Ich führe seine Hände unter mein Oberteil, direkt zu meinen Brüsten, während meine Hand über seinen Unterbauch fährt, das Zurückziehen genießt, auch als ich die Jeans aufknöpfe. Der Klang des Reißverschlusses erregt mich nur noch mehr jetzt. Er soll meine Brüste fester umgreifen. Ich will mehr. "Siehst du, was du mit mir anstellst?" Ich sehe es und doch bin ich unersättlich. "Gib dich mir hin", erwidere ich rauchig. "Mein Körper gehört dir." Ich kann nicht anders. Ich muss scharf die Luft einziehen. Und auch wenn seine Finger meiner Brustwarze einen ziehenden Schmerz zufügen, kommt die Reaktion durch seine Worte. Ich will mehr. Meine Lippen finden seine. Meine Hände umgreifen den schweren Schaft, den ich heute nie wieder sehen wollte. Ich kann nicht anders, ich muss ihn in den Händen halten und ich verfluche mich selbst dafür, dass ich eine Jeans anhabe. Ich ziehe den Schaft zitternd aus dem Stoff, kann einen kurzen Moment gar nicht glauben, was ich in meiner Hand halte. So erregt ich auch bin, bin ich noch klar genug im Kopf, um zu wissen, dass es zu Komplikationen kommen wird. Er ist nicht abnormal breit, aber er hat eine beträchtliche Größe und ordentliche Breite. Ich spüre anhand der Vene, wie stark er in meiner Hand pulsiert. "Wird es dir zu viel?" Ich verneine es kopfschüttelnd. "Wir können es beenden, wenn du möchtest." "Zieh mir die Hose aus." Azad wirkt wie neu erweckt, als er meinen Befehl hört. Ich stelle mich auf meine Knie, lege den Kopf zur Seite, als ich seinen Blick erwidere.

"Hier draußen? Sollte das erste Mal nicht-," "Du wirst mich nicht entjungfern. Zieh mir die Hose aus", befehle ich. Mein erstes Mal wird nicht auf einer Hollywoodschaukel stattfinden. Er wirkt immer noch verdutzt, aber immerhin bewegen sich seine Hände entsprechend. Mir gefällt das Gefühl, über ihm zu stehen. Es vermittelt mir das Gefühl der Macht. Wir kommen beim Abstreifen des Hosenbeins ins Straucheln, aber als dann das rechte Bein von Jeans und Slip befreit ist, lasse ich mich auf ihm nieder, genieße sein scharfes Einziehen der Luft und wie er mir genießend die Hüften entgegenreckt, als ich meine Scham gegen seinen pochenden Schaft bewege. "Willst du mich umbringen?", keucht er. Ich werde verrückt! Die blanke Gier, die lustvollen Augen, das kleine Stöhnen. Ich will mehr davon. Meine Nägel krallen sich in seine Wangen, als ich sein Kinn umschließe, ihn damit auffordere, mich anzusehen. Mein Herzschlag ist an jeder Ecke meines Körpers zu spüren und meine Hüften bewegen sich zu genau diesem Takt gegen seinen immer fester werdenden Schaft. Als ich dann auch noch die kleinen Geräusche höre, die durch meine Nässe entstehen, kann ich mir mein Stöhnen nicht unterdrücken. Azad legt sofort seine Hand auf meinen Mund. "Mach mich nicht verrückt!", presst er hervor. Ich kann nicht anders. Ich will mehr.

Meine Augen verdrehen sich vor Lust, als er seinen Kopf tief brummend in den Nacken legt. Meine Klitoris berührt immer wieder seine breite Spitze, gleitet gemächlich über sie und weiht sie ein. Sein kleines Zucken sorgt dafür, dass ich meine Nägel noch fester in seine Haut drücke. "Fester, Avin. Bring mich zum Bluten", knurrt er. Azad wirkt wie ausgewechselt. Seine Hände greifen schon fast animalisch nach meinen Hüften, um das Tempo zu beschleunigen. Ich darf die Kontrolle nicht verlieren, aber ... es fühlt sich so gut an. So viel besser. "Avin", presst er hervor. Das unterdrückte Stöhnen sagt mir, was gleich folgt. "Gleich?", keuche ich. Ich bin selbst kurz davor, aber ich muss mich im Griff halten. "Jeder ... jetzt." Und sofort beende ich es, so leid ich mir selbst damit auch tue und es wie wild zwischen meinen Beinen pocht. "Zieh mich wieder an." Azad ist verwirrt. Er versteht die Welt nicht mehr, als ich aufstehe und mein Oberteil richte. "A-, ..." Pure Fassungslosigkeit. Das war nur der Anfang. Er soll nicht denken, dass ich vergesse, was er mir in der Wanne angetan hat. "Zieh mir die Hose an", wiederhole ich mich noch strenger. Wahrscheinlich ist er derjenige, der gleich einmal inhalieren muss. Azad wirkt so überfordert, dass er nicht weiß, was er zuerst tun soll. Sich bedecken oder meinem Befehl nachgehen. Fast tut er mir schon leid, als er sich hinunterbeugt und meine Hüfte beim Anziehen küsst. Und als er mich dann mit großen Augen ansieht, will ich ihn am liebsten an mich drücken.

"Habe ich etwas falsch gemacht?" Gott, er kann zu süß sein. Selbst für jemand so nachtragendes wie mich. "Ja. Damals in der Wanne." Er versteht nicht, überlegt einen stummen Moment, bis ihm ein Licht aufgeht. "Du bist gnadenlos." "Hast du dir selbst zuzuschreiben." "Wahrlich, Schneeflocke. Ich hoffe auf Erbarmen." Kann er vergessen. Aber für den Moment schmunzele ich einfach nur und tätschele seinen Kopf. Ich muss mich schnell abkühlen, denn ich will mich am liebsten wieder auf ihn schmeißen. Azad packt sich wieder ein, lässt den Reißverschluss aber verständlicherweise offen. "Setz dich. Mich zu bestrafen muss anstrengend gewesen sein." Eine Hand zieht mich wieder auf die Schaukel, die andere reicht mir meinen Mocktail. "Aber unwohl hast du dich nicht gefühlt und deshalb auch abgebrochen, oder?" "Nein", antworte ich. "Mir gefällt es, über dir zu sein." Sehr. Zu sehr. Am liebsten würde ich mich auf sein Gesicht setzen, so sehr gefällt es mir. "Das können wir arrangieren", schmunzelt er. Und so klingen wir den Abend aus. Ich an seiner Brust, sprechend über Zukunft und Eigenschaften und vor allem das Aufeinandertreffen mit Aras. Es bereitet mir doch mehr Unwohlsein, als ich anfangs angenommen habe, diesen Schritt anzugehen. "Ich bin stolz, dass du diesen großen Schritt angehen möchtest." Mein Blick hebt sich zu seinem. "Ich weiß, wie schwer das für dich ist. Es ist eine Sache der Gewöhnung. Es macht mich glücklich, zu sehen, wie meine Frau und mein Zwillingsbruder harmonieren. Es gibt mir Zufriedenheit."

Zufriedenheit. Etwas, wonach ich mich ebenso sehne. Etwas, was mir zu lange verwehrt blieb, obwohl man meinen könnte, es wäre leicht zu erreichen. Wenn ich ehrlich bin, macht es mich ebenso zufrieden, mit seiner Familie zu harmonieren, auch wenn ich ohne auch zurechtkomme. Es ist wirklich schön, vor allem, wenn es so neu für einen ist. Als Dilnia die Geburtstagsfeier für mich geschmissen hat, habe ich so viel Leben und Freude sehen können. Nicht nur seinerseits der Familie. Auch meine Familie schien glücklich. Entlastet. Frei. Ich habe viel mit meinen Schwestern lachen können und immer, wenn sie hier sind, habe ich das Bedürfnis zu weinen. Ist das auch Zufriedenheit? Erleichterung? Es kann doch schön sein, eine Familie zu haben. Die Umstände bilden die Geschichte. Ich bin dennoch lieber allein. Wenn seine Familie zu Besuch ist, bin ich erleichtert, wenn es wieder ruhig im Haus ist. Azad hingegen würde sie am liebsten gar nicht gehen lassen. Verrückt, wie zwei unterschiedliche Charaktere doch so gut miteinander harmonieren können. Ich schmiege mich an seine Brust. Das ist auch ein Gefühl, wonach ich mich über Jahre sehnte, so sehr ich das männliche Geschlecht auch verabscheute: Das Gefühl, beschützt zu sein. Ich habe mich nie beschützt gefühlt. Mein Rücken fühlte sich nackt und kalt an, bei jedem Schritt, bei jeder Tat. Ich wollte nur jemanden, der mir den Rücken stärkt. Der meinen Rücken entlastet. Und jetzt habe ich ihn.

Die Person, die ihre schützenden Hände über meine kaputte Welt legt und heilt.

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